ChromaGun - Test, Logik & Kreativität, PC, VirtualReality, Switch, PlayStation4, PlayStationVR

ChromaGun
22.02.2019, Michael Krosta

Test: ChromaGun

Spaßige Farbenrätsel in VR

Ein Knobelausflug durch diverse Testkammern? Ausgestattet mit einer ganz besonderen Hightech-Kanone? Das klingt sehr vertraut! Und tatsächlich vermittelt ChromaGun (ab 2,25€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) aufgrund der offensichtlichen Parallelen zu Portal zunächst das Gefühl, einen weiteren Klon des großen Vorbilds zu spielen. Doch der erste Eindruck täuscht, denn das deutsche Entwicklerteam Pixel Maniacs liefert in seinem Farben-Puzzler neben den Gemeinsamkeiten noch viele eigenständige Ideen, die man nach den PC-und Konsolen-Veröffentlichungen auf der PS4 jetzt endlich auch in VR erleben darf...

Selbstverständlich lässt das Déjà-vu nicht lange auf sich warten, wenn man in Ego-Sicht mit einer Wumme durch Testkammern voller Umgebungsrätsel wandert und dabei von einer Stimme aus dem Off begleitet wird, die mittlerweile sogar auf Deutsch spricht. Die eifert mit zynischen sowie sarkastischen Bemerkungen einer gewissen KI namens GlaDOS nach und lacht mich als Spieler nach einem tödlichen Fehler auch gerne mal hemmunglos aus. Oder sie weist mich in meiner Denkphase darauf hin, dass einfaches Rumstehen eigentlich nicht zum Test gehört und ich mich doch besser nach der Tür umsehen soll, die mit den Buchstaben E, X, I, T gekennzeichnet ist.

Der kleine Bruder von GlaDOS

Die Qualität des überragenden Vorbilds wird zwar weder auf Englisch noch Deutsch erreicht, doch man muss trotzdem immer wieder schmunzeln, wenn sich der Erzähler zu Wort meldet. Zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem er anfängt, sich zunehmend mit den gleichen Sprüchen zu wiederholen.

Das Spielprinzip ist ähnlich leicht durchschaut wie bei Portal. Allerdings verschießt man mit dieser Kanone keine Portale, sondern Farbkugeln. Darf man Gegenstände und Wände in den ersten Leveln lediglich mit Gelb einfärben, gesellen sich bald auch die beiden restlichen Primärfarben Rot und Blau dazu, zwischen denen man umschalten kann – vergleichbar mit Munitionstypen. Doch damit nicht genug, denn auch die Mischung macht's: Wer z.B. zuerst die gelbe Farbe auf eine Stelle schießt und mit einem blauen Schuss nachlegt, färbt sie schließlich grün. Einfache Farbenlehre halt. Spätestens, wenn es irgendwann etwas hektischer zugeht, darf man froh sein, das alte Wissen aus dem Kunstunterricht wieder aufgefrischt zu haben.

Farben statt Portale

Klasse: Auch der Aim-Controller lässt sich verwenden.
Am Anfang entpuppt sich ChromGun aber noch als ein gemütlicher und gefahrenloser Spaziergang, bei dem die grauen Zellen mit kleinen Kombinationsaufgaben langsam aufgewärmt werden. Hier folgt man einer simplen Regel: Objekte in einer gleichen Farbe ziehen sich gegenseitig an. So räumt man das Hindernis in Form einer grünen Kugel einfach aus dem Weg, indem man die nahe gelegene Wand ebenfalls grün färbt. Also alles ganz einfach. Komplizierter wird es, wenn man die Objekte zu Schaltern manövrieren muss, aber nicht einfach jede Wand anstreichen darf. Oder wenn die Objekte, die man einfärben muss, aggressiv auf den Beschuss reagieren und mich anschließend attackieren. Oder Wände, die nach kurzer Zeit die Farbe einfach wieder wegwischen. Ja, die Entwickler haben sich in den meist klasse designten Leveln viele Probleme und Herausforderungen einfallen lassen, um das einfache Spielprinzip mit durchaus komplexen Aufgaben zu kombinieren. Wird man später mit elektrisierten Bodenplatten, undurchdringlichen Kraftfeldern und dem sinnvollen Vorausplanen mehrerer Schritte konfrontiert, während gleichzeitig auch noch Timing sowie Farbmischungen stimmen und die Verfolger zum gewünschten Ziel gelockt werden müssen, ist einerseits Denkvermögen gefragt, andererseits auch Hektik vorprogrammiert.

