Neo Atlas 1469 - Test, Taktik & Strategie, Switch, PC, PS_Vita

Neo Atlas 1469
03.05.2019, Jens Bischoff

Test: Neo Atlas 1469

Die Welt wird rund

Die Neo-Atlas-Reihe von A-Train-Schöpfer Artdink gibt es mittlerweile schon seit mehr als 20 Jahren. Der jüngste Ableger, Neo Atlas 1469 (ab 29,95€ bei kaufen), ist nach PlayStation Vita und PC vor Kurzem auch für Switch erschienen. Wie gut sich die handelsorientierte Erschließung der Welt am Ende des 15. Jahrhunderts auf Nintendos Konsole präsentiert, klärt der Test.

Am 1. Oktober 1468 übernimmt man die Geschicke einer kleinen portugiesischen Handelsgesellschaft, deren finanzielle Mittel nach einer gescheiterten Afrika-Expedition nahezu erschöpft sind.

Wissenschaftlicher Admiral: Professor Peres will beweisen, dass die Erde eine Kugel ist.
Zusammen mit einem seetauglichen Professor, der beweisen will, dass die Erde eine Kugel ist, verlässt man Lissabon, um über die Grenzen der bis dato kartografierten Welt hinaus Neuland zu entdecken, das Ende der Welt zu widerlegen und mit exotischen Waren Handel zu treiben.

Aufbruch ins Ungewisse

Auf einer frei navigierbaren Weltkarte, die zu Beginn nur Europa und Nordafrika abbildet, wagt man sich mit seinen Schiffen immer weiter in unbekanntes Terrain vor. Jeder automatisch kartografierte Vorstoß kann anschließend genauer unter die Lupe genommen werden, um vom Nebel der Ungewissheit befreite Siedlungen, Handelswaren und andere Entdeckungen zu untersuchen. Dabei verfügt jeder neu entdeckte Ort über regionale Produkte wie Nahrungsmittel, Bodenschätze oder Gewürze, mit denen gehandelt werden kann.

Wer suchet, der findet: Jeder neu entdeckte Ort verspricht lukrative Schätze und Handelwaren.
Da die Anzahl der vom portugiesischen König genehmigten Handelsrouten begrenzt ist, muss man sich allerdings überlegen, welche Häfen bzw. Waren man miteinander verbindet. Danach kauft man noch ein passendes Schiff, das fortan automatisch zwischen den beiden Orten pendelt. Ist der Erlös aus dem Warenhandel größer als die Kosten für Schiff und Crew, macht man Gewinn und kann sich schon bald größere oder schnellere Schiffe leisten, um noch höhere Erträge einzufahren und auch die Entdeckung der Welt zu beschleunigen.

Goldgräberstimmung

Manchmal kann es sich jedoch auch lohnen, zwei Häfen miteinander zu verbinden, deren Warenaustausch nur wenig Gewinn abwirft, aber dafür völlig neue Produkte erzeugt, die anschließend reißenden Absatz finden oder in der Handelszentrale dauerhaft als Handelsgut angeboten werden können.

Passen zwei Handelgüter zueinander, werden automatisch neue Waren daraus hergestellt.
So lassen sich zum Beispiel mit Trauben und Fässern Wein, mit Glas und Quecksilber Spiegel oder mit Salpeter und Schwefel Schwarzpulver produzieren. Vieles kann man logisch ableiten, während man manches eher zufällig entdeckt.

Ähnlich verhält es sich auch mit dem Entdecken der Welt, deren kontinentale Anordnung zwar sehr vertraut wirkt, aber mit teils völlig fremden Küstenverläufen aufwartet und so spannend bleibt. Man kann sogar selbst Einfluss auf das Endresultat nehmen, da man das Ergebnis jedes geografischen Vorstoßes erst absegnen muss, bevor er kartografisch festgehalten wird. Gefällt einem ein Entdeckungsbericht nicht, kann man ihn einfach abweisen und sein Erkundungsschiff erneut losschicken, um gegebenenfalls ein komplett anderes Ergebnis zu erhalten.

Eine Welt nach Maß

Beim Herumscrollen und -zoomen auf der immer umfangreicheren Weltkarte entdeckt man aber nicht nur neue Siedlungen oder Handelswaren, sondern hin und wieder auch mysteriöse Tempel, Höhlen, Schiffswracks und andere Orte, die man erkunden kann - sowohl in Rahmen kleiner Nebenquests als auch einfach nur, um dort Schätze zu bergen. Wer Anker, Kanonen oder anderes Schiffszubehör findet, kann dies sogar auf seinen Schiffen installieren.

