Starlink: Battle for Atlas - Test, Action-Adventure, PlayStation4Pro, XboxOne, PC, PlayStation4, XboxOneX, Switch
Der Reiz von Toys-to-Life-Spielen liegt nicht nur in dem magischen Moment, wenn das Spielzeug durch eine clevere Technik im Spiel auftaucht. Er besteht natürlich auch darin, vorher und nachher die Toys anzuschauen, sich im Falle von jüngeren Zockern auch ohne Spiel mit ihnen zu beschäftigen oder bei älteren, sie ins Regal zu stellen. Und in dieser Hinsicht enttäuschen die Raumschiffe, Piloten und Waffen von Starlink in keiner Form. Vor allem die Hartplastik-Schiffe wirken hochwertig und machen visuell mit ihren abwechslungsreich designten Strukturen und Andockpunkten für Waffen oder sogar Flügelerweiterungen einiges her. Ist die Flotte nicht im Spiel im Einsatz, kann man einen der bei den Beinen etwas nachgiebigen und langfristig vermutlich bruchgefährdeten, aber schick bemalten Piloten im Cockpit „einrasten“, so dass zumindest hier keine Gefahr besteht, ihn zu verlieren.
Physisch oder…
Oder aber man verzichtet auf den ganzen Plastikkram, der vermutlich irgendwann ohnehin eingemottet wird oder Staub fängt. Denn im Gegensatz zu allen anderen Vertretern der Toys-to-Life-Fraktion auf Konsolen von Skylanders bis hin zu Lego Dimensions bietet Ubisoft auch die Möglichkeit an, alles digital in seine Spielzeugsammlung aufzunehmen. Einzig Disney Infinity am PC bot diese Option – wenngleich sie alternativlos war, da man hier kein physisches Portal anbot, sondern die Infinity-Welten am Rechner nur digital erleben durfte. Natürlich wirkt es merkwürdig und sogar kontraproduktiv, wenn man ein Toys-to-Life-Erlebnis nur rein digital zur Verfügung stellt. Doch wenn man sich nur auf das Spiel per se konzentrieren
möchte und auf das haptische Erlebnis verzichten kann, wenn man Waffen wechselt und im Falle einer Zerstörung des Raumjägers ein anderes Schiff auf den Sockel klemmt, um ohne Zurücksetzen an den letzten Kontrollpunkt weitermachen zu können, bietet Ubisoft eine interessante sowie kostengünstige Alternative an.… digital
Für 79,99 Euro (also den Kaufpreis des physischen Starterpacks) bekommt man neben dem Spiel vier Raumschiffe, sechs Piloten und zwölf Waffen. Für 20 Euro mehr gibt es die Deluxe Edition, in der fünf Raumschiffe, neun Piloten und 15 Waffen zu finden sind – also alles, was zum Start erhältlich ist. Dass Ubisoft auch zukünftig auf Starlink setzt, manifestiert sich auch darin, dass es für 69,99 Euro ein so genanntes „Collection Pack“ mit allen gegenwärtig erhältlichen Inhalten gibt. Das ergibt jedoch nur Sinn, wenn man in absehbarer Zeit neue Sonnensysteme hinzufügt oder das Hauptspiel solo veröffentlicht (für z.B. 39,99 Euro). Auch die Einzelkaufoptionen für die digitalen Piloten, Schiffe und Waffen, die in etwa bei der Hälfte des Preises für die physische Variante liegen, wird erst mit neuen Inhalten relevant – nicht vergessen: Schon in der digitalen Standard-Edition sind viele Bestandteile des Pakets verfügbar.
Bevor wir uns in das Atlas-Sonnensystem aufmachen, eine kurze Erklärung: Für den Test stand uns sowohl die digitale Deluxe-Edition mit allen Inhalten als auch das komplette Paket aller physischen Varianten (inkl. des Cerberus-Schiffes) zur Verfügung. Um zu überprüfen, ob und welche Bezahlschranken warten und inwieweit die Balance auf den Erwerb zusätzlicher Schiffe, Piloten oder Waffen (gleichgültig ob digital oder physisch) zugeschnitten wurde, haben wir uns hauptsächlich auf die Grundausstattung konzentriert. Sprich: Wir haben nur in Ausnahmefällen, die im Test einzeln erläutert werden, Mason als Pilot im Zenith-Raumschiff mit dem Flammenwerfer, dem Eisraketenwerfer und der Shredder-Gatling durch etwas anderes ersetzt. Dabei sind die Vorteile für diejenigen, die in die physischen Modelle investieren, sehr überschaubar und wirken sich in einer verschwindend geringen Anzahl auf den Gesamtforschritt bzw. Komplettierungsgrad aus. Obwohl die Gegner alle mit physischen Resistenzen und Anfälligkeiten versehen wurden, reicht das Starterset aus, um nach etwa 15 bis 17 Stunden das Ende des actionhaltigen Weltraum-Trips zu sehen, das einen über die sieben Planeten und das verbindende All des Atlas-Sonnensystems in einer entfernten Galaxie führt.
