MX vs. ATV All Out - Test, Rennspiel, Switch, PlayStation4Pro, PC, XboxOneX, XboxOne, PlayStation4
Es ist eine Frage, die sich den Offroad-Fans nach den ersten Live-Eindrücken von MX vs ATV All Out unweigerlich stellen dürfte: Handelt es sich hier um ein Spiel von der 360, das mit Hilfe der Abwärtskompatibilität auf der Xbox One zum Laufen gebracht wurde? Schaut man sich die kargen Landschaften mit ihren grob aufgelösten Texturen an oder wird Zeuge, wie sich die erschreckend geringe Zeichentiefe immer wieder in störenden Pop-ups bemerkbar macht, fällt es schwer zu glauben, dass die Rainbow Studios das Spiel tatsächlich für die aktuelle Konsolengeneration entwickelt haben. Betrachtet man das alles in Bewegung, wird es noch schlimmer: Man bekommt das Gefühl, als würde man versuchen, ein 360-Spiel auf der ursprünglichen Xbox zum Laufen zu bringen! Im Idealfall ist die Bildrate trotz des exzessiven Tearings schwankend, aber mit einem zugedrückten Auge noch halbwegs erträglich. Im schlimmsten Fall geht die Darstellung abhängig vom Schauplatz und der Anzahl an Vehikel auf dem Bildschirm aber dermaßen in die Knie, dass man die Bilder fast schon einzeln zählen und überhaupt kein Gefühl mehr für Fahrverhalten oder Steuerung entwickeln kann (Stichwort: Dove Point). In diesen Momenten ist MX vs ATV All Out auf der Xbox komplett unspielbar! Wie kann man bei Nordic Games überhaupt auf die bescheuerte Idee kommen, etwas in diesem katastrophalen technischen Zustand durchzuwinken und allen Ernstes zu veröffentlichen? Schaut man sich MX vs ATV Reflex aus dem Jahr 2010 (!) an, dann sieht es nicht unbedingt schlechter aus, läuft aber deutlich runder.
Was zum Teufel hat die Rainbow Studios da bloß geritten, solch einen Unsinn mit der eigentlich recht potenten Unreal Engine zu veranstalten?Zeit-Paradoxon
Die miserable Technik ist auch deshalb so bedauerlich, weil im Kern immer noch ein ordentliches Offroad-Paket steckt. Es warten zahlreiche Serien in Disziplinen wie Supercross in Stadien, National-Events in der Natur, Opencross und das Abklappern von Checkpunkten beim freien Rasen durch die offene Welt. Im Freestyle-Modus zeigt man außerdem bei waghalsigen Sprüngen furiose Tricks und treibt den Kombozähler nach oben. Hinzu kommt ein großes Areal, in dem man sich beim freien Fahren austoben und Tutorials absolvieren darf, bei denen es allerdings schwer fällt, sich gleichzeitig auf die Strecke und die eingeblendeten Hinweis-Texte zu konzentrieren. Der Umfang der Veranstaltungen hinsichtlich Rundenanzahl lässt sich nach Wunsch anpassen und wer mag, kann optional auch eine Qualifikation für die optimale Startposition absolvieren. Selbstverständlich darf man sich mit bis zu 16 Teilnehmern in sämtlichen Disziplinen auch auf Online-Pisten austoben. Sogar an lokale Mehrspieler-Duelle am geteilten Bildschirm mit optionaler KI-Unterstützung wurde gedacht, obwohl die schwache Technik den Spielspaß auch hier zu oft ausbremst.
Solides Offroad-Paket
Der Schlüssel zum Erfolg liegt einmal mehr darin, den richtigen Rhythmus auf den holprigen Pisten zu finden und die Vorspannung effektiv einzusetzen, um den optimalen Schwung mit in die Sprünge zu nehmen, deren Flugbahnen man mit Whips und Scrubs beeinflussen kann. Zudem werden Fahrer und Vehikel weiterhin getrennt über die beiden Analogsticks gesteuert, so dass man sich z.B. mit dem Körper in Kurven lehnen oder ein Gegengewicht schaffen kann. Die Fahrphysik ist solide wie eh und je, tendiert aber eher zu einer arcadigen Zugänglichkeit als zu einer anspruchsvollen Simulation. Dazu passt es auch, dass die Kollisionsabfrage im Gerangel mit der extrem rempelfreudigen KI oft etwas seltsam anmutet und bei manchen Objekten, darunter große Teilen der Streckenbegrenzung oder manche Bäume, überhaupt nicht greift. Prima ist allerdings, dass man nicht nur den eigenen Fahrer, sondern auch die KI-Piloten individuell ausstatten darf. Das ändert nur leider nichts an ihrer schlimmen Fahrweise, die hin und wieder nicht nur in dummen Unfällen, sondern in regelrechten
Kamikaze-Aktionen der Akteure endet. Schon bei Start fragt man sich, warum die Idioten umgehend die Richtung wechseln und den Kontakt zum Nebenmann suchen.Rhythmus im Blut?
