Lego DC Super-Villains - Test, Action-Adventure, Switch, PlayStation4Pro, PC, XboxOne, XboxOneX, PlayStation4

Lego DC Super-Villains
18.10.2018, Mathias Oertel

Test: Lego DC Super-Villains

Es ist gut, böse zu sein

Lässt man den Abstecher von Batman in die Lego Dimensions und diverse Spielchen für Mobiltelefone beiseite, liegt der letzte Abstecher von Traveller’s Tales in die Bauklotz-Welten des DC Comicuniversums gut vier Jahre zurück. Doch seit Lego Batman 3 sind gefühlt unzählige weitere Spiele rund um die Plastikbausteine und – Figuren erschienen, die zuletzt vor allem inhaltlich schwächelten. Kann Lego DC Super Villains mit dem Fokus auf die Bösewichte das Ruder herumreißen? Der Test gibt die Antwort.

Bei den bisherigen Lego-Ausflügen in die illustre Welt von DC-Comics standen ausnahmslos die Helden im Mittelpunkt. Jetzt darf man mit Joker, Harley Quinn, Deadshot und all den anderen Gegenspielern von Superman, Batman & Co durch Metropolis, Gotham City und sogar Smallville als großräumig angelegte Oberwelt ziehen, um den erzählerisch interessanten Story-Missionen zu folgen, die einen wie bei den letzten "großen" Lego-Spielen gut zwölf bis 15 Stunden beschäftigen. Natürlich kann die Spielzeit deutlich länger ausfallen, wenn man sich von den zahlreichen Nebenaufgaben ablenken lässt, die von Rennen bis Sammelaktionen und natürlich dem allgegenwärtigen Zertrümmern von Lego-Bauten ablenken lässt. Oder wenn man mit neuen Bösewichten im Gepäck (es stehen weit über 150 Figuren zur Verfügung) in bereits besuchte Stroy-Abschnitte zurückkehrt, um alle Geheimnisse zu finden, die teils erst mit den Fähigkeiten anderer Charaktere zur Verfügung stehen. Bis hierhin bleibt sich Traveller’s Tales mit der über die letzten Jahre verfeinerten sowie in zahlreichen Lizenzumsetzungen von The Hobbit über Star Wars oder Jurassic World bis zuletzt Disney-Pixars Die Unglaublichen eingesetzten Formel treu.

Der Spaß am Bösesein

Das Justice Syndicate als Vertretung für die Justice League führt nichts Gutes im Schilde.
Aufbauend auf dem ebenfalls bei den Unglaublichen eingesetzten Figuren-Editor, der ein komfortables Erstellen eigener Helden samt Zuweisung von Superfähigkeiten erlaubte, darf man hier auch seiner Fantasie freien Lauf lassen und einen Superschurken erstellen, der dieser Bezeichnung würdig ist. Man darf dabei nicht nur aus zig Versatzstücken für Kopf (samt Frisur), Arme, Körper, und Beine auswählen und diese einfärben. Das zur Verfügung stehende Waffenrepertoire ist umfangreich und wer auf Waffen verzichten und stattdessen übersinnliche Kräfte wie Blitze oder Feuerstrahlen einsetzen möchte, darf auch in diesem Bereich aus einem breiten Spektrum an Optionen schöpfen. Der einzige Nachteil bei dem eigenen Superschurken: Er (oder sie) bleibt das ganze Spiel über stumm, obwohl man eine zentrale Rolle in der Geschichte spielt. Travellers Tales versucht sich zwar meist erfolgreich aus der Affäre zu ziehen, indem man anderen Figuren, mit denen man zusammentrifft, immer wieder einen witzigen Kommentar ins Drehbuch geschrieben hat. Doch mit einer komplett vertonten Figur wäre die Einbindung in das Schurken-Universum noch höher gewesen. Zumal sowohl die deutsche als auch die englische Sprachausgabe nach den letzten kleinen Durchhängern wie z.B. bei Die Unglaublichen wieder richtig gut ist. Wer des Englischen mächtig ist, sollte auch tunlichst auf diese Option ausweichen, wurden hier immerhin Sprecher wie Mark Hamill (mal wieder als Joker) , Nolan North oder Michael Ironside ins Studio gelotst, die wie alle anderen enormen Spaß an ihren Rollen hatten – was sich in den aufwändig inszenierten und mit schicken Kamerafahrten versehenen sowie teils rasant geschnitten Zwischensequenzen auch auf den Zuschauer überträgt.

