Super Seducer 2 - Test, Simulation, PC, Mac

Super Seducer 2
21.09.2018, Alice Wilczynski

Test: Super Seducer 2

Dating aus Frauensicht?

Nach nur sechs  Monaten  gibt Dating-Coach Richard La Ruina mit Super Seducer 2 (ab 9,71€ bei GP_logo_black_rgb kaufen): Advanced Seduction Tactics erneut interaktive Tipps zum Flirten. Mit zehnmal so großem Budget soll diesmal auch die Rolle von Frauen und Menschen anderer Herkunft im Vordergrund stehen. Neben La Ruina bewertet auch Charlotte Jones die Entscheidungen des Spielers und es gibt zwei Szenarien aus weiblicher Sicht. Ob das digitale Flirten diesmal mehr Spaß macht, lest ihr im Test.

Der Vorgänger Super Seducer ist kein gutes Spiel, denn die Entscheidungen haben keinerlei Konsequenzen und die Situationen, in denen man sich für die beste Flirt-Option entscheiden muss, werden schnell langweilig. Dennoch gibt es zumindest einige lustige Momente und für eher schüchterne Menschen können manche Tipps vielleicht tatsächlich hilfreich sein. Nachdem angekündigt wurde, dass diesmal auch die weibliche Perspektive eine Rolle spielen wird, wollte ich dem Mix aus Entscheidungen und Live-Action nach meinem gerade noch befriedigenden Fazit eine zweite Chance geben.

In Super Seducer 2 darf man sich in zwei Kapiteln auch als Frau in Dating-Situationen stürzen.


Das kann doch gar nicht schlechter werden

Doch leider ist Super Seducer 2 noch langweiliger als sein Vorgänger. Erneut wird man in verschiedene Alltags-Situationen versetzt, die man möglichst gut meistern muss, um am Ende an ein zweites Date oder die Telefonnummer der Person zu kommen. Die Qualität der Videos und Locations ist dabei erneut sehr simpel und erinnert an schwach produzierte Erotikfilme. Immerhin werden dieses Mal mehr Schauspieler eingesetzt, die eine solide bis teils gute Leistung abliefern.

Der Einstieg des Nachfolgers, in dem „Super Seducer“ La Ruina in einem Panzer durch die Gegend rollt und dabei fröhlich Kumquats knabbert, ließ mich auf unterhaltsamen Trash mit B-Movie-Flair hoffen.

Peinliche Entscheidungen ohne Konsequenzen

Erneut muss man immer wieder eine von vier Antwortmöglichkeiten wählen, um den Ablauf der Dating-Situation zu beeinflussen. Um verwerfliche Entscheidungen des Spielers deutlicher darzustellen, wird La Ruina jetzt in der Bewertungsphase rot ausgeleuchtet und von seinen männlichen Models bestraft. Auch Charlotte Jones kommentiert immer wieder, wie sie die Entscheidungen als Frau einschätzt, wobei es tatsächlich zu einigen netten Jokes zwischen ihr und La Ruina

Der Verzicht auf halbnackte Models als Belohnung für die korrekte Antwort wie zuvor und die rote Ausleuchtung bei

Die Kommentare von Charlotte Jones wirken frisch und stellen manchmal einen guten Kontrast zu Richard La Ruinas Tipps dar. 


kommt. Endlich irgendwas Neues! 

Fehlverhalten mag ein Schritt in die richtige Richtung sein, leider fehlt immer noch die spielerische Konsequenz. Selbst wenn man absolut verwerfliche und illegale Optionen wie „Drogen unter Getränk mischen“ wählt, darf man munter weiterspielen. Zwar wehren die Frauen sich erneut, brechen das Date ab oder drohen mit der Polizei und auch La Ruina und Charlotte Jones machen deutlich, dass es sich um eine widerliche Tat handelt. Dennoch kann man, wenn man sich bei den anderen Fragen besser anstellt, immer noch ein gutes Ranking am Ende jedes Kapitels erhalten.

