One Piece: World Seeker - Test, Action-Adventure, PlayStation4Pro, PlayStation4, PC, XboxOneX, XboxOne

One Piece: World Seeker
21.03.2019, Jens Bischoff

Test: One Piece: World Seeker

Die Strohhut-Bande auf Landgang

Mit One Piece: World Seeker (ab 25,39€ bei kaufen) schicken Bandai Namco und Ganbar!on Monkey D. Ruffy und seine Crew auf ihr bislang größtes Open-World-Abenteuer. Wie gut uns der von Originalautor Echiro Oda beaufsichtigte Landgang der Strohhut-Piraten gefallen hat, verrät der Test.

In One Piece: World Seeker verschlägt es die frisch ausgebüxte Strohhut-Bande auf die vom tyrannischen Aufseher Isaac kontrollierte Gefängnisinsel unterhalb des Himmelsgefängnisses. Das Eiland ist dabei nicht nur Schauplatz eines Konflikts zwischen Marinegegnern und -sympathisanten, sondern auch Bühne für einen Streit zwischen Isaac und seiner Schwester Jeanne.

Die Gefangenschaft im Himmelsgefängnis ist für Ruffy und seine Crew nur von kurzer Dauer.
Die fühlt sich ihrem herrschsüchtigen Bruder seit dem Tod der Mutter zunehmend fremder und will mehr über dessen Pläne herausfinden, die das Wohl der Inselbevölkerung zu bedrohen scheinen.

Reif für die Insel

Unterstützung bekommt Jeanne von Ruffy und seiner Crew, die es nach ihrer Flucht aus dem Gefängnis aber erst einmal wiederzuvereinen gilt. Neben Chopper, Sanji, Robin und Co. trifft Ruffy dabei auch immer wieder auf feindselige Marinesoldaten und andere vertraute Gegenspieler, die ebenfalls wissen wollen, was auf der Insel, auf der mächtige Dyna-Steine vermutet werden, vor sich geht. Über das sogenannte Karma-System kann Ruffy sogar Verbindungen zu Erzfeinden knüpfen und vertiefen, was  mit sehr persönlichen Missionen und Ereignissen belohnt wird.

Überhaupt können in der offen angelegten und meist frei erkundbaren Spielwelt jede Menge Charaktere getroffen, Aufträge angenommen und Herausforderungen gemeistert werden. Die unter Aufsicht von Originalautor Echiro Oda entstandene Hauptgeschichte umfasst 17 sehr unterschiedlich lange Kapitel, die mal nur wenige Minuten, mal aber auch über eine Stunde dauern können.

In Stahlstadt kann sich Ruffy teils wie Spider-Man durch die Häuserschluchten schwingen.
Hinzu kommen über hundert optionale Nebenmissionen, die man überall annehmen kann, und andere Herausforderungen. Insgesamt kann man sich je nach Schwierigkeitsgrad und Ambitionen sicher bis zu 40 Stunden auf dem Eiland beschäftigen.

Auf Entdeckungstour

Die Ausmaße der Insel sind für ein One-Piece-Spiel zwar immens, die Wege dank schneller Fortbewegungsmöglichkeiten und praktischer Schnellreisepunkte aber angenehm kurz. Nur die Ladezeiten bei Ortswechseln erfordern trotz praktischer Tipps und Rückblicke immer wieder Geduld. In Stahlstadt kann sich Ruffy mit seinen Gummiarmen sogar wie Spider-Man durch die Häuserschluchten schwingen, sich andernorts wie ein Ninja an seine Gegner heranschleichen und sie lautlos ausschalten oder mit geschärfter Wahrnehmung versteckte Beute und Personen aufspüren.

Welche Fähigkeiten man wann freischaltet oder verbessert, liegt dabei meist in Spielerhand. So kann man selbst entscheiden, ob man lieber seine Kampf- oder Erkundungsfertigkeiten schult, seine Gesundheit oder Beutechancen maximiert oder vermehrt Stealth- oder Athletik-Manöver lernt.

Der Spieler entscheidet, welche Fähigkeiten wann gelernt oder verbessert werden sollen.
Auch die angelegte Ausrüstung hat spürbaren Einfluss auf die Charakterwerte. Man kann sogar selbst Ausrüstung herstellen und bei Bedarf wieder in ihre Einzelteile zerlegen. Schade ist nur, dass man nur maximal drei Accessoires anlegen und lediglich optische Kleiderwechsel durchführen kann.

Maßgeschneiderter Held

Während die Anime-Spielwelt durchaus beeindruckt, wirken die Charaktermodelle eher grob und undetailliert. Hinzu kommt, dass viele Unterhaltungen trotz sich bewegender Münder nur in Textform und mit kurzen Ausrufen begleitet stattfinden, was teils regelrecht befremdlich wirkt. Auch dass es ausschließlich japanischen Originalton gibt, wird nicht jedem gefallen. Immerhin gibt es auch deutsche Untertitel, die man im Eifer des Gefechts aber nicht immer im Blick hat.

Zudem frage ich mich, wer diese wild umherspringenden Rolltexte verbrochen hat, wenn ein Text nicht ganz ins dafür vorgesehene Fenster passt. Das selbe gilt für die unhandliche Zielfixierung, die auf Knopfdruck immer wieder neu ausgerichtet werden muss.

Das Kampfsystem ist handlich und flexibel, nur die Zielerfassung ist etwas umständlich.
Ansonsten ist das Kampfsystem aber angenehm handlich und flexibel. Man kann sich sowohl Nah- als auch Fernkampf versuchen, vertraute Spezialmanöver wie Gum-Gum-Gatling oder Gum-Gum-Bazooka ausführen und Energie für verheerende Spezialangriffe aufladen.

