Shining Resonance - Test, Rollenspiel, XboxOne, Switch, PlayStation3, PC, PlayStation4
Eigentlich hatte sich Yuma Ilvern bereits damit abgefunden, sein Dasein in Lombardischer Gefangenschaft zu fristen und immer wieder qualvolle Experimente über sich ergehen zu lassen. Schließlich haben die in all den Jahren, die das Kaiserreich Lombardia mit den Königreichen Astoria und Wellant um die Herrschaft über die heilige Insel Alfheim im Clinch liegt, noch nie dazu geführt, sein wahres Gesicht zu offenbaren.
Dunkles Geheimnis
Doch erst als das Leben seiner gescheiterten Retterinnen auf dem Spiel steht, entschließt sich Yuma, die in ihm schlummernden Drachenkräfte zu nutzen, um sich und die beiden in Sicherheit zu bringen. Wohl wissend, damit sein bis dato so strikt gehütetes Geheimnis preiszugeben und fortan gnadenlos gejagt zu werden. Denn er allein trägt die Seele des legendären Shining Dragon in sich, was den Krieg um Alfheim entscheidend beeinflussen könnte...
Yuma ist aufgrund der Gefährlichkeit seiner oft unkontrollierbaren Kräfte zwar hin- und hergerissen, entschließt sich aber letztendlich doch, dem skrupellosen Kaiserreich Lombardia die Stirn zu bieten. Neben Sonia und Kirika schließen sich nach und nach noch weitere Wegbegleiter wie Nymphe Rinna oder Kirikas Bruder Lestin der Gruppe an. Wer vor Spielbeginn den Refrain-Modus statt des Original-Modus' wählt, darf sogar direkt Drachentöter Jinas und Prinzessin Exella in seinen Reihen willkommen heißen.
Original oder Neuauflage?
Gleich den Refrain-Modus zu wählen und die beiden Neuzugänge erst später aktiv einzusetzen, ist hingegen keine gute Idee, da passive Gruppenmitglieder in der Regel keine Erfahrung sammeln und sie ihren regelmäßig eingesetzten Kameraden so immer weiter hinterherhinken. Wer sich trotzdem für diese Möglichkeit entscheidet, sollte sich trotz späterer Auflevel-Hilfen jedenfalls auf massive Grind-Sessions einstellen.
Doch auch im Original-Modus kommt man nur schwer drum herum, seine Mitstreiter auch abseits der acht Kapitel umspannenden Haupthandlung um uralte Machtkämpfe zu trainieren. Zumindest stehen bereits zu Spielbeginn zwei Schwierigkeitsgrade zur Auswahl, zwischen denen man auch später noch beliebig wechseln kann.
Nur von Schlüsselkampf zu Schlüsselkampf zu ziehen, ist aber selbst auf der leichtesten Stufe kaum machbar. Zudem erwarten einen abseits der Haupthandlung viele amüsante Ereignisse, Einblicke und Überraschungen, die es zu ergründen lohnt.Langsam mahlende Level-Mühlen
So kann man in persönlichen Gesprächen nicht nur mehr über seine Unterstützer und Wegbegleiter erfahren, sondern sich auch gegenseitig helfen und Beziehungen vertiefen. Sogar romantische Treffen und gemeinsame Freizeitaktivitäten sind möglich, was wiederum verborgene Charaktereigenschaften freischalten kann, die auch Auswirkungen auf den Gruppenzusammenhalt haben können. Wer will, kann die persönlichen Gefühle und Geschichten seiner Mitstreiter aber auch komplett ignorieren und sich rein aufs Erfahrungspunkte sammeln und Stufen erhöhen verlassen.
Zumindest den als Waffen eingesetzten Instrumenten der einzelnen Gruppenmitgliedern sollte man aber eine gewisse Hege und Pflege zukommenlassen. So lassen sich Kirikas Harfenbogen, Agnums Gitarrenaxt oder Marions Kanonenorgel nicht nur vom örtlichen Tonmeister auf immer unterschiedlichere Weisen stimmen, um individuelle Wertesteigerungen und Bonuseffekte zu erhalten. Es können auch jederzeit einzelne Aspekte selbst ausgetauscht werden, um bestimmte Eigenschaften noch weiter zu stärken, Energiekosten zu senken oder Resistenzen zu ändern. Viele Aspekte und andere Gegenstände müssen sogar erst aus gesammelten Materialien hergestellt werden, während andere auch einfach gekauft werden können.
Militante Musikanten
Kritik muss sich auch die grafische Inszenierung gefallen lassen. Vor allem die Kulissen erinnern teils noch sehr stark an die PS3-Vorlage. Dafür ist die Bildrate die meiste Zeit angenehm flüssig. Nur manche Spezialangriffe im Kampf sorgen, gewollt oder nicht, für teils heftige Slowdowns, die den ansonsten angenehm flotten Auseinandersetzungen alles andere als gut zu Gesicht stehen. Vor allem, da man beim Erkunden der in Sektoren unterteilten und mit sichtbaren Gegnern bevölkerten Spielwelt zwar Pop-Ups ansonsten nicht einen Ruckler erlebt hat.
Berührt man einen der umherstreunenden Gegner, ruft der jedenfalls Verstärkung herbei und es beginnt wie in Namcos Tales-of-Spielen ein jederzeit pausierbarer Echtzeitkampf mit bis zu drei KI-Gefährten auf begrenzter Fläche. In diesen Arenen kann man sich frei bewegen und bestimmte Ziele per Knopfdruck dauerhaft anvisieren. Neben waffenabhängigen Standard- und Spezialangriffen kann man auch aktiv blocken und ausweichen, so lange man über ausreichend Aktionsenergie verfügt.
