Dave Mirra Freestyle BMX 2 - Test, Sport, PlayStation2

Dave Mirra Freestyle BMX 2
21.11.2001, Jens Bischoff

Test: Dave Mirra Freestyle BMX 2

Nach zwei PSone-Auftritten gibt der zehnfache BMX-Weltmeister und elffache X-Games-Champion Dave Mirra nun seine PS2-Premiere. Während Trendsporttitel seit Tony Hawk`s Pro Skater ungebrochen populär sind, machen sich Vertreter der Zweirad-Fraktion in diesem Segment auf NextGen-Konsolen noch rar. Doch ob Dave Mirra nur mangels Konkurrenz den BMX-Thron stürmt oder einfach konkurrenzlos gut ist, klärt unser ausführlicher Test-Ride.

Bevor Ihr bei Dave Mirra Freestle BMX 2 ins Geschehen stürzt, dürft Ihr einen von 14 realen Profis wie Ryan Nyquist, Rick Moliterno, Joey Garcia oder Dave Mirra höchstpersönlich für Eure eigene BMX-Karriere verpflichten. Besonders spaßig sind auch Ausflüge mit Sponsor-Maskottchen Slim Jim oder dem religiösen Bonusradler Amish Boy. Doch gleich, mit wem Ihr Eure erste Session hinlegt, anfangs steht gerade einmal ein Standard-Bike pro Fahrer und das authentisch nachempfundene Woodward Camp als Location zur Verfügung.

Echte Profis

Im weiteren Spielverlauf kommen allerdings für jeden Biker vier deutlich leistungsfähigere BMX-Räder und sieben riesige Trick-Szenarios, wie ein Güterbahnhof, ein Vergnügungspark oder ein Bergbau-Canyon hinzu. Bei den Spielmodi darf man hingegen schon von Beginn an zwischen Proquest, Session, Freeride und Multiplayer wählen. Interessant ist auch der umfangreiche Parkeditor, wo man je nach freigespielten Arealen die unterschiedlichsten Szenarios selbst erstellen darf - eigene Fahrer kann man bei Dave Mirra 2 hingegen keine kreieren.

Habt Ihr Euch für einen Fahrer samt Bike entschieden, solltet Ihr Euch gleich dem motivierenden Proquest-Modus zuwenden, denn neue Strecken, Bikes und Outfits lassen sich nur hier freispielen. Um an diese nützlichen Extras heranzukommen, müssen aber erst spezielle Aufgaben bewältigt werden. So warten in jeder Location 14 nach und nach verfügbar werdende Herausforderungen, die Euch bei erfolgreicher Bewältigung Respektpunkte einbringen. Auch das Meistern bestimmter Sprungpassagen beschert Euch diese begehrten Punkte, finden müsst Ihr die jeweiligen Sprungschanzen allerdings selbst.

Karriere mit Hindernissen

Zudem tummeln sich in jedem Szenario vier andere Profi-Biker, die munter vor sich hin tricksen und Euch nach bestandener Rookie-Challenge jeweils eine spezielle Amateur-, Pro-, Hardcore- und Insane-Herausforderung stellen. Während das Bewältigen der Amateur- und Pro-Challenges für das Freischalten neuer Sponsoren und Locations ausreichend ist, lernt Ihr durch das Meistern der Hardcore- und Insane-Herausforderungen zum Beispiel neue Tricks - der Schwierigkeitsgrad dieser Aufgaben ist allerdings nichts für schwache Nerven, denn einem Erfolg gehen meist unzählige Frusterlebnisse voraus.

Weniger frustrierend geht es dafür in den übrigen Spielmodi zu. Im Freeride-Modus dürft Ihr ohne Vorgaben und Zeitlimit nach Herzenslust die weitläufigen Locations erkunden und in Ruhe die zahlreichen Trickmanöver einstudieren. Im Session-Modus kann man sein Können dann unter Zeitdruck an zwölf vorgegebenen Rekorden, wie weitester Sprung, längster Grind, bester Trick oder höchste Punktzahl messen.

