Unravel 2 - Test, Plattformer, Switch, XboxOneX, PlayStation4Pro, PC, PlayStation4, XboxOne
War der erste Ausflug von Strickmännchen „Yarny“ nach Aussage von Chef-Entwickler Martin Dahlin ein Puzzle-Adventure, das erzählerisch von autobiografischen Elementen geprägt war, dreht sich in Unravel 2 (ab 19,98€ bei
Gemeinsames Abenteuer
Im Gegensatz zu A Way Out ist es aber keine Pflicht, einen zweiten Spieler auf dem Sofa neben sich zu haben. In Unravel 2 kann man auch als Solospieler die sieben Abschnitte erleben, die unter dem Strich etwa zweieinhalb bis vier Stunden Zeit veranschlagen dürften – in diesem Fall schaltet man einfach zwischen den Figuren um und kann sie sogar miteinander „verknüpfen“, damit man schnell vorwärts kommt und nicht permanent hin und her wechseln muss, nachdem man ein paar Schritte gemacht hat. Doch mehr Spaß macht es natürlich mit einem menschlichen Mitspieler. Nicht nur, weil man dann gemeinsam über die Bildsprache diskutiert und versucht, die Bedeutung der häufig verschwommenen Ereignisse in der „menschlichen“ Welt zu erfassen, die abseits des Freundschaftsthemas viel Interpretationsspielraum zulassen.
Kooperativer Puzzlespaß
Sprungsequenzen, die in den letzten Abschnitten mitunter sehr gutes Timing erfordern, dabei gelegentlich hart an der Frustgrenze entlang schrammen oder Passagen, in denen man abwechselnd schwingen muss, sorgen für zusätzliche Anforderung. Vor allem auch, wenn man gleichzeitig die wenigen, aber dafür sehr gefährlichen Gegner entweder mit einer Figur ablenken oder komplett umgehen muss. Möchte man die 20 Herausforderungen bewältigen, die ihren Namen wirklich verdienen oder sämtliche Leuchtkugeln finden, mit denen man Gemälde freischaltet, die der offenen Erzählung weitere Facetten hinzufügen, ist im Fall des Koop-Spiels nicht nur eine gute Kommunikation, sondern auch Hand-Auge-Koordination gefragt. Die Fähigkeit, auch mal um die Ecke denken zu können, da die Lösung selten so offensichtlich ist wie in den sieben Story-Kapiteln, wird hier ebenfalls häufig abgefragt. Als Belohnung erhält man hier übrigens neue Garn-Figuren, deren Farben und Formen man für sein Duo frei kombinieren kann.
Obwohl das Thema Freundschaft definitiv interessant ist und hier von der Überschneidung von Ereignissen der Wollfiguren sowie den recht dramatischen Geschehnissen in der Welt der Menschen profitiert, konnte mich Unravel 2 erzählerisch nicht abholen. Selbst der Kniff mit der Personalisierung der Spielfiguren hat nicht geholfen, mich emotional mit den Protagonisten zu verbinden. Hat Yarni im Vorgänger mit dem ganzen Leid, das ihm teilweise auch von mir als Spieler zugefügt wurde, dafür gesorgt, dass er nicht nur niedlich wirkte, sondern einen gewissen Schutzinstinkt aktivierte, finde ich hier keinen Zugang. Vielleicht, weil ich mich so fühle, dass ich (im Zweifel mit meinem Kumpel) nur noch da bin, um die beiden Freunde mit leicht schützender Hand zu begleiten als sich wirklich für sie verantwortlich zu fühlen. Sprich: Für mich hat sich Yarny sehr subtil von einem „Anknüpfungspunkt“ zu „nur“ einem weiteren Jump&Run-Helden entwickelt, von denen es mit Lucky, Yooka, Laylee oder Mario schon genügend gibt. Dass mir trotz zahlreicher Andeutungen, die vollkommen gereicht hätten, am Ende eine Toleranz- bzw. Inklusions-Botschaft auf die Netzhaut gehämmert wird, habe ich zusätzlich als störend empfunden.
Emotionale Kälte
Fazit
Etwa ein Dreivierteljahr nach seiner Premiere legt Yarny auch auf Switch los und zeigt sich als gute sowie schnörkellose Umsetzung eines charmanten, aber nicht mehr außergewöhnlichen Puzzle-Abenteuers. Zwar darf man kooperativ versuchen, sowohl die Sprungpassagen als auch die weiterhin intelligenten Rätsel zu lösen. Doch man wird nur selten vor Probleme gestellt (vor allem wenn man den Vorgänger kennt), da sich die Rätselanforderung nur geringfügig und im Hinblick auf Zusammenarbeit geändert hat. Dies wird allerdings durch die 20 abwechslungsreichen Herausforderungen aufgefangen, die nicht nur Kommunikation und Hand-/Auge-Koordination, sondern auch ein gewisses Um-die-Ecke-denken fordern. Dass das Wollmännchen-Abenteuer für mich nicht so zündet wie der Vorgänger, liegt aber auch an der Geschichte, die mich mit ihrem Freundschaftsthema emotional nicht so abholt wie im Vorgänger. Hat Unravel einen ganz nah mit Yarny zusammengebracht und verbunden, wird hier eine Distanz gewahrt, die genau diese Verbindung verhindert. Was bleibt, ist aber weiterhin ein interessanter Puzzle-Plattformer mit optionaler Koop-Mechanik vor einer trotz Detailabstrichen stimmungsvollen Kulisse. Da es allerdings keinerlei neuen Inhalte gibt, können Spieler, die Yarny und seinen Freund bereits auf einem anderen System gerettet haben, auf die Switch-Variante verzichten.
Pro
- sehr stimmungsvolle Kulisse...
- akkurate Steuerung, punktgenaue Kollisionsabfrage
- 20 Herausforderungen
- clevere Umgebungsrätsel
- vorzugsweise kooperativ zu spielen, aber auch solo möglich
- Figuren können angepasst werden
Kontra
- ... die allerdings auf Switch Detail-Abstriche hinnehmen musste
- eher schwache emotionale Anbindung
- hinsichtlich des Rätseldesign keine wesentlichen Fortschritte
- gelegentliche Spitzen innerhalb eines ansonsten moderaten Schwierigkeitsgrades
Echtgeldtransaktionen
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