Yoku's Island Express - Test, Geschicklichkeit, XboxOne, PC, PlayStation4, Switch

Yoku's Island Express
30.05.2018, Jan Wöbbeking

Test: Yoku's Island Express

Ein bezaubernder Mix

Noch nie war das Flippern so entspannend: Yoku’s Island Express verlegt das Kugel-Gebolze auf eine idyllische Insel voller versteckter Grotten und kreuzt es mit einem offenen Action-Adventure im Metroid-Stil. Warum wir so angetan sind von dieser Mischung, verrät der Test.

Als der putzige Yoku auf Mokumana ankommt, soll er eigentlich nur den Job des Postboten übernehmen. Eine ruhige Kugel schieben kann er nicht: Die altehrwürdige Inselgottheit Mokuma liegt nach einem heimlichen Angriff im Koma, also begibt sich der agile kleine Held auf die Suche nach dem Übeltäter und einigen hilfsbereiten Inselhäuptlingen. Der besondere Kniff ist die Kugel, die Yoku als Mistkäfer stets vor sich her schiebt. Überall auf der Insel sind Flipperhebel versteckt, die sich mit gesammelten Früchten freischalten lassen – und genau dieser ungewöhnliche Mix macht das Spiel zu einer unheimlich spaßigen Angelegenheit! Selbst Pinball-Verächter dürften schnell feststellen, wie gut die Kugelmechaniken in die verzweigten Höhlen, verschnörkelten Baumstämme und kurvigen Bergspitzen passen. Man fühlt sich wie auf einem magischen Eiland, auf dem sich wie in Metroid oder Castlevania ständig neue Abschnitte öffnen, wobei das schwungvolle Flippern viel frischen Wind ins Spiel bringt.

Mehr als ein Postbote

Es wird fruchtig!
Mal trippelt man einfach mit dem Käfer vorwärts und zerrt die Kugel hinter sich her, anderswo schießt man das Anhängsel mit Schmackes in die Höhe, wo es von zahlreichen Bumpern und anderen Mechanismen abprallt, so dass der arme Yoku wild durch die Luft schleudert. Keine Angst, virtuelle Mistkäfer sind robust. Eine wichtige Rolle spielen dabei die Spezialfähigkeiten: Brünftige Schnecken explodieren natürlich, wenn man sich ihnen zu sehr nähert – ganz wie im echten Leben. Eine Besonderheit ist hier, dass man sie mit einem Staubsauger an die Kugel heften kann. Klingt bescheuert, wird aber äußerst nützlich, um steinerne Hindernisse wegzusprengen oder einen Spinnenboss anzugreifen. Auch ein an den Käfer flanschbarer Tauchfisch eröffnet neue Wege, wenn man tiefe Tümpel oder vollgelaufene Grotten entdeckt. Ein cooles akrobatisches Extra für höhere Orte sind zudem die knuffigen verkohlten Rußlinge, deren Fähigkeit wir euch aber noch nicht verraten wollen.

Schon nach kurzer Zeit düst man stilvoll durch Flora und Fauna, ballert Yoku gegen Fallziele, versucht, unterirdisch die passende Abzweigung zu finden und wundert sich, wie man in anderen Action-Adventures bisher ohne Pinball-Fähigkeiten auskam. Sicher, gelungene Adventure-Flipper wie Sonic Spinball gab es schon in 16-Bit-Zeiten – doch Yoku hievt das Prinzip mit seiner charmanten offenen Welt auf ein neues Level! Nanu, warum wandert die Kamera nicht nach unten?

Clevere Verstecke

Hier und da werden mechanische Rätsel eingestreut.
Ob ich noch tiefer in den Tümpel tauchen kann? Und warum hat die Felsnische so eine verdächtige Mulde – Tatsache, dahinter befindet sich ein Geheimgang! Immer wieder trifft man auf diese richtig geschickt eingewobenen Durchgänge und Kammern, in denen z.B. eine Kugelfärberin für optisches Tuning wartet. Gelungen sind auch kleine Maschinen-Puzzles, bei denen man etwa Rußlinge in Laufrädern piesacken muss, um sich den Auftrieb eines Kamins zunutze zu machen. Wie im offensichtlichen Vorbild Ori and the Blind Forest muss man oft erst einmal eine Reihe von Siegeln sammeln, bevor sich die Tür öffnet. Glücklicherweise finden sie sich meist in der direkten Umgebung - passend zum Flipperschema.

Auf dem Weg zur Gottesrettung rollt man auch jeder Menge Questgebern über den Weg, für die man z.B. das Werkzeug zu einer Brückenreparatur besorgt. Oder man soll verzogene Empfänger der Pakete ausfindig machen. Auf einer Bergtour mit den Weltraummönchen muss man sogar die Rakete von Riesenspinnen befreien. Manche Bosse zählen zu den Highlights des Spiels, weil man sie schön mit der Hilfe von Multibällen, explosiven Schnecken und anderen Ideen bearbeitet. Andere enttäuschen eher mit einem kurzen und zu leichten Kampf, bei dem der Jazz-Soundtrack viel zu belanglos vor sich hin düdelt, um Spannung aufkommen zu lassen. Davon abgesehen passen die relaxten Melodien übrigens bestens. Auch die Story plätschert relativ gefällig vor sich hin, statt für Spannung zu sorgen. Schade – da wäre mehr drin gewesen, wie wir seit Ori and the Blind Forest wissen. Schön ist der Umstand, dass sich das Abenteuer mit der Reihenfolge seiner Bosse und Gadgets so frei angehen lässt: Als wir in der Redaktion über unsere ersten Spielstunden diskutierten, hatte jeder etwas völlig anderes zu berichten.

