Castlevania Requiem: Symphony of the Night and Rondo of Blood - Test, Action, PlayStation4

Castlevania Requiem: Symphony of the Night and Rondo of Blood
25.10.2018, Mathias Oertel

Test: Castlevania Requiem: Symphony of the Night and Rondo of Blood

Zwei Klassiker, ein Paket

Es kommt nicht oft vor, dass ein Spielename Synonym für ein gesamtes (Sub-)Genre wird. Zwar muss sich Konamis Castlevania-Serie die Ehre mit Nintendos Metroid teilen. Doch wenn man von Metroidvania als Untergattung des Action-Adventures spricht, weiß eigentlich jeder, was gemeint ist. Castlevania Requiem, das die Teile zehn und elf, namentlich Rondo of Blood sowie Symphony of the Night beinhaltet, zollt den Evergreens mit einer Neuauflage Tribut. Wir überprüfen im Test, ob sich die beiden Klassiker über die  letzten 20 bzw. 25 Jahr schadlos gehalten haben.

Machen wir uns nichts vor: Eigentlich sind weder Rondo of Blood, der zehnte Ausflug von Konami in die Vampir-Welt von Castlevania aus dem Jahr 1993, noch der Nachfolger Symphony of the Night aus dem Jahr 1997 für Sony-Spieler etwas Neues. Letzterer feierte auf der PSone seine Premiere, gilt bei Fans bis heute als bester Teil der zweidimensionalen Serie und ist zum Download auch noch für die PS3 erhältlich. Rondo of Blood wurde zwar ursprünglich für die PC Engine entwickelt und erschien ursprünglich nicht außerhalb Japans, gilt aber als bestes Castlevania der klassisch-linearen Ausrichtung, bevor es  als 2,5D-Remake namens Castlevania: Dracula X Chronicles auf PSP (inkl. des Originals) bereits mit Symphony of the Night ein potentes Duo bzw. Trio bildete. Insofern hat Konami sich eigentlich nur bei seinem eigenen Archiv bedient. Doch angesichts des Hypes um das Genre, der vor allem durch viele unabhängige Entwicklungen in den letzten Jahren entstand und nicht zuletzt auch durch das immer noch in Arbeit befindliche Bloodstained: Ritual of the Night vom Castlevania-Produzent Koji Igarashi weiterhin angefeuert wurde, kommt dieses Doppelpack gerade recht, um sich die Zeit mit Retro-Spaß zu vertreiben. Oder?

Bekannt, aber richtig gut

Das Alter von immerhin gut 25 Jahren merkt man Rondo of Blood vor allem an der grob gepixelten Kulisse an.
Was als erstes auffällt, nachdem man sich im simplen Auswahlmenü für einen der beiden Titel entschieden hat: Die Kulisse wurde auf dem pixeligen Retrostand belassen. Das kann natürlich vor allem auf 4K-Bildschirmen für vergleichsweise grobe Blöcke sorgen – insbesondere bei Rondo of Blood, dessen Alter mittlerweile allzu deutlich sichtbar ist. Zwar bemerkt man auch bei Symphony of the Night visuell die über 20 Jahre, die es bereits die Fans verzückt, doch da das Spiel- und vor allem das Leveldesign hier dem Zahn der Zeit eindrucksvoll Paroli bieten, kann man getrost darüber hinwegsehen. Zwar hatte ich nach Konamis Ankündigung von Castlevania Requiem gehofft, dass man im Falle von Rondo of Blood die neue Variante Dracula X Chronicles verwendet und entsprechend auch Symphony of the Night in dieser Form neu verpackt. Doch nachdem die erste Enttäuschung darüber abebbte, haben beide Klassiker auch auf der PS4 wieder die alte Leidenschaft entfacht.

Und das nicht, weil man jetzt die beiden Klassiker auch mit Trophäen ausgestattet hat, die Sprachausgabe leicht überarbeitet  und jetzt rauschfrei gestaltet wurde oder bei bestimmten Soundeffekten den Pad-Lautsprecher nutzt. Sondern vielmehr, weil beide zwar schnörkellos, aber sauber sowie liebevoll auf die PS4 gebracht wurden. Wenn man mit Richter Belmont als Vampirjäger durch die neun Abschnitte hüpft und kämpft, während man geheime Areale oder versteckte Routen entdeckt, wird mit der akkuraten Steuerung und der auch nach Jahren immer noch passablen Kollisionsabfrage deutlich, dass Konami seinerzeit mit Rondo of Blood einen der besten Vertreter des klassischen 2D-Action-Adventures auf den Markt brachte.

