Observer - Test, Action-Adventure, XboxOne, Mac, PC, Linux, PlayStation4, PlayStation5, Switch, XboxSeriesX
Selten habe ich das Ende eines Spiels so sehr herbeigesehnt wie bei Observer. Nach knapp zehn Stunden kam die Erlösung. Hat mich die verstörende Cyberpunk-Welt und das Abtauchen in fremde, mitunter kranke Gedankenwelten einfach so fertig gemacht? Nein. Aber eigentlich hätte das Spiel alles mitgebracht, um mir ein derart intensives Erlebnis zu bieten. Tatsächlich mangelt es hier nicht an völlig abgedrehten und surrealen Situationen, wenn man sich in der Rolle von Detective Daniel Lazarski (Rutger Hauer) im Jahr 2084 auf die Suche nach seinem Sohn begibt und dabei in mysteriöse Mordfälle innerhalb eines abgeriegelten Wohnkomplexes in einem heruntergekommenen Viertel der Cyberpunk-Metropole stolpert - in einem futuristischen Polen, das von einem machthungrigen Konzern regiert wird, der auch die Polizei und damit den Protagonisten kontrolliert.
Detektivarbeit mit Implantaten
Türgespräche
Man erlebt ganz schön viel krasses Zeug, wenn man sich in die Gehirne einklinkt und die bizarren, mitunter auch enorm verstörenden Sequenzen überstehen muss. Schnell werden Erinnerungen an Layers of Fear wach – kein Wunder, denn viele Schockeffekte und Mindfucks wurden hier quasi 1:1 recycelt und zaubern Kennern des Erstlingswerks (wie mir) über weite Strecken nur in gelangweiltes Gähnen ins Gesicht. Im Gegensatz zum Abstieg in den Wahnsinn des Malers wird man hier allerdings auch mit konkreten Bedrohungen konfrontiert: Diese Passagen beschränken sich zwar meist auf ein simples Versteckspiel oder eine kurze Flucht, sind aber trotzdem eine willkommene Ergänzung und sorgen für eine schöne Spannung, die sich insgesamt leider viel zu selten aufbauen kann.
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Overkill
Da hilft es auch nicht viel, dass das Bloober Team wie schon bei Layers of Fear auch hier eine ordentliche Umsetzung abgeliefert hat, die um einige Switch-Features erweitert wurde. So lassen sich Türen auf Wunsch bei der Verwendung der Joy-Cons per Bewegungssteuerung öffnen, was die Immersion durchaus etwas erhöhen kann. Auch dürfen die Multiple-Choice-Dialoge optional bei mobiler Verwendung mit einem Druck auf den Touchscreen ausgewählt werden, was aufgrund der relativ kleinen Textzeilen aber nicht immer gelingt, zumal die Wahl per Knopfdruck nicht nur präziser, sondern auch schneller erfolgt. Der standardmäßigen Trägheit beim Umsehen sollte man mit Anpassungen in den Steuerungseinstellungen entgegenwirken, damit sich der teilweise ermüdende Spielablauf nicht auch auf die Steuerung überträgt. Im Gegensatz zur PC-Version muss man auf Switch mit niedrigeren Bildraten Vorlieb nehmen, die zwar teilweise hart an der Grenze, aber immer noch in einem akzeptablen Bereich bleibt.
Ordentliche Umsetzung
Fazit
Layers of Fear hat mir trotz einer gewissen Abnutzung mit seinen wohl dosierten Mindfucks auch auf Switch noch richtig gut gefallen. Doch bei Observer wollen die bizarren Trips in die Cyberpunkt-Welt, das Bewusstsein und die Erinnerungen anderer Leute einfach nicht so recht zünden. Das liegt zum einen daran, dass das Bloober Team zu häufig in die gleiche Trickkiste greift wie beim Vorgänger. So werden Kenner angesichts des Recyclings oft nur müde lächeln statt Angst zu verspüren. Wer Layers of Fear gespielt hat, darf daher gedanklich noch ein paar Prozentpunkte von der Wertung abziehen. Zum anderen übertreibt man es schlichtweg mit dem bizarren Effekt-Overkill und verwandelt dadurch das Außergewöhnliche und Schockierende viel zu schnell in langweilige Routine, die sich auch in den zähen Dialogen mit verschlossenen Türen widerspiegelt. Mit seiner öden Vorstellung bringt Rutger Hauer die Rolle des augmentierten Ermittlers einfach nicht überzeugend rüber. Was The Observer neben der ansprechenden Story und der tristen Cyberpunk-Welt noch in den befriedigenden Wertungsbereich hievt, sind die mitunter originellen Ideen und ein gewisser Anspruch bei den Rätseln. Schön auch, dass man nach dem sehr rudimentären Layers of Fear auch die Spielmechaniken erweitert und mit tödlichen Bedrohungen die Spannung erhöht hat. Trotzdem setzt mir das Erlebnis zu sehr auf die simple Aneinanderreihung von Psycho-Spielchen mit beklemmender Soundkulisse, die aufgrund der exzessiven Nutzung rapide ihre anfängliche Faszination und den anvisierten Schockeffekt verlieren. Obwohl man auf Switch gewisse Abstriche in Sachen Technik in Kauf nehmen muss, ist dem Bloober Team erneut eine ordentliche Umsetzung gelungen, die auf Nintendos Konsole sogar um exklusive Funktionen wie Bewegungssteuerung oder Touchscreen-Einbindung erweitert wurde.
Pro
- extrem verstörendes Spielerlebnis...
- schicke Kulisse im Cyberpunk-Stil
- leichte Schleich-Ansätze mit Gefahrenpotenzial
- nette, z.T. ungewöhnliche Umgebungsrätsel
- Implantate als sinnvolle Ermittlungs-Werkzeuge
- eindringliche Klangkulisse
Kontra
- ...das schnell nur noch nervt und sich rapide abnutzt
- schwache Darbietung von Rutger Hauer
- langatmige Dialoge
- viel Copy & Paste von Layers of Fear
- eintöniger Haupt-Schauplatz
- unvollständige Lokalisierung
- wirre Story
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