Lust for Darkness - Test, Action-Adventure, PC
Spoiler: Nein, hat sie nicht! Lust for Darkness ist wieder eines dieser Möchtegern-Horror-Erlebnisse aus dem gleichen Baukasten, aus dem gefühlt immer mehr Spiele hervorkriechen und das Genre zunehmend verseuchen. Stichwort: TheNightfall. Genau wie dort erlebt man das Geschehen auch hier aus der Ego-Ansicht und torkelt dabei nicht nur gelangweilt auf erschreckend linearen Pfaden durch ein verwinkeltes Anwesen voller verschlossener Türen oder eine mysteriöse Parallelwelt der Lust, sondern darf ebenfalls sämtliche Schubladen und Schränke durchwühlen oder eine Flut an Copy&Paste-Gegenständen in der Nahansicht betrachten – immer in der Hoffnung, zwischen all diesem Datenmüll vielleicht doch noch ein paar nützliche Hinweise zu finden. Die gibt es tatsächlich in Form von vereinzelten Notizen, Büchern oder Objekten wie Schmuckdöschen, bei denen die Interaktionen endlich über das Rotieren hinausgeht. Während bei TheNightfall quasi das gesamte Konzept auf dieser furchtbaren Mechanik gefußt hat, sind die Interaktionen hier allerdings optional. Und dann auch wieder nicht: Denn will man all die Zusammenhänge der recht belanglosen, aber dennoch erfreulich verrückten Geschichte begreifen, müssen in jedem der drei Kapitel alle versteckten Hinweise gefunden werden, um die jeweiligen „Aufklärungsvideos“ im Hauptmenü freizuschalten. Man kann sicher darüber streiten, ob es eine sonderlich gut Idee war,
wichtige Aspekte hinsichtlich der Handlung hinter einer solchen Barriere zu verschließen. Zumindest erhöht es unter Umständen den Wiederspielwert. Aber will man das überhaupt?Wühl-Wahnsinn
Nein. Tatsächlich kann man es sich sogar komplett sparen, sich bis zum bescheuerten Ende durch diesen mit etwa drei Stunden erschreckend kurz geratenen Trip aus Sex, Gewalt und bizarren Momenten zu quälen. Dabei beginnt der Einstieg noch recht viel versprechend, wenn man sich als Gefangene in einem Kellerraum wiederfindet und spätestens nach der Ankunft in einem Schlafzimmer voller perverser „Lust-Maschinen“ realisiert, dass sich der maskierte Hausherr und Entführer ganz offensichtlich eine Sex-Sklavin halten will.
Kurzer Abstecher
In der Vorschau erwies sich der Fund einer speziellen Maske noch als kleiner Hoffnungsschimmer für potenziell gelungene Umgebungsrätsel oder besondere Fähigkeiten. Allerdings wird das hässliche Ding tatsächlich nur dafür eingesetzt, um verborgene Brücken oder Durchgänge sichtbar zu machen, die man durch eine farbliche Hervorhebung zudem umgehend erkennt. Nur sollte man das Teil nicht zu lange auf dem Schädel lassen, weil man sonst dem Wahnsinn verfällt – warum auch immer. Davon abgesehen werden hin und wieder kleine Rätsel eingestreut, bei denen man Teile richtig anordnen muss, die zuvor teilweise noch in der näheren Umgebung gefunden werden wollen. Kurzum: Das ist 08/15-Rätseldesign von der Stange, das genauso jegliche Kreativtät vermissen lässt wie der gesamte Rest dieses schlimmen Machwerks. Selbst die oberflächlichen Schleichansätze versprühen keinerlei Spannung, sondern enden genau wie manche Fluchtpassagen oder der miserable Bosskampf am Ende in einem frustrierenden Trial & Error. Fast schon spaßig sind dagegen Momente, in denen man die dämlichen Skripts als solche enttarnt. Den Autoschlüssel in der Küche darf man z.B. erst dann aufnehmen, wenn man zuvor eine bestimmte Aktion ausgeführt hat. Ein anderes Beispiel: Ein Umschlag mit einer Einladung zur exklusiven Masken-Party taucht erst dann aus dem Nichts auf, nachdem sie in einer Nachricht thematisiert wurde. Zuvor war an besagter Stelle einfach
nichts. Gutes Spieldesign ist das nicht. Und auch was die Storyschreiber da gerade gegen Ende fabriziert haben, lässt sich ähnlich schwer nachvollziehen wie manche dieser unsinnigen Skript-Momente.Hinter der Maske
Die grottigen englischen Sprecher in Kombination mit fehlerhaften sowie unvollständigen deutschen Untertiteln und den schlimm geschriebenen Dialogen tragen dabei genauso ihren Teil zum enttäuschenden Gesamtbild bei wie der Soundtrack, der zwar wie das Design der „Lust-Welt“ ein paar interessante Ansätze zeigt, letztlich aber nur aus kurzen und redundanten Sample-Schleifen besteht und es ebenfalls nicht schafft, ein atmosphärisches Horror-Ambiente zu schaffen. Bei so viel Dilettantismus hilft dann auch die Empfehlung nicht mehr viel, sich in einem dunklen Zimmer und mit Kopfhörern auf diese Tortur einzulassen.
