Super Smash Bros. Ultimate - Test, Prügeln & Kämpfen, Switch
Bislang konnten wir uns nur klassisch lokal vor der Konsole kabbeln. Zum heutigen Verkaufsstart dürfte es spannend werden, ob der Internet-Modus diesmal eine sauberere Performance ohne Lags und Geruckel auf die Reihe bekommt. Anfang kommender Woche werden wir ein entsprechendes Update mit Wertungszahl nachliefern. Der Star des Aufgebots ist aber der neue Geister-Modus. Er schickt den Spieler auf Wanderschaft über ein weitläufiges gezeichnetes Spielbrett, wo er die von Spukgestalten besessenen Mitstreiter befreien muss.
Geistreicher Genuss auf die Nuss!
Schade, dass Director Masahiro Sakurai die Chance ungenutzt lässt, eine üppigere Story zu entwickeln. Statt die verrückte Ausgangslage mit mehr Dialogen oder Zwischensequenzen auszustaffieren, dient die Rahmenhandlung im Wesentlichen dazu, einen Anlass für eine Unmenge wilder Schlägereien gegen sehr unterschiedliche Kämpfer zu schaffen. Selbst wenn es nur Witzeleien wie in Puyo Puyo Tetris gewesen wären, hätte das die Action schön auflockern können. Sei‘s drum – denn spielerisch schafft der Geister-Modus die Grundlage für herrlich abwechslungsreiche Kämpfe! Man tritt nämlich nur manchmal gegen die Standard-Version eines Kämpfers an, um ihn auch tatsächlich zu befreien.
Dünne Story, üppige Abwechslung
In der Luft schwebende Plattformen und wilde Kulissenwechsel sorgen dabei erneut für bizarre Situationen und blitzschnelle Überraschungen. Mal springt man in letzter Sekunde von den Flügeln eines Star-Fox-Gleiters auf den nächsten, anderswo findet man sich auf dem minimalistischen Gerüst eines 8-Bit-Klassikers wieder. Oder man kämpft sogar gegen den uralten, sich ruckartig bewegenden Mr. Game & Watch. Sogar Überblendungen zwischen mehreren Kulissen sind möglich, z.B. im lokalen Multiplayer, auf den wir später noch zu sprechen kommen. Ein Highlight sind die äußerst albern konzipierten Herausforderungen wie gegen den nur wenige Pixel kleinen „Buzz Buzz“. Er hüpft wie ein Floh durch die Stadt und greift nur sporadisch an. Theoretisch ist es also kinderleicht, den Winzling aus dem Ring zu boxen. Man muss allerdings erst einmal den passenden Zeitpunkt finden, um ihn mit der kräftigen Smash-Attacke auch wirklich zu treffen.
Vergnügliches Chaos
Soll mein Team kräftiger sein als der Gegner oder wähle ich eine niedrigeren Power-Wert für mehr Siegpunkte? Möchte ich lieber Bowsers Feuerattacken verstärken oder stattdessen mit dem Schwert von Leif (Fire Emblem) loslegen? Zusätzlich sollte bei den Geistertypen immer auch ein Schere-Stein-Papier-Schema beachtet werden: „Griff“ z.B. schlägt „Schild“, welches wiederum stärker als „Angriff“ ist, usw.
Die Qual der Wahl
Auch die Struktur des Geister-Modus wirkt ein wenig aufgeblasen. Man gelangt zwar pausenlos an neue Exemplare der weit über 1000 Geister, unter denen sich auch japanische Exoten finden. Bevor man auf der Karte einen neuen Kämpfer erreicht, kann sich das Spiel aber schon mal hinziehen. Für Abwechslung sorgen zwischendurch Schalter, Siegel oder Ausflüge in Abschnitte wie Bowsers Lava-Kerker – natürlich inklusive Bosskampf. Auch der Spieler selbst besitzt übrigens einen Fähigkeitenbaum für Feinheiten wie einen Katapultierschutz oder Gadget-Magneten. Außerdem platzen ab und zu neue „Herausforderer“ ins Hauptmenü, so dass man auch ohne den Geist-Modus regelmäßig an frische Charaktere für den Multiplayer gelangt. Bevor wir uns aber zu sehr in Details verlieren, verweisen wir lieber auf Nintendos ausführliche Erklärungen in der entsprechenden Direct-Sendung und leiten über zu den anderen Spielvarianten.
