Hyrule Warriors - Test, Action-Adventure, 3DS, Switch, Wii_U

Hyrule Warriors
17.05.2018, Mathias Oertel

Test: Hyrule Warriors

Erweiterte Massenschlachten

Als Hyrule Warriors (ab 26,71€ bei kaufen) im Herbst 2014 auf Wii U erschien, war es weder das hübscheste und schon gar nicht das beste Spiel auf der Konsole. Und doch haben die Massenschlachten im Stile der Musou-Spiele vor dem Hintergrund des Legend-of-Zelda-Universums für ordentliche Unterhaltung sorgen können. Jetzt kämpfen fast 30 Helden zusammen mit Link auch auf Switch. Wir verraten im Test, was die Definitive Edition auf dem Kasten hat.

Man kann Nintendo nicht vorwerfen, dass sie Switch auch als Zweitverwertungs-System für ehemals Wii-U-exklusive Titel nutzen. Denn zum einen hat in der allgemeinen Wahrnehmung kaum jemand den Wii-Nachfolger besessen. Zum anderen kennen dementsprechend wenige die Highlights des Systems. Doch auch wenn man sich an Hyrule Warriors nicht spontan als einen der besseren Titel  erinnert, markiert Links Ausflug in die Gefilde der Musou-Action einen besonderen Zeitpunkt – insbesondere für Tecmo Koeis Omega Studio als Entwickler. Denn eine derart hochrangige Fremdlizenz wurde bis dahin nicht in einen Massenprügler verpackt. Und das Ergebnis konnte und kann sich auch heute noch durchaus sehen lassen, das es geschickt das Artdesign der Zelda-Serie über nahezu alle Epochen mit den eingängigen Mechaniken der Arcade-Action verbindet: Mit einem von dank integeierter Download-Inhalte beinahe 30 Helden (darunter z.B.  Link, Zelda, Midna, Sheik) pflügt man sich dank einfacher Steuerung in der Story durch Hundertschaften an Gegnern, die nur selten zu einer ernsthaften Gefahr werden, nimmt Stützpunkte ein, sammelt Erfahrung sowie neue Waffen und kämpft schließlich gegen die von den bisherigen Zelda-Abenteuern inspirierten Bosse.

Link gegen Tausend

Dank der integrierten Download-Inhalte der Wii-U-Version hat man auf Switch nicht nur mehr Kämpfer, sondern u.a. auch mehr Karten im Abenteuer-Modus zur Verfügung.
Soweit also nichts Neues im Warriors-Land. Mit zwei Knöpfen erschafft man Komboketten, die Gegner in Mitleidenschaft ziehen und eine Leiste für Spezialattacken auffüllen. Mit einem weiteren Knopf kann man Feinden per Ausweichbewegung aus dem Weg gehen. Die Einfachheit des Kampfsystems ist Fluch und Segen zugleich für Hyrule Warriors: Man kommt unheimlich schnell rein, feiert sofort Erfolgserlebnisse. Und wenn man die besonderen Angriffe (das Gegenstück der Musou-Attacken der Dynasty Warriors) aktiviert, die meist in einem Effektspektakel enden und den K.O.-Zähler rasend schnell nach oben schrauben, fühlt man sich in der Tat wie ein mächtiger Krieger. Da einem auf Switch weniger technische Probleme begegnen wie seinerzeit in der Wii-U-Fassung und mehr Figuren gleichzeitig auf dem Bildschirm dargestellt werden, während gleichzeitig die Distanz reduziert wurden, in der sie auftauchen, fühlt man sich deutlich intensiver als Teilnehmer einer riesigen Schlacht. Weniger ins Gewicht fällt die 1080p-Auflösung, wenn man die Konsole ins Dock steckt, die die 720p-Version auf Wii U ersetzt. Zwar sieht alles etwas schärfer aus als vor vier Jahren. Da aber die Videoseqeuenzen in ihrem niedriger aufgelösten Ur-Format belassen wurden, gibt es hier einen leichten Bruch.

Die Kulisse wurde zwar höher aufgelöst, zeigt aber im Gros immer noch schwache Umgebungstexturen.
Und selbstverständlich bleibt ein weiteres Problem bestehen: Auch an die Hauptserie entliehene Sonderwaffen wie Bogen, Bumerang oder Bombe können nicht verschleiern, dass diese Mechanik auf Dauer weder Anspruch noch Tiefgang aufweisen kann. Immerhin ist die Geschichte für ein Warriors-Spiel gut gelungen. Zwar verzichtet man abseits der Ladebildschirme auf Sprachausgabe, so dass die Figuren im Spiel nur guttural jammern, stöhnen oder einsilbig lachen und damit viel Atmosphäre verschenken. Dennoch ist die Geschichte um die dunkle Magierin Cia, die Hyrule und Zelda aus Eifersucht in den Ruin zu ziehen versucht, interessant sowie vielschichtig erzählt. Auch, weil sie erfolgreich versucht, Figuren, Storylines und Gebiete, die man als Zelda-Fan bereits in Ocarina of Time, Skyward Sword oder Twilight Princess kennengelernt hat, unter einen Warriors-Hut zu bringen. Eine der großen Stärken war und ist das Artdesign: Vor allem die Bewohner Hyrules, die Bosse (darunter viele bekannte Gesichter) und vor allem die Helden wurden trotz Klon-Manko mit viel Liebe zum Detail gestaltet.  

