Horizon Chase Turbo - Test, Rennspiel, PlayStation4, Mac, XboxOne, Linux, PC, Switch

Horizon Chase Turbo
06.07.2018, Benjamin Schmädig

Test: Horizon Chase Turbo

Altmodisch Autofahren

Ich hatte bestimmt nicht vor, Horizon Chase Turbo (ab 19,98€ bei kaufen) genauer anzuschauen! Der Arcade-Racer ist ja nur die Umsetzung eines Handyspiels, das jetzt zwar einen neuen Untertitel trägt, inhaltlich aber fast identisch mit dem Original auf Android und iOS ist. Und das hatte ich bereits dreimal installiert – um es jedes Mal ganz schnell wieder von der Disk zu schmeißen. Na ja... aber offensichtlich habe ich dann eben doch einen Test gemacht.

Wieso ich ein Spiel, das mir offenbar überhaupt nicht gefällt, noch ein zweites und ein drittes Mal herunterlade? Weil Horizon Chase so verdammt verlockend klingt und aussieht. Immerhin rast man hier in einer, sagen wir mal: grafisch modernen Version von Outrun, Lotus, Top Gear und wie sie alle heißen umher, lauscht einem Soundtrack von... huch: den hat doch tatsächlich Barry Leitch geschrieben, auf dessen Kappe mit der Titelmusik zu Lotus 2 einer der größten 16-Bit-Klassiker geht! Und der in der Zwischenzeit nichts verlernt hat, denn die Musik zu Horizon Chase ist eine schmissige Playlist, die logischerweise mal an Lotus, mal an Outrun erinnert. Außerdem kann mir keiner erzählen, dass hier nicht ein bisschen Giana Sisters drinsteckt.

Horizon Chase erinnert in bester Manier an Rennspielklassiker wie Outrun oder Lotus.


16-Bit-Klassik

Spielerisch ist Horizon Chase ja genauso altmodisch: In einem Sportwagen rast man mal drei, mal vier, mal sechs Runden lang über Strecken auf allen Kontinenten. Von Kalifornien geht es nach Chile, Südafrika, Island, die Vereinigten Arabischen Emirate und weiter. In der World Tour schaltet man dabei Fahrzeuge und Upgrades frei, wobei man immer die Wahl zwischen verschiedenen Läufen hat und über erhaltene Münzen (für gute Platzierungen sowie aufgesammelte Extras) Zugang zu weiteren Orten erhält.

Ein-hundert-neun!

Alternativ arbeitet man sich in aufeinanderfolgenden Rennen von Einsteigerturnieren in die Profiliga vor oder besteht in einer speziellen Ausdauer-Meisterschaft bis zu 109 zufällig zusammengestellte Rennen. Warum 109? Das ist die beachtliche Anzahl aller Strecken! Das Schöne an allen Wettbewerben: Von nichts kommt nichts. Man muss wirklich konzentriert fahren, um Siege einzuheimsen und alle Extras aufzulesen. Ach, und außerdem treten bis zu vier Lenkradgenossen vor demselben Bildschirm an – nur online geht abseits motivierender Ranglisten leider gar nichts.

Auch die Gegner leisten sich Fehler - ziehen aber vor allem auf den vorderen Plätzen recht flott ihre Runden.

Tja, und so war ich plötzlich stundenlang mit einem Spiel beschäftigt, das mich in seiner ursprünglichen Form, nämlich auf einem Handy-Bildschirm, überhaupt nicht gepackt hatte. Wieso bloß? Ganz einfach: Zum einen ist die Bildrate auf PC und PlayStation 4 um Welten besser als auf einem Nicht-High-End-Smartphone. Zum anderen kommt durch den Wechsel vom digitalen Touchscreen-Lenken zur analogen Steuerung endlich echter Fahrspaß auf. Genau wie früher ist das Umkurven der Piste nämlich kaum das Problem; die eigentliche Herausforderung ist das Schnellsein, während man sich in einer engen Kurve haarscharf zwischen Pfeilern am Streckenrand und einem Kontrahenten durchquetscht. Das ist mit digitalem Hin und Her überhaupt nicht machbar – auf den großen Plattformen gehört es zum Besten am Spiel.

Digitales Hin und Her und analoge Eleganz

Ärgerlich finde ich nur, dass Gas und Bremse nach wie vor digital reagieren, sodass nie die ganz große Freude am Fahren aufkommt. Abgesehen davon sind 109 Kurse natürlich wahnsinnig viel – in Wirklichkeit gleichen sich etliche Streckenteile allerdings dermaßen stark, dass man fast immer das Gefühl hat in einem Streckenbaukasten unterwegs zu sein. Ähnliches gilt für die 31 Fahrzeuge, von denen sich die meisten kaum voneinander unterscheiden.

Fazit

Wenn man in tiefroter Dämmerung startet, um bald einem weißen Vollmond entgegenzurasen, durch das bunt geschmückte Salvador oder schneeweißen Winter rauscht, dann trifft Horizon Chase Turbo die verklärte Romantik klassischer Rennspiele wunderbar auf den Punkt. Viele Streckenelemente wirken zwar wie standardisierte Versatzstücke eines Baukastens, was sie vor allem spielerisch entwertet, doch in den kurzen Herausforderungen eines solchen Arcade-Racers ist das gerade noch verschmerzbar. Im Gegenzug quetscht man sich elegant durch enge Kurven und an Kontrahenten vorbei, vermisst zwar analoges Gasgeben und Bremsen, genießt dafür aber den Drive der schwungvollen Wohlfühl-Musik. Mit dem Handyspiel kann ich noch immer nichts anfangen – ich hab’s ein weiteres Mal vergeblich versucht. Auf PC und PS4 kann ich mich aber kaum davon loseisen!

Pro

  • umfangreiche Kampagne und Turniere
  • zahlreiche Strecken und Fahrzeuge mit vielen Upgrades
  • fordernde Rennen
  • präzise Steuerung
  • überzeugendes Geschwindigkeitsgefühl
  • romantisch verklärte Grafik mit Umgebungs- und Tag-/Nachtwechseln
  • schmissiger Soundtrack

Kontra

  • viele Streckenteile wirken wie vorgefertigte Baukastenelemente
  • kein analoges Bremsen und Beschleunigen
  • keine Online-Rennen
  • keine beliebig einstellbaren Einzelrennen

Wertung

PlayStation4

Minimalistischer, aber bildschöner flotter Arcade-Racer mit erkennbaren Wurzeln bei Lotus, Outrun und anderen Klassikern.

PC

Minimalistischer, aber bildschöner flotter Arcade-Racer mit erkennbaren Wurzeln bei Lotus, Outrun und anderen Klassikern.

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