SEGA Mega Drive Classics - Test, Arcade-Action, XboxOne, PC, PlayStation4, Switch

SEGA Mega Drive Classics
30.05.2018, Mathias Oertel

Test: SEGA Mega Drive Classics

Gute Zeiten, schlechte Zeiten

Retro ist in. Das zeigen nicht nur die vielen aktuellen Spiele, die visuell auf ein 8- oder 16-Bit-Design setzen. Auch die Nachfrage nach Mini-NES oder –SNES sowie Ankündigungen wie das Mini Neo Geo zeigen, dass die Spielekunst alter Schule auch in der Gegenwart Spuren hinterlassen kann. In die gleiche Kerbe möchte Sega mit den Mega Drive Classics für PlayStation 4 und Xbox One schlagen. Ob sich die über 50 Spiele ihren Charme bewahrt haben, verraten wir im Test.

Sega lässt sich für die Mega Drive Classics nicht lumpen. Es warten über 50 Klassiker für ihr 16-Bit-System, darunter einige Sonic-Spiele, Shinobi, Golden Axe, Streets of Rage oder Vectorman. Dazu gesellen sich eher unbekanntere Marken wie Gunstar Heroes, Sword of Vermillion oder Crackdown. Da man hier nur auf Sega-Marken setzt, fehlen allerdings Titel wie Der König der Löwen (oder andere Disney-Titel wie Aladdin), Cool Spot, aber auch ThunderForce 4, CastleVania sowie Castle of Illusion, um nur einige zu ändern. Das schicke und an die 90er Jahre angelehnte Menü, in dem man sich durch ein Zimmer bewegt, um z.B. am Regal eines der Spiele auszuwählen, das dann in die virtuelle Konsole geschoben wird oder am Fernseher die Grafikeinstellungen festlegt, kennen Sega-Fans allerdings bereits von der auf Steam erhältlichen und dort immer wieder in diversen Sales auftauchenden deutlich günstigeren PC-Version - wie auch die meisten der integrierten Titel.

Über 50 Klassiker

Die über 50 Titel sind säuberlich und nach Alphabet sortiert im Regal einsortiert.
Und dann darf man natürlich nicht vergessen, dass Sega vor gut zehn Jahren auf PlayStation 3 sowie Xbox 360 die Mega Drive Ultimate Collection veröffentlicht hat, die Retro-Fans vermutlich noch in guter Erinnerung und vielleicht sogar  im Softwareschrank haben.  Schon damals hatte man nur hauseigene Titel im Gepäck – allerdings nur 40. Beim direkten Vergleich zeigen sich trotz umfangreicher Parallelen aber dennoch insgesamt 16 Unterschiede. 13 davon sind Titel, die es damals nicht gab, darunter Space Harrier 2, die zwei ToeJam&Earl-Titel, Sword of Vermillion, Landstalker oder Revenge of Shinobi – vor allem die letzten zwei gehören zu meinen absoluten Favoriten aus dieser ruhmreichen Sega-Ära. Schade ist allerdings, dass die drei Titel Ecco the Dolphin, Ecco 2 sowie Sonic & Knuckles für diese Sammlung keine Rolle mehr spielen. Hier wäre Sega sicherlich kein Zacken aus der Retro-Krone gebrochen, wenn man diese noch mit untergebracht hätte. Zumal diese auf Steam bereits ebenso wie Ecco Jr. oder Eternal Champions schon lange Teil der Mega Drive & Genesis Collection sind, die im Rahmen der erneuten Veröffentlichung  in Mega Drive Classics umbenannt wurde.

Auch die Fantasy-Prügler der Golden-Axe-Serie sind in der Sammlung zu finden.
Bei vielen Klassiker-Sammlungen der letzten Monate und Jahre wurden die Fans mit mehr oder weniger umfangreichen Bonusmaterial verwöhnt. Angesichts dessen ist der Umfang in diesem Bereich enttäuschend: Es gibt absolut nichts. Keine Musikbox, keine Artworks und abgesehen von der Darstellung der Modulboxen im Regal keinerlei Cover. Schade ist in dem Zusammenhang auch, dass sich die an der Wand befindlichen Poster im „Jugendzimmer“ nicht dynamisch wechseln, je nachdem, welche Titel man zuletzt gespielt hat. Mit derlei Details hätte man sich von dem Eindruck entfernen können, dass man die PC-Version der Mega Drive Collection zwar sauber, aber letztlich nur routiniert umgesetzt hat. Immerhin gibt es an der Steuerung nichts zu makeln. Zwar kann man auf den Konsolen  im Gegensatz zur Tastatur-Steuerung des PCs die Knöpfe wie z.B. jüngst bei der 30th Anniversary Collection von Street Fighter nicht frei belegen. Doch die zur Verfügung stehenden Konfigurationen reichen vollkommen aus.

Spartanisch?

