SNK Heroines Tag Team Frenzy - Test, Prügeln & Kämpfen, PlayStation4, PC, Switch

SNK Heroines Tag Team Frenzy
20.09.2018, Mathias Oertel

Test: SNK Heroines Tag Team Frenzy

Der Umfang stimmt nur in einer Hinsicht

Der klassische Versus-Prügler legt zwar immer wieder ein paar Atempausen ein, doch er verschwindet nie aus der Wahrnehmung. Ein halbes Dutzend Handkanten-Duelle haben wir dieses Jahr schon unter die Lupe genommen und mit Soul Calibur 6 steht bereits das nächste Schwergewicht in den Startlöchern. Kann das jüngst veröffentlichte SNK Heroines : Tag Team Battle die Wartezeit auf Ivy, Talim, Sophitia & Co angenehm verkürzen? Der Test gibt die Antwort.

Arc System Works hat Anfang des Jahres mit DragonBall FighterZ bewiesen, dass Prügelspaß nicht zwangsläufig mit einer komplexen Steuerung und umfangreich miteinander verknüpften mechanischen Systemen verbunden sein muss. Zwar musste man die Moves der Kämpferriege auch verinnerlichen, um Erfolg zu haben, doch außer Timing und guten Reaktionen musste man theoretisch nichts mitbringen, um Siege zu erringen – ganz im Gegensatz zu vorherigen Spielen wie z.B. Guilty Gear. Berauscht von dem Erfolg inszenierte man im Juni BlazBlue: Cross Tag Battle mit einem ähnlich reduzierten Kampfsystem. Und daran scheint sich jetzt auch SNK zu orientieren, das sich in der Vergangenheit vor allem mit King of Fighters, Fatal Fury oder Samurai Showdown als feste Größe im klassischen 2D-Prügler etablieren konnte.

Die Last der Geschichte

Moment mal? War Terry Bogard in Fatal Fury nicht eigentlich ein Mann? Eigentlich schon, doch das hält SNK nicht davon ab, in Heroines eine weibliche Version anzubieten.
Mit der sterotypen sowie viele Klischees abgreifenden, aber immerhin passabel inszenierten Geschichte wird man allerdings keine Preise gewinnen. Letztlich werden hier ziemlich schwache Themen bemüht, um die Duelle der rein weiblichen Kämpferduos zu motivieren, die man frei aus den 14 integrierten Figuren zusammenstellen darf. Doch ungeachtet der erzählerischen Qualität kann man sich durchaus ein paar ungezwungene Stunden mit der holden Weiblichkeit beschäftigen, die zumeist nur spärlich bekleidet aufeinander losgeht und dabei größtenteils mit ihrer Oberweite sowie einem „Boob-Bouncing“ auffällt, dass die Konkurrenz aus Dead or Alive ebenso eifersüchtig machen dürfte wie die zahlreichen Kämpferinnen aus dem neuen Soul Calibur. Immerhin zeigt sich die comicinspirierte Kulisse als sauber und mit durchaus schicken Animationen sowie Effekten versehen – was allerdings unter dem Strich nicht reicht, um sie über den Prügeldurchschnitt zu heben. Fans wird es zudem freuen, dass man sich für die verdiente Spielwährung kosmetische Gegenstände anschaffen und die Charaktere damit personalisieren kann.

Schade ist, dass der Umfang des Spiels trotzdem deutlich geringer ausfällt als die Körbchengröße der Figuren, die größtenteils aus der King-of-Fighters-Serie stammen. Für Irritationen in der illustren Riege könnte zudem Terry Bogard sorgen. Sie ist entweder die mit gleichen Namen (evtl. als Abkürzung von Teresa) ausgestattete Schwester des Helden aus Fatal Fury oder aber dessen transsexuelle Inkarnation. Doch egal, ob man mit ihr oder einer anderen Heldin antritt: Nach der Story gibt es im Vergleich zu anderen Prüglern recht wenig zu tun. Das Training und das gute Tutorial sollte man ohnehin absolvieren, bevor

Die leicht zu kontrollierenden Auseinandersetzungen setzen nicht nur auf schwingende Teile der weiblichen Anatomie, sondern auch auf eine saubere Kollisionsabfrage und gut portionierten Effekteinsatz.
man sich entweder solo in die Gefechte wagt oder online in einem weitgehend lagfreien Modus die Welt zu den kurzweiligen Kämpfen herausfordert, für die man allerdings schon kurz nach Release viel Geduld bei der Mitspielersuche mitbringen muss.