Mit erbeuteten Schiffsbauplänen kann man neue Segelschiffe für seine Flotte bauen.
Mit einem alchemistischen Pendel kann man zudem ähnlich wie mit einer Wünschelrute nach versteckten Schatzkisten suchen.

Darüber hinaus hängt die Stärke jeder Flotte von den gewählten Schiffsarten und dem zugeteilten Admiral ab, dessen Charakterwerte durch entsprechende Einsätze aktiv verbessert werden können. Neue Schiffsmodelle kann man während seiner Reisen freischalten, zusätzliche Admiräle in den verschiedenen Etappen des Spielverlaufs anwerben. Die Anzahl der Flotten wird wie die der Handelsrouten vom König bestimmt, wobei erfolgreiche Händler und Entdecker nicht nur Titel oder finanzielle Belohnungen, sondern auch zusätzliche Flotten- und Handelskapazitäten erhalten.

Die Flotte wächst

Hier und da trifft man auch auf Piraten und Seeungeheuer, die Wege blockieren oder Handelsschiffe überfallen. Mit ausreichend Mut und Kanonen kann man ihnen jedoch Paroli bieten. Die Kämpfe selbst verlaufen dabei allerdings vollautomatisch, während die Präsentation generell auf Sparflamme kocht. Zudem gibt es weder Sprachausgabe, noch eine deutsche Lokalisierung. Darüber hinaus hätte ich mir eine bessere Übersicht bezüglich der entdeckten Häfen und Waren gewünscht - ein paar Ortsmarker und eine starre Enzyklopädie sind für ein globales Handelsnetzwerk einfach zu wenig.

Noch mehr vermisst habe ich allerdings ein kompetitives Spielelement wie ein Entdeckungswettlauf mit anderen Nationen oder Spielern. Es gibt nicht einmal verschiedene Schwierigkeitsgrade. So bleibt die Langzeitmotivation trotz variabler Weltform und New-Game-Plus-Modus überschaubar.

Wurde bewiesen, dass die Erde eine Kugel ist, wird auch die 2D-Karte zu einem 3D-Globus.
Positiv überrascht hatte mich hingegen die erste Weltumsegelung, nach der selbst die bisherige 2D-Weltkarte durch einen fortan befahrbaren 3D-Globus ersetzt wurde.

Die Spannung fehlt

Nicht weniger Lob verdient die vorbildliche Handheld-Anpassung: Im mobilen Spielbetrieb lassen sich nicht nur sämtliche Spielfunktionen wahlweise per Tasten- oder Touch-Steuerung bedienen, auch die Schriftgröße bietet beste Lesbarkeit. Darüber hinaus kann man seine Fortschritte jederzeit auf einem von 20 Speicherplätzen festhalten und das Spieltempo frei in drei Stufen regulieren, wobei die Zeit bei Menüzugriffen stillsteht, so dass auch bei größeren Flottenverbänden keine Hektik entsteht.

Fazit

In Neo Atlas 1469 kann man im scheidenden 15. Jahrhundert selbst den Beweis antreten, dass die Erde keine Scheibe, sondern eine Kugel ist. Sogar die Darstellung der Spielwelt wechselt dann von einer 2D-Karte zu einem 3D-Globus, den man mit seinen Schiffen weiterhin frei erkunden kann. Und wenn einem ein Ergebnis nicht gefällt, schickt man seine Admiräle einfach nochmal los, bis man mit den kartografierten Küstenlinien zufrieden ist. Mit entdeckten Siedlungen und Rohstoffen kann man anschließend auf simple Weise Handel treiben und neue Produkte erzeugen, während gefundene Baupläne die Produktion immer größerer und schnellerer Schiffe erlauben, die sich mit erbeuteten Zubehör zudem individuell ausstatten lassen. Der Spielverlauf ist sehr frei und gemütlich, die mobile Nutzung im Handheld-Modus vorbildlich. Auf Dauer mangelt es aber an motivierenden Herausforderungen, während Inszenierung, Lokalisierung und Übersicht zu wünschen übrig lassen.

Pro

  • freies Erkunden und Handeln
  • variable Weltkarte
  • auflockernde Nebenquests
  • vorbildliche Handheld-Anpassung

Kontra

  • geringe Langzeitmotivation
  • mangelnde Übersichtlichkeit
  • maue Inszenierung
  • nicht lokalisiert

Wertung

Switch

Gemütliches Entdeckungs- und Handelsabenteuer mit vorbildlicher Handheld-Anpassung, aber Einschränkungen bei Übersicht und Langzeitmotivation.

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