NHL 19 - Test, Sport, XboxOne, PlayStation4Pro, XboxOneX, PlayStation4

NHL 19
21.09.2018, Benjamin Schmädig

Test: NHL 19

Auf der Stelle skaten

Ganz ehrlich, ich hatte selten so wenig Spaß mit virtuellem Eishockey. Dabei ist NHL 19 (ab 14,78€ bei kaufen) ein richtig guter Vertreter seiner Art – wenn der Vorgänger und dessen Vorgänger nur nicht schon ganz genauso gut gewesen wären! Dabei schlägt EA Sports mit dem aktuellen Update interessanterweise eine Richtung ein, mit der ich nicht gerechnet hatte - im Test zählen wir auf, welche Kleinigkeiten sich diesmal geändert haben.

Ihr habt länger keinen Teil der NHL-Serie gespielt? Um Himmels: Greift zu! NHL 19 ist eine richtig gute Simulation mit umfangreichen Karrieren als Athlet oder Team-Manager sowie unterhaltsamen Arcade-Varianten und verschiedenen Möglichkeiten sowohl online als auch auf dem Sofa gegen Mitmenschen zu zocken. Die leicht überzeichnete Action auf dem Eis ist erlaubt abwechslungsreiche Spielzüge und verbindet dank guter Physik überraschende Situationen mit einer schnellen, packenden Dynamik.

Die alte Leier

Wie gesagt: Das ist alles nicht neu und war spätestens im vergangenen Jahr schon fast genauso. Kleinigkeiten kommen natürlich hinzu, z.B. das erweiterte Managen der Scouts, wenn man eine Mannschaft als Manager bzw. Trainer leitet. So

Etwas Wesentliches hat sich nicht getan: Auch NHL 19 ist eine inhaltlich umfangreiche, spielerisch hochwertige Simulation. (One)
vergibt man jetzt keine allgemeinen Aufträge mehr, sondern stellt individuelle Scouts ein, die nicht nur Informationen über bestimmte Regionen einholen, sondern auf einzelne Profis bzw. Amateure angesetzt werden können. Wie genau sie deren Fähigkeiten einschätzen, hängt dabei von der Begabung der Scouts ab.

Man schaut genauer hin

Ich empfinde Letzteres als eher umständliches Mikromanagement, zumal die nach wie vor unsäglich trägen Menüs den Spaß am Verwalten solcher Kleinigkeiten nicht gerade ins Unermessliche steigern. Aber es ist natürlich eine sinnvolle Ergänzung und wer will, schaltet es beim Erstellen der Manager-Karriere ohnehin ab.

Auf dem Eis fällt auf, dass man Poke-Checks jetzt nur noch dann ausführen sollte, wenn man wirklich sicher ist, den Puck oder zumindest den Stick eines Kontrahenten zu treffen. Stochert man von hinten oder der Seite, verursacht man bei allen herkömmlichen Einstellungen nämlich ausgesprochen schnell ein Foul und darf anschließend in Unterzahl spielen. Im Vergleich zu ihren Kollegen aus dem Vorjahr haben die Schiedsrichter also zugelegt. Die Änderung ist sinnvoll und macht das Spiel etwas taktischer.

Weniger Stochern, schnellere Sprints

Im Gegenzug halten die aktuellen Spieler den Puck wieder stärker am Stick. Das macht vor allem auf der Einstellung „Simulation“ einen spürbaren Unterschied, sodass das Geschehen jetzt seltsam rasant wirkt. Mir gefiel der ruhigere und auch realistischere Ablauf mit dem stärkeren Fokus auf der Kontrolle des Spielgeräts im vergangenen Jahr jedenfalls deutlich

Neu ist der Arcade-Modus Ones, bei dem alle drei Spieler für sich kämpfen. (PS4 Pro)
besser. Weil der Unterschied ohnehin minimal ausfällt, habe ich diesmal hingegen auf die gemäßigte Einstellung gewechselt, mit der auch Onlinepartien ausgetragen werden. Die aktuelle Ausgabe betont diese Arcade-Attitüde leider so, dass die Spiellogik deutlich besser aufgeht, wenn man sich vollständig darauf einstellt.

Diesen Eindruck unterstreicht auch der neue Schwerpunkt auf Spielvarianten, die NHL 19 unter dem Menüpunkt „World of CHEL“ als eine zentrale Neuerung in den Mittelpunkt stellt. Zum einen findet man dort kurze Herausforderungen; aufeinanderfolgende Matches, in denen man gegen Berühmtheiten des Sports antritt. Zum anderen gibt es das brandneue Ones, bei dem drei Onlinespieler alle für sich um Tore bemüht sind. Diese Partien finden auf einem halben Feld statt, sind gerade mal drei Minuten lang und manchmal eine gelungene Abwechslung zum normalen Hockey.

