Apex Legends - Test, Shooter, iPhone, PlayStation4, XboxOne, iPad, PlayStation4Pro, XboxOneX, Android, Switch, PlayStation5, XboxSeriesX, PC

Apex Legends
07.02.2019, Jan Wöbbeking

Test: Apex Legends

Respawn Royale

Wie bitte, Titanfall ohne Mechs und Akrobatik? Nur noch Battle Royale mit speziellen Helden und Free-to-play? An roten Tüchern mangelte es nicht bei EAs kürzlicher Ankündigung von Apex Legends (ab 25,03€ bei kaufen): Viele Fans hätten sicher lieber eine Fortsetzung der brillanten Kampagne von Titanfall 2 gewünscht. Im Test überprüfen wir, ob Entwickler Respawn auch den Überlebenskampf auf der großen Karte beherrscht – und ob die Team-Features neue Akzente setzen.

Schon auf Anhieb machen sich ein paar positive Überraschungen bemerkbar. Die offensichtlichste ist natürlich die hübsche Kulisse: Das Gras ist zwar nicht grüner als in PUBG, Fortnite oder dem etwas statischen Call of Duty: Black Ops 4, die dicht überwucherten Wiesen wiegen sich aber deutlich hübscher im Wind. Zudem bleibt es trotz relativ abwechslungsreicher Klimazonen und Industrieabschnitte erfreulich sauber und flüssig – egal, ob man sich an zerklüfteten Felsen entlang pirscht oder sich Schießereien rund um klobige Kraftwerks-Transformatoren liefert. Apex Legends bietet momentan klar das hübscheste Battle-Royale-Erlebnis, bei dem man wie gehabt mit einer großen Spielergruppe ums Überleben kämpft. In diesem Fall sind es insgesamt 60 Spieler. Schrittweise zieht sich die ringförmige Todeszone immer weiter zu, bis die letzten Teams sich einen meist spannenden Showdown liefern.

Überraschung!

Die zweite positive Überraschung ist, dass die Entwickler es tatsächlich geschafft haben, das Teamplay mit ein paar nützlichen Tricks zu fördern. Einsame Wölfe sind hier fehl am Platze, da man immer in Dreiergrüppchen unterwegs ist. Sie erweisen sich als gute Größe, um auch fremde Mitspieler dazu zu bewegen, für die gemeinsame Sache zu kämpfen. Zu zweit wäre es vermutlich etwas zu „intim“ und ab vier Spielern stiege die Gefahr, einen störenden Egoisten vermittelt zu bekommen. Am meisten Spaß macht es aber natürlich, wenn man direkt zwei Freunde einlädt und sich gemeinsam in höher gelegenen Hütten verschanzt, während am Hang gegenüber die Mörser-Einschläge niederhageln. Die feine Abmischung der Echos macht das Orten einfacher als in Blackout und erschafft in der weitläufigen Welt ein deutlich intensiveres Präsenzgefühl.

Welche "Legende" darf's sein?
In solchen Momenten macht sich die vorbildlich umgesetzte Kommunikation bemerkbar. Wer mit seinem Dreierteam bis zum Schluss überleben möchte, sollte exzessiv von den einfachen Chat-Kommandos Gebrauch machen. Ein bis zwei Tastendrücke und schon ist das nächste Ausflugsziel, ein Versorgungs-Container oder ein lauernder Feind markiert. All das geht kinderleicht von der Hand, zumal sich für speziellere Kommandos ein Rad öffnen lässt. Der Zusammenhalt wird auch durch die Rettungsmechanik gefördert: Niedergeschossene Legenden lassen sich eine Weile lang von allen Partnern wiederbeleben. Danach kann man sogar ihre Hundemarke einpacken, um sie an speziellen „Sendern“ zurück zu holen. Die Prozedur besitzt durchaus ihre Risiken, da der Kollege erst langwierig mit dem Dropship eingeflogen wird, was natürlich Überfälle benachbarter Teams provoziert. Hat es geklappt, ist der Gerettete aber meist umso dankbarer und folgt selbst einem Unbekannten deutlich treuer und vorsichtiger.   

Teamplay ist alles!

Zeit für eine Splittergranate! Die Gegner halten hier schließlich deutlich mehr aus als etwa in Blackout.
Eine weitere Besonderheit sind natürlich die Helden – oder wie sie hier heißen: Legenden. „Aus der Asche des Krieges“ hat sich im Titanfall-Universum der makabre Überlebens-Sport entwickelt, an dem die Athleten teilnehmen. Mit sechs der acht darf man kostenlos loslegen, zwei weitere werden für rund 7,50 Euro oder mit verdienter Spielwährung freigeschaltet. Wer dafür genügend beisammen haben möchte, muss einige Stunden investieren – übertrieben teuer wirken sie im Rahmen des Geschäftsmodells aber nicht. Darüber hinaus lassen sich übrigens nur optische Verzierungen und dergleichen käuflich erwerben oder mit Hilfe einer dritten Ressource „schmieden“. Bisher ist uns nichts aufgefallen, was die Balance zugunsten investitionsfreudiger Spieler verschieben würde; käufliche XP- oder Schadens-Booster gibt hier nicht. Kritikwürdig sind lediglich die Preise für die kosmetischen Extras, für die man oft eine ganze Weile grinden oder ähnlich tief in die Tasche greifen muss wie in Fortnite.

