Zanki Zero: Last Beginning - Test, Rollenspiel, PS_Vita, PlayStation4, PC

Zanki Zero: Last Beginning
23.04.2019, Jens Bischoff

Test: Zanki Zero: Last Beginning

Postapokalyptisches Klonabenteuer

Knapp ein Jahr nach seinem Japan-Debüt, hat Spike Chunsoft Zanki Zero: Last Beginning (ab 55,40€ bei kaufen) auch in Europa veröffentlicht. Ob sich das Warten auf das "Non-Stop-Survival-Spiel" der DanganRonpa-Macher gelohnt hat, verrät der Test.

Das Spiel beginnt mit dem Selbstmord des 25-jährigen Journalisten Haruto Higurashi, der sich am Abend des 8. Juli 2018 vom Dach des Mashiro Garden Towers in die Tiefe stürzt. Doch sein Fall endet nicht mit einem dumpfen Knall auf dem harten Asphalt, sondern mit einem feuchten Platsch ins Wasser.

Am 8. Juli 2018 beschließt der junge Journalist Haruto Higurashi sich das Leben zu nehmen...
Zudem ist es plötzlich taghell und eine ruhige Stimme fragt seine Identität ab. Dann erklingt ein bestätigender Jingle wie aus einem alten Spielautomaten und als er seine Augen öffnet, findet er sich angespült am sandigen Strand einer tropischen Insel wieder.

Totgesagte leben länger

Die Sonne brennt, aus dem Meer ragen bizarr aufgerichtete Stadtruinen empor und hinter ihm singt eine weibliche Stimme "Bruder Jakob".

...kurze Zeit später kommt er am Strand einer postapokalyptischen Insel wieder zu sich.
Als er sich umdreht, erblickt er ein blondes Mädchen mit rustikalen Arm- und Beinprothesen, die sich als Sachika Hirasaka vorstellt und ihm erklärt, dass er sich auf Garage Island befinde - einer kleinen Insel in einem postapokalyptisch anmutendem Meer, aus denen die zivilisatorischen Überreste der Welt wie groteske Grabsteine herauszuragen scheinen.

Garage Island selbst wirkt wie eine ehemalige Ferieninsel, die vor Jahrzehnten aufgegeben und dem Verfall überlassen wurde. Die Gebäude sind verwittert und von Pflanzen überwuchert, Mauern sind eingebrochen, Autowracks rosten vor sich hin, abgerissene Kabel baumeln von verbogenen Strommasten, alte Reifen und Plastikkanister liegen in der Gegend herum. Dann erreichen die beiden eine Garage, die Haruto irgendwie bekannt vorkommt.

Alle auf der Insel Gestrandeten haben ein mysteriöses Kreuz-Implantat in ihrem Bauchnabel.
Doch bevor er weiter darüber nachdenken kann, stellt ihm Sachika sechs weitere Gestrandete vor, die sich hier notdürftig eingerichtet haben: Milliardärstochter Yuma Mashiro, Kinderarzt Mamoru Ichiyo, Floristin Rinko Susukino, Bondage-Künstler Ryo Mikajime, Bergbauer Zen Kubota und Polizistin Minamo Setouchi. Alle bis auf Sachika scheinen um die 25 Jahre alt und bis auf ein merkwürdiges Metallimplantat im Bauchnabel unversehrt. Auch Harutos Unterleib weist diesen kreuzförmigen Fremdkörper auf.

Illustre Schicksalsgemeinschaft

Dabei handelt es sich allerdings nicht um ein modisches Piercing, sondern um einen persönlichen Erinnerungsspeicher, wie er später erfährt. Denn wie alle anderen Gestrandeten auch, ist Haruto nur ein Klon seiner selbst und das Kreuz fortan sein wertvollster Besitz. Das Klondasein hat nämlich einen entscheidenden Makel: Der Körper jedes Klons ist einem rapiden Alterungsprozess unterworfen, so dass die Lebenserwartung aktuell nicht mehr als 13 Tage beträgt. Dank des Implantats können Verstorbene allerdings beliebig oft wiederbelebt werden.