Jeder gegen jeden

Außerdem startet man in der World of CHEL Onlinematches mit nur je drei Feldspielern – mehr zu diesem Threes ein paar Zeilen später – und auch die Partien der EASHL beginnen jetzt hier. Zur Erinnerung: Die EASHL ist eine Onlineliga, in der man stets nur einen Spieler steuert und so als Mitglied eines Clubs oder einfach so um Punkte kämpft.

Dummerweise ist dieser Spieler ein ausschließlich für World of CHEL kreierter, der ganz anderen Regeln als ein herkömmliches Alter Ego. Er (oder sie – doch im Vordergrund steht ganz eindeutig das Männer-Hockey) entwickelt etwa keine besseren Fähigkeiten, weil er sie im Spiel unter Beweis stellt sowie im Training verbessert. Stattdessen steigt er nach ausgetragenen Partien im Level auf und erhält dadurch spezielle Eigenschaften wie ein besonders präzises Passspiel, ein besseres Durchsetzungsvermögen und viele andere, von denen man drei beliebige aktiviert und jederzeit tauschen darf. Selbst seine Größe und sein Gewicht kann man stets ändern, was sich ebenfalls auf die Grundwerte auswirkt. Auf diese Art erstellt man fünf Loadouts, um auf verschiedenen Positionen gut spielen zu können.

Sprunghafter Charakter

Realistisch ist diese Art der Charakterentwicklung freilich nicht. Wie gesagt: NHL 19 fokussiert sich stärker als seine Vorgänger auf Arcade-Aspekte und das zieht sich bis in die klassische Be-a-Pro-Karriere, bei der man ebenfalls einen einzelnen Sportler steuert, der sich zwar entsprechend seiner Leistungen auf dem Eis und der gewählten Trainingssitzungen entwickelt,

Was wäre Eishockey nur ohne diesen Zeitvertreib? Endlich darf man Beutekisten, Verzeihung: Sporttaschen öffnen! (PS4 Pro)
neuerdings aber ähnlich wie sein World-of-CHEL-Kollege (es handelt sich um zwei komplett voneinander getrennte Charaktere) besondere Eigenschaften erhält, die man wie in einem Rollenspiel in leicht verzweigten Fähigkeitsbäumen nach und nach stärkt. Das ist gar nicht mal schlecht, da man den Profi auf diese Art spezialisieren kann – auch wenn das im Grunde schon vorher möglich war, nur dass die Besonderheiten nicht namentlich betont wurden.

Ach, und apropos Zugeständnis an populäre Spielinhalte: In der World of CHEL erhält man Sporttaschen, sprich Beutekisten, die Ausrüstung der Marke „gewöhnlich“, „episch“ usw. enthalten. Gut, dass man auf die rein kosmetische Individualisierung verzichten kann! Wer das ernüchternde Einstiegs-Outfit irgendwann loswerden will, kommt irgendwann jedoch nicht drumherum, einige Minuten mit dem langweiligen Aufziehen der Taschen zu verschwenden.

Und weil wir noch immer beim Thema Arcade sind... Dann ist da noch die überarbeitete Variante des im Vorgänger eingeführten Threes; eine Folge an Spielen, in der man gegen immer stärkere Teams antritt, nach Siegen zusätzliche Profis erhält und in denen das Regelwerk nicht dem der realen Ligen gleicht. Immerhin stehen lediglich drei Feldspieler auf dem Eis, manche Treffer zählen doppelt und es wird nicht immer nach Zeit, sondern mitunter bis zu einer bestimmten Anzahl Tore gespielt. Die Regeln legt der Gewinner des Münzwurfs vor der Partie fest.

Threes – zu viert

Der Kommentar sowie die farbenfrohe Präsentation sind stark überzeichnet und auch in diesem Jahr muss ich sagen: So wenig ich eine Eishockey-Simulation für diesen Modus starte, so unterhaltsam ist Threes nach wie vor. Der dezent entschlackte Spielfluss passt hier ganz wunderbar

Threes wird als einziger Modus von einer schwungvollen Präsentation umrahmt. (PS4 Pro)
zu dem ausgedünnten Regelwerk – Fouls gibt es z.B. nicht –, weshalb das, was zuvor eher eine Nebenbeschäftigung war, gemeinsam mit der World of CHEL wie das Zugpferd des diesjährigen Spiels wirkt.