Am nützlichsten erweist sich vor allem beim Einstieg die Heilerin Lifeline. Sie versorgt Kollegen per Heildrohne mit Energie, baut beim Wiederbeleben einen praktischen Schutzschild auf und kann per „Ultimate“-Fähigkeit ein Care-Paket mit Defensiv-Ausrüstung herbeirufen. Ebenfalls beliebt ist der wandelnde Kleiderschrank Gibraltar, der mit seinem Schild erstaunlich viele Schrotladungen einsteckt und für Kollegen einen Schild-Dom aufbaut. Ähnlich wie die bullige Waffen-Expertin Bangalore kann er per Ultimate-Fähigkeit feindliche Teams mit einem Luftschlag unter Druck setzen. Anders als bei Battlefield halten die Gebäude dem Geschenk aus der Luft aber stand, so dass sich feindliche Nester lange nicht so einfach ausräuchern lassen. Etwas Zerstörung bei Terrain und Gebäuden hätten noch mehr Leben ins Spiel bringen können. Im Vergleich zu EAs Frostbite-Engine zieht die erweiterte Source-Engine hier klar den Kürzeren.

Legendäre Legenden?

Aufs Terrain konzentrieren sich Fährtenleser Bloodhound mit seinem Gegner-Radar und Pathfinder, der große Entfernungen mit einer selbstgebauten Seilrutsche überwindet. Beinahe schon übersinnlich wird es mit Wraith, die leuchtende Portale setzt oder sich mit der praktischen kurzen Unsichtbarkeit aus der Zange der Gegner befreit. Die beiden kostenpflichtigen bzw. freispielbaren Legenden wirkten bislang nützlich, aber nicht übermäßig stark.

Pathfinders mobile Harpunen-Seilrutsche überbrückt relativ große Abstände.
Caustic setzt tödliche Gaskanister ein, z.B. um penetrante Gegner aus Häusern zu verscheuchen. Mit Mirages Doppelgänger-Trugbild lassen sich andere Spieler momentan noch erstaunlich effektiv ablenken. Wenn auf längere Sicht immer mehr Spieler die simplen Laufwege des Hologramms kennenlernen, dürfte seine Nützlichkeit aber ähnlich stark abnehmen wie seinerzeit in Halo 4. Alles in allem ist das Kämpfer-Aufgebot abwechslungsreich genug, um sich im Teamspiel sinnvoll zu ergänzen und trotzdem ein wenig Wahlfreiheit zu genießen. Beim Design der Krieger hätten sich die Entwickler aber ruhig etwas mehr Mühe geben können. Die im angedeuteten Comic-Stil gehaltenen Figuren wirken wie am Reißbrett erstellt: Ein hoffnungslos humorloser Roboter-Clown, ein maskierter Naturbursche mit mystischem Gebamsel an der Lederkluft usw. Auch im Intro-Filmchen wirken sie wie Abziehbilder, um für jeden Geschmack etwas dabei zu haben.

Figuren-Design nach Schema F

Wohin soll's gehen? Der Anführer steuert alle drei Teammitglieder.
Ein weiterer Dämpfer ist die Begrenzung auf nur einen Modus und den Infanteriekampf ohne Vehikel, was auf lange Sicht etwas fade werden kann. Klar: Das Genre baut konzeptionell stärker auf Spannung als auf wilde Fahrzeug-Action wie in Battlefield 5 oder den Abwechslungsreichtum von Halo 5: Guardians. Doch auch im Vergleich zur Konkurrenz im Battle-Royale-Genre bleibt Apex Legends minimalistischer. Fortnite fordert nebenbei mit dem Bau-Feature und wechselnden Modi (bzw. Events). Blackout wiederum wird immerhin mit einigen Fahrzeugen sowie einer Variante für Einzelkämpfer aufgelockert. Selbst Battle-Royale-Vorfahre Shootmania Storm hatte schon vor fünf Jahren mehrere Spielvarianten. In Apex Legends spielt man dagegen wieder und wieder den selben Modus, was trotz Helden-Einbindung auf Dauer monoton werden kann. Zudem vermisst man als Titanfall-Spieler natürlich die Durchschlagskraft der Mechs und die Agilität der Piloten. Wall-Runs und dergleichen fehlen hier.

