Absolver - Test, Action-Adventure, PC, XboxOne, PlayStation4

Absolver
16.01.2019, Jens Bischoff

Test: Absolver

Maskierter Kampfeinsatz 2.0

Bei seiner Premiere auf PlayStation 4 und PC stand Absolver (ab 5,79€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) noch auf sehr wackeligen Beinen. 17 Monate und etliche Updates später, ist das Martial-Arts-Abenteuer nun auch für Xbox One erhältlich. Ob es sich dort besser schlägt, verrät der Test.

Das Adal-Imperium liegt in Trümmern und um für Ordnung zu sorgen, suchen die neuen Herrscher nach tauglichen Rekruten für den Elite-Kader der Gesetzeshüter. Dazu werden maskierte Anwärter in die Ruinen geschickt, um sich vor den Augen mysteriöser Wächter in einer Reihe kämpferischer Herausforderungen zu bewähren. Zuvor geht's aber erst einmal in den Charaktereditor, wo man Name, Geschlecht, Frisur sowie Haut- und Haarfarbe seines Alter Egos bestimmen kann. Zudem darf man einen von drei, später sogar fünf möglichen Kampfstilen als Startstil wählen.

Eine Welt in Trümmern

Beim als einfach eingestuften Kahlt-Method-Stil liegt das Augenmerk vor allem auf Stärke und Vitalität sowie der Fähigkeit, Angriffe zu absorbieren, um Betäubungen aufzuheben und verlorene Gesundheit zurückzuerlangen. Beim mittelschweren Windfall-Stil steht hingegen die Gewandtheit und die Fähigkeit, Angriffen zu entgehen und Gegner zu verlangsamen, im Vordergrund.

Vor Beginn werden Aussehen und Kampfstil festgelegt. Spätere Anpassungen sind möglich.
Entscheidet man sich hingegen für den ausgewogenen, aber schwierigen Forsaken-Stil, kann man Angriffe vollständig blocken und Gegner betäuben.

Um die Vorteile der entsprechenden Kampfstile zu nutzen, gilt es Angriffe von Gegnern im richtigen Augenblick mit passenden Gegenbewegungen zu kontern, was natürlich eine entsprechende Einarbeitung bzw. Umstellung bei Stilwechseln erfordert. Da man darüber hinaus aber auch auf konventionelle, Ausdauer verbrauchende Blocks und Ausweichmanöver zurückgreifen kann, fühlen sich auch weniger ambitionierte Martial-Arts-Fans nicht gleich ausgegrenzt. Selbst das Sammeln von Energiescherben zum Aktivieren von Spezialmanövern ist sowohl über erfolgreiche Defensivaktionen als auch das Erleiden von Schaden möglich.

Kämpfe auf verschiedenen Ebenen

Das Ausführen von Standardangriffen ist dabei sehr einfach gehalten: Es gibt eine Taste für normale und eine für alternative Attacken. Zudem darf jederzeit zwischen vier Haltungen gewechselt werden, um die Angriffe zu variieren. Der Fokus liegt also eher auf dem richtigen Timing und Ausdauer-Management als auf dem Einstudieren vorgegebener Angriffsketten.

Dank flexibler Zielaufschaltung kann man bestimmte Gegner besser im Blick behalten und trotzdem auch andere Kontrahenten attackieren.
Wirklich klasse ist aber, dass man Angriffe von Gegnern lernen und daraus eigene Angriffsketten und -Decks erstellen kann. Auch der Einsatz von begrenzt haltbaren Waffen (Schwerter und Kriegshandschuhe) ist möglich.

Bei Auseinandersetzungen mit mehreren Gegnern wird es zwar manchmal etwas chaotisch, dank Zielaufschaltung kann man sich aber meist gut auf einen Kontrahenten konzentrieren und dank manueller Richtungswechsel trotzdem hin und wieder auch andere Aggressoren auf Abstand halten. Finten sind ebenfalls recht einfach möglich, da sich eingeleitete Angriffe durch einen rechtzeitigen Druck auf die Block-Taste wieder abbrechen lassen. Schön ist auch, dass sich die getragene Ausrüstung bzw. deren Gewicht nicht nur auf das Erscheinungsbild und die Schadensreduktion, sondern auch auf die Mobilität auswirkt.

Geordnetes Chaos

So kann jeder selbst entscheiden, wie viel Schutz er für schnellere Bewegungen zu opfern bereit ist. Und auch die übrige Charakterentwicklung liegt in Spielerhand: Hat man genug Kampferfahrung für einen Stufenaufstieg gesammelt, kann man damit einhergehende Attributspunkte frei auf Werte wie Stärke, Gewandtheit, Vitalität, Kondition oder Willenskraft verteilen. Auch erlernte Spezialmanöver wie Selbstheilungen, Schutzschilde, Schockwellen oder Manipulationen des Gegners können wie Ausrüstungsteile frei an- und abgelegt werden.

