Captain Toad: Treasure Tracker - Test, Logik & Kreativität, VirtualReality, Wii_U, 3DS, Switch

Captain Toad: Treasure Tracker
12.07.2018, Jan Wöbbeking

Test: Captain Toad: Treasure Tracker

Toads Odyssey

Toads entspannte Drehpuzzles sind zurück! Schon auf der Wii U galt: Nur wer die würfelförmigen Levels immer wieder um die Mittalachse dreht, findet alle Schalter, Mechanismen und Schätze. Überzeugt der entspannte Rätsel-Ausflug auch auf der Switch? Wie schlagen sich der neue Koop-Modus und die frischen Levels, die an Super Mario Odyssey angelehnt sind? Die Antworten gibt’s im Test!

Seinen Ursprung hatte das Prinzip im Jahr 2013 in Super Mario 3D World, wo man den dauergrinsenden Pilzkopf durch Bonus-Levels trippeln ließ. Schön, dass Nintendo später im vollwertigen Puzzlespiel die Mechanik verfeinerte und den nervigen Timer strich. Auch auf der Switch bestimmt jeder sein eigenes Rätseltempo. Man lässt in Ruhe das Level rotieren, schaut in alle Ecken und wackelt dann gemütlich über die mit Fallen gespickten Plattformen. Springen kann der kleine Pilz nicht – stattdessen muss er immer wieder Schalter umlegen, damit Brücken ausklappen, sich Plattformen absenken oder mannigfaltige Mechanismen den Weg freigeben.

Entschleunigter Rätsel-Ausflug

Hier und da lassen sich große Räder drehen.
Ziel des Ausflugs ist wie bei Mario der goldene Stern, auf dem Weg können aber bis zu drei Diamanten eingesammelt werden, welche später zum Freischalten neuer Areale genutzt werden. Das sorgt nicht nur für Extra-Motivation, sondern verhindert auch Frust beim entspannten Entdecken: Im Ernstfall überspringt man einfach ein, zwei Levels, wenn man anderswo genügend Klunker gefunden hat. Im dritten Kapitel zieht sich das Edelstein-Sammeln allerdings etwas zu sehr in die Länge. Das Coolste am Spiel ist der Drehmechanismus: Die Kamera lässt sich frei um das würfelförmige Level herum bewegen, so dass man immer wieder neue Winkel entdeckt.

Wo eben noch ein Block den Blick versperrte, eröffnet sich kurz danach ein Schlupfloch, durch das Toad hindurch tapst. Dass der kleine Held nicht springen kann, kompensiert er durch andere Fähigkeiten: Er zerrt z.B. wie in Super Mario Bros. 2 auf Knopfdruck Rüben aus dem Boden. Mal verwandeln sie sich in einen Superpilz, anderswo in einen der drei Edelsteine. Auch als Wurfgeschoss lässt sich das Gemüse nutzen. Auf dem Weg zum Ziel gibt es unheimlich viel zu entdecken, darunter aggressiv hackende Kondore, die den Weg zu einer Leiter versperren.

Der besondere Dreh

Auf in die Stadt aus Super Mario Odyssey!
Nach dem Balanceakt über Holzblöcke, Metallträger oder rotierende Konstruktionen eröffnen sich immer wieder Schlupflöcher, durch die sich Diamanten, Münzhaufen oder der goldene Stern erreichen lassen. Geschicklichkeitseinlagen sorgen dafür, dass das Entdecken hier seltener ermüdend wird als in reinen Puzzlespielen, zumal der Mix bemerkenswert gut ausbalanciert wurde. Die Rätsel gestalten sich zwar einsteigerfreundlich, die Extra-Herausforderungen bieten aber genügend zusätzliche Motivation. Mal muss z.B. ein geheimer Pilz gefunden, anderswo eine Mindestzahl von Münzen ergattert werden. Die Szenarien bieten ähnlich viel Abwechslung wie ein ausgewachsenes Mario-Jump-n-Run - von verschlungenen Pfaden über Züge und Gartenanlagen bis hin zu brodelnden Lavaseen. Manchmal geht es sogar durch Portale oder auf die Unterseite des Würfels.

Nützlich ist auch das kurzzeitige Aufhalten der Gegner per Tippser auf den Touchscreen. Alternativ „berührt“ man sie mit einem leuchtenden Cursor, der sich dank einer präzisen Bewegungssteuerung gut kontrollieren lässt. Schade, dass man nicht stufenlos zoomen darf, die drei Stufen bieten nicht immer den perfekten Blick. Besonders befriedigend ist es, auf dem obersten Balkon zu landen und einen lästigen Turm von Gumbas unter sich zu begraben: Plopp, plopp, plopp, plopp, plopp!

Kleiner Pilz auf großer Reise?

Auch die knuffigen Animationen und der unbeschwerte Soundtrack passen bestens. Statt einer vollwertigen Story gibt es nur eine klassische kleine Entführungsgeschichte. Die Bosskämpfe gegen einen Drachen werden zudem mehrmals recycelt. Die Flucht vor seinem feurigen Atem ist trotzdem eine unterhaltsame Abwechslung. Das gilt auch für die Minispiele wie ein chaotisches Münzsammeln oder eine Lorenfahrt im Egoshooter-Stil.

Technisch liefert Nintendo nach wie vor ein ansehnliches Ergebnis ab: Hier und da wird es zwar ein wenig unscharf oder man erkennt kleine Pixeltreppchen, die gleißende Beleuchtung verleiht den Gärten und Kerkern aber eine idyllische Plastizität.

