Spyro Reignited Trilogy - Test, Action-Adventure, Switch, PC, PlayStation4, XboxOne

Spyro Reignited Trilogy
14.11.2018, Mathias Oertel

Test: Spyro Reignited Trilogy

Drachenausflug in die Vergangenheit

Angefeuert vom Erfolg der Crash Bandicoot N.Sane Trilogy hat Activision im hauseigenen Archiv gewühlt und eine weitere PSone-Serie gefunden. Ob der Drache Spyro, den meisten wohl eher durch seinen Auftritt in Skylanders in jüngerer Erinnerung, auch 20 Jahre nach seiner Premiere noch eine gute Figur macht, klären wir im Test der Neuauflage.

Klar hatte ich damals, in den Jahren 1998, 1999 und 2000 auf der PSone die Spyro-Abenteuer im Laufwerk. Und ich erinnere mich, dass ich die Action-Adventure mit dem chaotischen Drachen sehr sympathisch fand. Was ich allerdings vollkommen verdrängt hatte und erst im Rahmen des Vergleichs mit den Ur-Versionen wieder herausfand: Spyro the Dragon, Spyro 2: Ripto’s Rage und Spyro 3: Year of the Dragon wurden seinerzeit von Isomniac Games entwickelt. Richtig: Das gleiche Insomniac, das später mit Ratchet & Clank, Resistance und zuletzt mit Spider-Man maßgeblich für Hits auf allen PlayStation-Systemen verantwortlich war. Und hier wird es von Activision mit keiner Silbe erwähnt. Schade, vor allem auch, da das für die Umsetzung beauftragte Team von Toys for Bob, das auch schon an Crash Bandicoot N.Sane sowie zahlreichen Skylanders-Teilen beteiligt war, hinsichtlich Spielstruktur, Leveldesign & Co natürlich auf dem aufbaut, was die Mannen um Ted Price vor 20 Jahren für Universal Publishing auf der ersten PlayStation gezaubert haben.

Frühe Insomniac-Perlen

Mit Hilfe der Unreal-Engine hat das Team von Toys for Bob Spyro und seine Freunde visuell auf einen aktuellen Stand gebracht.
Wenn man durch clever miteinander verbundene großräumige Levels läuft, schwebt, fliegt oder springt, Edelsteine sammelt, die Gegner entweder durch eine Ramm- oder durch eine Feuerattacke „entfernt“ und die Umgebungsrätsel löst, um alle Gegenstände einzusammeln oder den Zugang zu neuen Abschnitten zu bekommen, entsteht beinahe der Eindruck einer offenen Welt. Die Bereiche sind nur durch minimale Ladepausen voneinander getrennt. Doch natürlich sollten die „richtigen“ offenen Welten erst mit der Nachfolgekonsole, der PS2 kommen – dort unter tatkräftiger Mithilfe von Naughty Dog, den Crash-Bandicoot-Entwicklern, die mit Jak & Daxter einen der definierenden Titel dieser Ära präsentierten. Das im Gegenzug der Drache Spyro auf den neuen Systemen ab 2002 im Zweijahres-Rhythmus mit Titeln wie Enter the Dragonfly, A Hero’s Tail, A New Beginning sowie Dawn of  the Dragon vor allem inhaltlich nicht mehr an die frühen Erfolge anknüpfen konnte und schließlich eingemottet wurde, spricht für sich. Doch nun ist die gute alte Zeit wieder da und hat nur unwesentlich den Charme eingebüßt, an den ich mich erinnere. Und das dank Unreal-Technologie nicht nur in schön bunt wie damals, sondern auch nach heutigen Maßstäben ansehnlich, wobei hier sicherlich auch das dankbare Comic-Design der Originale eine Rolle spielt. Das soll die Leistung von Toys for Bob allerdings nicht schmälern, zumal die Kulisse in der Tat wie ein modernes Spiel wirkt und man auch sämtliche Zwischensequenzen überarbeitet hat.  

Da Insomniac nach dem ersten Spyro im Jahresrhythmus neue Drachenabenteuer veröffentlicht hat und die Kulisse schon damals mit zum Besseren gehörte, was man auf der PSone in diesem Bereich zu sehen bekam, verwundert es nicht, dass Spyro 2 und 3 mittlerweile eher wie aufwändige Levelpakete als spielerisch eigenständige Fortsetzungen wirken. Denn auch, wenn man in der Reignited Trilogy zwischen den Abenteuern wechselt, kann man irgendwann den Überblick verlieren, in welchem Teil man sich denn jetzt gerade befindet. Zwar gibt es Nuancen und Elemente, die man nur in bestimmten Episoden finden kann wie z.B. Unterwasserlevel in Spyro 2, bei dem ebenfalls eine Schwebefunktion für Spyro erstmalig genutzt wurde oder andere spielbare Figuren wie z.B. das Känguruh Sheila in Teil 3. Und

Seiner Feinde entledigt man sich zumeist entweder mit einem Flammenstoß oder einer Rammattacke.
selbstverständlich wird in den drei Spielwelten, die jeweils gut sieben bis elf Stunden  unterhalten (für Komplettierer gibt es noch ein paar Stunden obendrauf), eine ordentliche  Bandbreite an unterschiedlichen Gebieten angeboten.