Übers Ziel hinausgeschossen?
An einen Flickenteppich erinnert übrigens auch das unübersichtlich zusammengeklatschte Menü mit unlogisch verknüpften Seiten und wechselnden Eingaben. Hat man sich daran gewöhnt, birgt es aber viele unterhaltsame Herausforderungen. Dazu gehört u.a. der Squad-Smash mit spannenden Tag-Team-Wechseln und einem Sudden-Death mit schrumpfendem Bildschirm. Wer es knackig mag, kann sich im Multi-Smash versuchen.
Wie ein riesiger Flickenteppich
Bei den Wii-U-Schauplätzen sind es meist eher Feinheiten, die das Gesamtbild aber ebenfalls runder aussehen lassen. Besonders gelungen wirken die Zelda-Levels mit ihren fein ausstaffierten Naturszenarien, zumal es auf den in sanftes Licht getauchten Zinnen nur selten grobe Texturen zu sehen gibt. Musikalisch bleiben mit über 800 Stücken aus den beteiligten Serien ohnehin kaum Wünsche offen – inklusive persönlicher Playlisten. Mit Spielwährung erworbene Lieder, Filmchen und andere Boni lassen sich in einer Truhe begutachten. Mit Hilfe der gesammelten Meilenstein-Puzzleteile behält man im Wust der Modi schön den Überblick über den gesamten Fortschritt. Der wahre Spaß beginnt aber natürlich mit bis zu sieben Freunden vorm TV – oder wenn man sogar mit bis zu 32 Teilnehmern ein Turnier startet. Drahtlos lasen sich acht Konsolen verbinden, was wir mangels Testmustern aber nicht ausprobieren konnten.
Dynamische Kulissen
Hat man erst einmal drei Kollegen auf das Sofa gezerrt, um sie pausenlos mit Yoshi in Eier zu verwandeln, steigt der Lärmpegel schnell ins Unermessliche. Typische Gesprächsthemen: „Was ist das denn? Oh mein Gott, was ist geschehn?!?“ oder „Warum zum Henker turnt da ein Pokémon durch die Gegend?“ (Antwort: die Hilfsmonster lassen sich mit Pokébällen beschwören). Besonders übersichtlich wird es natürlich, wenn jemand sich eine der bunt glühenden Kugeln schnappt und seinen Ultra-Smash abfackelt.
Lokal der helle Wahnsinn!
Eine Enttäuschung ist wieder einmal die halbherzige Internet-Anbindung: Auch diesmal schaffen es Nintendo und Bandai Namco nicht wirklich aus der Online-Steinzeit heraus. Wenn es gut läuft, spürt man in den Matches für bis zu vier Spieler nur eine leichte Verzögerung der Steuerung. Oft wird es aber richtig träge und schwammig, wenn die Eingaben erst nach mehreren Zehntelsekunden oder manchmal sogar mit kurz eingefrorenem Bild umgesetzt werden. Laut den Entwicklern spielt die Nähe der Mitspieler zwar eine wichtige Rolle beim Matchmaking, doch warum darf man die Suche nicht einmal persönlich auf eine Region begrenzen? Die Entwickler empfehlen zwar den LAN-Adapter, doch auch drahtlos ist ein besserer Netzcode Pflicht – vor allem, wenn man das Ergebnis mit ähnlich schnellen Prügelspielen wie Killer Instinct vergleicht! Auch einige Rundenabbrüche und Fehlermeldungen sind uns untergekommen.
Enttäuschende Online-Performance
Schön, dass jeder freigeschalteter Kämpfer einen eigenen „GSP“-Wert besitzt – so kann man sich mit seinen Lieblingen weit nach oben kämpfen, ohne den Wert durch Experimente mit anderen Figuren nach unten zu ziehen. Ein zusätzlicher Motivationsfaktor sind gesammelte Marken besiegter Gegner.