Wie dieses berechnet wird, bleibt für mich ein Rätsel. Teilweise machen die Reaktionen überhaupt keinen Sinn: Nachdem ich dabei ertappt wurde wie ich den Tee einer Frau vergiftete, brach sie das Date ab, bewarf mich mit ihrer Brille sowie den Hut und stapfte davon. Als ich ihr im zweiten Spieldurchgang alternativ antwortete, dass ich YouTube-

Mittlerweile werden Fehlentscheidungen zumindest optisch deutlicher dargestellt.

Natürlich kann es sein, dass La Ruina sich hier einen Scherz erlaubt hat. Ich hatte jedoch stets das Gefühl, dass sich die Entwickler keinerlei Gedanken darüber gemacht haben, welches Verhalten wie stark bestraft werden sollte. In den nur sechs Monaten Entwicklung wird wohl kaum für mehr Zeit gewesen sein, als ein paar neue Clips zu drehen.

Videos mache, in denen ich Männern Dating-Tipps gebe, etwas was La Ruina tatsächlich tut, brach sie das Treffen nicht nur ab, sondern ließ mich vom Betreiber des Cafés rauswerfen und auf ewig bannen.

Die verwerflichen Antwortmöglichkeiten hatten im Vorgänger zumindest noch einen gewissen „Schockwert“, der mich vor allem dann unterhielt, wenn La Ruina sich zum Affen machte. Mittlerweile ist dieser Effekt verflogen und die neuen Optionen wirken nur noch billig, wenn der Chef in eine Topfpflanze onaniert oder ein Restaurant-Gast seinen Penis präsentiert. Da nichts am Spielprinzip verändert wurde, weiß man mittlerweile in jeder der 0815-Situationen genau, wie die Schauspieler

Kulturelle Vielfalt wird lediglich durch billige Stereotypen dargestellt.


Verschiedene Kulturen und die Rolle der Frau? Pustekuchen.

reagieren werden und klickt deshalb lieber direkt auf die richtige Antwort, die sich stets sehr eindeutig abhebt. Es gibt keinerlei Motivation über das eigene Dating-Verhalten nachzudenken und von Tipps kann nur selten die Rede sein. Auch der vermeintliche Versuch kulturelle Vielfalt zu integrieren, in dem man sich mit dem Chinesisch-Lehrer im asiatischen Restaurant oder mit einem dicken arabischen Scheich trifft, der sich bei Tinder als junges Model ausgegeben hat, wirkt einfach nur peinlich.

Besonders enttäuscht war ich allerdings von der versprochenen Integration der Frauenrolle, die bis auf die teils witzigen Kommentare von Jones sehr oberflächlich wirkt. So löblich es auch ist, dass das Spiel von einer Frau produziert wurde und mehrere Frauen am Skript beteiligt waren, umso erstaunlicher ist das Ergebnis. Erst nachdem man fünf Kapitel durchgestanden hat, darf man endlich in eine Dating-Situation als Frau schlüpfen. Die potenziellen Partner der Männer waren in beiden Teilen stets hübsche interessante Frauen. In der Frauenrolle geht es zunächst nur darum möglichst hübsch im Club rüber zu kommen. Man solle möglichst offen tanzen, seine Haare schütteln und keine peinlichen Dinge schreien. Nachdem man diese Oberflächlichkeiten eruiert hat, geht es leider immer

Die Kapitel als Frau sind schlecht designt und verraten wie bei den Männern nichts über das individuelle Datingverhalten.

noch nicht um Dating-Tipps, da alle Männer im Club besoffen oder unangenehm sind. Nachdem ich kurz davor war wegen dem Techno-Loop im Club meine Ohren abzuschneiden, fand ich endlich einen „vernünftigen“ Mann. Nach etlichen Fragen ging es also endlich um das Datingverhalten, das ebenfalls daraus bestand nichts Peinliches zu sagen und sich wie ein normaler Mensch zu verhalten.

