Lego DC Super-Villains - Test, Action-Adventure, Switch, PlayStation4Pro, PC, XboxOne, XboxOneX, PlayStation4
Bei den bisherigen Lego-Ausflügen in die illustre Welt von DC-Comics standen ausnahmslos die Helden im Mittelpunkt. Jetzt darf man mit Joker, Harley Quinn, Deadshot und all den anderen Gegenspielern von Superman, Batman & Co durch Metropolis, Gotham City und sogar Smallville als großräumig angelegte Oberwelt ziehen, um den erzählerisch interessanten Story-Missionen zu folgen, die einen wie bei den letzten "großen" Lego-Spielen gut zwölf bis 15 Stunden beschäftigen. Natürlich kann die Spielzeit deutlich länger ausfallen, wenn man sich von den zahlreichen Nebenaufgaben ablenken lässt, die von Rennen bis Sammelaktionen und natürlich dem allgegenwärtigen Zertrümmern von Lego-Bauten ablenken lässt. Oder wenn man mit neuen Bösewichten im Gepäck (es stehen weit über 150 Figuren zur Verfügung) in bereits besuchte Stroy-Abschnitte zurückkehrt, um alle Geheimnisse zu finden, die teils erst mit den Fähigkeiten anderer Charaktere zur Verfügung stehen. Bis hierhin bleibt sich Traveller’s Tales mit der über die letzten Jahre verfeinerten sowie in zahlreichen Lizenzumsetzungen von The Hobbit über Star Wars oder Jurassic World bis zuletzt Disney-Pixars Die Unglaublichen eingesetzten Formel treu.
Der Spaß am Bösesein
Altes Leid, bekannte Freud
Doch weder die richtig gute Story noch der Humor können verhindern, dass die Mechaniken langsam sowie spürbar in die Jahre kommen und Traveller’s Tales auch mittlerweile die Ideen ausgehen, um sie weiterzuentwickeln. Mit den Arenakämpfen, bei denen die Kamera noch näher an die Figur heranrückt oder dem Schergensystem, bei dem z.B. Joker erst ein paar Helfer sammeln muss, die dann als Trampolin oder Brücke dienen, werden zwar neue Facetten hinzugefügt. Doch das Gros der Spielzeit verbringt man immer noch damit, Sachen zu zertrümmern, um die Noppen zu sammeln, nur in Ausnahmefällen fordernde Kämpfe zu bestreiten und Umgebungsrätsel zu lösen. Doch auch Letzteres hat seinen Reiz für Lego-Vielspieler verloren. DC Super Villains ruft alles ab, was sich in vergangenen Lego-Titeln als beliebt herausgestellt hat – inkl. der "Multi-Builds", die seinerzeit bei "Das Erwachen der Macht" Premiere feierten, hier aber nur noch eines von vielen bewährten Elementen sind. Doch letztlich kennt man alles und bekommt im Zweifelsfall auch zwar gut gemeinte, aber letztlich zu aufdringliche Hinweise, wen man jetzt an welcher Stelle nutzen muss, um den Schalter umzulegen, den Weg freizuräumen oder das Minispiel zu bewältigen.