Die Arena als Treffpunkt
Kampfeslustige Figürchen
Fazit
Langsam muss ich zum Ende kommen, um noch rechtzeitig zum Launch den ersten Teil des Tests abzufeuern. Ihr habt es sicher schon gemerkt: In punkto Umfang und Vielfalt dürfte Super Smash Bros. Ultimate beinahe konkurrenzlos sein! Schon an meinen ersten Spieltagen hatte ich erstaunlich viele Stunden Spaß im abgedrehten Chaos voller Waffen und Spezialattacken. Vor allem im lokalen Multiplayer ist das Gemetzel mit Mario und seinen Gaststars eine Wucht! Im Hauptmenü warten massenhaft Möglichkeiten, sich gegenseitig in Turnieren, Tagteam-Matches oder mit albernen Spezialregeln zu ärgern! Auch am Geister-Modus, der mit Hilfe der Spukgestalten weitere Gastauftritte ermöglicht, hatte ich eine Menge Spaß. Das schönste daran sind die Matches mit bizarren Regeln; und dass man seine eigene Figur mit Hilfe der Geister-„Perks“ passend abstimmen kann. Die Kehrseite der Medaille ist, dass der Ausflug durch die Oberwelt ein wenig aufgebläht wirkt. Das offenbart sich z.B., wenn man sich mal wieder minutenlang durch an Handyspiele erinnernde Menüs wühlt, um seine Geister zu füttern oder auf automatische Expeditionen zu schicken. Wer darauf absolut keine Lust hat, findet aber auch einige klassischere Einzelspieler-Modi. Alles in allem bisher ein gelungener und äußerst üppiger Mix! Anfang kommender Woche folgt Teil 2 des Tests. Dann gehen wir auf Dinge wie die Amiibo-Unterstützung und natürlich vor allem den Online-Modus ein, der im Vorgänger unter einigen Netzwerk-Problemen litt. Mittlerweile sind übrigens auch die Server online gegangen.
Der Online-Modus wurde leider wieder weitgehend in den Sand gesetzt. Es gibt zwar schöne Ansätze wie Regelset-Abstimmungen, das Sammeln der Marken besiegter Gegner, einen Profi-Bereich oder Online-Matches zu zweit vor der Konsole. Die Arenen als Treffpunkt wurden aber rudimentärer und ungeschickter umgesetzt als z.B. in Dragonball Xenoverse 2. Vor allem die Zusammenkunft und die Verständigung mit anderen Spielern gestalten sich hier ziemlich umständlich – für den Sprach-Chat ist z.B. wieder die hölzerne Smartphone-App nötig. Der größte Kritikpunkt ist aber die schlechte Online-Performance mit ihrem meist trägen, verzögerten Spielgefühl, Verbindungsabbrüchen und manchmal sogar mit Bildstottern. Insgesamt also ziemlich peinlich, wenn man bedenkt, dass Nintendo mittlerweile Geld für seinen Online-Dienst verlangt! Von der schwachen Netzanbindung abgesehen ist Super Smash Bros. Ultimate aber eine echte Spaßbombe mit gigantischem Umfang!
Pro
- gigantische Kämpferriege von rund 75 Kriegern
- knapp über 100 Szenarien
- motivierender Geister-Modus...
- Geister sorgen für noch mehr Abwechslung in den Kämpfen
- hochgradig spaßiges Allstar-Geprügel
- extrem vielfältige Kämpferriege
- einsteigerfreundliche Steuerung mit Potenzial für Profis
- abwechslungsreiche Schauplatz-Verwandlungen und Überblendungen
- viele coole klassische Modi
- Unmengen an Musikstücken mit persönlichen Playlists
- viele alberne Ideen und Varianten für Parties
- viele Einstellungsmöglichkeiten und Regelsets
Kontra
- schwache Online-Performance mit oft trägem, verzögertem Spielgefühl
- online manchmal sogar Bildstottern oder Abbrüche
- Chat und Online-Zusammenkunft umständlich gelöst
- ...Geister-Modus wirkt mitunter schon etwas zu aufgeblasen und auf Fleißarbeit ausgerichtet
- Extras wie Geister-Aktivitäten erinnern an Handyspiele
- verwirrende Menüführung erschwert den Einstieg
- Überbelegung der Steuerung zunächst gewöhnungsbedürftig
- Geister-Story mit nur wenigen Dialogen und Zwischensequenzen
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Es gibt einen gesonderten Modus zum Training von Amiibos und andere kleine Vorteile durch Amiibos.
- Season Pass, dessen Inhalte keine bzw. nur minimale Auswirkungen auf das Spieldesign haben.