Schade um die vergeudete Chance, hätte sich hier doch angeboten aufzuzeigen, wie Frauen beim Flirten vorgehen und welche vermeintlichen Fehler sie dabei begehen. Die wenigen Passagen als Frau spielten sich jedoch fast noch langweiliger als die Kapitel zuvor. Hinzu kommt, dass ich immer wieder das Gefühl hatte, dass La Ruina Angst davor hatte seine potenzielle männliche Käuferschaft zu vergraulen. Stets betonte er, dass sich diese an Frauen gerichteten Tipps auch für Männer eignen. Auch freute ich mich zunächst, dass La Ruina sich in einem Kapitel mit seinem Chinesisch-Lehrer trifft. Dieser setzt sich im Verlauf aber an den Nebentisch, um mit einer Frau zu flirten. Eine homosexuelle Dating-Situation, um mal etwas Abwechslung reinzubringen? Viel zu riskant! Erneut wird man das Gefühl nicht los, dass bei Super Seducer 2 nicht der spielerische Spaß oder hilfreiche Tipps, sondern La Ruinas Eigenwerbung im Vordergrund standen.

Fazit

Der Versuch kulturelle Vielfalt und die weibliche Sicht ins Spiel zu integrieren, reichen nicht aus, um Super Seducer 2 zu einer interessanten Erfahrung zu machen. Die uninspirierten Dating-Situationen im Büro oder in der Disko sind genau so langweilig wie die stumpfen Antwortmöglichkeiten, die immer nach Schema F ablaufen. Wie im Vorgänger hat das Handeln keine wirklichen Konsequenzen und das oberflächliche Bewertungssystem ergibt oft keinen Sinn. So sehr ich mich darüber gefreut habe, dass Kate La Ruina Regie führte und viele Frauen beim Schreiben des Skripts beteiligt waren, so enttäuschend ist das Ergebnis. Zu keiner Zeit hatte ich das Gefühl, dass die Perspektive der Frau beim Flirten wirklich eine Rolle spielt. Und auch die asiatischen und arabischen Darsteller werden viel zu stereotyp dargestellt. Erneut bleibt der Eindruck, dass La Ruina kein gutes Spiel, sondern möglichst viel Eigenwerbung für seine Tätigkeit als Dating-Coach machen wollte. Für Dating-Tipps fragt man lieber weiterhin Dr. Sommer.

Pro

  • Immerhin sind zwei Kapitel als Frau spielbar
  • Viel mehr Schauspieler; mehr kulturelle Vielfalt
  • "Tabuantworten" werden eindeutig als solche gekennzeichnet....

Kontra

  • Langweilige Dating-Situationen
  • Langweilige bis stumpfe Antwortmöglichkeiten
  • ..haben jedoch keine spielerische Konsequenz
  • Sehr oberflächliches Bewertungssystem widerspricht sich
  • Billige Videoclips, die an schwach produzierte Erotikfilme erinnern
  • Fremde Kulturen werden über billige Stereotypen thematisiert
  • Spielerischer Anreiz fehlt, da man keine wirklichen Tipps zum Flirten bekommt
  • Jedes Kapitel läuft nach dem selben Schema F ab

Wertung

PC

Langweilige Dating-Situationen mit überwiegend stumpfen Antwort-Möglichlichkeiten. Die Entscheidungen haben keine Konsequenzen und man lernt keine hilfreichen Flirt-Tipps oder Erkenntnisse. Auch die zwei Kapitel, in denen man als Frau spielt, enttäuschen auf ganzer Linie

Mac

Langweilige Dating-Situationen mit überwiegend stumpfen Antwort-Möglichlichkeiten. Auch die zwei Kapitel, in denen man als Frau spielt, enttäuschen auf ganzer Linie.

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