Bendy And The Ink Machine - Test, Action-Adventure, PC, XboxOne, Mac, PlayStation4, Switch, Linux
Was ist hier bloß passiert? Als Comiczeichner Henry Stein eine Einladung seines Kollegen annimmt und seinen ehemaligen Arbeitsplatz bei den "Joey Drew Studios" besucht, staunt er nicht schlecht: Niemand ist zu sehen, aber ein Projektor wummert, von der Decke tropft dicke Tinte und die Büros wirken bis auf die Aufsteller und Zeichnungen all der knuffigen Figuren seltsam verwaist. Das ist nach 30 Jahren nicht verwunderlich, aber warum sollte er hierher kommen? In Egosicht erkundet er die leeren Räume in einer vergilbten, über die Unity Engine befeuerte Kulisse, die immer wieder Akzente mit fetten schwarzen Konturen setzen kann. Das Artdesign ist trotz der monotonen Farbgebung stimmungsvoll und belebt das Studio im Stile der 30er Jahre, aber erreicht nicht die Klasse eines Cuphead.
Willkommen im Studio
Tintenterror ex machina
Als Henry eine riesige Tintenmaschine in Gang bringt, indem er - auf sehr langweilige Art - diverse Gegenstände suchen und auf Podesten platzieren muss, beginnt der Alptraum, denn die fließende Tinte sorgt für Terror und fiese Feinde. Viel mehr will ich an dieser Stelle nicht über die Story verraten, aber das bis dahin eher monotone Spiel gewinnt endlich an Interaktivität und
Spannung: Henry muss des Öfteren vor der schwarzen Flut fliehen, indem er sprintet und springt, während der Verfolgung einige Ventile finden und kann eine Axt einsetzen, um z.B. Bretterverschläge zu zerstören oder gegen mutierte Comicfiguren zu kämpfen - jetzt weiß er auch diese Dosen zu schätzen, die ihn heilen können. Spätestens hier erübrigen sich aber auch die Vergleiche mit BioShock, denn die Gefechte sind eher simple Haudraufaktionen als taktische Herausforderungen. Aufgrund eines fehlenden manuellen Speicherns kann es auch zu nervigen Wiederholungen kommen, aber dafür bleibt die charmant erzählte Geschichte reizvoll, zumal man über die fünf Kapitel viele der sympathischen bis durchgeknallten Comicfiguren besser kennenlernt.Fazit
Bendy and the Ink Machine sorgt für einige schaurig schöne Stunden im Comic-Stil der 30er Jahre. Falls ihr die alten Zeichentrickfilme der Fleischer-Studios mögt, die u.a. Betty Boop oder Popeye konzipiert haben, solltet ihr euch in Egosicht in das verfluchte Büro-Labyrinth wagen. Zwar erreicht man stilistisch nicht ganz die Klasse eines Cuphead, das die alten Cartoons noch markanter wiederbelebte. Außerdem werden Fans von intensivem Survival-Horror angesichts der eher verhaltenen Schreckmomente nur müde lächeln, die Rätselmechanik beschränkt sich auf Holen und Bringen, das Kämpfen hebt die Spannung, ist aber nicht gerade taktisch. Doch nach dem statischen Einstieg zieht die Regie an, es gibt einige tolle Szenen, angenehm böse Überraschungen und ebenso sympathische wie durchgeknallte Figuren in einer charmant erzählten Story. Falls ihr für den Winter noch einen Horror-Trip der gemütlichen Art sucht, werdet ihr trotz der spielmechanischen Defizite solide unterhalten.
Pro
- stimmungsvoller Survival-Horror light
- Erkundung, Rätsel, Kampf in Egosicht
- ansehnlicher Retro-Comic-Stil
- charmant erzählte Story und Figuren
- subtile Schreckmomente und gute Regie
- guter englischer Sprecher, deutsche Untertitel
Kontra
- nur monotone Rätsel oder Holen & Bringen
- sehr statische Kämpfe
- einiges an Leerlauf und Wiederholungen
- nur manuelles Speichern
- keine deutsche Sprachausgabe
Echtgeldtransaktionen
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