Interessant ist auch die an Dark Souls erinnernde, dynamische Mehrspieler-Anbindung, durch die jederzeit ein bis zwei weitere Online-Spieler in die eigene Spielwelt eindringen können, um mit- oder gegeneinander zu kämpfen, sofern man das möchte. Auch Wiederbelebungen an Ort und Stelle statt an zuletzt passierten Rücksetzpunkten sind so möglich - es sei denn, man ist in einen Abgrund oder ein Gewässer gestürzt. Die Kommunikationsmöglichkeiten sind allerdings sehr eingeschränkt, das Aggro-Verhalten von KI-Gegnern schwer kontrollierbar. Alternativ sind auch reine Solo-Abenteuer oder abgesprochene Zusammenkünfte mit Freunden möglich. Online-Duelle in separaten Arenen inklusive freischaltbarer Clan-Funktion (Schulen) und Wettbewerbs-Saisons werden ebenfalls angeboten.

Im neuen Vorherrschaftsmodus versuchen zwei Dreier-Teams Zielgebiete zu kontrollieren.
Neuerdings sind zudem Mixer-Interaktionen sowie spezielle Teamkämpfe möglich, in denen zwei Dreiergruppen versuchen, wechselnde Zielgebiete zu beanspruchen und zu verteidigen. Die langen Lade- und Wartezeiten kosten allerdings auch weiterhin Nerven.

Freund oder Feind?

Ungeachtet dessen ist der Spielumfang leider nach wie vor eher bescheiden, die lediglich aus drei Story-Kämpfen und einer Handvoll zu bezwingender Lakaien bestehende Kampagne noch immer ein Witz. Selbst erkundungsfreudige Naturen, die versuchen, alle in Steinhäufen versteckten Ausrüstungsgegenstände zu bergen, sind nach drei bis fünf Stunden durch. Zwar lassen sich die Handlanger immer wieder bezwingen und die Story-Kämpfe später auch auf höheren Stufen wiederholen, aber das ist natürlich nur ein schwacher Trost. Zum Glück ist die in die sich stets wandelnden Minen von Adal entführende PvE-Erweiterung "Downfall" auf der Xbox One bereits integriert, so dass man sich auch nach Spielende allein oder als Team immer wieder anders zusammengesetzten Herausforderungen stellen sowie neue Ausrüstung und andere Extras ergattern kann.

Die Geschichte selbst wird trotz angenehm mystischer Note aber nach wie vor sehr dürftig inszeniert: Gesprochen wird fast nie und dann nur Kauderwelsch, während die deutsche Textübersetzung schlampig wirkt,

Die integrierte Downfall-Erweiterung bringt viele neue Herausforderungen und Beute.
sich Interaktionsmöglichkeiten rar machen und die Orientierung anhand einer nur symbolischen Minikarte ohne Abkürzungsmöglichkeiten wenig zeitgemäß erscheint. Die Steuerung geht hingegen in Ordnung, sofern die Technik mitspielt.

Luft nach oben

Doch das ist leider auch auf der Xbox One nicht immer der Fall: Wenn die KI-Gegner planlos hin und her rennen oder plötzlich zu Salzsäulen erstarren, mag man lediglich mit dem Kopf schütteln, aber wenn die ohnehin schon eher spartanische Grafik ins Stottern gerät, Figuren wie durch Geisterhand umherteleportiert werden, der eigene Charakter durch Kollisionsfehler mit der Umgebung verschmilzt oder die Steuerung einfach einfriert, ist das schon echt nervtötend. Auch beim oft unnötig umständlichen und ungleichen Matchmaking gibt es nach wie vor Verbesserungspotential.

Fazit

Absolver ist auch auf der Xbox One ein zweischneidiges Schwert. Zum einen besticht es auch hier durch sein mysteriöses Flair sowie facettenreiches und intensives Kampfsystem, das sogar um zusätzliche Feinheiten erweitert wurde. Zum anderen weist der noch immer sehr kurze und nur mäßig inszenierte Martial-Arts-Trip jedoch nach wie vor gravierende technische Mängel auf: Von unschönen KI-Aussetzern über nervige Ruckeleinlagen bis hin zu fatalen Kollisionsfehlern und Spieleinfrierungen. Auch die Lade- und Wartezeiten erfordern immer noch viel Geduld. Wer trotzdem mit einer Anschaffung liebäugelt, kann sich aber zumindest über neue Inhalte wie das stark erweiterte Ausrüstungsangebot, Sechs-Spieler-Teamkämpfe oder die prozeduralen PvE-Herausforderungen der Downfall-Erweiterung freuen, die einen zumindest länger und besser als seinerzeit auf PlayStation 4 und PC bei Laune halten. Game-Pass-Abonnenten können sogar ohne zusätzliche Kosten einen Blick riskieren.

Pro

  • vielschichtiges Kampfsystem
  • interessante Mehrspieler-Komponente
  • geheimnisvolles Ambiente
  • zusätzliche Inhalte und Anpassungen

Kontra

  • geringer Umfang
  • mäßige Inszenierung
  • durchwachsene Technik

Wertung

XboxOne

Verbesserter, aber nach wie vor recht kurzer und durchwachsener Martial-Arts-Trip hinter Masken.

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