Football Manager Touch 2018 - Test, Sport, Switch
Nicht erst seit der Demission des deutschen Fussball Managers aus dem Hause Bright Future steht der britische Football Manager von Sports Interactive bei Couchtrainern und Sofazockern hoch im Kurs. Was das Team um Miles Jacobson alljährlich im Herbst vom Stapel lässt, ist nicht nur ein Zeitkiller sondergleichen, sondern hat sich mit seinem Umfang und seinem Realismus einen Platz vor allem in der britischen Popkultur erarbeitet. Zwar schneidet man wie zahlreiche andere Spiele mit einem Jahresturnus mitunter zu wenig der alten Zöpfe ab. Doch unter dem Strich liefert der Football Manager Jahr für Jahr ab. Und seit einigen Ausgaben bekommen die PC-Spieler auch gratis die Touch-Variante mitgeliefert. Diese wurde, wie der Name milde suggeriert, in erster Linie für Geräte mit Berührungsbildschirmen konzipiert und ist inhaltlich eine stark gestutzte Version. Hier ging es Sports Interactive um eine optimierte, schneller spielbare Erfahrung, die sich auf die Kernaufgaben des Trainers konzentriert.
Touch vs. vollwertiger Manager
Beinahe so wie früher
Hat man schließlich seine erste Mannschaft und die Ersatzspieler definiert, ihnen eine Aufstellung verpasst sowie ggf. Feineinstellungen bei der allgemeinen Ausrichtung sowie für die Interpretation einzelnen Positionen mit auf den Weg gegeben, geht es auf das Spielfeld. Je nachdem, wie viel Zeit man hat, kann man sich bei der überzeugenden Berechnung nur auf die Anzeige von Schlüsselszenen konzentrieren, sich erweiterte Ausschnitte anschauen oder auch das ganze Spiel verfolgen – das alles in der Kameraperspektive seiner Wahl bis hin zur klassischen Draufsicht. Doch auch, wenn man sich nur für Schlüssel- oder erweiterte Szenen entscheidet, wird durch man durch Symboleinblendungen, Textfragmente und ständig auf den neuesten Stand gebrachte Statistiken über die Leistung der Teams auf dem Laufenden gehalten. Basierend auf der Engine, die auch in der ausgewachsenen Variante zum Einsatz kommt, bleibt es allerdings dabei, dass sich mitunter in bestimmten Kameraeinstellungen oder Animationsphasen ein nicht immer realistisches Bild ergibt. Das betrifft jedoch nur die Darstellung. An der im Hintergrund laufenden Berechnung hatte ich bei keinem Spiel einen Zweifel. Denn für den Fall, dass
man entweder in einer selbst initiierten Pause oder während das Spiel läuft taktische Änderungen vornimmt, werden diese auch auf dem Spielfeld umgesetzt und zeigen Wirkung – sowohl positiv wie negativ.Überzeugende Berechnung, mitunter krude Darstellung
Denn natürlich habe ich wie in den letzten Jahren am PC auch auf Switch erneut versucht, den Abstieg des HSV zu verhindern. Es ging gut los: Zwei Siege zu Beginn der Saison. Danach begann eine Phase, an der ich trotz meiner langjährigen Erfahrung mit dem Football Manager an der Mannschaft verzweifelte. Nicht nur, dass ich eine Niederlagenserie hinnehmen musste. Auch das Verhalten auf dem Platz gab Grund zur Sorge. Dass man dem FC Bayern nahezu chancenlos mit einem Torschussverhältnis von 35:7 die drei Punkte überlässt, kann ich noch akzeptieren. Doch dass gegen andere Mannschaften trotz teilweiser Überlegenheit keine Punkte eingefahren und nur wenige Tore geschossen wurden, machte mich nachdenklich – auch wenn es auf erschreckende Weise die Realität des HSV in dieser Saison widerspiegelte. Es war egal, für welche Darstellungsform ich mich entschied und welche Schritte ich ergriff: Die Relegation war nicht zu verhindern. Und damit war ich vermutlich dennoch erfolgreicher als das Trainer-Trio, das die Rothosen dieses Jahr betreute. Langer Rede, kurzer Sinn: Mit anderen Mannschaften konnte ich ähnlich realistische Ergebnisse beobachten, die neben den diversen Kleinigkeiten auf dem Platz wie falschen Abseitsentscheidungen (hier gibt es glücklicherweise noch keinen Videoschiedsrichter) oder sonstigen Schiedsrichterfehlleistungen (die auch mal zu meinen Gunsten ausfielen) dafür sorgten, die Immersion hochzuhalten. Schade ist allerdings, dass man im gedockten Zustand mit merkwürdigen Bildratenproblemen zu kämpfen hat, die einem das Zuschauen verleiden können.