Zelda im Herzen?

Allerdings fielen die relativ großen, weitgehend offenen Umgebungen dem Warriors-Fluch zum Opfer – sie hätten aufwändiger ausfallen dürfen und bieten recht schwache Texturen, die in der höheren Auflösung nicht besser aussehen. Die Lebensleiste besteht aus Herzchen und wenn man man viele Gegner gleichzeitig oder einen Boss in die ewigen Jagdgründe schickt, wird der Bildschirm von einem Rubinregen gefüllt. Wenn man eine Kiste öffnet, wird die bekannte Kameraperspektive verwendet und der entsprechende Musik-Jingle eingespielt. Man gibt sich viel Mühe, sowohl visuell als auch akustisch die Welt von Hyrule zum Leben zu erwecken. Dies gelingt mit wechselndem Erfolg. So hat  die knapp bekleidete und mit ihrer Oberweite eher an Soul Caliburs Ivy erinnernde Cia z.B. ebenso viel Mühe, in ihr Kleid zu passen wie in diese Welt. Zudem geht immer dann ein Teil der aufgebauten Stimmung flöten, wenn die Variationen der Zelda-Themen von den Warriors-typischen harten Gitarren-Riffs ersetzt werden. Der Effekt wäre ähnlich, wenn bei „Der Herr der Ringe“ die Schlacht um Helms Klamm nicht durch den Soundtrack von Howard Shore, sondern durch Musik von Pierce The Veil oder Asking Alexandria unterstützt würde – es passt einfach nicht.

Die Zwischensequenzen in der Story sind nett inszeniert, lassen aber nach wie vor jegliche Sprachausgabe vermissen.
Dass die Geschichte mit etwa acht bis zehn Stunden im Rahmen der Warriors-Serie vergleichsweise kurz ausgefallen ist, versucht der Abenteuer-Modus aufzufangen, der auf Switch um alle seinerzeit erst als kostenpflichtige Zusatzinhalte erhältliche neuen Karten ergänzt wurde. Hier muss man versuchen, auf einem jeweils 128 Felder großen Raster im 8Bit-Retro-Look Aufgaben zu erfüllen. Allerdings hat man anfänglich nur Zugang zu einer Hand voll Abschnitte. Weitere daran angrenzende werden je nach Endbewertung der Schlacht freigeschaltet, die allerdings nicht im 8-Bit-Grafikstil, sondern im „normalen“ Kampfmodus dargestellt wird. Motivierend in diesem Modus: Mitunter ist die Figur, mit der man der Herausforderung begegnen muss, vorgegeben. Und die Aufgaben variieren: Von einem Bosskampf-Marathon à la „Besiege fünf große Gegner in zehn Minuten“  bis hin zu „Töte nur diesen oder jenen Feind“. Allerdings bleibt man mechanisch immer auf vertrautem Boden. Rätsel- oder puzzlelastige Dungeonausflüge wird man auch hier nicht antreffen – auch wenn man gelegentlich Gegenstände wie Kompass oder Kerze einsetzen muss, um Verstecke zu finden bzw. figurenspezifische Geheimnisse entdeckt. Es ist vor allem dieser Modus, der mich immer wieder zu einem Gefecht nach Hyrule zieht. Erst recht mit den neuen Karten, die auch von anderen Zelda-Abenteuern wie Link’s Awakening oder Phantom Hourglass inspiert werden. Doch auch der Herausforderungsmodus mit seinen Bosskampf-Marathons