Immerhin: Auch wenn die vielen Rempeleien oft nervig sind und mich als Spieler nicht selten aus der Bahn geworfen haben, stürzt man selbst bei harten Zweikämpfen relativ selten, sondern landet eher nach misslungenen Sprüngen mit dem Gesicht im Dreck. Hinzu kommt, dass auch bei kleinen Ausflügen abseits der Piste nicht umgehend die rote Karte gezückt und ein automatisches Rücksetzen eingeleitet wird. Stattdessen werden gewisse Freiheiten gewährt und nach Stürzen oder einem falschen Abbiegen kann man sich auch schnell auf Knopfdruck auf die Piste zurücksetzen lassen. Ärgerlich dagegen, dass die Balance des Schwierigkeitsgrades ähnlich schwankt wie die Bildrate: In manchen Rennen fährt man locker einen Abstand von 30 oder mehr Sekunden heraus, während in anderen die Chancen auf einen Sieg oder vordere Plätze plötzlich kaum möglich erscheinen.
Dynamische Oberflächen-Deformation
Fazit
Oh weh, was ist nur aus MX vs ATV geworden? Im Kern steckt zwar immer noch eine ordentliche Fahrphysik und vom Duell zwischen Quads und Motocross-Maschinen geht immer noch ein gewisser Reiz aus. Aber es scheint so, als ob man bei den Rainbow Studios irgendwo in der letzten Konsolengeneration stecken geblieben wäre und sich dabei weder inhaltlich noch technisch weiterentwickelt hat. Während man auf der PS4 Pro die arg schwankende Bildrate in Kombination mit der angestaubten Kulisse noch halbwegs verschmerzen kann, macht die unterirdische Darstellung auf der Xbox One mit ihren massiven Bildraten-Einbrüchen die Rennen teilweise sogar unspielbar! Wie kann man nur auf die bescheuerte Idee kommen, ein Spiel in einem derart katastrophalen technischen Zustand zu veröffentlichen? Wer eine der leistungsfähigeren Varianten der beiden Konsolen sein Eigen nennt und unbedingt nochmal seine Offroad-Erlebnisse aus vergangenen Tagen auffrischen will, kann trotz schmerzhaften Macken bei der KI und der schwachen Präsentation einen Blick riskieren. Ansonsten kann man vor dieser altbackenen Zeitreise mit ihren unfassbaren Performance-Problemen aber nur eindringlich warnen und vom Kauf abraten!
Pro
- nette Auswahl an Offroad-Vehikeln
- ordentliche Fahrphysik
- Fahrer und Gefährt lassen sich getrennt kontrollieren
- deformierbare Streckenoberflächen
- vier Event-Serien
- Tuning-Optionen
- zahlreiche Anpassungsmöglichkeiten
- Rennen am geteilten Bildschirm möglich
- guter Lizenz-Soundtrack
- Online-Events für bis zu 16 Teilnehmer
Kontra
- keine lizenzierten Modelle
- stark schwankende Bildrate (PS4 Pro)
- mitunter katastrophale Bildrate (Xbox One)
- enorm angestaubte Kulisse
- massives Tearing (vor allem Xbox One)
- lange Ladezeiten (Xbox One)
- keine HDR-Unterstützung (Xbox One)
- schlechte Soundabmischung (Spielerfahrzug zu leise)
- z.T. deutlich schwankende Balance
- KI mit Kamikaze-Aktionen
- merkwürdige und fehlerhafte Kollisionsabfrage
- diverse Bugs (z.B. Zuschauer in der Luft, Fahrer-Darstellung in Menüs)
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Lizenzierte MX-Motorräder sind jeweils kostenpflichtige DLCs für knapp drei Euro.
- Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
- Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.