Joker und Harley Quinn werden dem Treiben der mutmaßlichen Helden ebensowenig tatenlos zuschauen wie Lex Luthor: Das Drehbuch vereint alle wesentlichen Superschurken des DC-Unviersums unter einem erzählerisch gelungenen Banner.
Die Geschichte um das Justice Syndicate, das die bekannte Justice League quasi Schachmatt setzt, um mit seinen Versionen bekannter Helden wie Ultraman (statt Superman) oder Super Woman (statt Wonder Woman) für ihre Version von Recht und Ordnung zu sorgen, was allerdings noch krimineller scheint als sämtliche Fantasien von Joker oder Lex Luther zusammen, ist gelungen. Ein cleveres Drehbuch, das vielen Charakteren die Möglichkeit gibt, sich in den Vordergrund zu spielen, sorgt für Spannung und Überraschung. Dabei darf allerdings nicht außer Acht gelassen werden, dass Super Villains immer noch ein Spiel ist, dass sich A) an Jüngere richtet und B) natürlich fest im Lego-Humor verwurzelt ist. Dementsprechend ist die Charakterzeichnung bei Weitem nicht so düster, wie es mit dem Comic-Hintergrund möglich wäre, während der Humor, der die Bauklotz-Titel seit dem ersten Lego Star Wars auszeichnet, eher albern als zynisch, eher leichtherzig als sarkastisch daherkommt. Immerhin zünden die Gags zielsicherer als bei den Unglaublichen, wo die Lizenzvorgaben womöglich zu restriktiv waren, um den typischen Humor zur Geltung kommen zu lassen.

Altes Leid, bekannte Freud

Doch weder die richtig gute Story noch der Humor können verhindern, dass die Mechaniken langsam sowie spürbar in die Jahre kommen und Traveller’s Tales auch mittlerweile die Ideen ausgehen, um sie weiterzuentwickeln. Mit den Arenakämpfen, bei denen die Kamera noch näher an die Figur heranrückt oder dem Schergensystem, bei dem z.B. Joker erst ein paar Helfer sammeln muss, die dann als Trampolin oder Brücke dienen, werden zwar neue Facetten hinzugefügt. Doch das Gros der Spielzeit verbringt man immer noch damit, Sachen zu zertrümmern, um die Noppen zu sammeln, nur in Ausnahmefällen fordernde Kämpfe zu bestreiten und Umgebungsrätsel zu lösen. Doch auch Letzteres hat seinen Reiz für Lego-Vielspieler verloren. DC Super Villains ruft alles ab, was sich in vergangenen Lego-Titeln als beliebt herausgestellt hat – inkl. der "Multi-Builds", die seinerzeit bei "Das Erwachen der Macht" Premiere feierten, hier aber nur noch eines von vielen bewährten Elementen sind. Doch letztlich kennt man alles und bekommt im Zweifelsfall auch zwar gut gemeinte, aber letztlich zu aufdringliche Hinweise, wen man jetzt an welcher Stelle nutzen muss, um den Schalter umzulegen, den Weg freizuräumen oder das Minispiel zu bewältigen.

Wer in den letzten vier oder fünf Jahre kein Lego-Spiel vor sich hatte, wird dementsprechend sogar noch mehr Spaß haben als diejenigen, die jeden Titel rund um die sympathischen Bauklotz-Figuren verschlungen haben. Und zur Ehrenrettung muss man auch sagen, dass der bisherige Tiefpunkt der letzten Lego-Spiele mit Die Unglaublichen überwunden scheint. Nicht nur, weil die Kulisse mit ihrer markanten Mischung aus Lego-Bauten und realistischen Elementen in den großräumigen Gebieten der Oberwelt mit dem stets sonnigen Metropolis auf der einen und dem düsteren Gotham City auf der anderen Seite, einen

Natürlich dürfen auch Riddler oder Scarecrow bei den weit über 150 Schurken nicht fehlen.
sehr homogenen Eindruck hinterlässt, bei dem sich auch keine technischen Schwächen zeigen. Sondern auch, weil die gesamte Superschurken-Sammlung mit vielen kleinen Animationsdetails ausgestattet wurde, die einen sehr subtil dazu bringen, alle freispielen zu wollen, um ihre Geheimnisse oder ihre Biografie zu entdecken.

