Capcom Beat 'Em Up Bundle - Test, Arcade-Action, Switch, XboxOne, PC, PlayStation4

Capcom Beat 'Em Up Bundle
19.09.2018, Mathias Oertel

Test: Capcom Beat 'Em Up Bundle

Sieben Klassiker - ein Spielprinzip

Gerade erst angekündigt und schon veröffentlicht: Capcom hat mit Beat’em up Bundle, in dem sieben Klassiker warten, nicht lange gefackelt. Im Test überprüfen wir, ob die Titel aus der Hochphase der Spielhalle wie Final Fight, Captain Commando, oder Knights of the Round mehr zu bieten haben als wohlige Erinnerungen an eine vermeintlich bessere Spiele-Ära.

Lasst uns einen Ausflug in die Vergangenheit machen. In die Endphase der 80er Jahre. Eine Zeit, in der die 16-Bit-Konsolen von Nintendo und Sega sich aufmachten, die Wohn- und Kinderzimmer zu erobern, während gleichzeitig die Spiehallen ebenfalls eine Hochphase erlebten. Ein Genre, das zu dieser Zeit zu den beliebtesten gehörte, war der seitwärts scrollende Prügler. Obwohl 1984 mit Kung-Fu Master der erste Titel dieser Art in den Spielhallen auftauchte, erlangte dieses Genre erst drei Jahre später mit Double Dragon einen ersten Popularitätsboom. Davon inspiriert war es vor allem Capcom, das sich von 1989 mit Double Dragon bis hin zu Battle Circuit im Jahr 1997 mit seinen Maschinen in den Arcades positionierte. Neben diesen beiden Titeln finden sich im nun veröffentlichten Beat’em up Bundle auch The King of Dragons, Captain Commando, Knights of the Round (alle 1991), Warriors of Fate (1992) sowie Armored Warriors (1994), das wie Battle Circuit erstmals auf Heimkonsolen erhältlich ist.

Sieben Klassiker

Final Fight war Capcoms Antwort auf Double Dragon.
Zusätzlich findet sich noch eine Galerie in der Sammlung, in der man eine letztlich überschaubare Auswahl an Artworks zu jedem Titel betrachten darf. Charakter-Infos, Soundtrack-Auszüge oder Geschichten aus dem Entwicklungszyklus, wie man sie z.B. bei der im Mai veröffentlichten Street Fighter 30th Anniversary Collection findet, sucht man hier vergeblich. Dafür darf man allerdings zwischen der japanischen und der englischen Version wählen und sich hinsichtlich Continues, Anzahl der Leben usw. das Spiel seinen Vorlieben entsprechend einstellen. Außerdem kann man die ohnehin nur spärlich belegten Pads umkonfigurieren oder die rechts und links neben dem verpixelten 4:3-Bild eingeblendeten Hintergründe austauschen. Doch unter dem Strich ist die Sammlung hinsichtlich des Bonus-Materials eine der lieblosesten, die Capcom seit langer Zeit veröffentlicht hat.

Zudem habe ich trotz Retroaffinität bereits mittelfristig ein Problem mit dem Genre. Das beziehe ich nicht nur auf die sieben integrierten Titel, sondern auch auf Spiele wie die Streets-of-Rage- oder Golden-Axe-Serien, die ich mittlerweile auch nicht mehr Stunden am Stück, sondern nur noch als „Absacker“ oder mal zwischendurch einlegen würde. Zwar spürt man die mechanischen Veränderungen, die Capcoms seitwärts scrollende Prügler über die Jahre hinweg genommen haben. So ist z.B. das Schlag- Treffersystem in Final Fight noch sehr rudimentär, während man in Battle Circuit seinen Mech-Gegnern sogar Rüstungsteile wegprügeln und diese als Waffe nutzen darf. Auch die immer komplexer werden Kombo-Möglichkeiten zeigen, welche mitunter kleinen Fortschritte mit großer Wirkung das Genre gemacht hat – zumal ja nicht nur Capcom, sondern auch

Kulisse und mechanische Details wurden bis Battle Circuit im Jahr 1997 zwar verfeinert, das Kernprinzip des seitwärts scrollenden Prüglers blieb jedoch erhalten.
andere Entwicklung beständig dabei waren, die Grenzen dessen auszuloten, was möglich ist und so schließlich sogar den Sprung zum klassischen Action-Adventure schafften, bei dem Kämpfe durch Sprungpassagen ergänzt wurden.

