Z1: Battle Royale - Test, Shooter, PlayStation4, PlayStation4Pro, XboxOne, PC

Z1: Battle Royale
17.08.2018, Benjamin Schmädig

Test: Z1: Battle Royale

Zwischen Fortnite und PUBG

Battle Royale, ganz was Neues! Seit Brendan „PlayerUnknown“ Green mit Battlegrounds eine Lawine losgetreten hat, eifern nicht nur Epic Games (Fortnite), Crytek (Warface), Activision (Call of Duty) und andere dem Trend nach; auch Sony möchte ein Stück vom Kuchen abhaben. Und so erschien mit H1Z1 ein weiterer der Shooter der Marke „Der letzte Überlebende gewinnt“. Bleibt für unseren Test die Frage, ob die Welt ausgerechnet H1Z1 gebraucht hat.

Eins muss ich nach der Einleitung zunächst klarstellen: Dass es H1Z1 auf PlayStation 4 überhaupt gibt, verdankt es zwar mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit der Popularität des Prinzips Battle Royale. Das ursprüngliche H1Z1 ist allerdings bedeutend älter als fast alles, das sich heute so nennt! Lediglich die allererste, von Brendan Green (alias PlayerUnknown) entwickelte Modifikation des Survival-Urahns DayZ sowie deren Weiterentwicklung als Teil von Arma 3, waren vorher da. Doch schon als Green damit fertig war, half er den Machern eines DayZ-ähnlichen Survival-Spiels beim Entwickeln einer Battle-

Beute sammeln, schießen, am Leben bleiben: H1Z1 war als eins der ersten Spiele um das Prinzip Battle Royale gestrickt. (PC)
Royale-Variante. Und genau diese Variante ist das heutige H1Z1.

Eine „Gruppenarbeit“, drei Spiele

Erst danach erschuf Green sein PlayerUnknown's Battlegrounds (PUBG) – in Zusammenarbeit mit Epic Games, weil er dafür deren Unreal-Enginge nutzt. Reiner Zufall, dass Epic seinem (vereinfacht ausgedrückt) Survival-Shooter Fortnite kurz darauf eine Battle-Royale-Variante spendierte!

Im Gegensatz zu den beiden vergleichbaren Titeln startet man hier außerdem weder in einem Flugzeug noch einem fliegenden Party-Bus, sondern wird mit bereits geöffnetem „Segel“ direkt über dem Zielgebiet abgesetzt. Interessanterweise können sich PC-Spieler den groben Absprung dabei vor dem Start einer Party aussuchen, während PS4-Kämpfer mit dem

Die Action ist direkt und schnell - H1Z1 funktioniert vor allem als Arcade-Shooter. (PS4)
Zufall Vorlieb nehmen. Das sind bei weitem nicht die einzigen Unterschiede! Aber dazu später aber mehr.

Zwischen Fortnite und PUBG

Ein Urahn also, der spielerisch zwischen Fortnite und PUBG liegt. Denn H1Z1 ist im Ablauf ähnlich rasant wie Fortnite, sein Erscheinungsbild aber weniger bunt als das comichafte Spektakel.

Grundsätzlich geht es auch in H1Z1 darum möglichst schnell Waffen, Munition, Schutzkleidung, Bandagen und mehr zu finden, um in den folgenden Minuten nicht nur effektiv Kontrahenten zu töten, sondern sich zur Not auch zu heilen. Gleichzeitig muss man sich auch hier in immer kleinere Kreise begeben, weil man außerhalb der Markierung ständig Lebenspunkte verliert. Und auch hier werfen zudem Flugzeuge Kisten ab, in denen man besonders wertvolle Ausrüstung findet. Die Abwurfstellen sind daher ebenso lohnenswerte wie riskante Brennpunkte, an denen man häufig Gegenspieler trifft. Fahrzeuge ermöglichen schließlich ein schnelles Fortbewegen, wobei der Motorenlärm die eigene Position freilich hunderte Meter weit kommuniziert.

Wo gibt es was?

Was H1Z1 richtig gut hinbekommt: Man findet sich ähnlich schnell zurecht wie in Fortnite. Die Steuerung ist angenehm direkt und man trifft häufig auf Gegner, weshalb eine durchschnittliche Partie denn auch schneller vorüber ist als etwa in Battlegrounds. Abgesehen davon spielt man natürlich nicht nur alleine, sondern wahlweise zu zweit oder zu fünft, was deshalb praktisch ist, weil man von Begleitern wiederbelebt werden kann. Das verhindert manchen Frust; immerhin geht man hier erstaunlich schnell zu Boden, wo man in anderen Spielen besser reagieren kann, bevor einen die finale Kugel erwischt. Besonders Schrotflinten in Gebäuden sind mehr Fluch als Segen.