Ab nach Atlas
Während das erste Gefecht noch im All stattfindet und mit seiner eingängigen Arcade-Steuerung an die Starfox-Spiele von Nintendo erinnert, findet man sich alsbald im Anflug auf den ersten Planeten wieder. Und ab hier setzt ein Déjà-vu an No Man’s Sky an. Nicht nur, dass man auch hier mit dem Hyperdrive die Entfernung recht schnell überbrücken kann – wobei man immer wieder Hyperdrive-Netzen von Gesetzlosen oder der Legion ausweichen muss. Auch der nahtlose Übergang von Weltraumflug durch die Atmosphäre bis auf die Planetenoberfläche wirkt ähnlich eindrucksvoll wie in der explorativen Space-Saga von Hello Games. Hier hören die Ähnlichkeiten allerdings noch nicht auf: Denn die fantasievoll gestaltete Fauna, der man begegnet, darf man scannen, wobei mehrere Scan-Vorgänge nötig sind, um das Tier zu in die umfangreiche Enzyklopädie des Atlas-Systems aufzunehmen. Die Botanik, die nicht minder fantasievoll gestaltet ist, darf allerdings nicht katalogisiert werden. Dafür jedoch muss man an Außenposten, die in vier Kategorien eingeteilt werden (Oberservatorium, Raffinerie, Werkstatt,
Waffenfabriken), Aufträge annehmen, um die Bewohner des jeweiligen Planeten davon zu überzeugen, sich der Starlink-Initiative im Kampf gegen Legion anzuschließen. Später darf man sogar selbst Außenposten errichten und dadurch entscheiden, welche Vorteile man genießen darf.No Man’s Starfox BattleZone
Mit Observatorien kann man zusätzlich zur Erkundung die Karte des Planeten mehr und mehr aufdecken. Raffinerien versorgen einen in regelmäßigen Abständen mit harter Währung, während Werkstätten einem immer wieder neue Modifikationen schicken, die man in das Schiff oder die Waffen einbauen kann. Dazu gehören Elemente, die die Manövrierfähigkeit des Vehikels verbessern, aber selbstverständlich auch die Effektivität oder den Energierverbrauch der Waffen beeinflussen, bevor ein automatisches Nach- oder Aufladen nötig wird. Über sammelbare Rohstoffe, Altmetall oder bestimmte Kerne, die man den Gegnern abnehmen kann, dürfen sämtliche Außenposten aufgewertet werden, woraufhin diese effektiver arbeiten und einem z.B. bessere Mods spendieren oder eine noch höherer Kartenreichweite bieten. Besonders die Waffenfabriken nehmen hier eine besondere Rolle ein: Je größer sie sind, umso besser sind die Rebellen bewaffnet, die unabhängig von einem den Kampf gegen Legion auf dem Planeten aufnehmen. In Momenten, in denen man mit einem halben Dutzend anderer Gleiter gegen Legion-Schergen oder-Eliten kämpft bzw. die auch hier vertretenen Gesetzlosen in ihre Schranken weist, erinnert Starlink ebenso wie mit dem rudimentären Basisaufbau an Rebellions BattleZone, das vor etwa zweieinhalb Jahren mit einer Redux-Version auf dem PC zu neuem Leben erweckt wurde. Allerdings darf man hier den neben einem kämpfenden keine Befehle geben – was auch dadurch kompensiert wird, dass sie recht kompetent kämpfen.
Um die Planeten von der Herrschaft Legions zu befreien, muss ein so genannter „Prime“ zerstört werden, ein riesiger spinnenhafter Roboter. Um diesen auf der Karte angezeigt zu bekommen, aber vor allem auch, um ihn zu schwächen und ihn seiner mehrstufigen Verteidigungsphasen zu berauben, sollte man die mit gefährlichen Verteidigungsanlagen sowie zumeist Elitegegnern geschützten Extraktoren zerstören und sämtliche zur Verfügung stehenden Möglickeiten nutzen, den Einfluß von Starlink auszudehnen. Das wiederum passiert, indem man für die Außenposten Aufträge erledigt, sie durch Rohstoffe stärkt oder neue Positionen einnimmt. Mit der Fülle an Möglichkeiten kommt man recht schnell in einen sehr angenehmen Spielfluss, was bei einem Spiel von Ubisoft eigentlich nicht anders zu erwarten war. Es ist jedoch überraschend, dass sich Starlink häufig wie ein klassisches Action-Adventure spielt – nur dass man statt einer Figur eben ein Schiff steuert und damit springt, angreift, blockt oder ausweicht. Und vor allem in der ersten Spielhälfte kommen ständig neue Elemente hinzu. Man darf mit seinem Schiff und den Sprungdüsen Plattformsequenzen bewältigen. Man kann die Schalterrätsel der Hütertürme lösen, die sich teilweise nur mit bestimmten Waffen bewältigen lassen – hier ist einer der wenigen Momente, wo man mit der reinen Startausstattung irgendwann im wahrsten Sinne des Wortes vor verschlossenen Türen steht. Wie auch bei bestimmten Kisten, die sich nur mit einer bestimmten Element-Kategorie öffnen lassen – im Gegensatz zu den Hütertürmen sind die Kisten allerdings nicht für die Komplettierung nötig, sondern spendieren nur weitere Mods. Und auch bei den Aufgaben, die man für die Außenposten erledigt, dauert es verhältnismäßig lang, bis man alle Missionstypen kennengelernt hat. Später muss man sogar die riesigen Schlachtschiffe der Legion im Verbund mit den anderen Piloten angreifen und zerstören, bevor sie weitere Primes produzieren und man wieder zu eigentlich bereits geleerten Planeten zurückkehren muss, um sie erneut zu vertreiben.
