Death Road to Canada - Test, Arcade-Action, PlayStation4, PC, XboxOne, Switch

Death Road to Canada
09.05.2018, Mathias Oertel

Test: Death Road to Canada

Zufällige Überlebens-Reise

In der Zombie-Apokalypse gibt es nur ein Ziel: Von Florida in das zombiefreie Kanada zu gelangen – egal wie. Mit Elementen aus dem Text-Adventure, Ressourcen-Management, Entscheidungen, Konsequenzen, Echtzeit-Kampf, Gebiets-Erforschung, Roadmovie und permanentem Figurentod möchte Death Road to Canada viele Zutaten vermengen. Ob daraus ein schmackhafter Überlebens-Eintopf wird, klären wir im Test.

Wieso die USA von einer Zombie-Apocalypse heimgesucht werden, ist unklar. Wichtig ist nur, dass man mit den zwei Figuren, die einem zu Beginn zur Verfügung stehen (weitere können im Laufe der Reise dazustoßen) irgendwie über die kanadische Grenze ins vermeintlich gelobte Land kommt. Und das ist bei diesem zufällig generierten Überlebens-Abenteuer schwer. Man muss auf seine Nahrungsmittelvorräte und medizinische Hilfsmittel achten. Benzin für das Fahrzeug, mit dem man die Meilen frisst, ist ebenfalls nötig. Und neben der physischen muss man auch die psychische Gesundheit im Auge behalten. Während man im Auto sitzt und die Meilen vorbeifliegen, unterhalten sich die zufällig generierten Flüchtenden über Gott und die Welt und geben so etwas von ihrer Persönlichkeit oder ihren Fähigkeiten preis, die sich über ein breites Spektrum erstrecken. Wer will, kann in einem an das 8-Bit-Retrodesign angepassten, eher rudimentären Editor versuchen, Figuren zu erstellen, sie vielleicht sogar an Freunde, Familie oder Bekannte anzulehnen und ihnen eigenhändig Fähigkeiten sowie positive und negative Eigenschaften zu verpassen.

Überleben ist alles

In den Actionsequenzen geht es gegen mitunter hunderte Pixel-Zombies zur Sache.
Waffennarren, psychotische Energiebündel, Nahkampf-Spezialisten, Nachwuchs-Mediziner mit geringer Fitness: Vieles ist möglich und wirkt sich nachhaltig auf das Spielerlebnis aus. Denn an bestimmten Situationen wird man nicht nur mit textuellen Entscheidungen konfrontiert, sondern muss auch die Sicherheit des Autos verlassen, um sich auf überschaubaren Karten um Ressourcen-Nachschub zu kümmern, während man die allgegenwärtigen Zombies entweder bekämpft, ihnen Hindernisse in den Weg stellt oder versucht, ihnen auszuweichen. Letzteres erweist sich nicht nur auf Grund des ständigen Munitionsmangels oder der Bruchgefahr bei Nahkampfwaffen als probates Überlebensmittel. Einzeln sind die Untoten ohnehin keine ernst zu nehmende Bedrohung. Doch sobald man in die Ecke gedrängt wird oder die Lage unterschätzt, muss man sich schneller sowie dauerhaft von den Figuren verabschieden, als einem lieb ist. Immerhin: Während die Zombies mit dem Kadaver beschäftigt sind, haben die restlichen Überlebenden eine temporär erhöhte Entkommens-Chance – nachdem man den neuen Anführer festgelegt hat, der vom Spieler gesteuert wird. Es sei denn, man scheitert, weil man in einem weiteren Anflug von Selbstüberschätzung dachte, die Zeit reicht, um noch ein paar Liter Benzin aus dem Tank abzuzapfen.

Viele Begegnungen und Ereignisse werden über Texte erzählt.
Obwohl die Kämpfe sehr simpel gestrickt wurden, kann es auch hier zu intensiven Situationen kommen. Basierend auf den Figurenwerten sowie der Ausrüstung erschöpfen die Charaktere schneller, wenn man zu hektisch die Waffe schwingt. Dass es bei einem schweren Vorschlaghammer oder einer Sense noch schneller zu Erschöpfung kommt, versteht sich von selbst. Daher werden Knopfhämmerer eher früher als später zu Zombiefutter. Wer bei den Ausflügen nicht das Zeitliche segnen möchte, muss vorausschauend kämpfen. Und selbst dann wird es immer wieder zu Panik-Situationen kommen, wenn nach einem Schlag die Schaufel oder der Baseballschläger zersplittert. Oder wenn man den Munitionsvorrat überschätzt und die Schrotflinte statt einem mächtigen, den Gegner zerschmetternden Geschosshagel nur ein müdes „Klick“ von sich gibt. Glücklicherweise reagiert die KI recht gut und hilft einem, solche Krisen zu überstehen, wobei sie auch nur selten zum Aggressor wird und so die gesamte Gruppe in Gefahr bringt. Eine Variante der Ausflüge sind die Belagerungen, die man sowohl in freier Wildbahn als auch in Gebäuden wie z.B. einem Supermarkt erlebt: Hier muss man einen bestimmten Zeitraum überleben, während eine nicht enden wollende Zombiewelle auf einen zurollt.