Kennst du einen, kennst du alle

Doch unter dem Strich spielen sich die sieben Titel schon verdammt ähnlich und weisen daher auch nur weitgehend inhaltliche Unterschiede zu Spielen auf, die z.B. in der Mega Drive Classics Collection, Rare Replay (Battletoads)  oder der gegen Jahresende erscheindenen SNK 40th Anniversary Collection zu finden sind. Und das sorgt hier zumindest im Solo-Spiel für eine zu schnell einsetzende Redundanz. Irgendwann verschwimmen die Grenzen, man weiß im schlimmsten Fall nicht mal mehr, welchen Titel man gerade spielt. Immerhin kann man die schon seinerzeit in den Spielhallen angebotenen Mehrspieler-Optionen auch in den Umsetzungen aus dem Jahr 2018 nutzen. Je nach Titel können zwischen zwei (Final Fight) und vier Spieler (Battle Circuit) sowohl im lokalen Spiel als auch über die weitgehend lagfreie Online-Anbindung nutzen, wobei die nach ein paar Gesichtspunkten sortierbaren Lobbies (u.a. Region, Spiel) zum Start eher selten gefüllt waren und es auch dauerte, bis sich Spieler in der eigens geöffneten Lobby eingefunden haben. Durch den Mehrspieler-Modus rettet sich das Beat’em up Bundle immerhin noch in den ausreichenden Bereich.

Fazit

Nachdem ich am Mega Drive Stunden in Spiele wie Streets of Rage, Golden Axe, Double Dragon oder die von Sega für das Mega-CD veröffentlichte Final Fight CD gesteckt habe, war ich von Capcoms überraschender Ankündigung des Beat-em-up Bundles durchaus angetan. Doch im Gegensatz zur kürzlich veröffentlichten Street Fighter Collection will der Funke hier nicht überspringen. Es ist zwar interessant, zu sehen, wie sich Capcoms seitwärts scrollende Spielhallen-Prügler von Final Fight im Jahre 1989 bis Battle Circuit aus dem Jahr 1997 entwickelt haben. Doch alle mechanischen oder technischen Erweiterungen wie umfangreiche Kombo-Ketten, die aufwändigere Kulisse oder Abweichungen im Levelfortschritt  können nicht verschleiern, dass man sieben Mal das gleiche Spiel mit unterschiedlichen Sprites spielt. Selbst wenn man retro-affine Freunde zu Besuch hat, hält sich der Spaß angesichts der ewig gleichen Aktionen in sehr überschaubaren Grenzen. Unter dem Strich ist diese Sammlung hinsichtlich des Bonus-Materials übrigens eine der lieblosesten, die Capcom seit langer Zeit veröffentlicht hat.

Einschätzung: ausreichend

Wertung

Switch

Selbst für ein Spielchen zwischendurch sind die sieben Klassiker nur bedingt geeignet. Längere Partien scheitern ohnehin an der hohen mechanischen Redundanz.

XboxOne

Selbst für ein Spielchen zwischendurch sind die sieben Klassiker nur bedingt geeignet. Längere Partien scheitern ohnehin an der hohen mechanischen Redundanz.

PlayStation4

Selbst für ein Spielchen zwischendurch sind die sieben Klassiker nur bedingt geeignet. Längere Partien scheitern ohnehin an der hohen mechanischen Redundanz.