Onimusha: Warlords - Test, Action-Adventure, PlayStation2, PC, Switch, PlayStation4, XboxOne
Nach den Erfolgen, die Capcom mit Resident Evil sowie Dino Crisis feierte, war es nicht überraschend, dass man sich überlegte, wie man das Konzept des Survival-Horrors mit anderen Schauplätzen verbinden könnte. Ein Ergebnis dessen war Onimusha: Warlords (ab 15,99€ bei kaufen), das als erstes Spiel auf der PS2 in Japan die Millionmarke knacken konnte und seine Europa-Premiere im Juli 2001 feierte. Statt in einer modernen Stadt ist man hier in Landstrichen und Gebäuden des feudalen Japan unterwegs. Zombies wurden durch mit Katanas, Shuriken oder riesigen Keulen bewaffnete Dämonen ausgetauscht und man selbst ist nicht mit einer Knarre bewaffnet, um sich der zahlreichen Gegner zu entledigen, sondern nutzt Katana, Bogen sowie einen Oni-Handschuh. Letzterer wird in erster Linie verwendet, um die Seelen der Feinde aufzusaugen, damit man sie an Speicherpunkten für Aufwertungen der mitgeführten Waffen ausgeben darf.
Der feudale Survival-Horror
Im mechanischen Umfeld bleibt jedoch alles, wie man es aus Raccoon City kennt: Die Figur bewegt sich durch vorgerenderte Hintergründe, die gelegentlich etwas mit dem Charakter mitscrollen, aber viel häufiger statisch umschalten – seinerzeit ein probates Mittel, um Filmatmosphäre zu emulieren. Mit Schalterrätseln nutzte man ebenfalls ein bewährtes Element, um die spannende Geschichte um eine etwas andere Facette des vor allem bei Tecmo Koei häufig verwendeten Nobunaga-Konflikts aufzulockern und einen Kontrapunkt zur Action zu setzen. Selbst die Heilkräuter, die man auch im Kampf gegen Umbrella findet, darf man einsammeln und verwenden. Vor 18 Jahren war uns die Mischung aus brachialer Action und angenehmer Rätseldichte mit ihrer für damalige (SD-)Verhältnisse famosen Kulisse 89% wert – damals hatten wir noch keinen Gold-Award, sondern Spiele erst ab 90% mit einem besonderen Gütesiegel versehen.
Der Zahn der Zeit nagt erbarmungslos
Das wiederum hinterlässt auf HD- oder UHD-Bildschirmen einen leicht antiquierten und behelfsmäßigen Eindruck. Anstatt die gerenderten Hintergründe optimal auf das Breitbild-Format zu bringen, wird das 4:3-Bild genommen und leicht eingezoomt, so dass das Format zwar 16:9 ist, dieses aber durch oben und unten abgeschnittene Bild-Inhalte „erschummelt“ wird. Einzig auf Switch im mobilen Modus fallen die teils grob gehauenen Pixelhaufen nicht so stark auf. Doch auf PC, PS4 oder One sowie der gedockten Switch sieht Onimusha Warlords trotz HD-Anpassung wie ein altes Spiel aus. Immerhin klingt es nicht so, denn sowohl die englische Sprachausgabe, die leider nicht immer von akkuraten deutschen Untertiteln begleitet wird, als auch vor allem der orchestrale Soundtrack tönen recht klar aus den Lautsprechern. Bei den Soundeffekten, die beim Laufen z.B. das in allen Capcom-Spielen der damaligen Zeit eingesetzte Tock-Tock-Tock nutzen, merkt man das Alter allerdings dann doch wieder an.
Trotz der technischen Defizite kann man Onimusha: Warlords den Spaß nicht absprechen. Die Balance zwischen Action und Rätseln passt. Der Standard-Schwierigkeitsgrad geht ebenfalls in Ordnung, wobei der gehobene Anspruch eher durch die mitunter unglücklichen Kamerapositionen gebildet wird: Mitten im Kampf kann es passieren, dass man die unsichtbare Grenze überschreitet, daraufhin die Perspektive gewechselt wird und man sich neu orientieren muss. Doof, wenn dies in einem Bosskampf passiert und man nicht mehr schnell genug reagieren kann, um dem feindlichen Schlag auszuweichen. Die Kämpfe bergen mit den umschaltbaren Spezialattacken wie Blitz, Feuer oder Wind sowohl Finesse als auch ein kleines taktisches Element – insbesondere, da Feinde mit Anfälligkeiten ausgestattet sind. Unterstützt wird man von einer akkurat reagierenden Steuerung unterstützt, auch wenn die Blockhaltung durchaus einen Tick schneller eingenommen werden dürfte. Und die Karte ist zwar spartanisch, gibt einem aber alle wichtigen Infos über geheime oder bisher noch nicht zugängige Schauplätze.
Absolut und relativ
Fazit
Schaut man sich den Aufwand an, den Capcom in die Neuauflage von Onimusha: Warlords investierte und vergleicht dies mit dem, den man im eigenen Hause Resident Evil 2 zukommen ließ, ist das Ergebnis dürftig. Das Alter der höher aufgelösten, aber nicht wirklich im HD-Zeitalter angekommenen PS2-Kulisse ist deutlich spürbar. Und angesichts von besseren Modernisierungen anderer Publisher wie Activision (Crash Bandicoot, Spyro), Square Enix (Final Fantasy 10, Final Fantasy 12) oder Sony (Shadow of the Colossus) hat Capcom gerade mal das Nötigste gemacht. Hätte man die Visualisierung mindestens auf eine ähnliche Stufe gehoben wie seinerzeit bei der GameCube-Fassung des ersten Resident Evil, hätte der Survial-Horror im feudalen Japan profitiert. Denn mechanisch und inhaltlich kann sich das Abenteuer immer noch sehen lassen. Mittlerweile stören die mit der automatischen Umschaltung der Kameraperspektive einhergehenden Desorientierungen zwar stärker als noch vor gut 18 Jahren, doch die gelungene Mischung aus Action und Rätseln zeigt, dass sich starkes Spieldesign dem Zahn der Zeit deutlich intensiver widersetzen kann als die Kulisse.
Pro
- grundsätzliche Faszination des Survival-Horror-Klassikers bleibt erhalten
- Mischung aus Rätsel und Action stimmt
- spartanische, aber übersichtliche Karte
- überarbeitete Sound-Kulisse
- es stehen sowohl klassische "Panzer"-Steuerung als auch moderne direkte Kontrolle zur Verfügung
Kontra
- visuell nur rudimentär verbessert
- Umschalten statischer Kameraperspektiven kann im Kampf desorientieren
- kein "echtes", sondern nur aufgezoomtes 16:9-Format
- übertriebene Rumble-Nutzung (Switch)
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