Endlich zurück in New Donk City!
Neu eingebaut wurde die Möglichkeit, als zweiter Spieler mit einem Zeiger Tipps zu geben oder aufdringliche Gegner mit einer Rüben-Kanone aus dem Weg zu räumen. Die Geschicklichkeitspassagen werden dann um Einiges einfacher, was vor allem Eltern freuen dürfte. Um einen vollwertigen Koop-Modus handelt es sich aber nicht - zumal beide Spieler selbst im TV-Modus dazu gezwungen werden, die kleinen Joycon-Controller zu nutzen (im normalen Singleplayer-gibt es die seltsame Beschränkung glücklicherweise nicht). Gesellige Spieler kommen allgemein nur bedingt auf ihre Kosten: Es gibt weder echte Mehrspielermodi noch Bestenlisten.

Frischer "Koop" und neue Levels

Ebenfalls neu sind vier Levels, die sehr liebevoll die Stimmung von Super Mario Odyssey einfangen. Die Gerüchte über eine Erweiterung zum Jump-n-Run sind leider noch nicht wahr geworden, aber auch hier dürften Fans nostalgische Gefühle bekommen, wenn sie über bekannte Baugerüste klettern oder einen Abstecher in die Katakomben zum Kraftwerk starten. Es handelt sich praktisch um niedliche kleine Diorama-Fassungen der Original-Schauplätze, mit vielen geschickt verbundenen Verstecken. Allzu viel will ich lieber nicht verraten, weil die nur vier neuen Abschnitte so schnell vorbei sind. Schade auch, dass im Gegenzug vier gelungene Bonus-Levels der Wii-U-Fassung gestrichen wurden – sie waren seinerzeit an Super Mario 3D World angelehnt.

Der Koop-Modus in Aktion.
Ein Ärgernis für Besitzer des Wii-U-Originals ist zudem, dass sie noch einmal die komplette Kampagne durchspielen müssen, bevor sie endlich die neuen Bonus-Levels zu Gesicht bekommen. Und das kann sich ganz schön hinziehen – schließlich muss man erst einmal ziemlich viele Levels mit allen drei Edelsteinen abschließen, bevor man genug Schmuck fürs Freischalten des letzten Bosskampfes parat hat. Alternativ kann man sich auch die Hochzeits-Amiibos von Mario, Peach oder Bowser zulegen und die frischen Odyssey-Rätsel von Anfang an freischalten – „Pay-to-shortcut“ nach Nintendo-Art. Ein Toad-Amiibo lässt übrigens einen Unbesiegbarkeits-Pilz erscheinen, den man nach mehreren gescheiterten Versuchen auch so angeboten bekommt. Andere Amiibos versorgen den Spieler nach Berührung mit Extraleben (mit Abkühl-Timer).

Schon wieder?

Fazit

Captain Toad: Treasure Tracker ist der ideale Titel für heiße Urlaubstage: Es gibt kaum etwas Entspannenderes, als mit Nintendos knuffigem Pilz auf Schatzsuche zu gehen und die würfelförmigen Levels in aller Ruhe um ihre Achse zu drehen, bis man auch die letzten Geheimtüren, Schalter oder Verstecke entdeckt hat. Das Puzzle-Abenteuer sprüht geradezu vor Abwechslung. In den würfelförmigen Levels steckt unheimlich viel Liebe zum Detail: Neben den einsteigerfreundlich platzierten Edelsteinen gibt es auch jede Menge Goldmünzen, versteckte Pilze und andere Geheimnisse zu entdecken. Auch die idyllische Kulisse trägt viel zum Charme bei: Ähnlich wie bei The Room konnte ich gar nicht aufhören, all die ausgeklügelten kleinen Mechanismen auszukundschaften, um schließlich sicher ans Ziel zu wackeln. Schade nur, dass es lediglich vier neue Levels im Super-Mario-Odyssey-Stil gibt und dass Besitzer des Vorgängers nicht schneller darauf zugreifen können. Es handelt sich zwar um äußerst liebevoll designte Miniatur-Versionen der Vorbilder, doch Kenner des Spiels müssen sich erst noch einmal durch die Kampagne ackern, um sie zu Gesicht zu bekommen (oder sie investieren weiteres Geld in einen passenden Hochzeits-Amiibo zum Freischalten). Morgen wird übrigens auch eine 3DS-Version des Spiels veröffentlicht.

Pro

  • fesselndes Knobel-Prinzip mit drehbaren Levels
  • toll versteckte Geheimnisse, Durchgänge und Mechanismen
  • hochgradig knuffig animierte Biester und Schatzsucher
  • ungemein gemütliche Atmosphäre ohne Zeitdruck
  • viel Abwechslung
  • zahlreiche Zusatz-Herausforderungen, versteckte Extras und Bonus-Levels
  • gute Mischung aus Rätseln und Geschicklichkeit
  • farbenfrohe, auch technisch ansehnliche Areale
  • quietschvergnügte Abenteurer-Musik
  • unterhaltsame Minispiele bieten eine willkommene Abwechslung
  • ungeliebte Levels lassen sich mit Diamanten überspringen
  • Hilfsmodus für zweiten Spieler im lokalen Koop

Kontra

  • kein echter Mehrspieler-Part oder weltweite Vergleichsmöglichkeiten
  • kein stufenloser Zoom
  • Bosskämpfe werden recycelt
  • belanglose Story
  • neue Bonus-Levels bekommt man erst nach dem Durchspielen (oder per Amiibo)
  • Hilfsmodus für zweite Spieler im lokalen Koop nur mit Joycons spielbar

Wertung

Switch

Herrlich entspannter und abwechslungsreicher Knobelausflug mit fesselnder Drehmechanik.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Man kann die Spielzeit über Käufe verkürzen, Pay-to-Shortcut.
  • Man kann sich Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, Pay-to-win.