Im Dunkeln fällt es etwas schwerer, die Farben richtig zu erkennen.
Misserfolge stehen bei dieser Spielerfahrung auf der Tagesordnung. Schnell hat man aus Versehen im Stress die falsche Farbmischung an die Wand gespritzt oder sich selbst in einem Raum gefangen. Während man bei Portal häufig die Gelegenheit bekommt, Fehler etwa durch das Anfordern eines frischen Würfels mit einem Neuversuch zu korrigieren, landet man hier deutlich häufiger in Sackgassen, die den Neustart des Levels erfordern. Entsprechend läuft das Knobeln hier vermehrt in ein mitunter nerviges Trial & Error hinaus, das auch bei den vereinzelten Fluchtsequenzen das Geschehen dominiert.

Ab in die Sackgasse

Gerade in späteren Abschnitten, in denen der Kopf angesichts der Herausforderungen schon mal etwas stärker raucht, können diese Sackgassen hin und wieder frustrierend sein. Dazu gesellt sich das schwankende Niveau bei den Rätseln: Anstatt den Schwierigkeitsgrad kontinuierlich zu steigern, springt man zu oft zwischen komplexen und kinderleichten Lösungen hin und her. Schön dagegen, dass man es auch in höheren Stufen noch schafft, mit neuen Spielelementen oder Situationen zu überraschen – etwa Platten auf dem Boden, die sich ebenfall einfärben lassen oder Abschnitte in der Dunkelheit, in denen es deutlich schwerer fällt, die Farben im Kegel der Taschenlampe überhaupt richtig zu erkennen.

Jetzt darf man all das auch in VR erleben - zumindest auf der PlayStation 4, denn obwohl es auch eine PC-Version von ChromaGun gibt, ist eine Umsetzung für Oculus Rift und HTC Vive nach Angaben der Entwickler vorerst nicht angedacht. Schade, denn mit der Virtual-Reality-Brille gewinnt das Knobelspiel eindeutig an Reiz und profitiert vom besseren "Mittendrin-Gefühl". Doch auch die überarbeitete Steuerung trägt ihre Teil dazu bei: In der VR-Version führt man die Farbkanone nicht länger mit den Analogsticks, sondern nutzt zum Zielen die Bewegungssensoren des DualShock-Controllers, was erstaunlich gut und intuitiv funktioniert. Alternativ lässt sich sogar der Aim-Controller (Ziel-Controller) verwenden, mit dem man gedanklich noch besser in die Testkammern eintauchen kann.

Vorteil VR

Wie üblich, finden sich auch hier die VR-typischen Komfort-Optionen, bei denen man zwischen einer freien und schrittweisen Drehung wählen kann. Tatsächlich würde ich die freie Kameradrehung hier nicht unbedingt empfehlen: Sie wirkt selbst bei höher Geschwindigkeit nie richtig flüssig und fühlt sich schnell unangenehm an. Da es im Spielverlauf eh nur selten etwas hektischer zugeht, ist man mit der schrittweisen Drehung besser beraten. Hier hätte ich mir aber eine größere Auswahl gewünscht, in welchen Abständen bzw. welchem Winkel man sich dreht. Die einzig verfügbare Voreinstellung fällt leider sehr kurz aus, so dass man ständig den Analogstick bearbeiten muss, wenn man sich umdrehen will.

