Nintendo Labo: Toy-Con 03: Fahrzeug-Set - Test, , Switch
Robust sind sie ja, das muss man ihnen lassen! Wir haben die Papp-Controller zwar nicht unter Kinderzimmer-Bedingungen mit wutentbrannten Racheakten getestet. Bei normaler Bedienung halten die bizarren gebastelten Pappkonstrukte aber wieder richtig gut, von einer kleinen Delle in der Fußablage des Pedals mal abgesehen.
Basteln
Hinzu kommen noch stark in die Länge gezogene Menüs, inklusive Smalltalk mit Professor Papp und seinen Schülern. Ein Vorteil an der Liebe zum Detail ist, dass man dank der hervorragend präsentierten, drehbaren 3D-Anleitung wenig falsch machen kann. Manchmal wird die Ausführlichkeit und Behäbigkeit aber etwas zu viel, zumal ich mich beim pedantischen Falzen, Falten und Montieren ohnehin schon früh wie am Fließband fühlte. Im Gegenzug lernt man dabei immerhin, wie jedes einzelne Detail der Mechanik funktioniert.
„Lässt sich das wirklich als Lenkrad benutzen?“ Diese Frage fiel gestern immer wieder, wenn verwunderte Kollegen am Konsolenbüro vorbeispazierten. Die Antwort lautet: Ja, es lässt sich. Mit einem vollwertigen Force-Feedback-Lenkrad aus Michas Hardware-Tests kann das frei drehende Papprad natürlich nicht mithalten, der in der Mitte versenkte Joycon-Controller registriert die Bewegungen aber sehr feinfühlig und verlässlich (die leichten Rumble-Vibrationen fallen übrigens kaum auf). Mit den aufgeklebten Gummifüßen steht das Gerät nicht ganz so sicher auf dem Tisch wie eine Montage-Lösung.
Spielen
Ebenfalls dabei sind die recycelten Motorradrennen aus Kit 1 (zum Test). Mit ihrem generischen Design, Höhenunterschieden und nur einfach gestrickten Rennen auf Stadion-Rundkursen erinnern sie ein wenig an Trackmania, machen aber deutlich weniger Spaß. Die einfachen „Slotcar“-Rennen wiederum lassen sich freihändig spielen - nur mit dem Fuß auf dem Pedal. Die Dosierung beim Gasgeben entscheidet wie bei einer Carrera-Bahn, ob man aus der Kurve fliegt oder einen neuen Zeitrekord aufstellt. Im Fokus steht diesmal aber die neue offene Welt des Abenteuer-Modus. Ähnlich wie in The Crew 2 kann man seinen fahrbaren Untersatz jederzeit wechseln – zu einem Flugzeug oder U-Boot mit Greifhaken. Einfach den fetten „Schlüssel“ mit dem darin platzierten Joycon aus dem Lenkrad ziehen und stattdessen im Flight-Stick oder dem Unterwasser-Controller versenken: Schon verwandelt sich das Vehikel z.B. in ein U-Boot, mit dem sich in Tümpeln Geheimnisse aufspüren lassen. Mit einem zweiten Schlüssel lässt sich auch ein Co-Pilot auf die Abenteuerreise einladen.
The Crew 2 für Arme (und Beine)?
Im Grunde spielt es aber gar keine Rolle, ob man sie überhaupt bewegt; wichtig ist nur das Tracking des oben eingebauten Joycons. Man kann den leichten Stick also auch einfach in der Luft halten und hin- und her neigen, wenn man in der „Rallye“ durch Ringe fliegt. In diesem Modus startet man verschiedene Zeitrennen auf Querfeldeinkursen (Auto, Luft und Wasser), die man zuvor in der offenen Welt entdeckt und freigeschaltet hat. Sie gehören zu den unterhaltsamsten Herausforderungen im Spiel, ihr Aufbau wirkt im Vergleich zu „ausgewachsenen“ Rennspielen aber ebenfalls ziemlich schlicht.
Wo ist der Checkpoint?
Fazit
“Labora” steht im Lateinischen nicht umsonst für Arbeit: Auch im dritten Paket von Nintendo Labo steht erst einmal viel monotone Faltarbeit auf dem Programm, bevor man Lenkrad, Pedal, Flightstick und U-Boot-Controller vor sich stehen hat. Die Endergebnisse sind dann allerdings wieder erstaunlich robust und präzise – dank hochwertiger Bastelpappe, anschaulicher Bauanleitung und den feinfühligen Sensoren der darin versenkten Joycon-Controller. Nintendo versäumt es allerdings erneut, den kleinen Wunderwerken langfristig unterhaltsame Spiele zu spendieren. Ähnlich wie in The Crew 2 gibt es zwar eine offene Welt, in der man jederzeit zwischen Offroad-Flitzer, Flugzeug und U-Boot wechseln kann. Die Entwickler konzentrieren sich aber zu sehr auf öde Sammelaufgaben und einfach gehaltene Minispiele. Zudem wirken auch die größeren Querfeldein-Rennen mit ihren versteckten Checkpoints und ohne Gegner etwas wirr und fade. Schade – mit besseren Veranstaltungen hätte man durchaus etwas erschaffen können, woran nicht nur die Jüngsten, sondern auch ihre Eltern Spaß haben. So wirkt das Software-Programm erneut halbgar. Es wird zwar dadurch aufgewertet, dass man in der Toycon-Werkstatt mit Alltagsgegenständen eigene Ideen verwirklichen kann - allerdings schon wieder ohne Online-Tausch wie bei Sackboy oder dem Wii-U-Original von Super Mario Maker. Am 19. September erscheint übrigens ein Update, nach dem sich Lenkrad und das Gaspedal auch mit Mario Kart 8 Deluxe nutzen lassen.
Pro
- präzise und verhältnismäßig robuste Controller für diverse Vehikel
- sehr ausführliche und intuitive Anleitung
- auf dem Bildschirm drehbare Modelle mit lehrreichen Einsichten
- kreatives Dekorieren
Kontra
- primär fade Sammelaufgaben in der offenen Welt
- Rallys und Rennen zu simpel gestrickt
- kein Tausch digitaler Werkstatt-Kreationen
- fehlende Internet-Anbindung und mäßiges lokales Mehrspieler-Potenzial
- massenhaft alberne Kommentare und langsames Freischalten von Texten sind etwas mühsam