Achtung! Cthulhu Tactics - Test, Taktik & Strategie, PlayStation4, XboxOne, Switch, PC

Achtung! Cthulhu Tactics
01.02.2019, Jens Bischoff

Test: Achtung! Cthulhu Tactics

Lovecraft und Nazis auf der Switch

Nach PC, PlayStation 4 und Xbox One haben Auroch Digital und Ripstone Games Achtung! Cthulhu Tactics nun auch für Switch veröffentlicht. Was die Rundentaktik im Zweiten Weltkrieg auf Nintendos Konsole zu bieten hat, klärt der Test.

Nach der Landung der Alliierten 1944 in der Normandie sehen sich die Truppen des Dritten Reichs gezwungen, sich immer weiter zurückzuziehen. Um das Blatt doch noch zu wenden, sollen die deutschen Soldaten, wenn es nach den Entwicklern geht,

In Achtung! Cthulhu Tactics haben Nazi-Orden Lovecraft'sche Monster heraufbeschworen.
bei der geplanten Ardennen-Offensive vom Nazi-Orden "Schwarze Sonne" und den "Nachtwölfen" unterstützt werden, die sich dem Einsatz von experimentellen Waffen, arkaner Magie und abscheulicher Bestien verschrieben haben.

Okkulte Nazi-Machenschaften

Ein alliierter Aufklärungstrupp bestehend aus Captain Eric Harris, Sergeant Brandon Carter, Résistance-Anführerin Ariane Dubois und Corporal Akhee Singh soll der Sache in elf schlicht inszenierten Story-Einsätzen sowie elf optionalen Bonusmissionen à 30 bis 60 Minuten auf den Grund gehen. Nennenswerte Zwischensequenzen gibt es dabei keine. Stattdessen beginnt jeder Einsatz mit einem kurzen deutschen Text-Briefing, das auf Englisch vorgelesen wird, während im Hintergrund ein altes Grammophon für die passende Musikbeschallung sorgt.

Im Anschluss gilt es stets einen abgegrenzten Schauplatz mit quadratischer Rasterung zu erkunden und bei Feindkontakt klassische Rundenkämpfe zu bestreiten. Bei den Auseinandersetzungen sind Feind und Spielergruppe immer abwechselnd am Zug, bis eine Seite vernichtend geschlagen ist. Für das Ausführen von Bewegungen, Angriffen und anderen Manövern stehen sowohl individuelle als auch kollektive Aktionspunkte zur Verfügung. Erstere sind fest vorgegeben, während Letztere erst durch andere Aktionen gesammelt werden müssen.

Taktische Squad-Einsätze

Dadurch ist man in der Zugphase angenehm flexibel, da man die gesammelten Bonuspunkte sowohl breit gefächert als auch sehr konzentriert einsetzen kann.

In den Rundenkämpfen dirigert man sein Viererteam durch je elf Story- und Bonusmissionen.
Die vier festen Gruppenmitglieder lassen sich zwischen den Einsätzen individuell ausrüsten und weiterentwickeln, was für zusätzliche Motivation sorgt. Die erlernbaren Fertigkeiten und Waffenvorlieben sind dabei sehr unterschiedlich und sorgen so für markante Charakterisierungen. Auch die Verzahnung von Skills macht Laune.

Neben der Hauptwaffe kann man jedem Teammitglied auch eine Waffenmodifikation wie Spezialmunition, Zusatzmagazin oder Zielfernrohr sowie einen begrenzt einsetzbaren Verbrauchsgegenstand wie Verbandskoffer, Energiespritze oder Handgranate zuteilen. Zudem kann jeder Charakter eine Pistole mit unbegrenzter Munition als Zweitwaffe und ein Messer für Nahkampfangriffe einsetzen. Ansonsten sind die Magazinkapazitäten sehr begrenzt und Nachladen kostet in der Regel wertvolle Aktionspunkte.

Ähnlich wie bei XCOM und Co. ist die Nutzung von Deckungen sehr wichtig, auch wenn die schwammige Kollisionsabfrage selbst Treffer durch massivste Hindernisse zulässt. Wer am Ende seines Zuges keine Mauer, Kiste oder wenigstens einen Baumstumpf zwischen sich und dem Feind hat,

Wer sich wappnet, nimmt automatisch vorstoßende Gegner unter Beschuss.
lebt trotzdem deutlich gefährlicher - vor allem auf höheren Schwierigkeitsgraden. Insgesamt gibt es vier Stufen, die man aber leider nur am Anfang der Kampagne wählen und später nicht mehr ändern kann. Geübte Rundentaktiker sollten aber ruhig auf "schwer" starten, da "normal" kaum eine Herausforderung bietet.