Fazit
Für viele Fans des erst mit der Herbstausgabe dieses Jahres auch offiziell in Deutschland erhältlichen Football Managers ist die auf das Wesentliche reduzierte Touch-Version interessanter als der große Bruder. Mit dem reinen Fokus auf Teamzusammenstellung und Taktik-Optimierung erinnert die Trainer-Simulation inhaltlich an die „gute alte Zeit“, bevor man als Spieler vom Umfang und den Möglichkeiten der aktuellen Versionen erschlagen wurde. Und dieser Kern schafft es auch auf Switch, Spannung und Emotionen zu erzeugen, von denen der Fußball lebt und über die er sich definiert. Dennoch vermisse ich die Gespräche mit Spielern, die Interviews und andere Interaktionen, die sich auf die Team-Chemie auswirken. Da hier zudem die Trainingsmöglichkeiten eingeschränkt sind und keine effektive Nachwuchsarbeit möglich ist, fehlen mir wesentliche Bausteine, um die komplette Identifikation mit dem Team sowie einzelnen Spielern zu bekommen. Wo sich der Football Manager Touch schadlos hält, ist die überzeugende Match-Berechnung, deren 3D-Darstellung man hinsichtlich des Umfangs an seine zur Verfügung stehende Zeit anpassen kann. Wie bei der ausgewachsenen Variante am PC sind zwar nicht alle Animationen astrein, dennoch wird das Geschehen auf dem Platz überzeugend dargestellt. Schön auch, dass die kurzfristigen Taktik-Änderungen, die man während der Matches vornimmt, sofort umgesetzt werden und sich auch auf dem Platz zeigen. Weniger schön ist allerdings, dass die Match-Darstellung im gedockten Modus unsauber ist und mit Bildratenproblemen kämpft. Doch dessen ungeachtet und vor allem, wenn man sich mobil als Trainer betätigt, zieht einen der Football Manager Touch 2018 beinahe so stark in den Bann wie das Komplettpaket, dem er entspringt.
Pro
- diverse lizenzierte und nicht-lizenzierte Ligen
- überzeugende Ergebnis-Berechnung
- zahlreiche Match-Kameras bis hin zur klassischen Ansicht
- enorme taktische Möglichkeiten
- ordentliche Steuerung über Touchscreen
- es lassen sich differenzierte Match-Pläne erstellen, die vom Co-Trainer umgesetzt werden
- Ad-hoc-Änderungen wirken sich umgehend aufs Spiel aus und sind auf dem Platz zu erkennen
- umfangreiche Statistiken
- Daten nicht hochaktuell
- gutes Zusammenspiel der reduzierten Mechaniken
Kontra
- Match-Darstellung könnte filigraner sein
- Team-Chemie spielt keine Rolle
- gelegentlich frickeliges Mikro-Management
- kein langfristiges Training einstellbar, sondern nur wochenweise
- Gesprächs-Optionen auf ein absolutes Minimum in Krisensituationen reduziert
- keine Ansprachen vor oder nach dem Match bzw. in Pausen
- im Dock mit Bildratenproblemen
Echtgeldtransaktionen
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- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.