Downward Spiral: Horus Station - Test, Adventure, VirtualReality, HTCVive, PC, OculusRift, PlayStationVR, PlayStation4
Wieso man auf der Horus-Weltraumstation abgesetzt wird, um diese wieder funktionstüchtig zu machen und herauszufinden, was mit der Besatzung passiert ist, bleibt lange unklar. Man wird vollkommen ohne einleitende Erzählung in das Ego-Abenteuer geworfen, das man wahlweise hinter der PlayStation-VR-Brille oder alternativ auch am normalen Fernseher erleben darf. Überhaupt zeigt sich Downward Spiral als erzählerisch spröde. Es wird während der gesamten Spielzeit, die in etwa vier bis sechs Stunden in Anspruch nimmt, wenn man mit den Standard-Einstellungen spielt, kein einziges Wort gesprochen. Stattdessen setzt 3rd Eye Studio auf exploratives Storytelling und den Aufbau von Spannung. Sprich: Man möchte über die Umgebung und die Gegenstände, die man dort findet, die Geschichte erzählen. Das Problem dabei ist allerdings, dass man beim Durchstreifen der leeren Korridore sowie dem obligatorischen Ausflug ins All durchaus Hinweise übersehen kann. Das wiederum birgt die Gefahr, dass man die ohnehin dünne und schnell ins Stereotype abgleitende Geschichte eher früher als später aus den Augen verliert oder sich entscheidet, sie komplett zu ignorieren. Und spätestens dann geht natürlich auch Atmosphäre verloren, da man sich ab diesem Moment nur noch auf die Mechaniken sowie die Kulisse konzentrieren kann.
Kein Plan
Wieso die offensichtlich von einer feindlich gesinnten KI gesteuerten Roboter einen daran hindern wollen, die Horus Station wieder funktionstüchtig zu machen, ist ebenfalls unklar. Die geskripteten Aufeinandertreffen sind außerdem auf Dauer nur leidlich spannend. Zum einen, da man sich nach und nach eine stattliche Bewaffnung aneignet, mit der man der Bedrohung recht schnell effektiv begegnen kann. Zum anderen, da das Ableben keinerlei Konsequenzen nach sich zieht. Man wacht an der nächstgelegenen Krankenstation wieder auf und kann im wahrsten Sinne des Wortes dort weitermachen, wo der Bildschirmtod den Kampf unterbrochen hat: Bereits erledigte Gegner bleiben erledigt und hat man die Feinde „verletzt“ (insofern man das bei Blechbüchsen überhaupt sagen kann), werden die Lebenspunkte nicht wieder aufgefüllt. Dass man hier den Kompromiss-Spagat zwischen Anspruch und dem erzählerischen Fokus in die falsche Richtung, nämlich das „Durchkommen“ des Spielers angelegt hat, ist bedauerlich. Dass Downward Spiral trotz der interessanten, aber zumeist inkonsequent umgesetzten Ansätze kein Totalausfall wird, ist dem Bewegungskonzept in der Schwerelosigkeit zu verdanken, dass mit der erhöhten Immersion hinter der VR-Brille zusätzlich an Reiz gewinnt – und dem Soundtrack von Ville Valo. Richtig: Der Frontmann der Finnen-Rocker von HIM zeichnet hier für die musikalische Untermalung verantwortlich. Und zeigt mit den zumeist getragenen Synthie-Klängen, die sich an SciFi-Filmen der achtziger und neunziger Jahre orientieren, eine ungewöhnliche Seite, die dem Abenteuer gut tut.
Keine Schwerkraft
Fazit
Es ist zwar schon ein Weilchen her, dass ich in Lone Echo hinter der VR-Brille durch eine Weltraum-Basis geschwebt bin, doch das Erlebnis dort war ungleich eindrucksvoller als auf der Horus Station. Obwohl man in Downward Spiral bei der Bewegungsmechanik einen ähnlichen Weg in der Schwerelosigkeit geht, fühlt es sich nicht so natürlich an – und verliert ohne VR zusätzlich an Reiz. Das könnte theoretisch von der Erzählung aufgefangen werden. Doch schwach inszeniert und sich hauptsächlich über die Umgebung oder aufgelesene Gegenstände bzw. Versatzstücke definierend, wird man weitgehend im Unklaren gelassen – vor allem, wenn man dies oder jenes nicht aufsammelt. Und dass man daran vor allem am Flachbildschirm zu schnell die Lust verliert, liegt in erster Linie an der Kulisse, die technisch immerhin noch Durchschnittswerte erreicht, aber ästhetisch mit ihren zu häufig recycelten Umgebungstexturen zu schnell langweilig wird. So können selbst der coole Höhepunkt des Weltraumspaziergangs, der stimmungsvolle Soundtrack von Ville Valo oder die ordentlichen Schalter- bzw. Umgebungsrätsel nicht mehr viel retten. Nimmt man dazu noch den spannungsarmen Wohlfühl-Fortschritt, der nicht einmal ein Ableben bestraft sowie die aufgesetzten Mehr- bzw. Ko-op-Modi hinzu, wirkt es so, als ob 3rd Eye Studios viel wollte, dabei aber das Wesentliche aus den Augen verloren hat.
Pro
- passabel umgesetztes Bewegungskonzept in Schwerelosigkeit
- stimmungsvoller Synthie-Soundtrack von HIM-Frontmann Ville Valo
- ordentliche Immersion in VR
- auch ohne VR-Brille spielbar
- solide Schalter- und Umgebungsrätsel
- wahlweise auch komplett ohne Gegner spielbar
- solide Kampfmechanik
Kontra
- überflüssige, aufgesetzt wirkende Mehrspieler
- und Ko-op-Modi
- schwache Inszenierung einer diffusen Geschichte
- Kulisse kommt nur selten über Durchschnittswerte
- kaum Spannung
- enormes Asset-Recycling auf der steril wirkenden Station