Erklärt wird ihnen das alles von einer herrlich skurrilen Fernsehshow namens Extend TV, die von einem flegelhaften Jungen und - wie könnte es angesichts der Klonthematik anders sein - einem gutmütigen Schaf moderiert wird. Grandios!

In skurrilen Fernsehsendungen werden den Inselbewohnern bittersüße Lektionen erteilt.
Das Ganze erinnert ein wenig an Monokuma und Usami aus DanganRonpa 2, was natürlich kein Zufall ist, da auch für Zanki Zero DanganRonpa-Produzent Yoshinori Terasawa und -Designer Takayuki Sugawara verantwortlich zeichnen. Klar, dass Sado-Bär Monokuma da nicht nur von verwitterten Werbeplakaten herabgrinst, sondern auch den ein oder anderen Gastauftritt hinlegt...

Tradition verpflichtet

Doch auch wenn es stilistisch und inhaltlich einige Parallelen gibt, setzt sich Zanki Zero spielerisch klar von der DanganRonpa-Reihe ab. Statt bizarrer Mordermittlungen und Gerichtsverhandlungen wird hier ein klassischer schrittbasierter Dungeon-Crawler mit Echtzeit-Kämpfen, Stützpunkt-Management und Visual-Novel-Flair serviert.

Zudem lassen biografische Video-Rückblicke in verstörende persönliche Abgründe blicken.
So tauchen nach und nach neue Inseln vor der Küste von Garage Island auf, die es nicht nur nach überlebensnotwendigen Rohstoffen, sondern auch nach wichtigen Bauteilen und Informationen abzugrasen gilt.

Nebenbei werden dort auch jedes Mal prekäre Videos über die meist tragische Vergangenheit der jeweils gesteuerten Gruppenmitglieder zu Tage gefördert, ihre Sünden entblößt und Misstrauen untereinander gesät. Trotzdem will natürlich jeder wissen, warum gerade sie hier zusammen sind, was mit der Welt, die sie einst kannten, passiert ist und wer hinter den Aufzeichnungen steckt und für alles verantwortlich ist.

Kopfzerbrechen bereiten hin und wieder auch die Rätsel und Hindernisse, die es in den mehrstöckigen Labyrinthen der einzelnen Inseln zu bewältigen gilt.

Beim Sammeln von Nahrung und Rohstoffen muss auch die Traglast berücksichtigt werden.
Mal müssen nur Schlüssel gefunden, Schalter umgelegt oder Druckplatten beschwert werden. Doch es wollen auch versteckte Hinweise gefunden, Codes entschlüsselt und perfide Zusammenhänge hergestellt werden. Manchmal kommt man sogar nur mit dem richtigen Gewicht oder Alter bzw. der korrekten Körpergröße weiter.

Sterben hilft

Dann muss man halt warten, bis wieder jemand das Zeitliche segnet und als Kind wiedergeboren durch ansonsten unpassierbare Spalten passt. Sterben hat aber auch andere Vorteile: Je mehr Todesarten, Shigabane genannt, man erleidet, um so resistenter wird die nächste Klongeneration. Wer an einer Verbrennung stirbt, erleidet nach seiner Wiedergeburt weniger Schaden durch Feuer.

Durch das Erleiden neuer Todesarten werden die Gruppenmitgleider zunehmend resistenter.
Kommt man in einem bestimmten Lebensalter zu Tode, wird dieses beim nächsten Mal um einen Tag verlängert, usw.

Insgesamt lassen sich weit über hundert Todesarten sammeln, darunter auch so exotische Befunde wie Tod durch einen Stuhlschlag oder gestorben in einer vollgepinkelten Hose. Und auf seine Blase sollte man tatsächlich auch achten, denn wer ständig isst und trinkt, aber nicht aufs Klo geht, nässt sich irgendwann ein, wodurch der Stress steigt und irgendwann die Gesundheit sinkt. Zur Not hilft auch eine leere Flasche, wildes Urinieren ist hingegen tabu. Doch wer nichts isst oder zu häufig verdreckte Toiletten benutzt, riskiert ebenfalls gesundheitliche Einbußen.

