Simon the Sorcerer: 25th Anniversary Edition - Test, Adventure, PC

Simon the Sorcerer: 25th Anniversary Edition
17.04.2018, Benjamin Schmädig

Test: Simon the Sorcerer: 25th Anniversary Edition

Stümpferhaft "modernisiert"

Simon the Sorcerer, ein Klassiker der pixeligen Adventure-Schule. Alleine die verträumte Musik wirft mich mehr als 20 Jahre zurück – 25, um genau zu sein, denn die Anniversary Edition feiert genau dieses Jubiläum auf Steam und GOG. Ich habe nicht lange überlegt: Eine zart verschönerte Version mit leicht verbesserter Steuerung und dem Soundtrack zum Download? Klick! Doch fast noch schneller als der Kauf getätigt war, habe ich ihn wenig später schon bereut. Lasst bloß die Finger von dieser stümperhaften Umsetzung!

Ich wollte doch nur mal wieder durch diese vor modernen Anspielungen sprudelnde Fantasywelt staksen, dem fiesen Sordid eins auszuwischen und die amüsanten Unterhaltungen hören. Das Adventure hat nichts von seinem Charme verloren, ist immer noch herrlich albern und trainiert mit einigen seiner Rätsel geschickt die grauen Zellen. Grundsätzlich kann ich es daher jedem Möchtegern-Zauberer nur ans Herz legen.

Bevor man Harry Potter kannte...

Dummerweise hat dieses Grundsätzliche mit der Jubiläumsausgabe von MojoTouch aber nicht das Geringste zu tun! Denn was auch immer das Studio mit der 25th Anniversary Edition im Sinn hatte: Sollte es nicht das mutwillige Zerstören nostalgischer Erinnerungen gewesen sein, ging das Vorhaben gründlich in die Hose.

Sieht in Bewegung noch viel schlechter aus: die durch einen Filter verunstaltete Neuauflage.


Pixelmatsch

Das Schlimmste sind die Neuerungen, mit denen MojoTouch vermutlich den Pixel-Charme modernisieren wollte. Gute Idee: das so zu tun, wie es LucasArts und DoubleFine mit den ersten beiden Monkey-Island-Teilen sowie Day of the Tentacle und Full Throttle getan haben. Schlechte Idee: den extremsten Weichzeichner des Adventure-Emulators ScummVM als grafisches Update verkaufen. Denn das ist tatsächlich alles, was die Entwickler hier getan haben, und sieht so aus, als hätte ein dickflüssiges Gel die ursprünglichen Pixel so verschmiert, dass sie nur noch als breiige Masse erkennbar sind.

Zum Glück darf man den Filter jederzeit abschalten. Dummerweise behält das Spiel selbst dann das neue Breitbild bei, welches das ursprüngliche Format stark streckt. Das originalgetreue 4:3-Bild darf man leider nicht verwenden, sodass die 25th Anniversary Edition stets nur eine verzerrte Version der guten Erinnerungen darstellt.

Und damit nicht genug, denn MojoTouch hat auch die Benutzerführung „verbessert“ – durch einen überdimensionierten Farbfleck, der als etwa zehnmal größerer Mauscursor die Kulissen verdeckt und zu denen er stilistisch in etwa so gut passt wie Marios Mütze auf den Hintern eines Cyberdemon. Praktisch natürlich, dass dieser Designunfall das Angucken des gewählten

Und was ist mit Simon the Sorcerer 2?

Der hässliche Klick

Nun kann man auf die neue Nutzerführung verzichten, was auch die Symbolunfälle rückgängig macht. Doch zwei neue Icons am oberen Bildrand bleiben stets erhalten; sie dienen dazu sämtliche interaktiven Elemente anzuzeigen (gar nicht schlecht) sowie das grafisch wie aus einem anderen Spiel stammende Hauptmenü aufzurufen. Bricht man Dialogzeilen ab, wird die Aktion nicht zuletzt durch ein riesiges Vorspulsymbol in der Mitte des Bildes angezeigt – wunderschön!