Das Anvisieren funktioniert auch mit der Bewegungssteuerung tadellos.
Im Gegensatz zu anderen Titeln, in denen die VR-Unterstützung per kostenlosem oder kostenpflichtigen Update nachgereicht wird (z.B. Super Stardust oder Bound) haben sich die Pixel Maniacs dazu entschlossen, die VR-Version als separates Spiel zu veröffentlichen. Käufer der ursprünglichen PS4-Version hatten zwar die Möglichkeit, durch das Ausfüllen eines Formulars die VR-Umsetzung gratis zu erhalten. Aber in Zukunft muss man sich aufgrund des gewählten Modells vorerst entscheiden, ob man in die Standard- oder die VR-Version investiert. Will man beides, muss man wohl oder übel doppelt zahlen und dann wird ChromaGun aktuell ein ziemlich teurer Spaß... Allerdings haben die Entwickler bereits ein Bundle in Aussicht gestellt, das schon bald verfügbar sein soll und sowohl die VR- als auch die Nicht-VR-Version beinhalten soll. Ein Preis für das Paket ist noch nicht bekannt.

Fazit

ChromaGun ist ein tolles Puzzlespiel aus Deutschland! Mit dem sarkastischen Erzähler und Testkammern orientiert sich Pixel Maniacs auf den ersten Blick zwar etwas zu sehr am grandiosen Vorbild Portal, doch liefert man noch genug eigenständige Ideen und Rätsel, um mit dem interessanten Konzept rund um Farben für angenehmen Knobelspaß zu sorgen. Dieser wird nur dadurch getrübt, dass man häufiger in Sackgassen geraten kann und der Anspruch je nach Level mitunter stark schwankt. Die Umsetzung für PSVR ist dem Team geglückt: Man fühlt sich mittendrin und die Unterstützung des Aim-Controllers ist eine feine Sache, doch macht die neue Bewegungssteuerung beim Spielen mit dem DualShock ebenfalls eine gute Figur. Auch an der Performance gibt es eigentlich nichts zu meckern. Nur die freie Kameradrehung ist mir nicht flüssig genug und fühlt sich schon nach kurzer Zeit unangenehm an. Das schrittweise Umsehen hätte als sinnvolle Alternative dagegen noch ein paar individuelle Anpassungen vertragen. Trotzdem bin ich mehr als zufrieden mit dem Ergebnis und es ist schön, dass die Pixel Maniacs noch eine VR-Umsetzung nachgereicht haben, die ich mir schono beim Test der PS4-Fassung gewünscht hatte. Ein komplett separates Spiel hätte es dagegen nicht unbedingt sein müssen, denn so müssen sich Käufer aktuell zwischen der VR- oder Non-VR-Version entscheiden. Allerdings soll schon bald ein Bundle erscheinen, das beide Fassungen beinhalten soll.  

Pro

  • interessantes Konzept
  • witziger, sarkastische Erzähler aus dem Off...
  • gelungenes, abwechslungsreiches Leveldesign
  • ordentlicher Umfang (ca. fünf Stunden)
  • gute Controller-Steuerung
  • Aim-Controller wird unterstützt
  • Komfort-Funktionen für VR

Kontra

  • mitunter zu viel Trial & Error
  • ...dessen Kommentare sich oft wiederholen
  • mitunter stark schwankender Schwierigkeitsgrad
  • kein VR-Update der Standard-Version möglich
  • schrittweise Drehung nur in sehr kleinen Abständen möglich
  • freie Kameradrehung fühlt sich schnell unangenehm an

Wertung

VirtualReality

In der virtuellen Realität und im Idealfall sogar mit Aim-Controller macht es noch mehr Spaß, die Farbrätsel mit der ChromaGun zu lösen.

PlayStationVR

In der virtuellen Realität und im Idealfall sogar mit Aim-Controller macht es noch mehr Spaß, die Farbrätsel mit der ChromaGun zu lösen.

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