Bestimmte Angriffe kosten hingegen Mana, das sich wiederum durch den Einsatz konventioneller Attacken regeneriert und so einen dynamischen Wechsel der Angriffsarten fördert.Dynamische Scharmützel
Zudem kann man den Kampf beschleunigen, indem man im richtigen Moment sogenannte Break-Angriffe initiiert, die den Gegner vorübergehend zu Fall bringen und seiner Abwehrkräfte berauben können. Darüber hinaus wollen elementare Schwächen und Statusleiden berücksichtigt oder gemeinsame Lieder angestimmt werden, die einem je nach Besetzung unterschiedliche Boni bescheren. Yuma selbst kann sich sogar vorübergehend in einen Drachen verwandeln und besonders verheerende Angriffe vom Stapel lassen. Dabei muss er aber zunächst aufpassen, nicht die Kontrolle zu verlieren und nicht mehr zwischen Freund und Feind unterscheiden zu können.
Fluchtversuche sind, falls der Gegner trotz praktischer Stufenanzeige doch einmal zu stark sein sollte, ebenfalls möglich. Im jederzeit aufrufbaren Hauptmenü können zudem die vier Fähigkeiten der persönlichen Skill-Palette beliebig ausgetauscht, der gesteuerte Charakter gewechselt und Hilfsobjekte wie Tränke und ähnliches eingesetzt werden.
Schnelle Charakterwechsel und Item-Einsätze über Shortcuts, um den Spielfluss aufrechtzuerhalten, sind hingegen nicht möglich. Direkte Befehlsvergaben wie das Heilen oder Wiederbeleben bestimmter Kameraden sind anders als in Namcos sehr ähnlich konzipierten Tales-of-Titeln ebenfalls tabu.Nachholbedarf
Auch bei den KI-Anpassungen muss man sich mit gerade einmal vier individuellen und allgemeinen Grundanweisungen begnügen, die zum Teil nicht einmal besonders konsequent befolgt werden. Die Folge ist, dass man öfter als gewollt den Anführer wechselt, um Versäumnisse seiner Mitstreiter auszubügeln. Nervig ist auch, dass man sich zwar von hinten an Gegner anpirschen kann, um anschließend einen Startvorteil im Kampf zu haben, die Erkennung aber so durchwachsen ist, dass man oft selbst der Gelackmeierte ist und paralysiert beginnen muss, obwohl der Hinterhalt eindeutig vom Spieler ausging...
Ein weiterer Kritikpunkt ist das Fehlen eines Schnellreisesystems. Zwar kann man durch den Einsatz spezieller Steine jederzeit in die als Hauptquartier dienende Stadt Marga zurückkehren. Aber danach muss man sich jedes Mal wieder zu Fuß durch bereits zig Mal besuchte Schauplätze quälen, um sein nächstes Ziel zu erreichen.
Dass man an den meisten der mitlevelnden Gegner, die unterwegs lauern, problemlos vorbeirennen und verlorene Kämpfe beliebig oft wiederholen kann, ist da genauso wenig Trost wie gelegentliche Speicherpunkte und Lagerfeuer, an denen man kostenlos Rast machen kann.Wunde Füße
Positiv in Erinnerung geblieben ist hingegen die Möglichkeit, zufallsgenerierte Mini-Dungeons inklusive Bossfights aus Büchern zu heraufzubeschwören und mit individuellen Parametern zu modifizieren, um etwa die Hatz nach bestimmten Gegnern und Beutestücken zu erleichtern oder schnellere Stufenaufstiege zu erreichen. Eine weitere Bereicherung war das wechselnde Wetter, das nicht nur optisch gesehen für Abwechslung gesorgt hat, sondern auch Einfluss auf die Art der Gegner und Sammelstellen hatte. Dynamische Wetter- oder Tageszeitenwechsel gab's allerdings nicht.
Fazit
Fans japanischer Action-Rollenspiele wird es freuen, dass es Shining Resonance im zweiten Anlauf doch noch bis nach Europa geschafft hat. Der neue Refrain-Modus wirkt zwar spürbar aufgesetzt, bietet dank der zwei zusätzlichen Figuren aber noch mehr Abwechslung und Vielfalt im Hinblick auf die Echtzeit-Kämpfe und Charakterpflege. Zudem können mehr Beziehungen geknüpft, Talente gefördert und Nebenaufgaben bewältigt werden. Auch optionale Sammel- und Crafting-Elemente werden geboten, um die als Waffen eingesetzten Instrumente der einzelnen Gruppenmitglieder zu tunen. Die Präsentation ist allerdings durchwachsen: Die Kulissen sind weitgehend unspektakulär, die Sprachausgabe hat viele Lücken und eine deutsche Lokalisierung hat man sich gleich ganz gespart. Auch der Spielfluss wird immer wieder unnötig ausgebremst - sowohl in punkto Kampfverlauf, Reisekomfort als auch Dramaturgie. Da ist die ansonsten sehr ähnlich gelagerte Tales-of-Reihe schon deutlich weiter. Unterm Strich werden Genreliebhaber aber dennoch gut unterhalten.
Pro
- facettenreiche Echtzeit-Kämpfe
- individuelle Charakter- und Beziehungspflege
- unterhaltsame Sammel- und Crafting-Elemente
Kontra
- durchwachsene Präsentation
- unnötig zäher Spielfluss
- nicht lokalisiert
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.