Darüber hinaus kann man frei zwischen dem eher agilen Beobachter-Modus und dem eher kraftvollen Panzer-Modus wechseln, die beide sehr verschiedene Aktionsmöglichkeiten bieten. So kann man als Beobachter zum Beispiel Ausweichmanöver initiieren, während man als Panzer mit der gleichen Taste Angriffe blockt. Später kann man sogar in den Gear-4-Modus wechseln, der einen vorübergehend besonders stark und unverwundbar macht.

Hohe Flexibilität

Auch der Schwierigkeitsgrad lässt sich jederzeit in fünf Stufen anpassen, der Spielstand auch abseits der Auto-Save-Funktion überall manuell sichern. Wer will, kann sogar die musikalische Untermalung bestimmen und auf Basis des Soundtracks eigene Playlisten erstellen. Die Möglichkeit wie in früheren Abenteuern mit anderen Crew-Mitgliedern als Ruffy auf Erkundung zu gehen, ist hingegen nicht möglich.

Auf der kArte kann man sehen, wo man schon überall war und wo es noch was zu tun gibt.
Aktive Rückendeckung bekommt man von seinen Freunden auch nicht, obwohl der Zusammenhalt der Strohhut-Bande eigentlich stets groß geschrieben wird.

Zu groß sind hingegen manchmal die Gebiete, in denen man bestimmte Personen ausfindig machen soll, was trotz Wärmebild-ähnlicher Wahrnehmungsboosts zum Teil unnötig viel Zeit in Anspruch nimmt und wie das Schnellreiseverbot in den Schlusskapiteln wie eine künstliche Spielzeitstreckung wirkt. Gut gefallen hat mir hingegen die Suche nach versteckten Schätzen, die zwar auf der Karte vermerkt werden, aber erst wenn man in ihre Nähe kommt. Und auch dann können sie sich noch weit über oder unter einem befinden, was einen anspornt, aber nicht verzweifeln lässt.

Wer sucht, der findet

Dass man nicht nur Aufgabenziele markieren, sondern auch manuell Marker auf der Landkarte setzen kann, verdient ebenfalls Lob. Ebenso wie das oft angenehm vertikale Leveldesign, durch das man sich mit Sprung-, Gleit- und Greifarm-Manövern elegant fortbewegen und entlegenste Winkel entdecken kann.

Ruffy kann sich auch an seine Gegner anschleichen. In einem Fass geht das sogar besonders gut.
Season-Pass-Käufer können sich außerdem auf drei zusätzliche Episoden-Pakete freuen. Spielfluss und Sichtweite sind ordentlich, nennenswerten Systemunterschiede gibt es keine.

Hier und da kann man auch in Fässer schlüpfen und sich unbemerkt an Gegner heranschleichen, Kisten auf der Suche nach wertvollen Crafting-Materialien zertrümmern oder sich von Baumwipfel zu Baumwipfel katapultieren. Wer will, kann aber auch andere für sich arbeiten lassen und Crew-Mitglieder mit individuell zubereiteten Lunch-Paketen auf Erkundungstouren schicken. Im Hauptmenü kann man zudem freie Kämpfe auf der Thousand Sunny bestreiten, was aufgrund fehlender Ziele und Anpassungsmöglichkeiten aber schnell langweilt.

Fazit

One Piece: World Seeker bietet die bisher größte offene Spielwelt für Monkey D. Ruffy und seine Piraten-Crew. Zudem wurde der mitunter sehr emotionale Konflikt zwischen Strohhut-Bande und Marinesoldaten auf der Gefängnisinsel von Originalautor Echiro Oda persönlich abgesegnet. Doch während sich die Anime-Kulisse durchaus sehen lassen kann, wirken die Charaktere eher grobschlächtig und unnatürlich. Das liegt aber nicht nur an der eher kruden grafischen Darstellung, sondern auch an der nur spärlichen japanischen Originalvertonung, zu der es im Übrigen auch keine Alternative gibt. Ziel- und Ausrüstungssystem lassen zum Teil ebenfalls zu wünschen übrig, während einem die Ladezeiten viel Geduld abverlangen. Schade ist auch, dass Ruffy immer nur als einsamer Wolf unterwegs ist, ohne aktive Mitstreiter oder der Möglichkeit in andere Rollen zu schlüpfen. Nichtsdestotrotz bietet das Inselabenteuer jede Menge kurzweiliger Kampf- und Sammelaufgabe sowie motivierende Charakterentwicklung und Beziehungspflege, wodurch ich insgesamt doch noch gut unterhalten wurde.

Pro

  • ansehnliche offene Spielwelt
  • kurzweilige Kampf- und Sammelaction
  • individuelle Charakterentwicklung
  • interaktives Beziehungssystem
  • praktische Karten- und Schnellreisefunktion
  • freie Musikwahl

Kontra

  • durchwachsene Inszenierung
  • keine Mitstreiter oder Charakterwechsel
  • umständliche Zielfixierung
  • mickriges Ausrüstungssystem
  • spärliche Vertonung
  • nervige Rolltexte
  • lange Ladezeiten

Wertung

PlayStation4

Kurzweiliges Anime-Abenteuer der Strohhut-Piraten mit offener Spielwelt und von Echiro Oda abgesegneter Story, aber Abstrichen bei Inszenierung und Teamgefühl.

XboxOne

Kurzweiliges Anime-Abenteuer der Strohhut-Piraten mit offener Spielwelt und von Echiro Oda abgesegneter Story, aber Abstrichen bei Inszenierung und Teamgefühl.

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