Wirklich warm bin ich mit NHL 19 aber trotzdem nicht geworden. Ja, Threes macht Spaß, das restliche Spiel ebenso. Aber wieso sollte ich schon wieder das Gleiche von vorne spielen, wenn ein Inhalts-Update zum Preis eines Season Pass nicht nur fair gewesen wäre, sondern etwa fortlaufende Karrieren ermöglicht hätte? Weshalb wird die Be-a-Pro-Laufbahn nicht endlich mit der Manpower ausgebaut, mit der man bei EA offenbar an den Arcade-Aspekten feilt? Und aus welchem Grund gibt es noch immer keine Onlineliga, in der man ähnlich wie in FIFA ein komplettes Team steuert. Nur die EASHL, also der Modus mit dem Arcade-Alter-Ego, ist inzwischen in ein Ligasystem eingebunden – immerhin.

Neukauf statt Update?

Die Onlineanbindung lässt ohnehin zu wünschen übrig, weil ich es sowohl auf Xbox One als auch auf PlayStation 4 erlebt habe, dass der Spielablauf stellenweise dermaßen stottert, dass man kaum vernünftig reagieren kann. Zahlreiche Fehlermeldungen verhinderten nicht zuletzt das Erstellen zahlreicher Partien und wer die PS4 in den Schlafmodus versetzt, während NHL 19 läuft, muss mit zwei Problemen rechnen: Eine laufende Offlinepartie wird als umgehend beendet gewertet und Onlinefunktionen sind nicht verfügbar, obwohl man trotz gegenteiliger Meldungen des Spiels längst wieder im PSN angemeldet ist. In beiden Fällen hilft nur ein Neustart des Programms.

Fazit

Es ist absurd: Das eigentlich erstklassige Spiel lässt mich in diesem Jahr fast kalt. Schon die ähnlich guten Vorgänger waren mehr und mehr von einer Stagnation geprägt, die in diesem Jahr ihren vorläufigen Höhepunkt erreicht. EA streut hier neue Scouting-Optionen und dort etwas ein – ansonsten gleicht NHL 19 der letzten Ausgabe fast aufs Haar. Schlimmer noch: Das eigentliche Spiel wurde in Richtung Arcade entschlackt, im Onlinespiel wird man mit Verbindungsproblemen konfrontiert und anstatt Be-a-Pro-Karriere, Onlineliga oder die Kommentare vollständig zu überarbeiten, spendiert man uns Beutekisten. Wem der eigentliche Sport nicht ganz so wichtig ist, wird mit dem diesjährigen Fokus auf kurzweiligen Arcade-Spaß vielleicht glücklich. Als aufrichtige Simulation hat mich NHL 19 allerdings enttäuscht.

Pro

  • im Kern hervorragende Simulation...
  • Threes als sehr unterhaltsame Arcade-Karriere
  • Ligasystem in EASHL motiviert länger als losgelöste Partien...
  • zahlreiche Modi für unterschiedliche Karrieren, Einzelspiele, Solo- und Mehrspielerpartien
  • kleine, aber sinnvolle Erweiterung des Manager-Modus durch neue Scouting-Optionen

Kontra

  • ... die von einer leichten Vereinfachung des Spielablaufs aber in Richtung Arcade gedrückt wird
  • träge Menüs mit vielen Ladezeiten sorgen für ermüdendes Navigieren
  • ... mit Arcade-orientierter Charakterentwicklung
  • keine wesentlichen Neuerungen bei bekannten Modi und in Sachen Präsentation
  • freischalten zusätzlicher Kleidung, Animationen usw. durch träges Öffnen von Beutekisten im World-of-CHEL-Modus
  • Probleme mit Onlineanbindung: gelegentlich häufiges Stottern im Spiel und Fehlermeldung vorm Erstellen einer Sitzung

Wertung

XboxOne

Im Kern erstklassiges Sportspiel, das inhaltlich stagniert und in diesem Jahr vor allem Arcade-Aspekte in den Vordergrund stellt.

PlayStation4

Im Kern erstklassiges Sportspiel, das inhaltlich stagniert und in diesem Jahr vor allem Arcade-Aspekte in den Vordergrund stellt.

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  • Käufe können durch Zufallsfaktoren zum Glücksspiel werden.
  • Käufe wirken sich nur in speziellen Spielmodi wie Ultimate Team oder GTA Online aus.