Senran Kagura Burst - Test, Prügeln & Kämpfen, 3DS, PlayStation4, PC

Senran Kagura Burst
30.01.2019, Mathias Oertel

Test: Senran Kagura Burst

Bis die Nähte platzen

Dass Senran Kagura Burst (ab 47,87€ bei kaufen) Re: Newal für Sony wegen einer Mechanik, die entfernt werden musste, zu einem Politikum wurde, ist bedauerlich. Freuen darüber dürfte sich Publisher Marvelous. Denn ohne die zusätzliche Publicity wäre der Titel vermutlich unter dem Radar vieler Spieler geblieben, die jetzt vielleicht neugierig auf die schnelle Action geworden sind, die ihren Ursprung vor ein paar Jahren auf dem 3DS nahm. Im Test verraten wir euch, ob das Spiel um die üppig gebauten Samurai-Schülerinnen den ganzen Trubel wert ist.

Senran Kagura Burst? Da war doch mal was? Richtig: Vor gut fünf Jahren haben die weiblichen Nachwuchs-Samurai ihre schwippenden und schwappenden Rundungen auf dem 3DS präsentiert. Doch abgesehen vom üppigen Figurendesign und den überschaubaren Kontrollen zeigt sich Burst Re: Newal als weitgehend neues Spiel. Anstatt wie auf dem Handheld als seitwärts scrollender Massenprügler agieren die schwer bewaffneten Martial-Arts-Elevinnen jetzt aus der klassischen Schulterperspektive, wenn sie auf Dutzende Gegner losgehen, um ihnen die Klamotten vom Leib zu kloppen. Die Abschnitte sind zwar immer noch recht klein, doch durch die frei einstellbare Kamera, die im Eifer des Gefechtes gerne mal eine unglückliche Perspektive zeigt und die Hauptfigur aus dem Fokus verliert, wirkt die Action deutlich offener als noch auf dem 3DS.

Alles neu, alles besser?

Mechanisch hat sich allerdings nicht viel geändert: Es gibt für jede Figur einen schwachen sowie einen starken Angriff. Selbstverständlich lassen sich diese ähnlich wie bei Koeis Musou-Action kombinieren.  Man darf über einen Block, der bei richtigem Timing zu einem Konter führen kann, die per Bodensymbol angekündigten Angriffe der Feinde abwehren. Zusätzlich kann man eine schnelle Bewegung oder den Sprung nutzen, um auszuweichen oder schneller auf die Feinde zuzustürmen. Und das reicht, um die Action im Kern abwechslungsreich genug zu gestalten. Tiefgang sucht man dabei allerdings vergeblich.

Die Kampfeffekte passen ins Anime-Design.
Denn auch die teils aufladbaren Sonderaktionen wie z.B. die Samuraiverwandlung, bei der sich die Schülerinnen alle Klamotten vom Leib schälen (sensible Körperpartien werden durch ein Leuchten ausgeblendet, das auch die laszivste Pose erfolgreich entschärft) und dann neu eingekleidet über stärkere Angriffe verfügen, nutzen sich schnell ab. Immerhin: Mit der umfangreichen Charakterauswahl, die sich über ein paar Kampagnen zieht, ist in dieser Hinsicht genug Abwechslung vorhanden. Dennoch ist die Action nur selten wenig mehr als eine reduzierte Variante der Dynasty Warriors. Allerdings eine, bei der man haufenweise Zeug freischalten kann. Musiken und vor allem Kostüme für die Mädels spielen dabei eine große Rolle.

