Moonlighter - Test, Rollenspiel, PlayStation4, Switch, PC, Linux, iPhone, XboxOne, Mac, iPad

Moonlighter
15.11.2018, Jens Bischoff

Test: Moonlighter

Held & Händler auf der Switch

Im Mai hatten Dark Sun Games und die 11 Bit Studios ihr Action-Rollenspiel Moonlighter (ab 13,99€ bei kaufen) für PC, PlayStation 4 und Xbox One veröffentlicht. Inzwischen ist der Mix aus Händler- und Abenteurerdasein auch auf Switch erhältlich. Wie gut die Umsetzung für Nintendos Konsole gelungen ist, verrät der Test.

Moonlighter ist der Name eines ehemaligen Geschäfts in Rynoka, das sich schon seit Generationen im Besitz eines alten Kaufmannsgeschlechts befindet. Als Spieler schlüpft man in die Rolle des letzten Abkömmlings dieser Familie mit dem Ziel, den leerstehenden Laden aus seinem Dornröschenschlaf zu wecken und ihm wieder zu altem Glanz und Ruhm zu verhelfen.

Mutiger Kaufmann

Kaufmann Will zieht es in die mit Reichtümern lockenden Dungeons von Rynoka.
Da es keine Warenbestände mehr gibt, muss man sich in die örtlichen Dungeons wagen, um dort nach verwertbaren Gegenständen Ausschau zu halten. Dort lauern allerdings nicht nur fiese Fallen und sich ständig verändernde Strukturen, sondern auch gefährliche Monster, gegen die man sich zur Wehr setzen muss. Anfangs nur mit einem Besen, später auch mit Schwert und Schild, Lanze, Klauen oder Pfeil und Bogen. Switch-Spieler haben sogar Zugriff auf ein exklusives Schwert- und Bogenset.

Dadurch, dass die mysteriösen Gewölbe bei jedem Betreten neu geformt und mit Monstern und Schätzen gefüllt werden, sind sie zwar immer wieder gefährlich, aber auch ein nie versiegender Quell an Verkaufswaren. Ähnlich wie in The Binding of Isaac erkundet man die Dungeons Raum für Raum aus der Draufsicht, bis die Taschen voll oder die Verletzungen zu schwer sind und einen zur Rückkehr zwingen.

Das Inventar für die Raubzüge ist begrenzt. Zudem besitzen manche Gegenstände Eigenschaften, die ihren Lageort oder ihre Nachbarobjekte beeinflussen.
Einige Gegenstände können dabei nur an bestimmten Stellen des Inventars abgelegt werden, während sie andere angrenzende Objekte sogar verändern oder zerstören können. Später lassen sich überschüssige Gepäckstücke bei Platzmangel auch direkt verwerten und in Bargeld umwandeln. Allerdings bleibt dabei nur ein Bruchteil dessen hängen, was man mit einem Verkauf im Laden hätte erzielen können.

Platzprobleme

Noch schlimmer ist, wenn man selbst das Zeitliche segnet. Dann wird man zwar zurück nach Rynoka gebracht, verliert aber den kompletten Inhalt seines Rucksacks. Lediglich eine Handvoll Dinge, die man direkt am Körper trägt, bleibt unversehrt. Zudem kann man die Dungeons nicht wieder durch die Eingangstür, sondern nur via Warp-Amulett und Geldopfer verlassen, was vor allem am Anfang ein ärgerliches Handicap darstellt. Später sind die Beträge aber trotz deutlicher Steigerungen nur noch selten relevant und für noch mehr Geld können sogar Zwei-Wege-Portale errichtet werden, um vom Dorf aus gleich wieder direkt in tiefere Ebenen zurückkehren zu können.

Zu Beginn muss sich Will noch mit seinem Besen gegen Angreifer verteidigen.
Ansonsten muss man nämlich immer wieder im Erdgeschoss anfangen und sich Stockwerk für Stockwerk nach unten vorarbeiten, wo nicht nur immer wertvollere Schätze, sondern auch immer gefährlichere Gegner auf einen warten. Im untersten Geschoss jedes Dungeons wartet dann der obligatorische Endgegner, dessen Bezwingung den Zutritt zum nächsten Gewölbe freischaltet. Und wer zu lange trödelt, ruft einen unbesiegbaren Verfolger auf den Plan.

Insgesamt können vier mehrstöckige Dungeons erkundet werden, die von alten Gemäuern über Wald- und Wüstenareale bis hin zu High-Tech-Ruinen reichen und mittlerweile zusätzliche Raumvarianten bieten. Die Ausmaße sind allerdings nach wie vor überschaubar, während eine mitzeichnende Automap bei der Orientierung hilft. Neben Monstern müssen hin und wieder auch Fallen überwunden und Hindernisse beseitigt werden. Per Hechtrolle kann man sogar Feuer und Abgründe heil passieren.

Auf Entdeckungsreise

Findige Sucher können amüsante Details oder geheime Schatzkammern entdecken.
Manchmal lohnt es sich aber auch, absichtlich in Gruben zu stürzen, um geheime Schatzkammern zu entdecken. Auch in Kisten oder hinter Büschen können sich Dinge verstecken, die sich zu Geld machen lassen. Die wertvollsten Objekte erbeutet man jedoch von Gegnern oder von Schatztruhen, die sich erst öffnen, wenn alle Monster eines Raums erledigt wurden.