Ausdauer und Traglast sind ebenfalls begrenzt. Und so muss man auch beim Basisausbau abwägen, ob man zuerst die Latrinen saniert, das Lager vergrößert oder die Schlafplätze erweitert. Wer will, kann sich sogar an einem funktionsfähigen Spielautomaten namens Reckless Skies versuchen. Küche und Werkstatt können ebenfalls durch bauliche Maßnahmen schrittweise verbessert werden, was wiederum die Produktion neuer Ausrüstung und Speisen ermöglicht.

Spiel im Spiel: Ballerfans können sich in der Basis an einer Runde Reckless Skies versuchen.
Wer sein Leibgericht serviert bekommt, ist natürlich besonders glücklich, während das Missachten persönlicher Allergien und Unverträglichkeiten fatale Folgen haben kann.

Hoch hinaus

Außerdem können durch Pärchenbildungen beim Schlafen Beziehungen gefestigt und individuelle Bonuseffekte wie eine erhöhte Erfahrungspunkteausbeute, ein Verhindern bestimmter Statusbeeinträchtigungen oder eine Reichweitenerhöhung der automatischen Kartenfunktion initiiert werden. Bei Stufenaufstiegen erhalten die Charaktere zudem Skill-Punkte, die man frei in den Erwerb individueller Fertigkeiten und Talente investieren kann.

Abgetrennte gegnerische Gliedmaßen können transplantiert und selbst verwendet werden...
Charakterwerte wie Lebenspunkte, Ausdauer, Stärke oder oder Traglast hängen außerdem vom aktuellen Alter ab.

Darüber hinaus lassen sich bestimmte gegnerische Gliedmaßen, die im Kampf anvisiert und abgetrennt werden können, als Transplantate nutzen, um damit spezielle Angriffe und Boosts wirken oder Hindernisse überwinden zu können. Zu häufiger Gebrauch kann aber zu einem Kontrollverlust und schlussendlich zum eigenen Tod führen. Später kann man genau den auch gezielt nutzen, um am letzten Lebenstag noch einmal alles zu geben und mit einem fatalen, aber verheerenden Finisher abzutreten.

Die Kämpfe gegen die feldweise umherziehenden Kreaturen, wie mutierte Menschen, Klone und Tiere, die man oft schon von Weitem an ihren Geräuschen erkennt, laufen in Echtzeit ab. Je nachdem, wie lange man die Angriffstaste drückt, führen die bis zu vier aktiven Gruppenmitglieder ausdauerzehrende Standard-, Auflade- und Komboangriffe aus.

...Mit den neu erworbenen en Körperteilen kann man manchmal sogar Mauern einreißen.
Zudem gibt es ein einfaches quadratisches Formationssystem: Bei Gegenangriffen nehmen die Charaktere, die dem Angreifer am nächsten sind, den größten Schaden. Durch einen Druck auf die Menütaste lassen sich die Kämpfe jederzeit pausieren und angeschlagene Gruppenmitglieder auswechseln.

Schritt für Schritt

Nur beim Zugriff auf Inventar und Ausrüstung läuft das Spielgeschehen weiter. Und wer einen tödlichen Treffer erleidet, lässt all sein Hab und Gut fallen. Sind die anderen Überlebenden selbst voll bepackt, muss auch mal Ausrüstung zurückgelassen und später wieder geborgen werden. Für einen kleinen Obolus kann man automatisch zum Stützpunkt zurückkehren, zeitsparende Schnellreisepunkte für die Rückkehr in die Labyrinthe gibt es allerdings keine.