Der Spaß ist da – auch zu zweit

Und wie man es von Lego-Abenteuern kennt, darf man auch jederzeit mit einem zweiten Spieler ein- oder aussteigen und gemeinsam dem Justice Snydicate den Kampf ansagen. Leider werden weder Kämpfe noch Rätsel im dynamischen Splitscreen-Modus komplizierter. Da zudem (wie erwähnt) der Schwierigkeitsgrad im Allgemeinen eher am unteren Bereich des Spektrums angesiedelt wird und damit eigentlich das auch in der jüngeren Zielgruppe steigende Geschick im Umgang mit Videospielen vollkommen ignoriert, wird man nur selten als Hilfe für die „Knirpse“ einsteigen müssen. Der Spaß, der sich im kooperativen Spiel mit jüngeren oder nicht so videospielaffinen Familienangehörigen einstellt, ist dennoch nicht zu verachten. Dass es traditionell immer noch keinen Online-Modus gibt (meinethalben nur im Rahmen der Freundesliste und per Einladung), ist allerdings weiterhin ein Störfaktor, den Traveller’s Tales nicht adressieren möchte.

Fazit

Lego DC Super Villains erinnert mich in vielerlei Hinsicht an den Film Suicide Squad: Ambitioniert, teils hervorragend besetzt und handwerklich zumeist gelungen, aber unter dem Strich nicht dem Potenzial gerecht werdend, das im Thema schlummert. Mit dem potenten Figureneditor hat man zwar jetzt mehr Optionen als je zuvor, um seinen persönlichen Superschurken zu erstellen. Dass diese(r) allerdings als eine zentrale Figur des gelungenen Drehbuchs stumm bleibt, während alle anderen Figuren stimmlich sowohl in Deutsch als auch vor allem in Englisch größtenteils hervorragend besetzt sind, ist schade. Die Kulisse hinterlässt mit ihrer gelungenen Mischung aus Lego-Elementen sowie realistischen Versatzstücken ebenfalls einen rundum guten Eindruck. Mechanisch hingegen tritt Traveller’s Tales auf der Stelle: Die wenigen neuen Elemente zünden nicht richtig und alles andere wird zwar homogen in das stilistisch gut verpackte Superschurken-Thema eingebaut, ist aber letztlich nur ein „Best-of“ aller bewährten Elemente der letzten Jahre. Das macht zwar trotz des sehr weit unten angesetzten Anforderungsprofils immer noch Spaß und ist inhaltlich zusammen mit dem Skript auf jeden Fall ein Fortschritt zum gerade noch guten „Die Unglaublichen“ als letztem Bauklotz-Superheldenabenteuer. Doch Traveller’s Tales wäre gut beraten, sich neu zu erfinden. Denn nicht jedes Mal hat man eine Lizenz wie die DC Superschurken in der Hinterhand, um den mechanischen Stillstand übertünchen zu können.

Pro

  • enorm umfangreicher Editor zur Erstellung eigener Superschurken
  • richtig gutes Drehbuch
  • Humor geht in Ordnung
  • gute Steuerung
  • dynamischer Splitscreen im Ko-op-Modus
  • sowohl auf Deutsch als auch vor allem in Englisch gute Sprachausgabe
  • gelungenes Artdesign mischt Bauklotz- mit realistischen Elementen
  • 150 Figuren
  • große Oberwelt
  • viel zu entdecken, ordentliche Auswahl an Nebenmissionen

Kontra

  • eigene Figur ohne Stimme
  • kein Online-Ko-op
  • sehr leichte Kämpfe
  • Rätsel könnten Abwechslung sowie Anspruch vertragen
  • nur unwesentliche mechanische Ergänzungen der langjährigen Lego-Formel

Wertung

XboxOne

Erzählerisch und visuell gehört die Sammlung an Superschurken zu den besten Lego-Abenteuern der letzten Jahre. Mechanisch tritt man allerdings auf der Stelle.

PlayStation4

Erzählerisch und visuell gehört die Sammlung an Superschurken zu den besten Lego-Abenteuern der letzten Jahre. Mechanisch tritt man allerdings auf der Stelle.

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