Submersed - Test, Action-Adventure, PlayStation4, PC

Submersed
05.04.2019, Michael Krosta

Test: Submersed

Hai-Horror im Unterwasser-Labor

Das baskische Indie-Studio Main Loop will mit Submersed für beklemmenden Survival-Horror unter der Wasseroberfläche sorgen und wurde dafür von Sony in das Programm PlayStation Talents inklusive Förderung aufgenommen. Wir sind in das Unterwasser-Labor abgetaucht und haben uns für den Test den Gefahren gestellt, die in den verwinkelten Gängen und bei Tauchgängen lauern.

Kennt noch jemand den Film Deep Blue Sea, in dem genetisch modifizierte Haie durch Experimente für ein Alzheimer-Medikament plötzlich zu Intelligenz-Bestien werden und ein Labor samt Personal zerlegen? Die Ausgangssituation von Submersed ist sehr ähnlich – mit dem Unterschied, dass hier ein mysteriösen Parasit die ohnehin schon bedrohlichen Raubfische cleverer und damit noch gefährlicher macht. Schon im Prolog bekommt man einen ersten Eindruck davon, wie so eine Begegnung mit einem Killer-Hai ausgehen kann. Folgt man kurz darauf einem Notruf und kehrt in der Rolle des Sanitäters Jack Ballard zum havarierten Unterwasserlabor zurück, schleicht man also bereits mit dem nötigen Respekt durch die teils überfluteten sowie engen Gänge der Station. Die Aufgabe klingt simpel: Überlebende bergen, Stromversorgung wiederherstellen und Hilfe kontaktieren. Doch dabei erweisen sich nicht nur die gefährlichen Tauchgänge als Hindernis...

Die Killer-Fische sind los

In der Theorie bringt Submersed eigentlich alles mit, um packenden Survival-Horror zu servieren: Das Szenario wirkt spannend und ist im Spielebereich noch relativ unverbraucht. Und Haie haben für mich trotz Trash-Orgien à la Sharknado noch nichts von ihrer Faszination verloren und erfüllen immer noch überzeugend das Klischee einer gnadenlosen Killermaschine. Davon abgesehen bedient sich Main Loop zahlreicher Elemente, die man von anderen Vertretern des Genres kennt: Genau wie bei Outlast erlebt man das Geschehen aus der Ego-Ansicht und bringt mit einer Taschenlampe Licht ins Dunkel – aber nur so lange die Batterie durchhält. Leider findet man nur selten Ersatz, weshalb man zu oft dazu gezwungen wird, durch die Dunkelheit zu tappen.

Spannendes Szenario

Neben der Orientierung verliert man dabei zunehmen den Spaß: In Submersed ist es wirklich verdammt finster! Da sich in den Optionen keine Einstellungen zur Gamma-Korrektur finden, muss man notgedrungen am Fernseher die Helligkeit erhöhen, um weiterhin halbwegs den Durchblick zu haben. Von daher hätten entweder mehr Batterien oder ein längeres Durchhalten der Energiezellen nicht geschadet. Immerhin: Wichtige Objekte werden künstlich hervorgehoben, damit man sie auch in der

Wichtige Objekte werden in der Dunkelheit künstlich hervorgehoben, damit man sie nicht übersieht.
Dunkelheit findet. Darüber hinaus ist es auch möglich, sich zu verstecken – sei es in kleinen Schränken oder hinter einem Sichtschutz. Ein entsprechendes Icon zeigt an, wenn man für den Gegner unsichtbar ist.

Allerdings muss man sich den Gefahren nicht immer wehrlos stellen: Ist man zu Beginn noch gezwungen, sich auf Bewegungsanzeigen am Tauchanzug zu verlassen und den Haien in mitunter frustrierenden Trial&Error-Sequenzen aus dem Weg zu gehen, kann man sie später mit einem Elektroschocker abwehren oder zusammengebauten Magneten gezielt ablenken. Allerdings hat man meist nur wenig Zeit zum Durchatmen, was auch daran liegt, dass die Gegner hier deutlich flinker unterwegs sind als man selbst. Trotz einer Sprint-Funktion hat man also nur selten die Chance, einem Verfolger zu entkommen. Genau wie bei Resident Evil ist das Inventar begrenzt: Man hat also nur sehr wenig Platz, um Gegenstände wie Heilspritzen oder Ressourcen zur Erstellung von Dietrichen und Munition unterzubringen. Immerhin lassen sich Objekte in Schließfächern zwischenlagern, auf die man zwischendurch immer wieder Zugriff erhält. Dummerweise ist auch dort irgendwann das Limit erreicht. Das ist vor allem deshalb problematisch, weil man überflüssige oder weniger wichtige

War hat Angst vorm großen Hai?
Gegenstände nicht einfach entfernen kann. Möglich ist nur, durch die fummelige Kombinationsmechanik etwas Platz einzusparen, indem man z.B. die Waffe lädt, Medizin mit Spritzen kombiniert oder sich Magneten bastelt.

Nicht wehrlos

Die Geschichte wird hauptsächlich durch Dokumente erzählt, die man entweder in Form von Notiz-Zetteln oder Dateien in Computern findet. Gleichzeitig liefern sie manchmal Hinweise auf die Umgebungsrätsel nach Schema F. Manchmal gibt es aber auch Dialoge zu hören, bei denen man sich angesichts der schwachen Sprecherleistungen wünscht, es wäre bei den Schriftstücken geblieben. Geplaudert wird hier übrigens nur auf Englisch, wahlweise mit deutschen Untertiteln, die mitunter Übersetzungsfehler und eine seltsame Formatierung aufweisen.