Leichter Zugang, wenig drin

Mit der auf wenige Kernelemente reduzierten Steuerung, die für alle Figuren identisch ist, richten sich die SNK-Heldinnen vorrangig an Einsteiger und Zwischendurchprügler. Es gibt je eine Taste für einen normalen sowie starken Angriff, die zu überschaubaren Kombos zusammengesetzt werden dürfen. Ergänzt werden sie durch den Wurf, sowie Spezialattacken, die zusammen mit der Richtungsangabe variiert werden können. Zusätzlich darf man die Tagteam-Partnerin einwechseln oder die im Hintergrund wartende Kollegin per rechtem Stick auffordern, Gagdets einzusetzen, um die Gegner aus dem Konzept zu bringen. Dieses Element bringt ein kleines Überraschungsmoment in die unterhaltsamen, aber angesichts der zur Verfügung stehenden Angriffsoptionen eher überschaubare Abwechslung bietenden Gefechte. Zusätzlich setzt SNK Heroines auf eine Knopfdruck-Verteidigung (die sich aber erschöpfen kann) sowie eine bei gleichzeitiger Bewegung ausgelösten Ausweichrolle, um sowohl die Defensive als auch die Dynamik zu stärken. Nach einer gut abgestimmten Rolle kann man idealerweise hinter dem Gegner landen und seinerseits einen Angriffswirbel starten, der wie alle Kampfaktionen von einer akkuraten Kollisionsabfrage unterstützt wird.

Fazit

Mechanisch macht SNK Heroines Tag Team Frenzy eine gute Figur. Im Rahmen der schnörkellosen Kampfmechanik, die von akkurater Kollisionsabfrage sowie sauber umgesetzten Eingaben unterstützt wird, verzichten die häufig leicht bekleideten sowie gewisse Teile der weiblichen Anatomie in den Mittelpunkt rückenden Kämpferinnen auf umständliche oder schwer erlernbare Spezialangriffe. Alle Angriffs- und Verteidigungsoptionen von Spezialattacken, dem Einsatz von Gadgets durch die Tagteam-Partnerin bis hin zum Knopfdruck-Block lassen sich einfach erreichen und sind für jede Figur mechanisch identisch – die Umsetzung ist natürlich individuell anders. So kommt es vor allem im Offline-Duell mit einem menschlichen Mitspieler zu durchaus spaßigen Duellen, bei denen Timing und Reaktion entscheidender sind als Figurenkenntnis.  Online hingegen muss man Geduld haben, da es mitunter dauern kann, bis man jemanden findet, um schließlich in weitgehend lagfreien Gefechten anzutreten. Dementsprechend ist das größte Manko der Heldinnen von SNK nicht einmal die sterotype sowie klischeebehaftete, aber immerhin solide inszenierte Geschichte, sondern vielmehr der im Gegensatz zu den zur Schau gestellten Oberweiten allgemein schmale Umfang. Sowohl die gerade mal 14 Kämpferinnen (die erste kostenpflichtige Ergänzung ist bereits erhältlich) als auch die Modiauswahl bieten gerade mal das Nötigste und halten den Prügler davon ab, sich als einsteigerfreundliche  Alternative zu King of Fighters, Soul Calibur oder DragonBall FighterZ zu etablieren.

Pro

  • saubere Kulisse
  • einsteigerfreundliche Kampfmechanik
  • viel kosmetische Anpassung der Figuren freischaltbar
  • passabel inszenierte Geschichte...
  • akkurate Kollisionsabfrage
  • saubere Steuerung
  • leicht zugängliche Spezialangriffe
  • vorbildliches Tutorial

Kontra

  • nur 14 Kämpferinnen
  • erste Zusatzfigur bereits als käuflicher DLC vorhanden
  • insgesamt schmaler Umfang
  • kaum Spieler online
  • ... die sich aber zu häufig in Klischees und Stereotypen verliert

Wertung

PlayStation4

Die einsteigerfreundlichen Mechaniken sorgen für Unterhaltung, die allerdings vom geringen Umfang eingegrenzt wird.

Switch

Die einsteigerfreundlichen Mechaniken sorgen für Unterhaltung, die allerdings vom geringen Umfang eingegrenzt wird.

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