Yomawari: The Long Night Collection - Test, Action-Adventure, Switch

Yomawari: The Long Night Collection
12.11.2018, Jens Bischoff

Test: Yomawari: The Long Night Collection

Survival-Horror im Doppelpack

Mit Yomawari: The Long Night Collection (ab 138,33€ bei kaufen) hat NIS America die beiden Survival-Horror-Titel Yomawari: Night Alone und Yomawari: Midnight Shadows als Doppelpack für Switch veröffentlicht. Wie gut es sich auf der Nintendo-Konsole gruselt, klärt der Test.

Die traurig schaurigen Geschichten der beiden Spiele werden schlicht, aber charmant inszeniert. Die isometrische 2D-Grafik erinnert an 16-Bit-Zeiten, während die Vertonung auf wenige, aber stimmungsvolle Akzente setzt. Auch Angstzustände werden audiovisuell gut unterstrichen. Erzählt wird hauptsächlich über gefundene Hinweise, kurze Rückblicke und innere Monologe. Sprachausgabe gibt es dabei keine.

Albträume in 16-Bit-Manier

Yomawari: Night Alone beginnt mit einem folgenschweren Hunde-Spaziergang.
Während man sich in Yomawari: Night Alone auf die Suche nach seiner Schwester macht, ist in Yomawari: Midnight Shadows die beste Freundin plötzlich verschwunden. In beiden Fällen ist man vorwiegend nachts als kleines Mädchen unterwegs, das nur mit einer Taschenlampe bewaffnet durch seinen Heimatort zieht, der unterwegs automatisch von Kinderhand kartografiert wird.

Auf den menschenleeren Straßen trifft man aber nicht nur auf Spuren der Schwester bzw. Freundin, sondern auch auf albtraumhafte Kreaturen, vor denen es zu fliehen oder sich zu verstecken gilt. Gegenwehr ist jedenfalls keine Option, da jede Berührung mit den oft grotesken, aber wenig furchteinflößenden Schattenwesen sofort tödlich endet.

In Yomawari: Midnight Shadows kann man verschiedene Glücksbringer anlegen.
Wer das Zeitliche segnet, wird allerdings beliebig oft am zuletzt passierten Check- bzw. Speicherpunkt wiederbelebt und darf selbst danach gefundene Gegenstände behalten - egal, ob einmalige Sammelobjekte oder stapelbare Verbrauchsgüter. Letztere bleiben sogar im Inventar, obwohl sie bei jedem Ableben auch in der Spielwelt erneut platziert werden. Nur die Spielstände bleiben bis zum Ende eines Kapitels temporär.

Sterben hilft

Um Wege abzukürzen, kann man sich außerdem zwischen als Speicherpunkte fungierenden Schreinen und dem eigenen Zuhause beliebig hin- und herteleportieren. In Midnight Shadows kann man in seinem Kinderzimmer sogar gefundene Glücksbringer anlegen, die einen z. B. mehr Objekte tragen oder schneller rennen lassen. Wegrennen verbraucht allerdings Ausdauer, die bei drohender Gefahr besonders schnell abnimmt.

Geht einem die Puste aus, kann man sich aber auch hinter Büschen oder Schildern verstecken und dort warten, bis die Verfolger von einem ablassen. Ablenkungsmanöver wie das Werfen von Kieselsteinen oder Papierfliegern sind ebenfalls möglich. Wer einen großen Müllsack bei sich trägt, hat in ausweglosen Situationen sogar ein mobiles Versteck zur Hand.

Ist Gefahr im Verzug, kann man flüchten oder sich ein geeignetes Versteck suchen.
Manchmal kann es aber auch helfen, einfach die Taschenlampe auszuschalten oder mit Streichhölzern bzw. Glühwürmchen andere Lichtquellen zu schaffen, um Gegner wegzulocken.

Nur nicht erwischen lassen

Dabei sollte man allerdings vorsichtig sein, da auch andere Kreaturen im Dunkeln lauern, die im Lichtschein überhaupt erst sichtbar werden oder nur mit Licht vertrieben werden können. Diese unterschiedlichen Reaktionen der Gegner auf Licht und andere Objekte wissen jedenfalls zu gefallen, auch wenn man beim Ausprobieren viele Tode stirbt.

An manchen Stellen haben es die Entwickler mit dem Trial-&-Error-Prinzip allerdings übertrieben, so dass die Experimentier- und Entdeckerlaune schon mal in Frust umschlägt. Schade ist auch, dass sich der Schwierigkeitsgrad in keiner Weise anpassen lässt und auf eine deutsche Lokalisierung komplett verzichtet wurde.

Licht und Schatten

Die Spielwelt wird beim Erkunden automatisch wie von Kinderhand mitgezeichnet.
Bei den Rätseleinlagen hätte ich mir hingegen eher mehr Anspruch gewünscht. Die meiste Zeit bekommt man simple Objekt- und Schieberätsel vorgesetzt, die selbst ein lobotomierter Chihuahua lösen könnte. Schwierig wird es höchstens mal, wenn einen besonders viele oder fies platzierte Gegner behindern. Auch Hilfsmittel wie Schaufel, Steine oder Feuer kommen viel zu selten zu kreativen Einsätzen.

Beim Umfang hat man sich ebenfalls zurückgehalten. Vor allem Night Alone ist ein vergleichsweise kurzes Vergnügen. In Midnight Shadows ist hingegen allein schon die Spielwelt deutlich größer und dann ist man darin auch noch in verschiedenen Rollen unterwegs. Die durchaus emotionale Story hätte man allerdings auch hier noch weiter ausarbeiten können. Bei der Handhabung gibt es hingegen kaum Unterschiede, so dass man problemlos zwischen den beiden Titeln hin- und herwechseln kann. Touch- oder Bewegungskontrollen kommen nicht zum Einsatz, während versteckte Sammel-Items und Co. zu erneuten Durchgängen einladen.

Fazit

Mit Yomawari: The Long Night Collection erhalten Switch-Spieler zwei charmant inszenierte Survival-Horrortrips im Stil isometrischer 16-Bit-Abenteuer. Der Gruselfaktor hält sich angesichts der schlichten Aufmachung allerdings in Grenzen, echte Schreckmomente machen sich rar. Das Fliehen, Ablenken und Verstecken vor grotesken Albtraumkreaturen ist aber durchaus spannend, die Suche nach der Schwester (Yomawari: Night Alone) bzw. Freundin (Yomawari: Midnight Shadows) mitreißend, die verschiedenen Reaktionen der Monster auf Licht und andere Objekte interessant. Auch diverse Hindernisse wollen überwunden werden. Statt spannender Kopfnüsse gibt es allerdings eher schlichte Objekträtsel sowie jede Menge Trial-&-Error-Passagen, während man einen anpassbaren Schwierigkeitsgrad oder eine deutsche Lokalisierung leider vergeblich sucht.

Pro

  • charmante Inszenierung
  • spannendes Flucht- und Versteckspiel
  • auf Licht und andere Objekte reagierende Monster

Kontra

  • viel Trial & Error, wenig Horror
  • nur ein Schwierigkeitsgrad
  • nicht lokalisiert

Wertung

Switch

Charmanter, aber schlichter Überlebenskampf im 16-Bit-Stil, der mehr Trial & Error als Horror bietet.

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