Vielseitige Inselwelt

Auftritt für die Weltraummönche!
Nach dem Durchspielen wird es mitunter ein wenig mühsam, den verbleibenden Rest der Umgebung zu erschließen. Manche Orte sind einfach schlecht an die „Bienenbahn“ angeschlossen, so dass man erneut umständlich durch längst abgeschlossene Höhlensysteme kugelt. Nebenbei lassen sich aber immerhin noch diverse Bonus-Früchte oder Sammelobjekte einsacken. Ein wenig gewundert hat mich in dem Zusammenhang, dass es weder ein Punktesystem noch weltweite Bestenlisten oder Herausforderungen an Freunde gibt. Schade – genau das sorgt in klassischeren Flipperspielen wie Pinball FX3 für die größte Motivation.

Ein Volltreffer sind dagegen die knackig-präzise Steuerung und die technische Umsetzung. Auf allen Systemen bleibt es stets sauber, flüssig und sieht bemerkenswert gut aus. Vor allem die dicht überwucherten Kultstätten im dreidimensionalen Hintergrund tragen hier viel zur Atmosphäre bei. Die Welt ist nicht ganz so groß und belebt wie in Ori oder manch anderem Action-Adventure, dafür aber sehr liebevoll gestaltet. Die Reise führt durch den überwucherten Urwald, an verträumten Traumstränden entlang, in Katakomben voller geheimnisvoller Kultstätten sowie in frostige Gefilde.

Technisch kompetent

Angenehm kühl: In den Bergen herrscht Eiszeit.
Der durch die Luft wirbelnde Schnee und die Vegetation im Vordergrund sind echte Hingucker:  Kleine Grasbüschel wiegen sich ähnlich aufwändig und unregelmäßig im Wind wie in großen 3D-Produktionen. Die technische Kompetenz kommt nicht von ungefähr: Hinter dem Team stecken alte Chef-Entwickler von Starbreeze, die für alte grafische Meilesteine wie The Chronicles of Riddick: Escape from Butcher Bay oder Enclave verantwortlich sind. Da sich kein großer Publisher für das Thema eines Adventure-Flippers begeistern konnte, gründeten sie kurzerhand das Indie-Studio Villa Gorilla und landeten beim Publisher Team 17, der sich bekanntlich auf kleinere Teams und Titel spezialisiert hat. Unterm Strich steckt in Yoku’s Island Express eine frische, liebenswerte und herrlich entspannte Interpretation des zweidimensionalen Action-Adventures, bei der die Flipper-Mechaniken erstaunlich gut zur offenen Welt und seinen Spezialfähigkeiten passen.

Fazit

Unterm Strich steckt in Yoku’s Island Express eine frische, liebenswerte und herrlich entspannte Interpretation des zweidimensionalen Action-Adventures. Dabei passt die Flipper-Mechaniken erstaunlich gut zur offenen Welt und den Spezialfähigkeiten! Es könnte sein, dass mein von der Hitze lahmgelegtes Hirn meine Begeisterung gerade nicht angemessen widerspiegelt, aber das entspannte Spielerlebnis ist genau das richtige bei den momentanen Temperaturen: Einfach das Wohnzimmer abdunkeln, zurücklehnen und relaxt auf die bunte Entdeckungsreise gehen. Die ehemaligen Starbreeze-Veteranen haben viel Liebe und Feintuning einfließen lassen. Schön, dass endlich jemand den Mut bewiesen hat, um das Genre der Adventure-Flipper wiederzubeleben. Hier und da gibt es auch Schönheitsfehler wie einen enttäuschenden Boss oder das etwas mühsame Erschließen der restlichen Gebiete nach dem Durchspielen. Trotzdem ist Yoku für mich bislang das Arcade-Highlight des vorgezogenen Sommers, das nicht nur Pinball-Fans wie mir gefallen dürfte!

Pro

  • motivierender Mix aus Pinball und offenem Action-Adventure
  • toll designte offene Welt mit vielen Geheimgängen
  • abwechslungsreiche Klimazonen
  • sehr entspannte Stimmung
  • knackig präzise Flippermechanik
  • passende Spezialfähigkeiten
  • relaxter Soundtrack
  • knuffige Figuren
  • Vegetation und Schneegestöber aufwändig animiert

Kontra

  • manche Bosskämpfe enttäuschend kurz und leicht
  • Erkundung zum Ende hin mitunter umständlich
  • Story bleibt oberflächlich
  • Soundtrack bleibt in dramatischen Momenten zu ruhig
  • kein Punktesystem oder Online-Herausforderungen

Wertung

XboxOne

Bezaubernder Mix aus Flipper-Action und entspannter Erkundung einer bunten offenen Inselwelt.

PC

Bezaubernder Mix aus Flipper-Action und entspannter Erkundung einer bunten offenen Inselwelt.

PlayStation4

Bezaubernder Mix aus Flipper-Action und entspannter Erkundung einer bunten offenen Inselwelt.

Switch

Bezaubernder Mix aus Flipper-Action und entspannter Erkundung einer bunten offenen Inselwelt.

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Kommentare
Chibiterasu

Auf der Switch bekam das damals durchaus einiges an Aufmerksamkeit. Hab ich echt auch gerne auf 100% gebracht.

vor 3 Jahren
NoCrySoN

Gratis beim EGS abgestaubt, sonst wäre ich wohl nie auf diesen kleinen, sympathischen und liebevollen PinballMix, mit entspannter Musik gestoßen. Völlig unscheinbarer Titel, mit viel zu wenig Aufmerksamkeit. Hier habe ich gerne die 100% absolviert. Unbedingt mehr davon.

Gibts übrigens gerade im PS Store für 5€.

Zuletzt bearbeitet vor 3 Jahren

vor 3 Jahren