Q.U.B.E. 2 - Test, Logik & Kreativität, XboxOne, XboxOneX, Switch, PlayStation4Pro, PC, PlayStation4
Als Q.U.B.E. Ende 2011 erschien, war es nicht mehr als ein ambitionierter Ego-Puzzler, der sich auch als Hommage an das seinerzeit in dieser Hinsicht alles überstrahlende Portal 2 verstand. Während die Mechanik mit dem gezielten Einfärben bestimmter Würfel und damit der Möglichkeit, mit dem Abschnitt zu interagieren, um Richtung Ausgang zu gelangen, durchaus interessant war, blieb die Präsentation eher schwach. Eine Geschichte wurde nur angedeutet, bei der audiovisuellen Darstellung war nur die Kulisse mit ihrem klinisch-spröden Design interessant. Diese Mankos wurden immerhin mit dem so genannten Director’s Cut adressiert, der Mitte 2015 auch auf Konsolen erschien. Eine neue Story verband die mal clever konstruierten, dann wieder etwas zu stark auf Trial&Error oder extremes Timing beim Aktivieren der Würfel setzenden Rätsel. Zudem gab es einen neuen Soundtrack, während ein separater Punktzahl-Modus dafür sorgte, dass man sich auch nach dem Durchqueren der sieben Sektoren noch ab und an mit dem Puzzler beschäftigte.
Puzzle-Evolution
Logische Reduktion
Hinsichtlich der Rätsel bleibt es bei spartanischen sowie sehr leicht zu erlernenden Grundregeln. Amelia kann zwar springen, doch die dabei maximal erreichbare Höhe beträgt etwas mehr als einen der Standardwürfel, aus denen die meisten Abschnitte zusammengesetzt werden. Auch große Fallhöhen kann sie ohne nennenswerten Schaden überstehen. Mit ihren Handschuhen kann sie die weißen Flächen manipulieren und eine von drei Farben einsetzen sowie aktivieren. Färbt man sie blau, werden sie zu Sprungflächen oder Trampolinen. Aus roten Flächen kann man Säulen ausfahren. Entscheidet man sich für grün, kann man aus diesen Flächen einen Würfel „beschwören“. Die gelbe Treppenform bzw. das lila Drehen von Elementen gibt es nicht mehr. Doch mit dieser Reduktion hat sich Q.U.B.E. 2 einen Gefallen getan. Denn es gibt über etwa zwei Drittel der Spielzeit noch eine weitere, sehr wichtige Regel zu beachten: Man kann jede Farbe nur einmal pro Zimmer verwenden. Sprich: Färbt man ein zweites Feld grün, löst sich das erste auf – inklusive des eventuell darüber kreierten Würfels. Und damit wird eine sehr interessante Rätselbasis geschaffen, da man gezielt überlegen muss, welche Farbe man wo verwendet, um im Zusammenspiel mit der eigenen Position Hindernisse auf dem Weg zum jeweiligen Ausgang zu überwinden.
Um die Ecke gedacht
Elemente in den Abschnitten, die man über weitere Schalter oder ferngesteuerte Befehle aktivieren und dann entweder horizontal oder vertikal bewegen kann, sorgen für zusätzliche Herausforderung. Vor allem, wenn sie mit den über ein Gelenk beeinflussbaren Formen angewendet werden müssen. Magnete, deren Polarität man ändern darf, um Würfel oder Kugeln anzuziehen bzw. abzuschießen und weiterzuleiten, sind ebenso intelligent in sämtliche Puzzle-Funktionen integriert wie
gelegentliche Mega-Ventilatoren, die einem Auftrieb geben oder den Fortschritt bremsen. Dies wertet das je nach Länge der Blackout- bzw. Nachdenk- oder Probierphasen etwa sechseinhalb bis acht Stunden lange Puzzle-Erlebnis weiterhin auf. Sehr schön auch, dass man im Vergleich zum Vorgänger die Steuerung deutlich griffiger gestaltet hat. Sowohl die Einfärbung als auch die Aktivierung von Schalterelementen oder anderen Objekten in der Umgebung geht ohne Verzögerung vonstatten – was angesichts einiger zeitsensibler Umschalt-Anforderungen auch eine dringend notwendige Basis ist. Ebenfalls positiv fällt auf, dass man zwar unter dem Strich einem linearen Erzähl- bzw. Puzzlepfad folgt, man aber in einigen "übergeordneten" Räumen mehrere Türen mit dahinterliegenden Puzzleanforderungen hat, deren Reihenfolge man selbst bestimmt. Sprich: Kommt man in einem der "Nebenzimmer" nicht weiter, kann man sich einem anderen Bereich widmen. So wird gewährleistet, dass die Einbahnzimmer, aus denen es mangels Lösung kein Entkommen gibt, auf ein absolutes Minimum reduziert werden. Da kann man verzeihen, dass die Physik auf die Puzzles abgestimmt ist und die "richtigen" anstelle von "akkuraten" Ergebnissen liefert, solange man Schalter etc. in der richtigen Reihenfolge betätigt. Und auch, dass man Variationen bestimmter Puzzle-Mechaniken in den späteren Abschnitten verhältnismäßig schnell entschlüsselt. Denn dafür sorgen die Kombinationen für eine durchweg ansprechende Herausforderung.Fazit
Nach einer Welle an Ego-Puzzlern wurde es zuletzt still um diese Spielenische – seit The Witness gab es eigentlich keinen Nachschub mehr. Umso schöner, dass sich Q.U.B.E. 2 als potenter Vertreter seiner Art entpuppt. Nicht nur, weil sich das Team von Toxic Games genau angeschaut hat, wo die Stärken, aber auch Schwächen des Vorgängers bzw. des Director’s Cuts lagen und entsprechend darauf aufbaut. Sondern, weil in diesem Rahmen die Puzzle-Elemente einerseits entschlackt wurden, andererseits in ihrer Kombination und mit neuen Anforderungen versehen, ein von Anfang bis Ende unterhaltsames Rätsel-Erlebnis in Ego-Sicht bieten. Zumal die Geschichte interessant genug ist, um in Ruhephasen bei der Stange zu halten und gelegentlich interessante Fragen zu stellen, dafür aber die Figuren zu wenig Beachtung schenkt. Dennoch ist Q.U.B.E. 2 ein richtig gutes Rätselspiel.
Pro
- durchweg logische Puzzle-Anforderungen
- solide erzählerische Basis
- sehr gute englische Sprachausgabe
- die verschiedenen Puzzle-Elemente werden gut miteinander verknüpft
- einfaches Regelwerk
Kontra
- Geschichte gibt sehr wenig über die Figuren preis
- keine akkurate Physik
- bestimmte Puzzle-Elemente wiederholen sich und verlieren ihren Überraschungsfaktor
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