Wer in den letzten vier oder fünf Jahre kein Lego-Spiel vor sich hatte, wird dementsprechend sogar noch mehr Spaß haben als diejenigen, die jeden Titel rund um die sympathischen Bauklotz-Figuren verschlungen haben. Und zur Ehrenrettung muss man auch sagen, dass der bisherige Tiefpunkt der letzten Lego-Spiele mit Die Unglaublichen überwunden scheint. Nicht nur, weil die Kulisse mit ihrer markanten Mischung aus Lego-Bauten und realistischen Elementen in den großräumigen Gebieten der Oberwelt mit dem stets sonnigen Metropolis auf der einen und dem düsteren Gotham City auf der anderen Seite, einen
sehr homogenen Eindruck hinterlässt, bei dem sich auch keine technischen Schwächen zeigen. Sondern auch, weil die gesamte Superschurken-Sammlung mit vielen kleinen Animationsdetails ausgestattet wurde, die einen sehr subtil dazu bringen, alle freispielen zu wollen, um ihre Geheimnisse oder ihre Biografie zu entdecken.Der Spaß ist da – auch zu zweit
Und wie man es von Lego-Abenteuern kennt, darf man auch jederzeit mit einem zweiten Spieler ein- oder aussteigen und gemeinsam dem Justice Snydicate den Kampf ansagen. Leider werden weder Kämpfe noch Rätsel im dynamischen Splitscreen-Modus komplizierter. Da zudem (wie erwähnt) der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen eher am unteren Bereich des Spektrums angesiedelt wird und damit eigentlich das auch in der jüngeren Zielgruppe steigende Geschick im Umgang mit Videospielen vollkommen ignoriert, wird man nur selten als Hilfe für die „Knirpse“ einsteigen müssen. Der Spaß, der sich im kooperativen Spiel mit jüngeren oder nicht so videospielaffinen Familienangehörigen einstellt, ist dennoch nicht zu verachten. Dass es traditionell immer noch keinen Online-Modus gibt (meinethalben nur im Rahmen der Freundesliste und per Einladung), ist allerdings weiterhin ein Störfaktor, den Traveller’s Tales nicht adressieren möchte.
Fazit
Lego DC Super Villains erinnert mich in vielerlei Hinsicht an den Film Suicide Squad: Ambitioniert, teils hervorragend besetzt und handwerklich zumeist gelungen, aber unter dem Strich nicht dem Potenzial gerecht werdend, das im Thema schlummert. Mit dem potenten Figureneditor hat man zwar jetzt mehr Optionen als je zuvor, um seinen persönlichen Superschurken zu erstellen. Dass diese(r) allerdings als eine zentrale Figur des gelungenen Drehbuchs stumm bleibt, während alle anderen Figuren stimmlich sowohl in Deutsch als auch vor allem in Englisch größtenteils hervorragend besetzt sind, ist schade. Die Kulisse hinterlässt mit ihrer gelungenen Mischung aus Lego-Elementen sowie realistischen Versatzstücken ebenfalls einen rundum guten Eindruck. Mechanisch hingegen tritt Traveller’s Tales auf der Stelle: Die wenigen neuen Elemente zünden nicht richtig und alles andere wird zwar homogen in das stilistisch gut verpackte Superschurken-Thema eingebaut, ist aber letztlich nur ein „Best-of“ aller bewährten Elemente der letzten Jahre. Das macht zwar trotz des sehr weit unten angesetzten Anforderungsprofils immer noch Spaß und ist inhaltlich zusammen mit dem Skript auf jeden Fall ein Fortschritt zum gerade noch guten „Die Unglaublichen“ als letztem Bauklotz-Superheldenabenteuer. Doch Traveller’s Tales wäre gut beraten, sich neu zu erfinden. Denn nicht jedes Mal hat man eine Lizenz wie die DC Superschurken in der Hinterhand, um den mechanischen Stillstand übertünchen zu können.
Pro
- enorm umfangreicher Editor zur Erstellung eigener Superschurken
- richtig gutes Drehbuch
- Humor geht in Ordnung
- gute Steuerung
- dynamischer Splitscreen im Ko-op-Modus
- sowohl auf Deutsch als auch vor allem in Englisch gute Sprachausgabe
- gelungenes Artdesign mischt Bauklotz- mit realistischen Elementen
- 150 Figuren
- große Oberwelt
- viel zu entdecken, ordentliche Auswahl an Nebenmissionen
Kontra
- eigene Figur ohne Stimme
- kein Online-Ko-op
- sehr leichte Kämpfe
- Rätsel könnten Abwechslung sowie Anspruch vertragen
- nur unwesentliche mechanische Ergänzungen der langjährigen Lego-Formel
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.