Anschauungsunterricht

Der Multiplayer-Modus macht seinem Namen hingegen keine Ehre, denn statt sich via Splitscreen oder Linkkabel mit anderen Spielern zu duellieren, darf man sich hier lediglich mit einem weiteren Mitspieler in nacheinander stattfinden Läufen messen. Zwar sorgen insgesamt zehn Wettkämpfe wie ein direktes Trickduell oder die Aufgabe, den spektakulärsten Crash zu fabrizieren, für originelle Abwechslung, aber auf Dauer macht sich hier eher Langeweile breit - vor allem in den Best-Run-Wettkämpfen, wo der Gegner Minuten lang zum Zuschauen verpflichtet ist.

Beim Gameplay orientiert sich Dave Mirra 2 deutlich an den Vorgängern. Dadurch geht die Steuerung prinzipiell zwar leicht von der Hand, aber das damit verbundene unrealistische Handling hat auch seine Tücken: Die Geschwindigkeit lässt sich auch in der Expert-Konfiguration des Controllers nicht richtig justieren und selbst im Schritttempo sind abgesehen von 180°-Turns keine schnellen Richtungswechsel möglich.

Mangelndes Feintuning

Zudem sorgt das teils peinliche Kollisionsverhalten für Verwunderung und Ärger: Stürze wirken oft willkürlich, manche sind überhaupt nicht nachvollziehbar und allzu oft bleibt man an unscheinbaren Barrieren hängen oder findet sich plötzlich im Inneren eines eigentlich undurchdringlichen Hindernisses wieder. Das schier endlos scheinende Trick-Repertoire lässt hingegen kaum Wünsche offen. Ob Sprünge, Stalls, Grinds, Wheelies oder Signature Moves - fast alles lässt sich durch geschicktes Timing und einfache Tastenfolgen problemlos bewerkstelligen.

Lobenswert sind auch die authentischen Sound-FX und der hervorragende Soundtrack, der unter anderem mit Beiträgen von Rage Against The Machine, Sum 41, Godsmack und Gang Starr gut zum Geschehen passt. Sprachausgabe gibt es hingegen keine und eine Lokalisierung hat man sich bei Acclaim ebenfalls gespart.

Überzeugende Soundkulisse

Mühe gegeben hat man sich dafür bei der PAL-Anpassung, die bis auf seltene Slow-Downs angenehm flüssig läuft und kaum störende Balken aufweist - mit den späteren Bikes stimmt dann auch die Geschwindigkeit. Ansonsten sorgen jedoch deutlich sichtbarer Grafikaufbau und lästige Clipping-Fehler für optische Abstriche. Zudem hat man trotz drei wählbarer Kamera-Einstellungen aufgrund Sicht versperrender Hindernisse nicht immer den optimalen Überblick und die speicherbaren Replays fangen unverständlicherweise immer nur den Anfang Eurer Vorführung ein.

Pro:

  • riesige Locations


  • umfangreicher Park-Editor


  • überzeugender Soundtrack


  • motivierender Quest-Modus


  • gigantisches Trick-Repertoire


  • Kontra:

  • keine vollständigen Replays


  • teils miserable Kollisionsabfrage


  • deutlich sichtbarer Grafikaufbau


  • hammerharte Aufgabenstellungen


  • kein simultaner Mehrspieler-Modus


  • Vergleichbar mit:

    Mat Hoffmans Pro BMX 2, MX 2002, MX Rider, Tony Hawk´s Pro Skater 3, Airblade

    Fazit

    Trendsportler, die mit Brettern unter den Füßen nichts anfangen können und motorisierte Gefährte grundsätzlich verachten, haben wohl schon sehnlichst auf eine trickreiche BMX-Sim gewartet. Doch während sich Hobbyradler trotz einfacher Steuerung spätestens an den Hardcore-Aufgaben in Dave Mirra 2 die Zähne ausbeißen, vermissen Profis ein realistisches Handling und eine vernünftige Kollisionsabfrage. Dass Acclaims virtuelle BMX-Hatz dennoch jede Menge Spaß macht, liegt vor allem an den riesigen Locations, wo sich nahezu jedes Objekt für einen von zahlreichen Tricks missbrauchen lässt, und am motivierenden Spielverlauf mit all seinen Herausforderungen und versteckten Extras. Wer nicht länger auf Mat Hoffmans PS2-Debüt warten will, über ein paar technische Mankos hinwegsehen kann und über ein strapazierfähiges Nervenkostüm verfügt, sollte sich Dave Mirra 2 aber auf keinen Fall entgehen lassen.

    Wertung

    PlayStation2