Little Dragons Café - Test, Simulation, Switch, PlayStation4

Little Dragons Café
19.10.2018, Jens Bischoff

Test: Little Dragons Café

Vom Landwirt zum Gastronom

Ende September hatte Rising Star Games das Little Dragons Cafè von Harvest-Moon-Schöpfer Yasuhiro Wada auch in Europa eröffnet. Allerdings hatten wir erst jetzt Zeit, einen Blick auf die Speisekarte des kulinarischen Drachenabenteuers zu werfen. Wie uns das Menü gemundet hat, verrät der Test.

Als die alleinerziehende Kaffeehausbetreiberin und Mutter eines jungen Geschwisterpaares plötzlich ins Koma fällt, ist der Aufschrei der Kinder zunächst groß. Dann erfahren sie jedoch, dass durch die Adern ihrer Mutter Drachenblut fließt und die Aufzucht eines frisch geschlüpften Drachenbabys sie retten kann.
Vor Spielbeginn muss man sich entscheiden, ob man als Junge oder Mädchen spielen will.
Doch auch das Café muss irgendwie am Laufen gehalten werden. Also bestimmt man, wer der beiden Kinder sich fortan um den kleinen Lindwurm kümmern und wer die Stellung im Haus halten soll.

Ein Drache im Kaffeehaus

Hat man sich für das Mädchen oder den Jungen als Protagonisten entschieden, geht’s auch schon raus in den Garten, wo frisch gelegte Eier eingesammelt und anschließend in der Küche fürs Frühstück in die Pfanne gehauen werden wollen.
Das interaktive Zubereiten der Speisen erinnert an die Reaktionstests von Tanzspielen.
Die Zubereitung erfolgt nach einem Rezept der Mutter, das in einem Tanzspiel-ähnlichen Geschicklichkeitstest aktiv nachgekocht wird. Das Prozedere ist simpel, ein Scheitern kaum möglich. Je weniger Fehler man macht, um so schmackhafter fällt jedoch das Ergebnis aus.

Mit der Zeit findet man immer mehr Rezepte und Zutaten, die sich später auch immer facettenreicher variieren lassen, um den Speisen individuelle Geschmacksnoten zu geben. Schließlich kocht man nicht nur für sich, sondern auch für die immer zahlreicheren Gäste des Cafés. Insgesamt können 100 Rezepte und 160 Zutaten gesammelt werden. Zwar bekommt das Geschwisterpaar schon bald Unterstützung in Küche und Service, doch deren Arbeitsmoral lässt oft zu wünschen übrig und so hilft man lieber aktiv mit als sich blind auf sein Personal zu verlassen.

Sobald ein Besucher Platz genommen hat, nimmt man seine Bestellung auf und bringt sie in die Küche. Nach der Zubereitung schnappt man sich den Teller und serviert ihn dem Gast. Hat der sein Mahl beendet, räumt man den Teller wieder ab und bringt ihn zum Abwaschen zurück in die Küche.
Aktive Teamarbeit: Wenn Gäste ins Café kommen, kann man fleißig mithelfen und Bestellungen aufnehmen, Speisen servieren sowie Geschirr abräumen.
Fehler kann man dabei keine machen. Wer zu lange herumtrödelt, riskiert allerdings, dass Gäste vorzeitig gehen und ihre Bestellungen im Müll landen. Gerade wenn viel los ist, sollte man sich also besser ranhalten und faulenzende Kollegen sofort ermahnen. Schließlich hat man auch einen Ruf zu verlieren.

Ohne Fleiß kein Preis

Selbst kochen muss man allerdings nur, wenn man neue Rezepte findet oder Zutaten ändern will. Einmal zubereitet, kann man dann jedes Gericht auf die Speisekarte setzen und automatisch nachkochen lassen. Allerdings muss man dafür sorgen, dass benötigte Zutaten ausreichend vorhanden sind. Und so begibt man sich zusammen mit seinem Drachenfreund immer wieder nach draußen, um Früchte von Bäumen zu schütteln, Beeren von Sträuchern und Büschen zu pflücken, Fische aus dem Meer zu angeln oder wilde Legevögel einzufangen.

Realismus wird dabei nicht besonders groß geschrieben. Da wachsen nicht nur Pilze und Zitronen an Sträuchern, sondern auch völlig verschiedene Gemüsesorten an ein und demselben Busch oder es können Fertigprodukte wie Ketchup, Mehl und Sojasauce geerntet werden. Das Sammeln und Entdecken macht aber trotzdem Spaß.
Mit jedem Wachstumsschub erhält der Drache auch neue Fähigkeiten.
Vor allem in Zusammenarbeit mit dem heranwachsenden Drachen ergeben sich immer wieder neue Wege und Erntemöglichkeiten, da bisherige Hürden plötzlich überwunden werden können.