Schnell und unkompliziert

Das wirkt gerade in den ersten Stunden abschreckend, denn dem verwendeten Matchmaking sind die Statistiken der Spieler egal. Es bringt Suchende lediglich zusammen, so dass man es oft genug und von Beginn an mit echten Könnern zu tun bekommt. Gut, dass es wenigstens ein Übungsareal gibt, in dem man sich nach Lust und Laune austoben darf, um nach jedem Tod sofort wiedereinzusteigen. Kurzum: Als flotte, unkomplizierte Variante des Prinzips Battle Royale funktioniert H1Z1 recht zuverlässig.

Im Detail lässt es allerdings manche Wünsche offen. Das fängt bei der Grafik an, die auf PC schon keinen Preis gewinnt. Als richtig hässlich empfinde ich sogar viele der Hosen, Jacken, Lackierungen von Waffen oder Fahrzeugen usw. Fortnite ist ebenfalls schrill und bunt, sieht aber um einiges edler aus.

Bunt kann jeder – edel nicht

Auf PlayStation 4 kommen außerdem technische Probleme hinzu. Um eine halbwegs flotte Bildrate zu garantieren, wurde die Grafik nämlich gefühlt auf die niedrigste aller Detailstufen gestellt, sodass man sich spätestens in Gebäuden schon mal fragt, ob die Texturen noch nicht geladen wurden oder das tatsächlich so aussehen soll. Umso ärgerlicher, dass H1Z1 trotzdem nicht mit einer stabilen Bildrate läuft. Hinzu kommen Programmfehler, dank denen man beim Absprung z.B. in einem Raum

An von Flugzeugen abgeworfenen Kisten trifft man häufig auf Gegner. (PC)
landet, in den eigentlich kein Weg führen sollte.

Eine markante Schwäche auf beiden Plattformen ist nicht zuletzt eine Fahrzeugphysik, dank der die Wagen etwa wie Spielzeug-Modelle einen Hügel herunterkullern. Simuliertes Gewicht scheinen die Autos kaum zu besitzen und wer will, steigt bei voller Fahrt einfach aus, um sofort fest auf beiden Beinen zu stehen.

Nicht dem Zufall überlassen

Und das sind längst nicht die einzigen Probleme. H1Z1 spuckt Ausrüstungsgegenstände nämlich dermaßen gleichförmig aus, dass man in fast jedem Haus die gleichen Gegenstände findet. So ist das Looten am Anfang jeder Partie viel mehr als in PUBG und Fortnite nur eine notwendige Routine, bei der man ohnehin stets das Gleiche findet. Modifizieren kann man die wenigen verschiedenen Waffen und Rüstungen ohnehin nicht.

Auf PC wird dieser Kritikpunkt immerhin entschärft, weil man dort z.B. Verbandszeug herstellen kann. Dafür braucht man zerrissene Kleidungsstücke. Also lohnt sich das Abgrasen der überall gleichen Beute zumindest stärker als in der vereinfachten Konsolenvariante.

Rennen, Rasen und Ballern

Wichtig sind in beiden Versionen außerdem die aus Flugzeugen abgeworfenen Kisten, in denen man vor allem im späten Verlauf einer Runde starke Waffen findet. Insgesamt fehlen der Umgebung bis auf Ausnahmen aber markante Areale wie Aussichtspunkte oder besonders vielversprechende Beutelager. Und die nächste Kiste ist meist nur ein paar hundert Meter entfernt, das nächste Fahrzeug sowieso, sodass H1Z1 unterm Strich ein ermüdend profanes Rennen, Rasen und Ballern ist.

Auf PlayStation 4 wird diese Oberflächlichkeit ganze allgemein stärker gefördert, denn dort ist der anfängliche sichere Kreis dermaßen groß, dass auch ja kein Spieler in den ersten Minuten außerhalb der sicheren Zone stirbt. Zur Erinnerung: Die Landegebiete werden auf der Konsole automatisch zugeteilt – vermutlich sollen sie dafür nicht auch noch bestraft werden. Doch die taktische Entscheidung, vielleicht weiter weg von einem heiß umkämpften Ort zu landen, um zunächst in Ruhe Beute zu machen und hoffentlich rechtzeitig ein Fahrzeug aufzutreiben, sowie die damit verbundene

PS4-Spieler erleben ein taktisch vereinfachtes Battle Royale; nicht einmal den Absprungort wählen sie selbst. (PS4)
Spannung fallen auf PS4 damit eben weg.

Traut man Konsoleros weniger zu?

Sogar die Karte sowie die Mini-Map wurden auf der Konsole vereinfacht; Fahrzeuge, die Abwurfstellen der Kisten sowie andere wichtige Punkte sind stets markiert. Die Anpassungen sind insofern nachvollziehbar, als dass das Zurechtfinden mit einem Gamepad anspruchsvoller ist als mit Maus und Keyboard. So oder so verändern sie aber den für ein Battle Royale typischen Spielfluss noch stärker in eine seltsam einförmige Arcade-Ballerei, als es das Hauptspiel ohnehin tut.