Die auf Touch- und Bewegungskontrollen verzichtende Steuerung ist einfach und handlich. Jede Waffe bietet zwei Angriffsarten und man kann jederzeit per Knopfdruck zwischen seinen zwei Lieblingswaffen wechseln. Wird's gefährlich, weicht man per Hechtrolle aus oder nimmt einen vorher ausgerüsteten Heiltrank zu sich. Der Schwierigkeitsgrad lässt sich außerhalb der Dungeons beliebig ändern. Erfahrungspunkte und Stufenaufstiege gibt es hingegen keine. Stärker wird man nur durch bessere Ausrüstung, die man beim örtlichen Schmied herstellen und bei der Verzauberin aufwerten lassen kann.

Neben dem eigenen Laden, kann man schließlich auch die Entwicklung der ganzen Stadt vorantreiben und mit kleinen Finanzspritzen Anreize für die Rückkehr abgewanderter Handwerker und Handelspartner schaffen. Im Vordergrund steht aber natürlich der Ausbau des Moonlighter, der sich mit dem nötigen Kleingeld nicht nur stufenweise vergrößern, sondern auch individuell dekorieren lässt, um mehr Kunden anzulocken, Trinkgelder zu erhöhen oder Diebe abzuschrecken.

Florierendes Geschäft

Ob die Preise passen, lässt sich an den Gesichtern der Kunden ablesen. Später gilt es zudem Ladendiebe an der Flucht zu hindern.
Vor Ladendieben ist man nämlich auch in Rynoka nicht gefeit. Wer verdächtige Kunden im Auge behält und rechtzeitig reagiert, kann flüchtende Langfinger jedoch mit einem beherzten Sprungangriff überrumpeln und sie so am Diebstahl hindern. Später kann man sich auch unter die Arme greifen lassen oder den ganzen Laden einem Angestellten anvertrauen, während man selbst Doppelschichten in den Dungeons macht.

Ansonsten schwänzelt man während der Öffnungszeiten durch den Laden, passt Preise an, füllt Verkaufsauslagen nach, bedient die Kasse oder nimmt zeitlich befristete Anfragen von Kunden an, die bestimmte Objekte suchen oder Monster tot sehen wollen. Termine werden im Kalender vermerkt, während ein sich automatisch aktualisierender Warenkatalog jederzeit Auskunft über Preisgefüge und Nachfrage gibt.

Die geringe Schriftgröße ist gerade im Handheld-Modus oft nur schwer lesbar.
Erzählerisch wird das wechselnde Händler- und Abenteurerdasein eher beiläufig begleitet. Man findet immer wieder Botschaften von anderen Abenteurern, wird vorm Weitergehen gewarnt, will aber unbedingt bis in den letzten Dungeon vorstoßen und das Geheimnis hinter den sich immer wieder neu formierenden Gewölben lüften. Die Grafik im Pixelstil bietet trotz ihrer Schlichtheit stimmungsvolle Details, auch wenn die Bildrate mitunter zu wünschen übrig lässt.

Immer weiter

Sprachausgabe gibt es keine, dafür aber solide übersetzte deutsche Texte, die vor allem im Handheld-Modus aber oft nur schwer lesbar sind. Eine Schnellspeicherfunktion sucht man ebenfalls vergeblich. Zwar wird beim Betreten und Verlassen eines Dungeons sowie bei Ladenschluss automatisch gespeichert, manuelles Speichern ist aber nur durch Schlafen in den eigenen vier Wänden möglich. Hinzu kommt, dass es nur einen einzigen Speicherplatz gibt, so dass man ohne zusätzliche Benutzerkonten keine verschiedenen Handelsimperien parallel betreiben oder sich beim Spielen mit jemand anderem abwechseln kann.

Fazit

Ähnlich wie Shoppe Keep, Recettear und Co. versucht auch Moonlighter Abenteurer- und Händlerdasein in einem Spiel zu vereinen. Das Ergebnis weiß trotz ungenutzter Touch- und Bewegungskontrollen auch auf Switch zu gefallen. Lediglich unterwegs sorgt die geringe Schriftgröße für Probleme. Die Inszenierung ist nach wie vor unspektakulär, aber charmant. Der Rollenwechsel geht flott und unkompliziert vonstatten. Man kann jederzeit den Laden dicht machen und auf Beutejagd gehen oder gegen einen kleinen Obolus aus den zufallsgenerierten Dungeons à la The Binding of Isaac zurückkehren und seine erbeuteten Schätze auf die immer zahlreicheren Verkaufstische packen. Neben dem eigenen Geschäft kann man auch die Entwicklung der ganzen Stadt vorantreiben, neue Handelspartner anwerben, seine Ausrüstung verbessern oder andere für sich schuften lassen. Die Möglichkeiten bleiben zwar trotz zusätzlicher Inhalte und Anpassungen überschaubar, eine gewisse Routine unvermeidbar, trotzdem bin ich auch auf Nintendos Konsole immer wieder gern in Laden und Dungeons zurückgekehrt.

Pro

  • kurzweilige Rollenwechsel
  • unterhaltsame Monster- und Beutehatz
  • motivierender Stadt- und Ladenausbau
  • zusätzliche Anpassungen und Inhalte

Kontra

  • unspektakuläre Inszenierung
  • kein manuelles Speichern und nur ein Save-Slot
  • überschaubarer Spielumfang
  • mitunter sehr kleine Schrift (vor allem in Handheld-Modus)

Wertung

Switch

Kurzweilige Mischung aus Händler- und Abenteurerdasein mit neuen Inhalten, aber Leseschwierigkeiten im Handheld-Modus.

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