Überhaupt wirkt der Survival-Trip an vielen Stellen unausgereift. Einen gehörigen Anteil daran hat die Technik. Offenbar hat es sich bei Indie-Entwicklern trotz zahlreicher Fehlschläge immer noch nicht herumgesprochen, dass die Unity-Engine vielleicht nicht die beste Wahl darstellt, wenn man ein 3D-Spiel auf einer Konsole realisieren möchte. So auch hier: Ein Großteil der Texturen wirkt detailarm, die Beleuchtung schon allein aufgrund fehlender Echtzeit-Schatten erschreckend matt und was die Wasserdarstellung angeht, hat man bereits zu PS2-Zeiten eindrucksvollere Schwimm- und Tauchausflüge erlebt wie z.B. bei Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty. Die Haie sind dermaßen grob modelliert und mäßig animiert, dass sie schon fast zu einer Lachnummer verkommen, wenn sie plötzlich vor einem auftauchen und das Maul mit den spitzen Zähnen aufreißen. Und dennoch hat man angesichts der schwankenden und allgemein viel zu niedrigen Bildrate ständig das Gefühl, als würde sich die PS4 technisch am und über dem Limit bewegen. Dazu gesellen sich lange Ladezeiten.

Schwächen bei Technik und Atmosphäre

Die angestaubte Grafik ist die eine Sache. Doch im Zusammenspiel mit der schlechten Soundkulisse mutiert die Technik endgültig zum Atmosphärekiller. Denn neben den schlechten Sprechern werden zumindest die Abstecher ins „Haifischbecken“ von einem seelenlosen Gitarren-Geschrammel begleitet, bis einem die Ohren bluten. Als wäre das nicht schon schlimm genug, wird man zudem von einem penetranten und monotonen Herzklopfen aus den Lautsprechern genervt, sobald der Puls der Spielfigur steigt. Dem kann man zwar theoretisch durch Medikamente entgegenwirken, doch zum einen sind die Tabletten genauso rar gesät wie alle anderen Ressourcen und zum anderen handelt es sich manchmal offenbar um Placebos ohne Effekt. Auch habe ich mich häufig gefragt, ob der hohe Puls überhaupt irgendwelche Auswirkungen hat – aufgefallen ist mir bis auf die nervige Soundbegleitung jedenfalls nichts. Ärgerlich ist auch die eingeschränkte Mechanik: Was macht man als erstes, wenn man in einem überfluteten Raum bis zum Oberkörper im Wasser steckt und ein Hai angeschwommen kommt? Man klettert auf einen Tisch oder ein anderes Möbelstück, um aus dem Wasser herauszukommen.

Das Inventarmanagement ist ein Graus.
Möglichkeiten dazu gäbe es in der Station mehr als genug, doch da man selbst kontextsensitiv weder springen noch klettern kann, macht einem die rudimentäre Spielmechanik einen Strich durch die Rechnung.

Wer sich in der Regel mit einer invertierten Steuerung durch 3D-Welten schlägt, wird allerdings noch weniger Spaß mit Submersed haben. Zwar gibt es eine entsprechende Option für das Umkehren der Y-Achse, doch wird sie nicht nur bei jedem neuen Spielstart, sondern häufig auch nach dem vorzeitigen Tod bei der Rückehr zum letzten Checkpunkt einfach wieder überschrieben. Gerade in den Trial&Error-Sequenzen ist es mehr als nervig, wenn man ständig wieder die Steuerung im Menü umstellen muss. Hinzu kommen weitere kleine Bugs wie etwa Schranktüren, die sich permanent drehen oder Stellen, an denen man festhängt und den letzten Speicherpunkt erneut laden muss.

Bug-Alarm

Fazit

Submersed wirkt leider auf ganzer Linie billig! Angefangen bei der schwachen Technik über die misslungene Soundkulisse bis hin zu schlechten und mitunter frustrierenden Designentscheidungen ist dieser Horror-Trip unter die Wasseroberfläche eine riesige Enttäuschung. Es mag in erster Linie dem geringen Budget des kleinen Indie-Teams geschuldet sein, dass man nicht bei den großen Fischen im Horror-Teich mitschwimmen kann. Aber vielleicht hat sich Main Loop mit seinem Konzept auch einfach übernommen und mit Unity auf die falsche Engine gesetzt. Schade ums interessante Szenario, das viel Potenzial für klaustrophobische Tauchgänge mit atmosphärischen Lichtstimmungen und Angst einflößenden Killer-Haien gehabt hätte. So aber leider nicht!

Pro

  • spannendes und interessantes Szenario

Kontra

  • viel frustrierendes Trial & Error
  • zu wenige Ressourcen für Verteidigung, Lampe und Heilung
  • überwiegend viel zu dunkel (und kein Helligkeitsregler)
  • schlechte (englische) Sprecher
  • miserabler, unpassender Metal-Soundtrack bei Hai-Sequenzen
  • magere Sound
  • und Lichteffekte
  • z.T. fehlerhafte Übersetzungen und seltsame Text-Formatierungen
  • sehr rudimentäre Mechanik ohne Klettern oder Springen
  • penetrantes Herzklopfen-Geräusch
  • angestaubte Kulisse mit viel Copy & Paste
  • schwach animierte und grob modellierte Hai-Gegner
  • lange Ladezeiten
  • schlimmes Inventarmanagement
  • invertierte Steuerung wird ständig wieder umgestellt
  • Bildrate am Limit bzw. generell sehr niedrig (Unity-Engine)
  • vereinzelte Bugs

Wertung

PlayStation4

Submersed bietet zwar ein ansprechendes Szenario, doch die schwache Technik lässt in Kombination mit schlechten Designentscheidungen den Spaß am feucht-schaurigen Survival-Horror rapide absaufen.

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