Taiko no Tatsujin: Drum Session! - Test, Musik & Party, PlayStation4

Taiko no Tatsujin: Drum Session!
06.11.2018, Michael Krosta

Test: Taiko no Tatsujin: Drum Session!

Taugt der DualShock als Taiko-Ersatz?

Bandai Namco lädt gleich im Doppelpack zum Trommeln ein: Zum einen mit Taiko no Tatsujin: Drum Session! für die PS4 und zum anderen mit Taiko no Tatsujin: Drum 'n' Fun!, das für Switch erscheint. Wir haben uns in beiden Rhythmusspielen auf die Suche nach dem richtigen Takt für die sehr speziellen Songs begeben, doch nehmen wir ab hier Taiko no Tatsujin: Drum Session! für PS4 unter die Lupe. Den Switch-Test zu Taiko no Tatsujin: Drum 'n' Fun! gibt es hier.

Stellt euch vor, ihr müsstet in Guitar Hero oder Rock Band ohne die Plastikklampfen in der Hand die Bühnen rocken. Oder bei Samba de Amigo ohne die Maracas-Rasseln die lateinamerikanischen Rhythmen begleiten. Oder mit DJ Hero oder Beatmania ohne den Platten-Controller zum DJ avancieren. Und was bleibt wohl von Donkey Konga übrig, wenn man nicht im Takt auf der dazugehörigen Bongo-Hardware trommelt?

Die Magie der Zusatzhardware

Manche der genannten Musikspiele lassen sich tatsächlich auch mit einem Standard-Controller bedienen. Aber will man das? Die klare Antwort: Nein! Das will man auf keinen Fall! Diese Titel ziehen einen großen Teil ihrer Faszination und Magie aus der dazugehörigen Spezial-Hardware. Deshalb fällt es bei aller Freude über die Veröffentlichung von Taiko no Tatsujin in westlichen Gefilden schwer zu verstehen, warum Bandai Namco hierzulande die Taiko-Trommel aus Plastik nur im Bundle mit dem Switch-Ableger anbietet, PS4-Trommler aber außen vor lässt und mit einem Schulterzucken auf den teuren Import

Bei langen gelben Noten sind Trommelwirbel gefragt.
verweist. Entsprechend blieb auch uns nichts anderes übrig, den DualShock als Taiko-Ersatz zu verwenden. Was dabei vom Spielspaß übrig bleibt, kann man wohl erahnen...

Die Entscheidung, PS4-Besitzern in Deutschland den Taiko-Controller vorzuenthalten, ist vor allem auch deshalb so bedauerlich, weil Taiko no Tatsujin: Drum Session! für Fans japanischer Musik viel zu bieten hat: Es warten mehr als 70 Songs aus den Bereichen Pop, Anime, Vocaloid, Klassik, Spielmusik, Original-Kompositionen und diversen Zusatz-Tracks. Darunter befindet sich u.a. Musik aus Tekken, Tales of Besteria, Ridge Racer und japanische Versionen der Titel-Melodien zu Frozen („Let It Go“) sowie Zoomania (Try Everything). Auch das virtuelle Vocaloid-Sternchen Hatsune Miku ist mit dem ein oder anderen Track vertreten und stellt sich neben weiteren Gast-Stars wie Hello Kitty, Pac-Man oder Heihachi Mishima sogar als Partner für ein Trommel-Duett zur Verfügung.

Viel Musik für Japan-Fans

Allerdings sollte jedem klar sein, dass die gebotene Songauswahl trotz des einen oder anderen bekannten Track eher in Kategorien zwischen „nie gehört“, „sehr speziell“ und „Oh mein Gott!!!“ fallen. Zudem handelt es sich ausschließlich um japanisches Liedgut, auch wenn zwischendurch auch mal englische Begriffe den Weg in die Gehörgänge finden. Um bei der schieren Masse an Songs nicht den Überblick zu verlieren, darf man die Lieblinge in einer Favoritenliste speichern und es stehen auch viele Sortierungs-Optionen zur Verfügung.