Es lässt sich aber nachvollziehen, dass die Entwickler die Akrobatik zugunsten des Genres beschnitten haben, damit sich eingekesselte Gegner nicht zu schnell und unberechenbar aus der Zange befreien. Sinnvolle Extras wie Ballon-Portale sorgen trotzdem dafür, dass man relativ flott in angrenzende Regionen gelangt, nebenbei aber auch viel Aufmerksamkeit erregt. Die Steuerung fühlt sich trotz der Einschnitte herrlich direkt und knackig an. Bei keinem der Mitbewerber fühlten wir uns auf Anhieb so wohl in der Haut der Kämpfer – hier macht sich Respawns Erfahrung im Bereich schneller, präziser Action bezahlt! Die Waffen lassen sich ähnlich griffig handeln, beim Arsenal bleiben die Entwickler konservativ.

Weniger Akrobatik

Es reicht vom Revolver mit hoher Durchschlagskraft über Pistolen, MPs und Schrotflinten bis hin zu Sturmgewehren und leichten Maschinengewehren. Auf Zielfernrohre für die Scharfschützengewehre sind wir leider etwas selten gestoßen – vielleicht handelt sich sich dabei um eine Balance-Entscheidung gegen Camper. Der Großteil des Sammelkrams wie Aufsätze, Schildpanzerungen oder Helme verschiedener Stärke wirken bislang gut aufs Spiel abgestimmt.

Getötete Gegner hinterlassen eine Kiste zum Plündern der Ausrüstung oder zum Bergen und Wiederbeleben per "Hundemarke".
Ein Vorteil an Apex Legends ist die weitgehend gute Performance in allen von uns getesteten Fassungen. Trotz des Ansturms von 2,5 Millionen Spielern an den ersten zwei Tagen haben wir auf dem Schlachtfeld fast nie Lags, Ruckler oder ähnliche Ärgernisse bemerkt. Lediglich nach Matches hatten wir manchmal Verbindungsprobleme im Menü. Oder es gab lustige Grafik-Glitches im Jeff-Minter-Stil zu sehen. Crossplay wird momentan noch nicht unterstützt, die Entwickler ziehen eine Implementierung aber in Erwägung. Grafisch halten sich die Unterschiede auf PC, Xbox One X und PS4 Pro in engen Grenzen und auch davon abgesehen sind uns keine gravierenden Besonderheiten aufgefallen. Zu den Zukunftsplänen hat sich EA natürlich auch schon geäußert: Die erste Saison von Apex Legends beginnt im März und ermöglicht den Erwerb eines Battle Pass. Jede Saison widmet sich einem neuen Thema liefert neue Inhalte wie Waffen, Legenden und Skins (siehe Roadmap).

Saubere Leistung!

Fazit

Unterm Strich ist Respawn eine positive Überraschung gelungen, denn Apex Legends ist bisher das rundeste und sauberste Battle-Royale-Erlebnis mit schönen Team-Feinheiten. Vor allem die Wiederbelebungen und kinderleichten Chat-Kommandos fördern die Zusammenarbeit - sogar mit Fremden. Auch bei den Helden-Klassen, der knackigen Steuerung und der Kulisse macht sich die Erfahrung der Titanfall-Entwickler bemerkbar. Auf Dauer kann es allerdings etwas monoton werden, da der Überlebenskampf nur einen Modus, keine Fahrzeuge und keine dynamische Zerstörung zu bieten hat. Trotzdem sorgt die spielerisch clever designte Karte immer wieder für richtig gute Unterhaltung.

Pro

  • meist spannender Überlebenskampf, vor allem zum Ende hin
  • motivierende Wiederbelebungs-Systeme
  • auch die Chat-Kommandos fördern das Team-Spiel
  • sinnvolle Legenden-Klassen
  • clever designte Karte mit vielen charakteristischen Orten
  • knackig-direkte Steuerung
  • ansehnliche, technisch saubere Panoramen
  • realistische, räumlich gut ortbare Abmischung
  • sinnvolle Kleinigkeiten wie Ballon-Katapulte
  • von zwei alternativen Helden-Klassen abgesehen nur kosmetische Extras gegen Echtgeld

Kontra

  • mit nur einem Modus auf Dauer etwas monoton
  • nur eine große Karte
  • keine Terrain-Zerstörung
  • weder Mechs noch Fahrzeuge
  • kleine, zum Glück meist unbedeutende Verbindungs-Fehler und Grafik-Glitches

Wertung

PlayStation4

Direkt, sauber, spannend: Respawn liefert mit Apex Legends das bisher rundeste Battle-Royale-Erlebnis ab, selbst wenn es auf Dauer an Abwechslung mangelt.

XboxOne

Direkt, sauber, spannend: Respawn liefert mit Apex Legends das bisher rundeste Battle-Royale-Erlebnis ab, selbst wenn es auf Dauer an Abwechslung mangelt.

PC

Direkt, sauber, spannend: Respawn liefert mit Apex Legends das bisher rundeste Battle-Royale-Erlebnis ab, selbst wenn es auf Dauer an Abwechslung mangelt.

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