In Deckung!

Das Sichtfeld der Soldaten spielt ebenfalls eine wichtige Rolle, da Schauplätze und Gegner ab einer gewissen Entfernung in Nebel gehüllt sind und im Verborgenen nur schwer oder gar nicht aufs Korn genommen werden können. Andererseits kann man Aktionspunkte auch dafür verwenden, am Zugende einen Zielbereich ins Visier zu nehmen und Gegner, die sich anschließend darin bewegen, automatisch unter Beschuss zu nehmen.

Hin und wieder sind auch Interaktionen mit der Spielumgebung möglich. In der Regel aber nur, um Türen zu öffnen oder Missionsziele wie das Durchstöbern von Unterlagen, Stehlen von Waffen oder Sabotieren von Einrichtungen zu erfüllen. Wer immer wieder Schaden erleidet oder Zeuge wird, wie Kameraden verletzt werden, gerät zunehmend unter Stress und irgendwann sogar in Panik, was zu unkontrollierten Aktionen führt. Nahkampfattacken können Ziele zudem benommen machen.

Stress und Panik

Werden niedergestreckte Kameraden nicht rechtzeitig reanimiert, wandern sie in Gefangenschaft, wo sie in einem separatem Einsatz mit vorübergehenden Ersatzsoldaten befreit werden müssen.

Die Charaktere lassen sich zwischen den Einsätzen individuell trainieren und austatten, die mitunter sehr kleine Schrift ist im Handheld-Modus aber teils kaum lesbar.
Speichern kann man jederzeit - die Plätze sind allerdings begrenzt, die Ladezeiten mitunter immens. Die KI der Feinde ist durchwachsen, teils sogar völlig abstrus: Da springen Gegner aus der Deckung und bleiben einfach stehen oder rennen auf einen zu und dann ohne jede Aktion den gleichen Weg wieder zurück. Die Gegnervielfalt ist ebenfalls sehr überschaubar. Neben unterschiedlich bewaffneten Soldaten trifft man eigentlich nur auf die gallertartigen Shoggothen als nicht-menschliche Kontrahenten. Zudem gibt es im ganzen Spiel gerade mal einen Bossgegner.

Auch die Übersicht ist nicht immer zufriedenstellend. Zwar lässt sich die Spielansicht in 90-Grad-Schritten drehen und vorübergehend leicht herauszoomen, da es aber keine Kippfunktion der Kamera gibt, sind besonders Manöver in engen Gängen oft eine haarige Sache, Zugrücknahmen bei verunglückten Stellungswechseln leider tabu. Die mitunter sehr kleine Schrift ist ebenfalls ein Ärgernis. Ein Entziffern vom Sofa aus ist oft schwierig, im Handheld-Modus teils fast unmöglich. Hinzu kommen immer wieder kurze, aber unschöne Einbrüche der Bildrate oder Spieleinfrierungen sowie nicht genutzte Touch-Funktionalität für zusätzlichen Bedienkomfort.

Fazit

Achtung! Cthulhu Tactics bietet auch auf der Switch klassische Rundenstrategie gegen Nazis und Lovecraft-Monster im Zweiten Weltkrieg. Technik und Inszenierung sind zwar recht altbacken, KI und Kollisionsabfrage durchwachsen, der Umfang überschaubar, spielmechanisch werden Taktikfans aber trotzdem noch solide unterhalten. Vor allem das flexible Aktionssystem und motivierende Gruppen-Management wissen zu gefallen. Bei KI und Übersicht gibt es hingegen noch Optimierungsbedarf, während die Anpassung an Nintendos Konsole enttäuscht: So ist die schon am Bildschirm oft sehr kleine Schrift, im Handheld-Modus zum Teil überhaupt nicht mehr zu lesen. Touch-Unterstützung gibt es ebenfalls keine und die Bildrate gerät trotz Magergrafik auch immer wieder ins Stocken. Eine gelungene Konvertierung sieht definitiv anders aus...

Pro

  • klassische Rundentaktik
  • flexibles Aktionssystem
  • motivierendes Squad-Management

Kontra

  • schwache Inszenierung
  • überschaubarer Umfang
  • durchwachsene KI, Übersicht und Kollisionsabfrage
  • zu kleine Schriftgröße (vor allem im Handheld-Modus)

Wertung

Switch

Solide, aber altbackene Rundentaktik mit mäßiger Plattformanpassung.

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