Diese Titel finden sich in der Sammlung: Alex Kidd in the Enchanted Castle; Alien Soldier; Alien Storm; Altered Beast; Beyond Oasis; Bio-Hazard Battle; Bonanza Bros.; Columns; Columns III: Revenge of Columns; Comix Zone Crack Down; Decap Attack; Dr. Robotnik’s Mean Bean Machine; Dynamite Headdy; ESWAT: City Under Siege; Fatal Labyrinth; Flicky; Gain Ground; Galaxy Force II; Golden Axe; Golden Axe II; Golden Axe III; Gunstar Heroes; Kid Chameleon; Landstalker; Light Crusader; Phantasy Star II; Phantasy Star III: Generations of Doom; Phantasy Star IV: The End of the Millennium; Ristar; Shadow Dancer: The Secret of Shinobi; Shining Force; Shining Force II; Shining in the Darkness; Shinobi III: Return of the Ninja Master; Sonic 3D Blast; Sonic Spinball; Sonic the Hedgehog; Sonic the Hedgehog 2; Space Harrier II; Streets of Rage; Streets of Rage 2; Streets of Rage 3; Super Thunder Blade; Sword of Vermilion; The Revenge of Shinobi; ToeJam & Earl in Panic on Funkotron; ToeJam& Earl; Vectorman; VectorMan 2; Virtua Fighter 2; Wonder Boy III: Monster Lair; Wonder Boy in Monster World
Dafür jedoch kann man bei der Darstellung der Klassiker Filter, Pixelskalierungen  oder die Darstellung des Bildrandes modifizieren. Und man hat an moderne Annehmlichkeiten gedacht, welche die sich schadlos haltenden, aber den damaligen Gegebenheiten entsprechenden teils horrenden Schwierigkeitsgrad einiger Titel entschärfen. So kann man nicht nur über eine Schnellspeicherung Punkte setzen, zu denen man später zurückkehren darf. Es gibt zusätzlich die Möglichkeit, wie bei der ersten Mega Man Legacy Collection komfortabel das Geschehen zurückzuspulen, um kritische Stellen bewältigen zu können. Viel angenehmer kann man es einem nicht machen. Wer die Titel aus dem Effeff kennt, darf zudem einen Spiegelmodus zuschalten, der das Spiel vertikal spiegelt, so dass Sonic z.B. von rechts nach links läuft. Dass diese kleine Modifikation hinsichtlich des Spielgefühls und vielmehr der gelernten Levelstrukturen derart starke Auswirkungen hat, hätte ich mir in dieser Form nicht vorgestellt. Zusätzlich darf man sich mit besonderen Herausforderungen zu den einzelnen Spielen vergnügen sowie alternativ zum lokalen Spiel bei gut 20 Titeln online mit- oder gegeneinander antreten. 

Fazit

Als Spieler, der sich in der 16-Bit-Ära auf die Seite Segas geschlagen hatte (ein Kumpel hatte das SNES, so waren wir für alles gewappnet), habe ich den Sega Mega Drive Classics freudig entgegen geblickt. Und kennt man die seit geraumer Zeit auf Steam verfügbare Fassung nicht, die vor kurzem nicht nur angeglichen, sondern auch zusätzlich u.a. mit VR-Unterstützung erweitert wurde, lohnt sich der PS4- bzw. One-Ausflug in die Zeit, als sich Sega mit Nintendo um die Vormachtstellung im Konsolen-Universum stritt. Es warten über 50 weitgehend gut ausgewählte First-Party-Titel, die sich visuell nicht nur hinsichtlich Pixelfilterungen anpassen lassen, sondern auch mit modernen Annehmlichkeiten wie Rückspulfunktion oder Schnellspeicherung versehen wurden. Schade ist allerdings nicht nur, dass wichtige Titel von Drittherstellern wie Capcom, Konami etc. keinen Platz gefunden haben. Auch das Fehlen von Spielen wie Ecco oder Sonic & Knuckles, die sowohl vor beinahe zehn Jahren auf PS3 oder 360 als auch aktuell in der Steam-Version der Classics verfügbar sind, fällt störend auf. Zumal die Präsentation, die Online-Funktionalität bei ausgewählten Titeln usw. 1:1 der PC-Version entsprechen. Schade auch, dass es keinerlei relevantes Bonusmaterial wie Artworks usw. gibt, das bei anderen Klassiker-Sammlungen das Sahnehäubchen bildet. Die Herausforderungen und der überraschend fordernde Spiegelmodus für alle Titel sind zwar interessant, aber kein adäquater Ersatz. Dennoch: Wer von Nintendos Mini SNES angeheizt darauf brennt, die andere Seite der Konsolenmedaille kennenzulernen, die Ende der 80er/Anfang der 90er Jahre die Spielewelt dominierte, bekommt hier eine inhaltlich definitiv interessante sowie abwechslungsreiche Sammlung.

Wertung

XboxOne

Umfangreiche Sammlung an Klassikern der 16-Bit-Ära, die zwar auf der PC-Version beruht, aber letztlich nicht deren Umfang bietet, auf Spiele von Drittherstellern verzichtet und mit Bonusmaterial geizt.

PlayStation4

Umfangreiche Sammlung an Klassikern der 16-Bit-Ära, die zwar auf der PC-Version beruht, aber letztlich nicht deren Umfang bietet, auf Spiele von Drittherstellern verzichtet und mit Bonusmaterial geizt.