Simple Action, spannender Überlebenskampf

Der Weg nach Kanada ist von Fehlversuchen geprägt.
Überhaupt ist man nie vor Überraschungen gefeit. Angriffe durch Banditen. Reisen per Pedes, da einem das Benzin ausgegangen ist. Konfrontationen mit anderen Überlebenden, die sowohl positive als auch negative Auswirkungen nach sich ziehen können – wie z.B. Verletzungen oder Tode innerhalb der Gruppe. Vieles davon wird als durchaus spannendes textuelles Adventure dargestellt, auf das man mit Entscheidungen Einfluss nehmen kann. Doch die Zufälligkeit, die für das Überraschungsmoment und die daraus entstehende Spannung sorgt, hat auch Nachteile. Wie bei vielen Spielen dieser Art ist zum einen eine gewisse Beliebigkeit festzustellen, da es nur eine endliche Anzahl von Elementen gibt, die kombiniert werden. Dann wiederum erkennt man bestimmte Situationen wieder, bei denen nur Begrifflichkeiten ausgetauscht wurden. Und es stellt sich irgendwann auch eine gewisse Routine ein, da man beim x-ten Anlauf (und dem x-ten Scheitern) sich wiederholende Ereignisse zu sehen bekommt. Mit Varianten im Spielmodus wie z.B. verkürzten oder verlängerten Wegen oder einer erhöhten Frequenz von Figuren mit besonderen Fähigkeiten wird versucht, Abwechslung zu schaffen. Gleiches gilt für zusätzliche Eigenschaften und Boni, die freigeschaltet werden können und sich auf die Mechanik auswirken. Die grundsätzliche Problematik der sich auf Dauer erschöpfenden Inhalte bleibt allerdings erhalten. Immerhin werden sie durch einen ungewöhnlich schmissigen, beinahe schon fröhlichen Soundtrack ergänzt, der als erstaunlich gut funktionierender Kontrapunkt zu den ansonsten düster-hoffnungslosen Inhalten fungiert, die man auch zu zweit kooperativ auf dem Sofa erleben darf.

Fazit

Als Überlebenskampf, der geschickt Elemente des Text-Adventures (samt Entscheidungen und Konseqeuenzen), Echtzeit-Action und Ressourcen-Management verknüpft, entfacht Death Road to Canada schnell seinen Reiz. Die eher zweckmäßige Retro-Kulisse der zufällig generierten Ereignisse und Abschnitte ist allerdings einen Tick zu grobschlächtig, um über einen längeren Zeitraum charmant zu wirken. Zudem wird das mit Dauertod angereicherte Zombie-Roadmovie bereits mittelfristig ein Opfer der Zufalls-Generierung. Sowohl Abschnitte als auch Situationen wiederholen sich, berauben sich dadurch ihrer Überraschung sowie des Spannungsmomentes  und retten sich nur über die Auswirkungen der Figurenwerte. Es macht einen großen Unterschied, ob man mit einem fitten Karateka gegen die Untoten-Horden antritt oder mit einem übergewichtigen psychotischen Waffennarren. Dank des recht hohen Anforderungsprofils bzw. der Gnadenlosigkeit in der Apokalypse wird einem das Überleben schwer gemacht, so dass einem die erste Ankunft in Kanada das Gefühl gibt, wirklich etwas erreicht zu haben. Danach stolpert die Motivation allerdings ein wenig, was jedoch durch die Option aufgefangen wird, kooperativ spielen zu können.

Pro

  • Retro-Kulisse...
  • ungewöhnlich gut gelaunter Soundtrack
  • interessante Mischung aus Überlebenskampf, Textadventure und Ressourcenpflege
  • gnadenloser Dauertod
  • zufällig generierte Inhalte sorgen für Überraschung und Spannung
  • Entscheidungen und Konsequenzen
  • kooperativ spielbar

Kontra

  • ... die allerdings mit ihrer Grobschlächtigkeit zu schnell ihren Charme verliert
  • zufällig generierte Inhalte wiederholen sich zu schnell (sowohl visuell als auch mechanisch)

Wertung

PlayStation4

Das Konzept mit seiner Mischung aus Text-Adventure, Echtzeit-Action sowie Ressourcen-Management geht auf, wird aber von typischen Problemen zufällig generierter Inhalte geplagt.

XboxOne

Das Konzept mit seiner Mischung aus Text-Adventure, Echtzeit-Action sowie Ressourcen-Management geht auf, wird aber von typischen Problemen zufällig generierter Inhalte geplagt.

Switch

Das Konzept mit seiner Mischung aus Text-Adventure, Echtzeit-Action sowie Ressourcen-Management geht auf, wird aber von typischen Problemen zufällig generierter Inhalte geplagt.

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