Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds - Test, Rollenspiel, XboxOne, PC, Switch, PlayStation4

Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds
24.01.2019, Jens Bischoff

Test: Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds

Nostalgische Rollenspielkost

Auf dem PC ist Legrand Legacy: Tale of the Fatebounds schon seit Anfang 2018 erhältlich. Nun haben Semisoft und Another Indie das Fantasy-Rollenspiel auch für Nintendo Switch veröffentlicht. Wie gut die Umsetzung gelungen ist, verrät der Test.

Legrand Legacy versteht sich als Liebesbrief an klassische Japan-Rollenspiele der PlayStation-Ära wie Final Fantasy 7 oder Legend of Dragoon. Und da es dort oft üblich war, in die Rolle eines mysteriösen Helden mit Gedächtnisverlust zu schlüpfen, leidet auch Protagonist Finn unter Amnesie. Er hat keine Ahnung, wer er ist und warum er als Sklave gehalten wird. Doch als er ins Kolosseum geworfen wird und um sein Leben kämpfen muss, zieht er die Aufmerksamkeit eines alten Manns auf sich, der ihn freikauft und als Leibwächter für eine Reise engagiert, die Finns Leben noch weit mehr durcheinanderbringen wird.

Sklave ohne Erinnerung

Er wird Teil einer Schicksalsgemeinschaft die eine Prophezeiung erfüllen und dem von Kriegen und Rassismus geplagten Land Frieden schenken will.

Als Finn im Kolosseum um sein Leben kämpft, erwacht in ihm plötzlich eine unbändige Kraft.
Finn scheint allerdings nicht der Auserkorene der Prophezeiung, sondern nur einer von dessen Gefährten. Einer, dessen Vergangenheit im Dunkeln verborgen liegt und noch für reichlich Ärger sorgen wird...

Die Auseindersetzungen in Legrand Legacy laufen in klassischer Rundenmanier ab: Man erteilt bis zu drei aktiven Kämpfern Befehle, die sie Runde um Runde bestimmte Ziele angreifen, Zauber sprechen, Gegenstände einsetzen oder sich verteidigen lassen. Letzteres ist besonders interessant, da es nicht nur den erlittenen Schaden senken, sondern auch auf den Angreifer zurückwerfen sowie in Sonderaktionen oder Energie für Spezialangriffe verwandeln kann.

Zeit zur Gegenwehr

Zudem können Charaktere jederzeit ausgewechselt, Fluchtversuche unternommen und Formationen geändert werden, was nicht nur zum Schutz dient, sondern auch beim Einsatz von ausgerüsteten Items eine Rolle spielt,

Die Reaktionstests in den Rundenkämpfen lassen sich vereinfachen oder ganz deaktiveren.
die zum Teil nur an bestimmten Positionen ihre Wirkung entfalten. Ansonsten gilt es vor allem individuelle Waffen- und Elementanfälligkeiten bzw. -resistenzen zu beachten, um den Sieg davonzutragen.

Wer will, kann sogar kleine Reaktionstests bestreiten, welche die eigenen Aktionen je nach Erfolg verstärken oder abschwächen können. Dazu muss man ähnlich wie in Shadow Hearts oder Lost Odyssey Markierungen auf einer Drehscheibe treffen, die über die Effizienz des Manövers entscheiden. Wer statt statischer dynamische Reaktionstests erlaubt, wird zudem mit mehr Erfahrungspunkten belohnt. Anpassungen sind wie auch am Schwierigkeitsgrad jederzeit möglich. Selbst die limitierte Traglast der Truppe lässt sich auf Wunsch deaktivieren.

Nicht möglich ist hingegen die Wahl deutscher Untertitel. Neben nicht immer fehlerfreiem Englisch stehen lediglich Japanisch, Koreanisch und Chinesisch zur Auswahl. Sprachausgabe gibt's ebenfalls, aber nur ganz, ganz selten. Genauso wie vorgerenderte Story-Sequenzen. Die u. a. mit Musik von Emi Evans aufwartende Soundkulisse ist trotzdem stimmungsvoll, das Spielen dank Switch nun auch mobil möglich.