Für den zweiten Teil gilt dasselbe wie für Simons erstes Abenteuer: Die Grafik wird auf dieselbe Art verunstaltet, das Adventure ist nicht im 4:3-Format spielbar und die neuen Menü-Elemente stören den Eindruck.

Während das Artbook neben dem Packshot drei weitere Grafiken enthält sowie das Logo des Titels, umfasst die 25th Anniversary Edition der Fortsetzung allerdings keinen Soundtrack.

Das Originalspiel ist aber auch hier enthalten.Objekts per Klick auf die rechte Maustaste ermöglicht. Weniger schön hingegen, dass das erst nach dem Klick zur Lupe werdende Symbol wild flackert.

Das einzige Neue, das dieser Neuauflage nicht schadet, ist der frisch arrangierte Soundtrack. Der reißt wahrlich keine Bäume aus, aber man kann ihn hören. Man darf ja auch hier zu den MT-32-, General-Midi und Adlib-Versionen der Musik wechseln. Und das bringt mich denn auch zur einzig echten guten Nachricht der Anniversary Edition: Sie enthält den ursprünglichen Soundtrack zum Download im verlustfreien FLAC-Format. Das ist natürlich lobenswert.

Hört mal!

Auch der neue, nach einem Update zum Glück abwählbare Cursor sowie die Hotspot-Symbole stören den Gesamteindruck.

Ähnlich lobenswert ist die Möglichkeit das Spiel in seiner ursprünglichen, bereits für Steam bzw. GOG optimierten Version herunterzuladen – was deshalb wichtig ist, weil diese Fassungen seit Veröffentlichung der Neuausgabe nicht mehr separat erhältlich sind. Über den Download kommt man also weiterhin in den Genuss des unveränderten Adventures im 4:3-Format ohne neumodische Menüelemente.

Aber halt, einen Fauxpas hat MojoTouch noch im Ärmel, und zwar in Form eines Artbooks. Coole Sache eigentlich; Konzeptzeichnungen gehen immer, auch als PDF. Manche aufwändig gemachten Kunstwerke geben einen tollen Einblick in das Entstehen und die Ideen hinter einem Spiel... Nur dass man im Fall von Simon the Sorcerer gerade mal den damaligen Packshot sowie eine zweite, ziemlich mittelprächtige Grafik erhält. Das versteht MojoTouch also unter „Artbook“.

Fazit

Könnt ihr euch an die spanische Rentnerin erinnern, die ein Jesusbild dermaßen laienhaft übermalte, dass der Sohn Gottes nicht mehr zu erkennen war? Daran erinnert mich das durch einen extremen Filter gequirlte Bild dieses Adventure-Klassikers. Es ist ja nicht nur der Filter, den man zum Glück abschalten darf. Es ist auch die Tatsache, dass man das ursprüngliche Bildformat nicht verwenden darf, dass hässliche Menüelemente über dem Bild liegen und dass einem gerade mal zwei Zeichnungen als Artbook verkauft werden. Ein derart unfähiger, respektloser Umgang mit einem Klassiker ist mir noch nicht untergekommen! Schön, dass man nicht nur den Soundtrack, sondern auch das Originalspiel zum Download erhält – die eigentliche 25th Anniversary Edition gleicht allerdings einem mutwilligen Zerstören von Erinnerungen, um das jeder Fan einen großen Bogen machen sollte.

Pro

  • Hotspot-Symbol zum schnellen Finden interaktiver Elemente
  • originales, unverändertes Spiel als Download (Legacy Edition)
  • enthält Soundtrack

Kontra

  • extremer Weichzeichner zerstört grafischen Stil
  • gestrecktes Breitbild ohne Angebot des ursprünglichen 4:3-Formats
  • hässlicher neuer, fetter Cursor sowie ebenso störende Hotspot-Icons (beides zum Glück abwählbar)
  • Hotspot
  • und Menü-Symbole direkt über dem Bild, großes Vorspul-Symbol direkt im Mittelpunkt
  • Artbook enthält genau zwei Bilder: damaligen Packshot und eine weitere Grafik

Wertung

PC

Diese Neuauflage hat Simon nicht verdient! Der Klassiker wird in keiner Form bereichert, sondern deutlich hässlicher und schlechter spielbar.

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