Wie im Schlaraffenland

Anfangs kann man seinen schuppigen Begleiter Höhlen durchstöbern und Beutetiere jagen lassen, später kann er lose Felsen zu natürlichen Treppen verschieben, Weg versperrendes Geäst zertrümmern und sogar aktiv geflogen werden. Jede Aktion kostet jedoch Ausdauer und um die wieder aufzufrischen, sollte man seinem auf Schritt und Tritt folgenden Partner hin und wieder auch mal eine selbst zubereitete Mahlzeit spendieren oder aufmunternde Streicheleinheiten zukommen lassen.

Einmal gefundene Zutaten können später auch im eigenen Garten geerntet werden.
Schön ist auch, dass einmal erbeutete Zutaten künftig auch im eigenen Garten und Fischteich zu finden sind, so dass man nicht ständig exzessive Ernteausflüge unternehmen muss. Von Teich und Garten allein kann man allerdings auch nicht leben, da die Erträge trotz Düngemöglichkeit mit Drachenkot begrenzt sind. Vor allem häufig verwendete Zutaten gehen meist schneller aus als sie nachwachsen, so dass man doch auf mit der Zeit immer lästiger werdende Sammeltouren geht, wenn man eine ordentliche Speisekarte anbieten will.

Je nachdem, was man braucht, können die Wege oft sehr lang und mühsam sein. Eine Schnellreisefunktion gibt es nämlich leider nur zurück ins Café, nicht aber zu bestimmten Stellen in der immer weiträumiger erkundbaren Umgebung. Auch eine Kartenfunktion gibt es nicht. Dafür aber extrem hakelige Sprungmanöver.
Sobald man auf dem Drachen fliegen kann, wird das Sammeln von Zutaten deutlich angenehmer.
Erst wenn man frei umherfliegen kann, werden die Erntetouren erträglicher. Die holprige Kollisionsabfrage kann aber auch im Café nerven, wenn man von den Kollegen beim ansonsten leider wenig abwechslungsreichen Bedienen behindert, verschoben oder blockiert wird.

Mühsame Plackerei

Die grafische Inszenierung versprüht ein handgemaltes Flair, ist aber eher schlicht gehalten und technisch durchwachsen. Neben selbst beim Kochen auftretenden Bildrucklern fallen vor allem die massiven Pop-Ups und Flackerschatten beim Erkunden der etwas klobig designten Spielwelt negativ auf - vor allem im TV-Modus auf der Switch. Auch die vielen Ladeunterbrechungen sind lästig, die fehlende manuelle Speichermöglichkeit eigentlich ein Unding. Die auf die Rettung der Mutter und spezielle Story-Gäste ausgelegte Rahmenhandlung ist charmant, aber unspektakulär, die deutsche Lokalisierung ordentlich, aber hier und da irreführend und der grundlos stumme Protagonist befremdlich.

Fazit

In Little Dragons Cafè von Harvest-Moon-Schöpfer Yasuhiro Wada muss man das Kaffeehaus seiner alleinerziehenden Mutter übernehmen und gleichzeitig einen jungen Drachen aufziehen, der die Mutter später aus ihrem Koma retten soll. Dazu sammelt man zusammen mit seinem schuppigen Begleiter Tag für Tag frische Zutaten, experimentiert in der Küche mit gefundenen Rezepten, setzt sie auf die Speisekarte und bewirtet einkehrende Gäste. Haus und Drache werden dabei immer größer, die Einsatzorte aufgrund neu erworbener Fähigkeiten zur Hindernisbewältigung immer weiträumiger. Die Inszenierung ist unspektakulär, aber charmant, die Hatz nach neuen Zutaten und Rezepten motivierend, aber auf Dauer recht eintönig. Man fühlt sich wie in einem Ableger der Atelier-Saga, nur ohne Kämpfe. Zudem nerven die hakelige Kollisionsabfrage, die niedrige Bildrate sowie häufige Ladeunterbrechungen. Häppchenweise konsumiert, wird man dennoch solide unterhalten.

Pro

  • aktive Gästebewirtung
  • unterhaltsame Rezepte- und Zutatenhatz
  • stufenweise Drachen- und Café-Entwicklung

Kontra

  • monotoner Spielverlauf
  • schwache Technik
  • stummer Protagonist
  • mitunter nervige Kollisionsabfrage
  • viele lästige Ladeunterbrechungen

Wertung

Switch

Charmanter, aber auf Dauer eintöniger Mix aus Café-Führung und Drachenaufzucht.

PlayStation4

Charmanter, aber auf Dauer eintöniger Mix aus Café-Führung und Drachenaufzucht.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.