Die Dialoge kommen großteils aus der untersten Klischee-Schublade.
Jäger und Sammler bekommen daher viel zu tun – vor allem, wenn ihnen tatsächlich etwas daran liegt, in allen Kampagnen (u.a. ist man auch mit den „bösen“ Samurais unterwegs) entweder den Kleiderschrank oder die Musikbox bis zum Letzten zu füllen bzw. wenn sie alle passiven Verbesserungen jeder einzelnen Figur freischalten möchte. Man kann sich zusätzlich zum effektiven Kampfsystem und der Sammelei sogar über die zwar klischeehafte, aber immerhin seriöse Erzählweise motivieren. Zumindest bis zu dem Punkt, an dem das devote und nur auf die Befriedigung simpler Fetische genutzte Frauenbild überhand nimmt. Anstatt selbstironisch mit der Art und Weise umzugehen, in der die Mädels sich selbst darstellen, wie man es angesichts des übertriebenen Auf- und Ab empfindlicher Teile der weiblichen Anatomie erwarten könnte, werden sie zu interaktiven Schaufensterpuppen degradiert. Bis hin zu dem Punkt, an dem man sie nur mit der Unterwäsche bekleidet in den Kampf schicken kann – dadurch werden sie zwar verletzlicher, aber auch durchschlagskräftiger. Denn wie natürlich(?) jeder(?) weiß, sind junge Frauen erst dann richtig gefährlich, wenn sie kaum etwas anhaben?!?

Story und Fleischbeschau

Die Action ist kurzweilig und erinnert an Koeis Musou-Spiele, bleibt aber größtenteils belanglos.
Alternativ kann man sie natürlich mit den freigeschalteten Outfits bestücken und nicht nur in der Umkleidekabine modeln lassen, sondern auch so ins Gefecht beordern. In diesem Zusammenhang muss man natürlich auch auf den für die westliche Veröffentlichung auf Anweisung von Sony entfernte „Initimacy“-Modus eingehen. Hier konnte man die gesamte Kampfriege nicht nur einkleiden, sondern auch anlangen und ihnen (natürlich liebevolle) Klapse auf den Körper geben oder versuchen, sie zu küssen. Abgesehen davon, dass die Bevormundung durch Sony bereits in einem Kommentar von Eike thematisiert wurde und ich mich als vollmündiger  Spieler unnötigerweise durch diese Zensur gegängelt fühle, ist das Entfernen dieses Bereichs kein spielerischer Verlust. Weder die rundum durchschnittliche sowie biedere Action noch das inhaltliche Niveau wären dadurch auf eine höhere Stufe gehebelt worden.

Fazit

Senran Kagura Burst Re: Newal wird nicht wegen seiner ausgefeilten Mechanik, seinem spielerischen Tiefgang oder der tiefschürfenden Geschichte in die Spielehistorie eingehen. Es sei denn, man betrachtet exorbitantes Boob-Bouncing, ein solides, aber keinesfalls anspruchsvolles und in wenigen Momenten sogar unnötig träges Kampfsystem sowie höchst oberflächliche „Meine Brüste sind kleiner als deine, buähhh“-Dialoge als den heiligen Gral. Abseits des entfernten Intimitäts-Modus, der letztlich nur ein unreflektieres Antatschen war, bietet Re: Newal biedere, aber letztlich unterhaltsame Gefechte und ein enormes Geflecht an freischaltbaren Goodies.  Was vor dem Eingreifen von Sony und die dadurch erzwungenen Schnitte noch als simple, wenngleich unauffällige Prügelaction mit Fetischfaktor und Schaufensterpuppencharme für eine Nischen-Spielergruppe durchgegangen wäre, bekommt jetzt mehr Aufmerksamkeit, als es eigentlich verdient.

Pro

  • solides Kampfsystem
  • umfangreiche Kämpferriege mit abwechslungsreichen Bewegungsmustern
  • stattliche Personalisierung
  • viel freischaltbares Material

Kontra

  • gelegentlich störrische Kamera
  • oberflächliches devotes Schaufensterpuppen-Frauenbild
  • biedere Kulisse

Wertung

PlayStation4

Zwar in jeder Hinsicht besser als das 3DS-Original, fehlt den Samurai-Schülerinnen auch auf der PS4 die Durchschlagskraft.

Echtgeldtransaktionen

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  • Es gibt Käufe nur für optionale Kosmetik wie Farben, Skins, Kostüme etc.
  • Man kann die Spielzeit über Käufe nicht verkürzen, kein Pay-to-Shortcut.
  • Käufe haben keine Auswirkungen auf das Spieldesign.