Nach der Geschichte kommt das Abenteuer

Man kann zu zweit am technisch sauberen Splitscreen ins Gefecht ziehen. Die Benutzerführung ist hier allerdings noch nicht optimal.
Trotz aller inhaltlichen Erweiterungen, die diese Edition definitiv aufwerten, bleibt es aber auch dabei, dass Omega Force das Potenzial einiger Elemente nicht ausschöpft. Dass z.B. die Fähigkeiten der einzelnen Figuren über die Kombination aufgesammelter Materialien erweitert und verbessert werden können, ist eine gute Idee. Allerdings verläuft die resultierende Entwicklung bei nahezu jeder Figur nahezu identisch, auch wenn die benötigten Zutaten variieren. Schade ist auch das weiterhin beinahe komplette Fehlen von Sprachausgabe. In den Ladeschirmen der Story bekommt man zwar einen erzählten Rückblick, doch sobald es ins eigentliche Spiel geht, sind Untertitel und einfache Stöhn-, Schluchz- oder Lachlaute das Maß aller Dinge. Das ist besonders bedauerlich, da die anderen Warriors-Spiele zumeist über umfangreiche Sprachausgabe auch während der Gefechte verfügen. Zwar bleibt man mit dieser Sprachlosigkeit der Zelda-Tradition treu, doch schon bei seiner Premiere hätte es gerne mehr sein dürfen. Und daran hat sich auch 2018 nichts geändert. Der spaßige Co-op-Modus hat es ebenfalls in die Definitive Edition geschafft und wurde an  Switch-Verhältnisse adaptiert. Wo auf Wii U ein Spieler den Hauptbildschirm und einer den des Touch-Controllers nutzte, was allerdings die Anschaffung einer zusätzlichen Kontroll-Hardware für den Nutzer des Hauptbildschirms nötig machte, setzt man auf Switch auf einen horizontal geteilten Splitscreen. Unterwegs ist der Ausschnitt zwar etwas klein und nicht optimal. Doch im gedockten Zustand gibt es keinerlei Probleme, so dass man vollkommen unkompliziert einen zweiten Spieler dazu holen, ihm ein Joy-Con in die Hand drücken und gemeinsam losziehen kann – ohne Bildrateneinbrüche oder sonstige visuellen Einbußen. Schade ist allerdings, dass die Benutzerführung hier nicht optimiert wurde und alles in den Händen von Spieler 1 liegt. Auch dass nach einem Co-op-Abschnitt erst einmal wieder in den Einzelspieler-Modus geschaltet wird und man nicht einfach die nächste Aufgabe gemeinsam spielen darf, ist ein merkwürdiger Entschluss.

Fazit

Mechanische Veränderungen von Hyrule Warriors waren mit der Definitive Edition nicht zu erwarten. Damit bleibt es dabei, dass die Ende 2014 scheinbar unheilige Verbindung aus Hyrule-Mythologie und Warriors-Kampftechnik trotz nicht ausgeschöpften Potenzials auch auf Switch aufgeht. Immerhin profitiert man auf Switch von der besseren Hardware, die im gedockten Zustand mit einer höheren Auflösung (1080p) sowie erhöhter Zeichendistanz und mehr Gegnern auf dem Bildschirm punktet, so dass man sich intensiver wie ein Held inmitten einer feindlichen Übermacht fühlt. Der Story-Modus verbindet nicht nur Artdesign und viele akustische Versatzstücke der Zelda-Serie mit den typischen Klonarmeen der Warriors-Reihe, sondern auch drei bekannte Zeitlinien aus Twilight Princess, Ocarina of Time und Skyward Sword in einer durchaus interessanten Rachegeschichte. Dass in der Definitive Edition nicht nur alle Figuren zur Verfügung stehen,  die erst später mit den anderen kostenpflichtigen Download-Inhalten hinzugefügt wurden, sondern vor allem der motivierende Abenteuer-Modus mit zahlreichen weiteren von anderen Zelda-Abenteuern wie Phantom Hourglass oder The Wind Waker inspirierten Karten versehen wurde, hätte eigentlich für eine Aufwertung in Gut-Bereiche sorgen können. Dem steht jedoch die unhandliche Benutzer-Führung bei den Splitscreen-Kämpfen sowie der weiterhin fehlende Online-Modus gegenüber. Dennoch: Wer auf Wii U noch nicht mit den Helden aus Hyrule in die 1-gegen-1000-Kämpfe gezogen ist, findet auf Switch die inhaltlich sowie technisch reifste Version.

Pro

  • eingängige Kampfmechanik...
  • Art- und Sounddesign nutzen bekannte Elemente zum Aufbau von Atmosphäre
  • Waffen können aufgerüstet, Figuren verbessert werden...
  • Story-Modus verbindet Zeitlinien von drei Zelda-Abenteuern
  • fast 20 spielbare Figuren
  • passable Bosskämpfe
  • Abenteuer-Modus ist eine interessante Ergänzung des Warriors-Prinzips
  • ordentliche Sprachausgabe in den Zwischensequenzen
  • alle bisher als Download veröffentlichten Inhalte der "alten" Versionen inklusive
  • Abenteuer-Modus auf Switch inhaltlich stark erweitert
  • technisch sauberer Splitscreen-Modus

Kontra

  • ... die aber in jedem Modus schnell an ihre Grenzen stößthaufenweise Klongegner
  • schwache KI
  • ... Entwicklung läuft bei allen Figuren weitgehend identisch
  • keinerlei Sprachausgabe in der Spielwelt
  • Gitarren-Variationen des Zelda-Themas zerstören Atmosphäre
  • Splitscreen-Benutzerführung nicht optimal
  • kein Online-Modus

Wertung

Switch

Mit den zusätzlichen Inhalten vor allem im Abenteuermodus hätten sich die Massenschlachten in Hyrule eigentlich den "Gut"-Stempel verdient. Doch der nicht bis ins letzte Detail optimierte Splitscreen-Modus verhindert dies.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Über Amiibos lassen sich zusätzliche Waffen etc. freischalten.
  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
  • Käufe können minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.