Die Zwischensequenzen sind teils recht blutig - kleinere Zensuren gibt es trotzdem.
Auch gespeichert wird nur bei Stockwerkswechseln und anderen vorgegebenen Punkten. Im Stützpunkt kann zudem der Schwierigkeitsgrad in anfangs drei, später sogar fünf Stufen angepasst werden.

Bei der Sprachwahl kann man zwischen japanischem Originalton und englischer Synchronisation wechseln. Die Vertonung ist allerdings nicht durchgehend und deutsche Untertitel gibt es auch keine. Die grafische Inszenierung hätte ebenfalls aufwändiger ausfallen können - sowohl hinsichtlich der Kulissen und Gegner als auch Animationen und Effekte. Hinzu kommen kleinere Zensuren gegenüber dem japanischen Original und logische Inkonsequenzen, wie Dialogszenen mit Gruppenmitglieder, die gerade tot sind. Den Spielspaß trübt das aber kaum und wer von dem bizarren Überlebenskampf nicht genug bekommt, kann sich nach Spielende sogar über einen New-Game-Plus-Modus freuen.

Fazit

Das von DanganRonpa-Produzent Yoshinori Terasawa und -Designer Takayuki Sugawara entworfene Survival-Rollenspiel Zanki Zero: Last Beginning entführt in eine bizarre postapokalyptische Inselwelt, in der acht Gestrandete nicht nur ums Überleben kämpfen, sondern auch mit ihrer tragischen Vergangenheit konfrontiert werden, die über skurrile TV-Sendungen und Videos Stück für Stück ans Tageslicht gebracht wird. Zudem erfahren sie, dass sie selbst nur Klone sind, die rapide altern und Ressourcen für ihre unausweichlichen Wiederbelebungen sammeln müssen. Durch neu erlittene Todesarten und Transplantationen gegnerischer Körperteile werden sie zudem immer stärker. Darüber hinaus gilt es das Lager auszubauen, Essen und Ausrüstung zu produzieren, Rätsel zu lösen und allerlei groteske Gegner zu bezwingen. Getrübt wird der ebenso packende wie motivierende Survival-Trip lediglich von kleinen logischen Inkonsequenzen, spröder Technik, lückenhafter Vertonung und fehlender deutscher Übersetzung. Doch davon sollten sich Fans bizarrer Endzeitabenteuer nicht abschrecken lassen!

Pro

  • bizarres Klon-Szenario
  • skurrile Figuren und TV-Sendungen
  • Protagonisten mit rapidem Alterungsprozess
  • von erlittenen Todesarten beeinflusste Wiederbelebungen
  • von Gegnern abtrennbare Körperteile für Transplantationen
  • individuelle Charakter- und Camp-Entwicklung
  • altersbezogene Ereignisse und Hindernisse
  • persönliche Essvorlieben und Allergien
  • interessante Rätsel und Bosskämpfe
  • motivierende Beutehatz für Crafting und Basisausbau

Kontra

  • unspektakuläre Technik
  • nur sporadische Sprachausgabe
  • kleine logische Inkonsequenzen und Zensuren
  • nicht lokalisiert

Wertung

PlayStation4

Postapokalyptischer Überlebenskampf, dessen rapide alternden Klon-Protagonisten mit ihrer tragischen Vergangenheit konfrontiert werden.

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Kommentare
CritsJumper

Einfach einen Gegenstand auf den Schalter werfen.. und ich bin da nicht drauf gekommen *augenverdreh*.

Naja mal schauen wie der erste Bosskampf morgen wird. Ich gehe jetzt das Risiko ein das die verwendete Zeit zum Spielen keine Einflüsse auf das Geschehen hat, auch wenn die Entwickler das ja immer an deuten. Wäre mal toll wirklich ein Echtzeitspiel von den Entwickler zu sehen in Anlehnung an das Adventure "The Last Express".

@sabienchen
Du kannst doch die PS4 als Retail kaufen und das dann auf die Vita Streamen..

vor 4 Jahren