Deep Sky Derelicts - Test, Taktik & Strategie, Mac, PC, PlayStation4, Linux, Switch, XboxOne
..ich hab ihn sicher, dachte sich der Anführer wohl, als er - anstatt selbst zu schießen - nochmal die Schilde unseres schwer verletzten Plünderers verstärkte. Die Hilfsbereitschaft war nicht verkehrt, schließlich blutete er schon bedrohlich. Blöd nur, dass der Techniker daraufhin gar keine Karte für einen Angriff zur Verfügung hatte, sondern lediglich einen Unterstützungs-Bot beschwören oder unsere Abwehr stärken konnte. So bekam der eklige Riesenwurm leider nochmal die Gelegenheit, zu einem noch ekligeren Rundumhieb anzusetzen, der mal eben zwei von drei Mann killte. Tja, Pech gehabt! Wieso musste ich mich auch so weit in diesem Wrack vorwagen? Übrig blieb jedenfalls nur noch der Techniker mit seinem Bot.
Nimm du ihn...
Deep Sky Derelicts (ab 2,75€ bei kaufen) inszeniert eine unterhaltsame Mischung aus Erkundung und Kampf im Stile von Darkest Dungeon in einem futuristischen Szenario; es gibt keinerlei Sprachausgabe, aber sehr gute deutsche Texte. Man fliegt mit einem Team von drei
Spezialisten von einer Basis zu diversen Wracks, um laut Story wichtige Informationen über ein mysteriöses Mutterschiff zu finden. Dort kann man auch kleinere Quests lösen, die zwar viel Holen und Bringen inszenieren, aber auch mal überraschenden Rätselcharakter entwickeln - es geht also nicht nur um Kampf. Außerdem trifft man auf skurrile Nebencharaktere, die teilweise amüsante SciFi-Anekdoten zum Besten geben: Da will ein Mensch endlich Teil einer Maschine werden, ein Hausmeister-Bot sucht Putzverstärkung oder ein Alien summt Gedanken verloren Akkorde.Spezialisierte Wrackräuber
Zuhause kann man seine Crew entwickeln, Aufträge annehmen, Beute verkaufen und sich besser ausrüsten. Zu Beginn stellt man ein Trio aus diversen Klassen wie Techniker, Schrotter, Fährtenleser, Schlägertyp oder Anführer zusammen, die alle unterschiedlich stark in den fünf Bereichen Waffen, Technik, Heilung, Plündern und Mental sind. Man kann eine Crew zufällig zusammen stellen oder manuell inklusive verändertem Aussehen. Außerdem kann man in der Bar Söldner anheuern, allerdings kann man diese im Gegensatz zu Darkest Dungeon weitgehend vernachlässigen, denn man behält nach einem Auftrag keine bleibenden Schäden. Mit jedem Aufstieg darf man Fähigkeitenpunkte verteilen und später auch eine Spezialisierung wie z.B. Psycho oder Robotikexperte wählen, die coole Zusatzfunktionen wie mentale Angriffe oder Geschütztürme freischaltet.
Das Besondere ist, dass sowohl diese Klassen, ihre Fähigkeiten als auch die Ausrüstung dafür sorgen, dass man jeweils ein anderes Kartenset zur Verfügung hat. Ähnlich wie in Trading-Card-Games spielt man dann im Kampf aus zufällig gezogenen Karten eine aus, wobei es zig Buffs und Debuffs gibt, mit denen man seine Initiative, Trefferquote oder Schildkapazität stärken, Feinde ängstigen, betäuben, verlangsamen oder fesseln kann. Man kann Schläge oder Schüsse kontern, Barrikaden errichten, sich unsichtbar machen, Fallen stellen oder Nebelbomben zünden, so dass ein abwechslungsreicher Schlagabtausch entsteht.
Ausrüstung und Kartentaktik
Das Comic-Artdesign ist gelungen und der Soundtrack sorgt für leicht zwielichtige Stimmung, auch wenn nicht diese packende
Atmosphäre eines Darkest Dungeon entsteht - es gibt weder einen kommentierenden Erzähler noch erreicht man diese Intensität in den Kämpfen. Außerdem muss man sich auf den Wracks erstmal daran gewöhnen, dass man nicht durch sichtbare Räume wandert, sondern über ein Karopapier in der Draufsicht von A nach B navigiert. Trotzdem ist das recht motivierend, denn man startet ohne Ortskenntnisse, muss über Scans die nähere Umgebung aufdecken, verbraucht mit jedem Schritt wertvolle Energie und es lauern Fallen sowie wandernde Feinde. Da freut man sich richtig, wenn man eine zweite Andockstation als Abkürzung oder endlich die Datenquelle findet!Karopapier 2.0
Weniger gelungen ist die karge und weitgehend statische heimatliche Basis, die man nicht ausbauen kann, sowie die universelle Forschung, denn viel zu schnell hat man alle Scan- und Energiezusätze freigeschaltet; auch das Raumschiff spielt
keine Rolle in der Entwicklung. Hinzu kommt, dass die vielen Söldner quasi irrelevant sind, denn die eigene Crew reicht meist vollkommen aus. Und die Heilung der Verletzten ist immer noch billiger als ein neuer Mann.Hat man erstmal ein paar Stunden investiert, kann die Balance etwas wackeln, wenn es auf den Wracks entweder zu leicht oder gleich sehr schwer wird. Außerdem wird man von der Masse an Beute irgendwann etwas genervt, weil man nicht auf Anhieb das Bessere erkennt: Obwohl es Sortierfunktionen für Kerne und Mods gibt, habe ich einen direkten Vergleich zwischen ausgerüsteter und ausgewählter Beute vermisst. Auch die Story kann trotz amüsanter Anekdoten nicht langfristig fesseln. Aber dafür hält sich auf dem ersten der beiden Schwierigkeitsgrade auch der Frust in Grenzen: Man kann jederzeit speichern und seine Crew ohne psychische Folgeschäden oder dauerhaften Tod wesentlich entspannter entwickeln als in Darkest Dungeon.
Fazit
Pro
- gute Alternative zu Darkest Dungeon
- motivierende Charakterentwicklung
- stimmungsvolles Artdesign, solider Soundtrack
- Trading-Card-Flair mit direkt verknüpfter Ausrüstung
- dynamische Rundengefechte mit zig Optionen
- Quests und Fallen sorgen für Abwechslung
- zwei Schwierigkeitsgrade, jederzeit speichern
Kontra
- Basis zu statisch
- universelle Fähigkeiten zu schnell entwickelt
- kein direkter Vergleich der Ausrüstung
- auf lange Sicht etws zu leicht
- überflüssige Söldner
- keine Sprachausgabe/Kommentator
Echtgeldtransaktionen
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- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.