Genau wie in den meisten anderen Musikpielen ist die grundlegende Mechanik auch hier auf den ersten Blick recht simpel, doch erweisen sich die geforderten Rhythmus-Arrangements in höheren Schwierigkeitsgraden als äußerst fordernd. Dabei gibt es im Prinzip lediglich zwei Varianten von Noten, die man treffen muss: Die roten Don-Symbole (für die man bei einem Taiko-Controller auf die Mitte schlagen müsste) und die hellblauen Ka-Symbole (für die man bei einem Taiko-Controller auf den Rand schlagen müsste). Dazu gesellen sich große Varianten, bei denen man gleichzeitig mit dem rechten und linken Drumstick zuschlagen müsste, wobei der Unterschied beim Spielen mit dem Controller bedeutungslos ist. Außerdem sind bei gelben Noten sowie Ballon- und Schlägelsymbolen Trommelwirbel gefordert, bei denen man so schnell wie möglich auf die Taiko-Oberfläche bzw. die Controller-Knöpfe eindreschen sollte. Je länger man fehlerfrei spielt, desto höher steigt der

Lokal dürfen auch zwei Spieler gegeneinander antreten.
Kombozähler und damit auch die Punktzahl. Alternativ darf man sich aber auch für ein anderes Bewertungssystem entscheiden: Bei Shin-Uchi werden Kombos eher zur Nebensache. Stattdessen ist vor allem das richtige Timing entscheidend.

Don und Ka

Dabei entspricht das Layout exakt dem, wie man es aus Donkey Konga kennt, so dass die Noten auch hier auf einer horizontalen Linie von rechts nach links über den Bildschirm wandern und zum richtigen Zeitpunkt im Takt geschlagen werden müssen. Die deutlichen Parallelen kommen dabei nicht von ungefähr: Für Nintendos affiges Konga-Spiel zeichnete ebenfalls Bandai Namco verantwortlich und man orientierte sich am Taiko-Vorbild, das vor allem durch die imposanten Spielhallen-Automaten viele Fans gewinnen konnte.

Zwar gibt es für jeden Song bereits im Vorfeld vier Schwierigkeitsgrade, die zudem noch mit einer zusätzlichen Sternen-Wertung eingeordnet werden. Doch in den Optionen lässt sich der Anspruch für jede der Stufen noch einmal zusätzlich den individuellen Vorlieben anpassen. Soll die Bewertung der Präzision z.B. nicht so kleinlich ausfallen, kann man eine Unterstützung aktivieren, bei denen Fehlschläge nicht mehr ganz so eng gesehen werden. Umgekehrt kann man den Anspruch durch ein höheres Tempo bei der Notendarstellung oder dem Tausch von Don und Ka bis hin zu zufälligen Notenkombinationen aber auch erhöhen. Wer es sich zutraut, kann sogar versuchen, die Songs komplett aus dem Gedächtnis ohne Noteneinblendungen zu meistern. Will man sich richtig fordern, kann man auf Wunsch sogar schon beim ersten Fehler einen Songabbruch erzwingen. Kurz gesagt: Sowohl für Taiko-Anfänger als auch echte Trommel-Profis wird etwas geboten!

Mehr Anspruch oder lieber etwas Unterstützung?

Neben lokalen Echtzeit-Duellen für zwei Spieler kann man sich auch asynchronen Online-Herausforderungen stellen, in denen man gegen die Geister antritt. Bevor es ans Eingemachte geht, muss man aber erst fünf Test-Partien absolvieren, durch die schließlich der Rang auf der Versus-Bestenliste bestimmt wird. Hier kann man sich auch noch zurückziehen, falls einem der zufällig zugewiesene Song samt Gegner nicht zusagen sollte. Das ist nach der finalen Einordnung nicht mehr möglich: Hier muss man sich jeder Herausforderung stellen und steigt je nach Leistung auf oder ab, wobei vorzeitige Abbrüche als

Es warten eine ganze Reihe von Gast-Stars von Pac-Man bis Hello Kitty.
Niederlage gewertet werden. Eigentlich eine gute Idee, aber ich hätte alternativ auch gerne Online-Duelle in Echtzeit erlebt. Auch fehlen leider sämtliche Minispiele des Switch-Cousins, obwohl sie auch hier gut aufgehoben gewesen wären.

