Dangerous Driving - Test, Rennspiel, XboxOne, PlayStation4Pro, PlayStation4, XboxOneX, PC
Three Field Entertainment hat zuletzt mit der Danger-Zone-Serie in der eigenen Vergangenheit gewildert, als man noch bei Criterion beschäftigt und maßgeblich an der Entwicklung der Burnout-Serie beteiligt war – dem Inbegriff des spektakulären Arcade-Rennspiels. Die Variation der Crash-Kreuzungen aus Burnout konnten allerdings bei uns nur solide Wertungen erreichen: Teil 1 bekam 67% (zum Test), Teil 2 einen Prozentpunkt mehr (zum Test). Kritikpunkte waren jeweils ein merkwürdiges KI-Verhalten, eine trotz spürbarem Arcade-Fundament etwas schwammige Steuerung, ein nur rudimentäres Schadensmodell und gelegentliche Mikroruckler – alles Elemente, die man zu Criterion-Zeiten besser im Griff hatte. Nicht umsonst haben Burnout Revenge und Burnout 3 seinerzeit jeweils einen Platin-Award einheimsen können, während sich das letztes Jahr als Remaster erneut veröffentlichte Burnout Paradise bei seiner Premiere vor gut zehn Jahren noch Gold greifen konnte.
Burnout lässt grüßen
Angesichts dieses Entwicklungs-Portfolios ist es erstaunlich, wie spröde sich Dangerous Driving immer wieder präsentiert. Dabei hat Three Fields im Kern seine Hausaufgaben gemacht: In vielen Punkten erinnern die aggressiv geführten Auseinandersetzungen auf den
vorgegebenen, durchaus ansprechend designten Kursen an die Rennspiele, mit denen Criterion seinerzeit den Markt nach Belieben dominierte. Sie sind schnell. Sie sind brachial. Und sie bieten spektakuläre Unfälle. Doch je mehr man sich mit Dangerous Driving beschäftigt, umso deutlicher wird, dass Three Fields mit einem deutlich schmaleren Budget auskommen musste als Criterion damals. Denn der Spaß, den die Boliden auf den Asphalt bringen, bleibt ebenso an der Oberfläche wie viele der Mechaniken, die man hier zitiert. Nehmen wir z.B. die Crash-Sequenzen. Wo die Unfälle bei Burnout eigentlich keinen kalt ließen, wenn sich das Metall der Karosserie für die Zuschauer in einer Zeitlupe beinahe schon schmerzhaft verformte, das Glas auf dem Teer verteilte oder einzelne Teile der Aufhängung abgetrennt wurden, lassen einen die Karambolagen hier kalt. Sie werden bei weitem nicht so schick zelebriert, lassen auf Dauer Abwechslung vermissen und füllen einen längst nicht mehr so mit Adrenalin wie bei den Vorbildern aus den letzten Konsolen-Generationen. Das Konzept geht immer noch auf und ist als Motivationsbasis annähernd so stark wie damals. Doch mit der deutlich reduzierten Deformierung fehlt das Spektakuläre, das von den mitunter überhand nehmenden Partikeleffekten in keiner Form aufgefangen werden kann.Die gute alte Zeit
Klar sind die 60 Bilder, im Rahmen derer man auf PS4 Pro und One X die Boliden kontrolliert, unter dem Strich responsiver - die Eingaben werden hier einen Tick genauer umgesetzt. Doch ähnlich wie schon bei Danger Zone hat man im Gegensatz zu sämtlichen Burnouts weder auf den Standard- noch den Premium-Konsolen niemals das Gefühl der kompletten Kontrolle über das Fahrzeug. Beim „normalen“ Fahren etwas zu empfindlich, beim Driften hingegen zu schwammig, gewöhnt man sich zwar nach kurzer Zeit an diese Mankos und kann gegenwirken. Doch hier wird abermals deutlich, wie punktgenau Criterion damals die Burnouts entwickelt hat und wie schwierig es auch aus heutiger Sicht ist, dieses Fahrgefühl wieder auf die virtuelle Straße zu bringen. Und darunter leiden natürlich auch die gut gemeinten sowie erneut die „alte“ Zeit zitierenden Spielmodi.