Mini-Modernisierung

Symphony of the Night ist auch dank seines ausgefeilten Leveldesigns ein zeitlos gutes 2D-Action-Adventure und wird vollkommen zu Recht zu den besten Spielen der PSone-Ära gezählt.
Symphony of the Night hingegen hatte sich seinerzeit als erster Serienableger von der weitgehend linearen Struktur verabschiedet. Ersetzt wurde dies durch ein Schloss als verwinkelter Schauplatz, in dem man sich frei umschauen konnte, aber immer wieder an Grenzen oder Türen stieß, die man nur mit bestimmten Fähigkeiten überschreiten oder öffnen konnte – quasi der Prototyp des Metroidvania-Prinzips, das heute noch genauso gut funktioniert und zu motivieren versteht wie damals. Hinsichtlich der Steuerung lassen sich in der vorliegenden Version zwar noch leichte Defizite bei der Nutzung des Analogsticks feststellen, weswegen ich nach kurzer Zeit auf das Digipad umgestiegen bin und gleichzeitig hoffe, dass dieses Problem mit einem zukünftigen Patch adressiert wird. Doch da prinzipiell wie auch bei Rondo of Blood eine akkurate Steuerung auf eine gute Kollisionsabfrage trifft, fühlt man sich auch hier bei den Sprung- und Kampfpassagen gut. Dabei darf man nicht vergessen, dass Symphony of the Night erstmals ein umfangreiches Inventar für  auswechselbaren Gegenstände in die Serie einführte. Vor allem der Waffenwechsel ist dabei hervorzuheben, da die abwechslungsreiche Gegnerauswahl auf bestimmte Typen empfindlicher reagiert und so zusammen mit den Schilden, Mänteln usw. nicht nur ein leichtes taktisches, sondern auch ein oberflächliches Rollenspiel-Element eingebaut wurde. Dass alle Elemente von der überschaubaren Charakter-Entwicklung bis hin zum sorgsamen sowie höchst abwechslungsreichen Leveldesign überzeugend ineinandergreifen, hat zu Recht dafür gesorgt, dass Castlevania: Symphony of the Night nicht nur einen Stammplatz bei ewigen Bestenlisten für PSone-Spiele innehat, sondern bis heute zu den besten Action-Plattformen gehört.

Fazit

Natürlich könnte man Konami vorwerfen, dass man Rondo of Blood durchaus mit dem Remake Dracula X Chronicles hätte ersetzen und im gleichen Zuge Symphony of the Night einer ähnlichen Überarbeitung unterziehen können, anstatt nur eine audiotechnisch leicht überarbeite Version der pixeligen 2D-Action-Adventure anzubieten. Dessen ungeachtet schaffen es aber beide Klassiker, die immerhin 25 bzw. 21 Jahre auf dem Buckel haben, annähernd die gleiche Faszination zu entfachen, wie sie es bei vergangenen Spielergenerationen erreicht haben. Das gilt vor allem für das ursprünglich auf PSone veröffentlichte Castlevania Symphony of the Night, dessen kreatives Spielkonzept es mit seinem nicht-linearen Leveldesign ja bekanntermaßen geschafft hat, sich neben Metroid als einer der Taufpaten des Metroidvania-Subgenres in der Videospielhistorie zu verewigen. Rondo of Blood als quasi letzter klassischer Vertreter ist mit seinem deutlich lineareren Ansatz zwar nicht so innovativ und aus heutiger Sicht geradezu altmodisch, doch der seinerzeit als zehnter Titel der Vampirsaga veröffentlichte Action-Plattformer gilt nicht umsonst als eines der besten Spiele aus dem klassischen Castlevania-Universum. Visuell sind zwar beide in die Jahre gekommen, doch vor allem Symphony of the Night kann dem Vergleich mit modernen Pixelartkollegen aus dem Genre problemlos standhalten. Wer bislang weder Rondo of Blood noch den Nachfolger gespielt hat, findet mit Castlevania Requiem eine Sammlung, die einen zig Stunden gut bis sehr gut unterhalten wird.


Wertung

PlayStation4

Zwei Klassiker des zweidimensionalen Action-Adventures. Rondo of Blood ist mittlerweile in vielerlei Hinsicht in die Jahre gekommen, während Symphony of the Night nahezu nichts seiner Faszination verloren hat.