Conarium - Test, Adventure, PlayStation4, XboxOne, PC, PlayStation4Pro, XboxOneX, Switch

Conarium
21.02.2019, Jan Wöbbeking

Test: Conarium

Frostige Grenzerfahrungen

Das Adventure Conarium (ab 3,49€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) soll Wagemutige an die Grenzen der Naturgesetze führen: Die von H. P. Lovecrafts Novelle „Berge des Wahnsinns“ inspirierte Expedition in eine antarktische Forschungsstation konfrontiert den Spieler mit bizarren Träumen und Visionen - jetzt auch auf PS4 und Xbox One.

Als Einstieg hat sich der kleine Istanbuler Entwickler Zoetrope Interactive für den altbekannten Trick mit dem Filmriss entschieden. Protagonist Frank Gilman hat keine Erinnerungen mehr daran, was nach der Errichtung der geheimnisvollen Forschungsstation geschah. In ihr muss er nun Sinn in seine Schmerzen und rätselhaften Visionen bringen, während draußen ein unüberwindlicher Schneesturm tobt. Nach und nach wird klar, dass es sich nicht gerade um gewöhnliche Experimente handelte. Schaut lieber nicht zu lange auf die Store-Beschreibung, denn darin haben die Entwickler ein paar erstaunlich freimütige Spoiler untergebracht. In der Ego-Perspektive geht es durch die Gänge der Anlage, welche sich visuell leider stark ähneln, so dass ich einen Großteil der Zeit damit verbrachte, den richtigen Weg zu suchen.

Abgeschiedenes Abenteuer

Schaut man sich ein Labor und die bizarren Gerätschaften darin aus der Nähe an, ergeben sich aber trotzdem stimmungsvolle, mit der Unreal Engine 4 erstellte Eindrücke, von denen sich hübsche Screenshots schießen lassen. Überall surren, blitzen und rotieren Dinge; in einem der ersten Puzzles wird man bereits von einer Art unheimlich animierten Automaten-Schädel begrüßt. Um ihn in Betrieb zu setzen, muss man an einem Oszillator mittels zwei Reglern rhythmische Ausschläge synchronisieren, was aber lediglich ein paar Drehungen erfordert.

Nicht nur Syberia 3 hat obskure Automaten zu bieten.
Auch wenn man später in die rätselhaften Grotten voller uralter Kultgegenstände hinabsteigt, bieten die Puzzles nur wenig mehr Anspruch. Meist muss lediglich ein Schlüssel oder eine Kurbel gefunden werden. Oder man verschiebt inmitten von steinernen Altaren Lichtstrahlen. Meist sind diese Rätsel ähnlich schnell geknackt wie in der Uncharted-Serie – mit dem Unterschied, dass sie hier als Kernmechanik des Adventures dienen und nicht als Auflockerung eines Actionspiels. Immer wieder tauchen auch rätselhafte Pflanzen auf, in deren Nähe verzerrte Visionen und Flashbacks starten. Von den übrigen Stationsbewohnern fehlt seltsamerweise jede Spur.

Nicht gerade knifflig

Wer mehr über ihren Hintergrund und den der Experimente erfahren möchte, muss gewillt sein, viel zu lesen. Statt Audiologs finden sich hier jede Menge verstreute Notizen plus diverse optionale Sammelgegenstände. Auch in Textform war es meist unterhaltsam, die Zusammenhänge zu erfahren - die Entwickler hätten aber deutlich mitreißendere Wege wählen können, um ihre Geschichte zu erzählen. Allgemein plätschert die Erzählung während der rund drei bis vier Spielstunden zu linear und vorhersehbar vor sich hin. Obwohl die ständigen Visionen, Bildverzerrungen und Effekte eine ungute Grundstimmung erzeugen, habe ich mich nie wirklich erschrocken. Der mysteriöse Soundtrack hält sich meist leise im Hintergrund. Die rauen, langgezogenen Synthie-Klänge und Gongschläge passen zur meditativ-psychotischen Atmosphäre, ab und zu wird aber auch ein nervig lautes, an einen Tinnitus erinnerndes Piepsen eingestreut.

Was ging hier vor sich?
Das eingeschränkte Blickfeld störte mich auf dem TV weniger als vorm PC-Schirm. Andererseits ist man hier auf die etwas hölzerne Controller-Steuerung angewiesen. Neben den sich ähnelnden Kulissen sorgt auch der Mangel an Dialogen für ein etwa fades Spielgefühl. Es gibt lediglich kurze Begegnungen mit anderen Figuren oder dem oben erwähnten Kopf – welcher einem übrigens schon ziemlich früh im Spiel vielsagende Andeutungen macht. Je nach Abzweigung kann man übrigens zwei Enden erleben, von denen mich eines deutlich besser zufriedenstellte als das andere. Inhaltlich oder grafisch sind mir bislang kaum Unterschiede zum PC-Original aufgefallen. Wer möchte, darf auf beiden Konsolen entweder eine konstant hohe Auflösung oder eine flüssige Bildrate priorisieren. Letztere kann sonst ab und zu ein wenig sinken, was angesichts des langsamen Spieltempos aber kaum stört. Passend zur finsteren Grafik mit überstrahlenden Details wird übrigens auf Xbox One X, Xbox One S, PS4 Pro und der Standard-PS4 HDR unterstützt.

„Psycho-Akustik“

Fazit

Schade, von diesem metaphysischen Thriller hätte ich mehr erwartet. Die von Lovecraft inspirierte Ausgangslage mit ihren wilden Visionen, technischen und übernatürlichen Ansätzen bietet eigentlich genügend Stoff für eine mysteriöse Erzählung. Auch die auf den ersten Blick ansehnlichen Kulissen mit all ihren blitzenden Apparaturen und geheimnisvollen Pflanzen wecken die Neugier. Die Spannungskurve bewegt sich aber viel zu linear aufs Ende zu, während einem stetig neue Informationen aufgetischt werden. Meist passiert das leider nur in Form von Logbuch-Notizen. Zudem lassen die sich ähnelnden Schlüssel-Rätsel und einfachen Puzzles rund um technische Apparate und Kultgegenstände Anspruch vermissen, so dass ich höchstens mal ins Straucheln geriet, wenn ich mich in den sich ähnelnden Gängen verlief. Wer seine Gehirnzellen schonen möchte und gerne mystische Katakomben erforscht, kann trotzdem einen Blick riskieren – für ein wirklich spannendes Adventure fehlt es Conarium aber an Rätselanspruch und erzählerischer Dynamik.

Pro

  • mystische Kulissen und Kultstätten
  • bizarre Flashbacks und Effekte
  • spannende Grundstimmung

Kontra

  • lediglich einsteigerfreundliche Rätsel und Mechanik-Puzzles
  • ähnlich aussehende Gänge verursachen unnötiges Herumirren
  • vorhersehbare Story ohne große Überraschungen oder Schreckmomente

Wertung

PlayStation4

Die Ausgangslage wirkt vielversprechend, doch Erzählung und Rätselmechanik mangelt es an Spannung, Anspruch und Dynamik.

XboxOne

Die Ausgangslage wirkt vielversprechend, doch Erzählung und Rätselmechanik mangelt es an Spannung, Anspruch und Dynamik.

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