Levelpacks statt Fortsetzungen?

Und das Wichtigste: Es macht immer noch Spaß, sich mit Spyro von Abschnitt zu Abschnitt vorzuarbeiten. Hier befreit man andere Drachen aus ihrer Edelstein-Starre, dort sammelt man Dracheneier ein. Und vor allem in Teil 2 und 3 lernt man nach und nach neue Fähigkeiten, mit denen man Kisten öffnet oder Gebiete erreicht, die einem vorher verschlossen waren. Es warten fordernde Sprungpassagen, die man nach den jeweils eher unaufgeregten Einstiegsabschnitten nicht vermutet hätte. Mit einer clever auf die Fähigkeiten abgestimmten Gegnerpalette wird man ebenfalls zunehmend mehr gefordert. Schade ist allerdings, dass bei den Flugsequenzen oder in den Unterwasserwelten die Steuerung zu sensibel reagiert und zusammen mit hier auftauchenden Kameraproblemen für Frust sorgt. Hier hat Toys for Bob noch Optimierungsbedarf. Doch weder diese kleinen Aussetzer noch die minimal sichtbaren Aussetzer bei der Bildrate können den Spaß langfristig gefährden.

Fazit

Ich hatte vollkommen vergessen, wie viel Spaß die PSone-Ausflüge mit dem lila Drachen vor gut 20 Jahren gemacht haben. Glücklicherweise hat sich die Faszination auch in die Gegenwart gerettet. Die ersten zwei Stunden jedes Teils ist das Anforderungsprofil der hüpflastigen Action-Adventure zwar mit wenigen Ausnahmen etwas zu niedrig angesetzt. Doch danach legen sowohl Spyro als auch Spyro 2: Ripto’s Rage sowie Spyro 3: Year of the Dragon deutlich zu. Visuell mit Hilfe der Unreal-Engine angemessen modernisiert, hinterlassen Level- und Spieldesign ebenso wie der Humor auch heutzutage einen guten Eindruck und legen damit Zeugnis ab, dass Insomniac (Spider-Man, Sunset Overdrive) bereits vor 20 Jahren sein Handwerk verstand. Ähnlich wie bei der Crash Bandicoot N.Sane Trilogy sind die Unterschiede zwischen den einzelnen Episoden allerdings eher im Detail zu finden. Doch unter dem Strich hat Toys for Bob ganze Arbeit geleistet. Die Spyro Reignited Trilogy weiß auch 18 bis 20 Jahre nach den Originalen immer noch zu unterhalten – selbst wenn das mechanische Fundament unter dem Strich oberflächlich bleibt, etwas in die Jahre gekommen ist und nicht mit "jüngeren" Vertretern wie Beyond Good & Evil, Ratchet & Clank etc. mithalten kann.

Wertung

PlayStation4

Die Modernisierung hat den Spyro-Spielen der PSone-Ära gut getan - die Action-Adventure sind visuell nicht von aktuellen Titeln zu unterscheiden. Mechanisch ist das Alter jedoch hin und wieder spürbar.

XboxOne

Die Modernisierung hat den Spyro-Spielen der PSone-Ära gut getan - die Action-Adventure sind visuell nicht von aktuellen Titeln zu unterscheiden. Mechanisch ist das Alter jedoch hin und wieder spürbar.

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Kommentare
Xris

Dem Spiel würde ein NG Patch gut stehen. Zwar sind die Ladezeiten schon deutlich angenehmer, die 30 Fps nun anscheinend konstant, aber dass Bild wirkt immer noch unsauber und stottert gelegentlich.

vor 3 Jahren
PanzerGrenadiere

hab mir die trilogie im herbst-sale gegönnt. bis jetzt simpel aber unterhaltsam.

kann es sein, dass es hier eine mario referenz gibt? im ersten teil in der welt "nebliger sumpf" befreit man am ende den drachen hubba. dieser meint man solle auf gegner springen und sie platt stampfen. daraufhin fragt spyro, ob man nicht lieber auf sie losstürmen und sie grillen solle. schließlich seien sie ja drachen.

vor 3 Jahren