Abhängigkeiten
Abwechslung und Routine
Fazit
Über einen langen Zeitraum der insgesamt 16 Stunden, die ich bis zum Finale mit dem Kampf gegen die Legion verbracht hatte, sah es danach aus, dass Starlink sich zum besten Toys-to-Life-Spiel seit Lego Dimensions aufschwingen konnte. Die Arcade-Steuerung ist gelungen und reagiert auf den Punkt – trotz einer schiffsabhängigen Trägheit, die man vor allem auf den Planeten spürt. Die Kulisse ist mit Ausnahme der etwas schwachbrüstigen Explosionen ein Hingucker – und das trotz geringerer Auflösung auch auf Switch. Es gibt mehr als genug Missionen und vor allem in der ersten Hälfte immer wieder angenehme Überraschungen, die die stereotype Geschichte mindestens egalisieren können. Deren Figuren zwar durchweg sympathisch sind, aber keinerlei Möglichkeit bekommen, auch nur ein bisschen emotionalen Tiefgang zu zeigen. Zudem sind nur bei bestimmten Komplettierungsmissionen und irrelevanten Beutekisten, für die man bestimmte Waffentypen benötigt, Bezahlschranken zu spüren. Man kann das gesamte Spiel mit der Grundausstattung bewältigen und hat über Modifikationen, das Levelsystem für Piloten oder Bewaffnung sowie die Eingriffsmöglichkeiten über zahlreiche andere Systeme viel zu tun und noch mehr zu entdecken. Dass das Spiel bereits auf „Normal“ selbst für die angepeilte Zielgruppe zu leicht sein dürfte: Geschenkt - man kann ja auf den höheren der insgesamt vier Stufen gegen Grax und die Legion kämpfen. Doch im letzten Drittel, nachdem Ubisoft Toronto vorher alle Motivationstrümpfe ausgespielt hat, verliert Starlink an Schwung. Alle Missionen, die in den letzten vier bis fünf Stunden mit der Geschichte zu tun haben, werden in einer redundanten Endlos-Schleife abgespult. Selbst die anfangs beeindruckenden Gefechte mit den „Primes“ werden zur Routine – sehr schade. Dennoch hat Ubisoft mit Starlink erneut eine interessante Marke geschaffen, die hoffentlich fortgesetzt wird, um die derzeit bestehenden Mankos zu beheben. Das preisliche Konzept stimmt ebenso wie das inhaltliche. Und dass ein Couch-Ko-op integriert wurde, verdient ein Extralob.
Pro
- interessanter Toys-to-Life-Ansatz, bei dem sowohl physische als auch digitale Käufe möglich sind
- umfangreiche Story lässt sich komplett ohne Zusatzkäufe erleben
- gute eingängige Arcade-Steuerung
- nahtloser Übergang vom All bis hin zur Planetenoberfläche
- viel zu entdecken
- Couch-Ko-Op
- Switch-Version mit Starfox und Arwing sowie exklusiven Missionen
- umfangreiche Aufrüstung auf mehreren Ebenen (Schiff, Pilot, Waffen)
- man kann eigene Außenposten errichten und dadurch die Belohnungen beeinflussen
- unter dem Strich faire Preisgestaltung bei den digitalen Käufen
- physische Schiffe, Waffen und Piloten gut verarbeitet, hinterlassen einen wertigen Eindruck
- stimmungsvolle Landschaften mit unterschiedlichen Biomen
- haufenweise Missionen und Nebenaufgaben
- sympathische Charaktere
- schick inszenierte Zwischensequenzen
- nur wenige Bezahlschranken
- ansehnliche Kulisse
Kontra
- Missionsdesign im letzten Drittel hochgradig redundant
- Kämpfe gegen Primes laufen alle gleich ab
- deutsche Lokalisierung mit ungewohnten Schwächen
- manche Türen, Schalter und Kisten lassen sich nur von bestimmten Waffentypen aktivieren
- erzählerisch bieder, kaum tiefergehende Charakterzeichnung
- Schiffsaufsatz für Switch liegt nicht gut in der Hand
- gelegentliche Spitzen im Anforderungsprofil
- bereits auf Normal für Gelegenheitsspieler zu leicht
- keine Befehle für Mitkämpfende
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es lassen sich sowohl physisch als auch digital neue Schiffe, Waffen und Piloten kaufen.
- Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
- Käufe können minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.