Denn gleichgültig ob man in Heatwave versucht, seinen Turbo-Boost durchgängig zu benutzen, in „Face-Off“ nach einem Duell die Karre des Gegners in seine Garage stellt, in Survival oder Shakedown gegen die Zeit rast oder in Road Rage die Kontrahenten mit Takedowns von der Straße rammt: Sowohl diese als auch die übrigen Renn-Varianten leiden unter der gewöhnungsbedürftigen Steuerung, an die man sich aber immerhin gewöhnen kann. In keiner Form gewöhnen kann ich mich an die unakzeptable Gummiband-KI. Dass ein derartiges Verhalten in Arcade-Racern eingesetzt wird, um Spannung zu garantieren, kann ich hinnehmen. Doch dass in einem Event z.B. in einem Zeitraum von etwa zehn Sekunden ein fünfsekündiger Vorsprung zu einem achtsekündigen Rückstand wird, nur damit der KI-Fahrer ein paar hundert Meter vor der Ziellinie stehen bleibt, um mich passieren zu lassen, stört enorm. Gleiches gilt für Fahrer, die man per Takedown abschießt, die aber trotzdem nur wenige Sekunden später wieder neben einem fahren oder in einem unmöglichen Affenzahn an einem vorbei schießen. Wenn alles funktioniert, kann man mit Dangerous Driving durchaus Spaß haben. Doch der Motivations-Motor kommt zu häufig bedingt durch sich summierende Kleinigkeiten ins Stottern.
Das Fundament ist brüchig
Fazit
Dass die Erwartungen an Dangerous Driving recht hoch sind, liegt in der Natur der Dinge. Immerhin kommt der geistige Nachfolger der klassischen Burnout-Rennspiele von Three Fields Entertainment. Und dahinter stehen mit Alex Ward, Fiona Sperry und Paul Ross drei hochrangige Urgesteine von Criterion, den ursprünglichen Entwicklern von Burnout. Und angesichts dieses Stammbaums ist Dangerous Driving eine Enttäuschung. Man findet zwar überall Elemente, die die Hochgeschwindigkeitsrennspiele seinerzeit auszeichneten und die erfolgreich dafür sorgen, dass der Burnout-Wind immer wieder über den Asphalt jagt. Dem stehen jedoch an zu vielen Stellen mechanische oder technische Mankos gegenüber. An die Steuerung, die sich in einen selbst für Arcade-Verhältnisse unbequemen Spagat zwischen beim Drift schwammigem, ansonsten aber zu empfindlichen Fahrverhalten äußert, kann man sich noch gewöhnen. Doch die gemessen am Urahn schwach inszenierten Crash-Sequenzen, die zu frustrierenden Aussetzern neigende Gummiband-KI sowie die magere Akustik, bei der man Musik während der PS-Duelle nur mit einem Premium-Spotify-Konto genießen darf, bremsen die Motivation immer wieder aus. In seinen besten Momenten ist Dangerous Driving eine gelungene Hommage an die Serie, die in der vorletzten Konsolengeneration den Arcade-Racer fast im Alleingang dominierte. Doch diese Augenblicke sind rar. Viel häufiger wirkt das Rennspiel wie ein unfertiges Projekt, dem Geld und Zeit fehlte, um es zu polieren und wirklich zu dem Burnout-Erben werden zu lassen, der es hätte sein können.
Pro
- spiritueller Nachfolger der Burnout-Serie
- prickelnde Hochgeschwindigkeit
- abwechslungsreiche Modi
- saubere Kulisse...
- knapp 30 Fahrzeuge
- sieben abwechslungsreiche Umgebungen
Kontra
- schwache Akustik
- unspektakuläre Crash-Sequenzen
- teils herbe KI-Macken
- ... die aber nicht frei von Mikrorucklern ist
- Musik im Spiel nur über Premium-Spotify-Konto
- immer wieder unsaubere Steuerung