Fazit
Lust for Darkness ist weder spannend noch gruselig oder gar anregend, obwohl es mit den peinlich inszenierten Sex- und Gewalt-Orgien sowie suggestiv gestalteten Objekten oder Umgebungen wirklich alles versucht, um diesen Eindruck regelrecht zu erzwingen. Leider ist es vor allem eines: furchtbar öde! Wenn man gähnend den linearen Abschnitten folgt, ab und an mal vor einer eher lächerlichen als Furcht erregenden Kreatur flieht oder sich zum x-ten Mal gelangweilt durch Schubladen wühlt und die immer gleichen Objekte in der Nahansicht betrachtet, entfaltet dieser fleischlustige Möchtegern-Erotik-Horror schnell die Wirkung einer Schlaftablette. Das Spieldesign ist ein ähnlicher Graus wie beim unsäglichen TheNightfall – mit dem Unterschied, dass die nervige Suche nach Hinweisen hier optional ist und die Schauplätze nicht nur größer, sondern dank der Wanderung zwischen den Welten auch etwas abwechslungsreicher ausfallen. Die Geschichte rund um das „Reich der Lust“ ist zwar ähnlich belanglos, gleichzeitig aber erfreulich durchgeknallt, versperrt allerdings wichtige Details zum Verständnis hinter einer fiesen Barriere, die man erst durch das erfolgreiche Abschließen mühseliger Such- und Sammel-Aufgaben überwinden kann. Aufgrund der miserablen englischen Sprecher kann man sich ohnehin nur schwer aufraffen, der Handlung mit all ihren Logiklöchern und dem bescheuerten Ende die nötige Aufmerksamkeit zu schenken. Nein, ich kann und will diese Art von Pseudo-Horror-Erlebnis einfach nicht mehr sehen!
Pro
- in Ansätzen ansehnliche Kulisse mit interessanten Design-Ideen
- Reise zwischen zwei Welten
- mitunter abgedrehtes Design von Objekten und Sexspielzeugen
Kontra
- meist überflüssige und inflationäre Interaktionen mit Gegenständen und Mobiliar
- kaum Horror-Stimmung
- miserable Sprecher
- keine deutsche Sprachausgabe (nur unvollständige Untertitel)
- billige und unkreative Rätseleinlagen
- gähnend langweiliges Kreaturen
- und Figurendesign
- öde Fluchtsequenzen
- kurze und redundante Soundtrack-Schleifen
- sinnfreie Story voller Logiklöcher
- Einsatz der Maske liefert inhaltlich und dramaturgisch kaum einen Mehrwert
- enttäuschendes Finale
- zentrale Informationen der Geschichte müssen erst mühsam freigeschaltet werden
- sehr geringer Umfang (ca. 2-3 Stunden)
- nervige Skripts werden schnell als fauler Zauber enttarnt
- sehr lineares Leveldesign mit vielen verschlossenen Türen und Wegen
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