Elli - Test, Action-Adventure, Switch, PC
Eigentlich ist ganz und gar keine Zeit für derartiges Getrödel: Die knubbeligen kleinen Mandragora machen der Protagonistin von Beginn an klar, dass die wild gewordene Ghasti sich auf einem zerstörerischen Power-Trip befindet, der das komplette Universum auslöschen wird, wenn Elli sie nicht rechtzeitig stoppt. Ghasti erinnert an den Comic-Klassiker Isnogud: Auch sie will die große Beschützerin anstelle der Beschützerin werden – und stellt dem Spieler auf ihrer Flucht durch die riesigen Ruinen immer neue Fallen. Die Rahmenhandlung wirkt angesichts der fehlenden Spannung also reichlich aufgesetzt, zumal die komödiantisch angehauchten Zwischensequenzen in Spielgrafik mich weder unter Druck gesetzt noch zum Lachen gebracht haben.
Nur keine Hektik!
Das tut dem Spaß aber kaum einen Abbruch, denn die Puzzles sind ähnlich robust konstruiert wie die uralten Kultstätten, in welche sie eingebettet wurden. Die Mandragora scheinen seit ihrer Blütezeit eine gewaltigen gesellschaftlichen Abstieg erlebt zu haben, denn viele der herumgammelnden Wesen wissen nicht einmal mehr, wie genau die technischen Errungenschaften funktionieren. Glücklicherweise trifft Elli auch auf einen Mechaniker, der die von Ghasti oder dem Zahn der Zeit zerlegten Maschinen wieder in Gang bringt. Er startet allerdings erst mit der Reparatur, nachdem sie an fünf entlegenen Orten verstreute Zahnräder eingesammelt hat.
Elli Croft?
Dabei spielen Hindernisparcours eine wichtige Rolle: Elli hüpft über hohe Säulen, bewegliche Steinblöcke und ausfahrbare Brücken. Die schummrig beleuchteten Grotten mit ihren glänzenden Kacheln wecken angenehme Erinnerungen an Lara Croft and the Guardian of Light. Die Entwickler greifen zwar nur altbekannte Mechaniken wie Feuerfallen, beweglichen Kisten, Steinblöcke, Bomben oder magischen Teleporter auf, im Gegenzug sind sie aber meist schön miteinander verbunden. Das einzige Element, das die gemütliche Knobelstimmung immer wieder stört, sind knifflige Sprungpassagen. Die etwas träge Elli reagiert oft einfach nicht direkt genug, um rechtzeitig um die Ecke zu gleiten, statt in den tödlichen Abgrund zu segeln. Wenn ich unter Zeitdruck Münzen sammle, komme ich mitunter ganz schön ins Fluchen.
Schönheitsfehler
Fazit
Ich habe mich vor der Switch schon lange nicht mehr so entspannt gefühlt wie beim durch und durch relaxten und hübsch designten Rätsel-Ausflug Elli. Manchmal ärgerte ich mich zwar über die zu träge Sprungsteuerung oder technische Hässlichkeiten, die meiste Zeit über sorgen die klassischen Umgebungsrätsel aber für gute Unterhaltung: Hier ein paar Kugeln und Kisten ans Ziel schleudern, dort ein paar Zahnräder für die nächste Maschinen aufklauben – und zum Abschluss einen Weg über die lodernden oder unter Strom stehenden Wegplatten austüfteln. Man spürt förmlich, mit wie viel Spaß und Gewissenhaftigkeit die Level-Designer ihre Monument-Puzzles kombiniert haben. Der erzählerische Rahmen um die eigentlich hoch dramatische Verfolgungsjagd wirkt angesichts der relaxten Stimmung zwar aufgesetzt, doch selbst das hat mich letztlich kaum gestört. Das Ergebnis ist jedenfalls deutlich geschliffener als z.B. in Jotun oder dem nur bedingt für Einzelspieler tauglichen The Legend of Zelda: TriForce Heroes.
Pro
- unterhaltsam kombinierte Puzzles
- abwechslungsreiche Mechaniken
- relaxter Soundtrack
- fast so entspannend wie eine Meditation
- hübsch beleuchtete Grotten und Naturschauplätze
- malerische Kalkstein-Monumente
Kontra
- etwas träge Sprungsteuerung nicht immer präzise genug
- starker Grafikaufbau, grobe Schatten und andere Technik-Schwächen
- dauerhaft leichtes Ruckeln
- Geschichte um wild gewordene Möchtegern-Herrscherin wirkt aufgesetzt
- etwas schlichtes Figuren-Design
Echtgeldtransaktionen
Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?
- Mit gesammelten Spiel-Währungen lassen sich kosmetische Kostüme freischalten
- Es gibt keine Käufe.
- Dieses Spiel ist komplett echtgeldtransaktionsfrei.