Keine Wahl

Die technische Umsetzung ist allerdings durchwachsen: So ist die Bildrate, sowohl mobil als auch stationär, eher holprig, die geringe Größe der bei Zeilenumbrüchen zudem unschön zuckelnden Schrift unterwegs nicht sehr angenehm zu lesen

Die Ausrüstungsmöglichkeiten der einzelnen Gruppenmitglieder sind überschaubar.
und auch durch die fehlende Touch-Unterstützung wurde Potential verschenkt. Viel ärgerlicher sind allerdings die nicht gerade seltenen Spieleinfrierungen und -abstürze, die angesichts der außerhalb von Städten recht eingeschränkten Speicherfunktion besonders schwer wiegen.

Spielfluss und -balance wirken auch nicht immer optimal, während die Ausrüstungsmöglichkeiten sehr begrenzt sind. Im Prinzip können nur verschiedene Waffen angelegt sowie jeweils vier Fertigkeiten und Verbrauchsgegenstände pro Charakter ausgewählt werden. Zudem hätte ich mir ein Beute-Kompendium gewünscht, um die Hatz nach Crafting-Materialien und Quest-Items zu erleichtern. Dafür gibt es ein praktisches, aber in der Regel kostenpflichtiges Schnellreisesystem, das einen flugs in bereits besuchte Städte zurückkehren lässt.

Die Spielwelt besteht aus handgemalten 2D-Schauplätzen mit dreidimensionalen Polygon-Figuren. Potentielle Gegner wabern allerdings nur als schwarze Sphären durch die Gegend, die man versuchen kann zu meiden oder von hinten zu attackieren,

Taktische Rundenschlachten und andere Herausforderungen sorgen für Abwechslung.
um einen Startvorteil im anschließenden Kampf zu haben. In bestimmten Situationen gibt es auch Duelle im Schere-Stein-Papier-Prinzip sowie große Schlachten mit taktischen Truppenbewegungen und Stützpunkteroberungen. Gerade Letztere sorgen während der zirka 30- bis 50-stündigen Kampagne immer wieder für spannende Abwechslung.

Viel zu tun

Das kleine, aber feine Angebot an Nebenaufgaben und Rätseleinlagen konnte ebenfalls überzeugen. Es gibt sogar Klassen- und Inventar-Upgrades sowie eine Reihe von Minispielen, in denen man sein Geschick beim Angeln, Messerwerfen oder Shoppen unter Beweis stellen muss, was in der Regel aber nur leidlich spannende Reaktionstests bedeutet. Die individuelle Charakterentwicklung weiß hingegen zu gefallen: Man legt bei jedem Stufenaufstieg selbst fest, welche Attribute steigen sollen, um daran gekoppelte Fertigkeiten zu erlernen - nicht besonders komplex, aber angenehm flexibel.

Fazit

Legrand Legacy inszeniert auch auf der Switch eine nostalgische Fantasy-Reise im Stil japanischer Rollenspiele der PlayStation-Ära. Man wandert mit dreidimensionalen Polygon-Figuren durch handgemalte 2D-Landschaften, bestreitet rundenbasierte Kämpfe mit wahlweise deaktivierbaren Reaktionstest und bekommt die ein oder andere vorgerenderte Filmsequenz zu Gesicht. Technisch alles etwas hübscher als damals, aber dennoch wenig zeitgemäß. Auf Nintendos Konsole kann man das mitunter leider etwas zähe Abenteuer zwar auch unterwegs genießen, die kleine und oft ruckelnde Schrift ist im mobilen Modus allerdings nicht gerade angenehm zu lesen, die Bildrate generell etwas holprig. Zudem gibt es weder Touch-Unterstützung, noch eine deutsche Lokalisierung. Selbst vor Spielabstürzen ist man nicht gefeit, was angesichts der eingeschränkten Speichermöglichkeit besonders schmerzt. Dabei sind Story und Spielwelt sehr interessant, die Auseinandersetzungen spannend, die Charakterentwicklung flexibel. Zudem werden taktische Schlachten und Duelle, Rätseleinlagen sowie lukrative Nebenaufgaben und Minispiele geboten. Aber leider fehlt vielerorts der letzte Feinschliff.

Pro

  • interessante Story und Spielwelt
  • individuelle Charakterentwicklung
  • dynamische Rundenkämpfe

Kontra

  • teils zäher Spielfluss
  • holprige Technik
  • nicht lokalisiert

Wertung

Switch

Interessantes, aber technisch holpriges Fantasy-Abenteuer im Stil japanischer Rollenspiele der PlayStation-Ära.

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