Apropos seltsam: Auf PC kann man zwar jederzeit zwischen Ego-Perspektive und Blick über die Schulter wechseln – Server nur für Liebhaber jeweils einer Spielweise gibt es in H1Z1 aber noch nicht. So sind Fans der Ego-Sicht ständig im Nachteil, weil ihnen die wesentlich bessere Übersicht beim Schulterblick fehlt.

Alles Ansichtssache

Da gefällt mir selbst die ungewöhnliche Lösung auf PS4 besser: Dort schaltet man beim Zielen über Kimme und Korn automatisch in die Ego-Perspektive. Auf dieses Zielen könnte man natürlich verzichten, oft fühlt sich der Wechsel aber

Albern, bunt - und längst nicht so schick wie der Comiclook eines Fortnite. (PC)
erstaunlich gut an, weil er überraschend natürlich wirkt. Natürlich könnte man am PC ähnlich spielen, müsste für jeden Perspektivwechsel neben der Taste zum Zielen aber umständlich noch eine weitere drücken. Das ist also keine gute Alternative.

Ein abschließendes Wort noch zu den Mikrotransaktionen, die zum Glück keine spielbeeinflussenden Inhalte umfassen. Tatsächlich kann man ausschließlich Designs für Kleidung, Waffen und sogar Fahrzeuge kaufen – man stößt im Spiel dann auf entsprechend lackierte Autos in der Umgebung. Auf PC findet man diese Designs u.a. in käuflich erwerblichen Beutekisten. Man darf aber auch nicht benötigte Verzierungen einstampfen und mit der so erhaltenen Währung zufällige andere freischalten. In täglichen Herausforderungen erhält man außerdem eine Währung, mit der man Designs und Kisten direkt kaufen kann.

Von wegen „Männer wollen keine Kosmetik“!

Auf PS4 kommt hingegen ein System zum Einsatz, das über Erfolge im Spiel Zugang zu Verzierungen gewährt. Ist man dabei im Besitz eines so genannten Battle Pass, schaltet man bedeutend mehr Verzierungen frei. Und ist man Plus-Mitglied, kommen noch einmal weitere Verzierungen hinzu. Grundsätzlich ist H1Z1 schließlich auch ohne Plus spielbar. Und selbstverständlich darf man sowohl Beutekisten für Geld als auch Designs für Geld sowie die im Spiel verdiente Währung kaufen.

Fazit

Ich hatte H1Z1 gespielt, da gab es das Battle Royale als eigenständigen Ableger noch gar nicht – und schon damals bin ich damit nicht warm geworden. Nun hat sich seitdem viel getan. Geblieben ist allerdings das im ersten Moment angenehm direkte, auf Dauer aber auch sehr oberflächliche Spielgefühl. Obwohl die Simulationsaspekte in PUBG nicht ganz mein Fall sind: PlayerUnknown’s Battlegrounds ist spannender, umfangreicher, erfordert eine größere taktische Vielfalt und ermöglicht diese eben auch. Hier findet man in jeder Runde stets die gleiche Ausrüstung, stürzt sich in ein munteres Arcade-Ballern um Kisten mit noch besserer Ausrüstung und von vorn. Das macht Spaß – nur nicht so lange wie in dem großen Vorreiter oder dem schicken Fortnite. Auf PlayStation 4 gilt das umso mehr, denn in der technisch schwachen Konsolenversion zieht man auf einer etwas weniger interessanten Karte in den Kampf, wählt nicht einmal den Startpunkt selbst und stellt anders als auf PC auch keine eigene Ausrüstung her. Die im Wesentlichen gleiche Umsetzung schneidet deshalb eine ganze Ecke schlechter ab.

Pro

  • schnelle Action ohne langes Einarbeiten
  • alleine, zu zweit oder bis zu fünft spielbar
  • Übungsareal zum Kennenlernen von Steuerung und Waffen
  • Herstellen eigener Gegenstände (Bandagen u.a.) (PC)
  • durchdachte Änderungen an Steuerung und Inhalten... (PS4)

Kontra

  • wenige Ausrüstungsgegenstände werden gleichmäßig auf gesamter Karte verteilt
  • lächerliche Fahrzeug-Physik
  • topografisch und baulich relativ uninteressante Einsatzgebiete (PS4 und PC spielen auf jeweils eigener Karte)
  • schnelle Tode, vor denen man oft nicht rechtzeitig reagieren kann
  • ... die das Spiel in Sachen Taktik und Spannung aber stark vereinfachen (PS4)
  • kein Auswählen des Startpunkts (PS4)
  • ... instabile Bildrate trotz starker grafischer Einbußen gegenüber PC-Original (PS4)

Wertung

PlayStation4

Die PS4-Umsetzung ist nicht nur technisch schwächer, sondern auch inhaltlich beschränkter, weshalb Taktik und Spannung etwas kurz kommen.

PC

Als schnelle Arcade-Variante zu PUBG macht H1Z1 Spaß. Auf lange Sicht kann das relativ oberflächliche Battle Royale aber kaum motivieren.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
  • Man kann sich keine Vorteile im Wettbewerb oder der Karriere verschaffen, kein Pay-to-win.
  • Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.