Asynchrone Online-Duelle

Als Belohnungen für das Meistern der Songs und Herausforderungen winken DON-Münzen, mit denen man Beutekisten kaufen kann, die überwiegend Kosmetik-Kram wie Kleidung und Design-Varianten für seine DON-Spielfigur sowie Titel und Begrüßungen enthalten. Dabei hat man sich ein recht cooles System einfallen lassen: Zu jedem Song gibt es Bingo-Karten mit neun Feldern, auf denen die jeweiligen Ziele wie etwa eine maximale Kombo oder eine bestimmte Mindestpunktzahl vermerkt werden. Bilden sie gemeisterten Herausforderungen eine horizontale, vertikale oder diagonalen Reihe, heißt es Bingo und es gibt jeweils eine weitere DON-Münze. Hat man alles abgehakt, darf man außerdem am Geheim-Bingo teilnehmen und sich deutlich kniffligeren Aufgaben stellen.

Viel Freischalt-Kram

Fazit

Es ist ein Jammer, dass Bandai Namco hierzulande darauf verzichtet, Taiko no Tatsujin: Drum Session! ohne den dazugehörigen Taiko-Controller zu veröffentlichen. Gerade wenn man sich mit der recht speziellen, aber erfreulich großen Songauswahl arrangiert hat, verliert das Musikspiel durch die Beschränkung auf den DualShock viel von seiner Faszination, zumal sich in höheren Schwierigkeitsgraden die schnellen Schlagfolgen und Wechsel nur noch schwer mit dem Pad umsetzen lassen, von Trommelwirbeln ganz zu schweigen. Das ist vor allem deshalb bedauerlich, weil mir die Trackliste inklusive der Gast-Auftritte hier trotz einiger Parallelen besser gefällt als beim Switch-Cousin Taiko no Tatsujin: Drum 'n' Fun!. Zudem sprechen auch die durchaus spannenden Duelle im asynchronen Online-Schlagabtauch für die PS4-Version. Umgekehrt muss man hier jedoch auf die gelungenen Minispiele verzichten, die nur auf der Nintendo-Konsole zur Verfügung stehen und sich auch ohne Drum-Controller prima für einen geselligen Spieleabend eignen. Idealerweise hätte Bandai Namco die Stärken beider Titel kombiniert und auch für PS4-Spieler die Zusatzhardware veröffentlicht anstatt auf jeder Plattform irgendwie ein eigenes Süppchen zu kochen. So aber müssen Taiko-Fans bei manchen Features immer wieder neidisch zum jeweils anderen System hinüber schielen. Und nur nochmal zur Erinnerung: Die Wertungs bezieht sich auf die Spielerfahrung mit der Controller-Steuerung, da wir keine importierte Taiko-Drum für den Test zur Verfügung hatten!

Pro

  • große Songauswahl...
  • simples, aber gelungenes Spielprinzip
  • herrlich aufgedrehte, typisch japanische Aufmachung
  • asynchrone Online-Duelle
  • zahlreiche individuelle Anpassungen hinsichtlich des Schwierigkeitsgrades
  • lokale Echtzeit-Duelle für zwei Spieler
  • Bingo-Karten als motivierende Herausforderungen
  • viel freischaltbarer Kosmetik-Kram
  • tolle Gastauftritte (Hello Kitty, Hatsune Miku)

Kontra

  • ...mit ausschließlich japanischen Tracks, die sehr...speziell ausfallen
  • mit DualShock-Steuerung relativ spaßfreies Knopfgehämmer
  • Taiko-Controller für PS4 nur als Import erhältlich
  • keine Minispiele (wie beim Switch-Cousin)
  • keine direkten Online-Duelle (nur asynchon)

Wertung

PlayStation4

Ohne den Taiko-Controller, den man in Deutschland leider importieren muss, hält sich der Trommel-Spaß trotz der großen, aber sehr speziellen Songauswahl und asynchroner Online-Duelle leider in Grenzen.

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