Hellblade: Senua's Sacrifice - Test, Action-Adventure, Switch, XboxOne, PC, VirtualReality, HTCVive, PlayStation4, XboxSeriesX, OculusRift

Hellblade: Senua's Sacrifice
15.04.2019, Benjamin Schmädig

Test: Hellblade: Senua's Sacrifice

Höllisch gut?

Es gibt gute Switch-Versionen: Vaporum überzeugt ebenso wie andere Umsetzungen – ich habe allerdings auch GRIP und Xenon Racer gespielt, die beide auf der Nintendo-Konsole kaum ertragbar sind. Auftritt des technisch aufwändigen Fantasy-Abenteuers Hellblade: Kann das auf Switch überhaupt funktionieren? Wir haben den Test gewagt und festgestellt, dass clevere Ideen auch bei einer reinen Umsetzung durchaus wichtig sind.

Hellblade: Senua’s Sacrifice… das war doch dieses Triple-A-Independent-Experiment von Ninja Theory. Die Briten hatten zuvor Arcade-Action wie Devil May Cry oder Heavenly Sword inszeniert – aber auch das ruhigere, stärker auf seine Charaktere fixierte Enslaved. Und ganz ähnlich wie Enslaved ist die berührende Geschichte um eine keltische Kriegerin ein sehr geradliniges, über weite Strecken ruhiges Abenteuer, dessen Erzählung aber noch stärker im Mittelpunkt steht.

Vom Himmlisches Schwert zur Klinge der Hölle

Warum mich das heute noch begeistert, was Hellblade so einzigartig macht und wieso ich auch auf Switch mit Haut und Haaren in der Zeit der Wikinger versinke, lest ihr am besten in unserem Test des auf PC und PlayStation 4 veröffentlichten Originals. In aller Kürze nur: Lasst euch diese Reise nicht entgehen! Denn Tameem Antoniades hat mit Senua eine Figur zum Leben erweckt, die weit über ihr Spiel hinauswirkt.

Im aktuellen Text soll es darum gehen, ob diese Figur auch auf Nintendos Plattform bestehen kann, wobei Entwickler-Studio QLOC (Dark Souls: Remastered, Devil May Cry: Definitive Edition) für die Umsetzung verantwortlich zeichnet. Und dem gelingt nicht nur das Modernisieren älterer Titel, sondern auch das Übertragen auf eine technisch deutlich schwächere Hardware ganz ausgezeichnet.

Weniger kann genauso viel sein!

Bemerkenswert finde ich dabei, wie gut das Spiel nicht nur ganz allgemein läuft, sondern wie sehr der Gesamteindruck dem der anderen Versionen gleicht. Denn QLOC nutzt die Ressourcen der Switch so geschickt, dass ein nahezu identisches Erlebnis entsteht. Selbstverständlich sind Auflösung und Bildraten niedriger, einige Effekte und Details wurden außerdem reduziert. In der starken Nachbearbeitung entstehen aber intensive Bilder, während der binaurale Klang Spieler mit Kopfhörern auf

Senuas Reise hat auf Switch nichts von ihrer Faszination verloren.
einmalige Art in den Mittelpunkt des Geschehens zieht.

Im Handheld-Modus fällt der gefühlte Unterschied dank des kleinen Bildschirms ohnehin geringer aus und interessant finde ich übrigens, dass beim Umschalten in den Foto-Modus die Auflösung erhöht wird, was das Aufnehmen großartiger Momente vereinfacht.

Ebenfalls interessant ist die Art und Weise, mit der QLOC das aufwändige Performance Capture von Senua-Darstellerin Melina Juergens übernimmt, welches auf PC, PS4 und Xbox One in Echtzeit abgespielt wird. Letzteres ist auf Switch nicht der Fall; stattdessen werden die Filmszenen als Videos gezeigt. Die Übergänge zwischen Echtzeit und Film sind allerdings so fließend, dass man sie beim genauen Hinsehen bemerkt. Man erkennt dann Änderungen an Auflösung und Effekten – die allerdings so geringfügig sind, dass sie keinen Bruch darstellen.

Clever umgesetzt

Immerhin haben die Entwickler nicht einfach das PC-Original auf die höchste Detailstufe gestellt, sondern die entsprechenden Sequenzen so aufgenommen, dass sie der auf Switch dargestellten Grafikqualität gleichen. Für manche Übergänge wurde Senua zwar neu platziert, um ein nahtloses Ineinanderfließen von Film und Spiel zu ermöglichen, doch das fällt nicht auf, weil es stört, sondern nur, falls man das Original kennt.

Fazit

Auch auf Nintendo Switch kann ich euch Hellblade: Senua’s Sacrifice wärmstens empfehlen. Es erzählt eine der emotional stärksten Geschichten im Bereich der Videospiele und dringt dabei in eine Materie ein, die so intensiv und glaubhaft nirgendwo sonst beleuchtet wird. Gleichzeitig ist Hellblade ein spannendes Fantasy-Abenteuer; kleine spielerische und erzählerische Längen können der eindringlichen Reise in die menschliche Psyche sowie die Abgründe menschlichen Tuns nichts anhaben. QLOC hat mit der Umsetzung ganze Arbeit geleistet und das Erlebnis in seiner Gesamtheit auf die technisch schwächere Konsole übertragen. Schön zu sehen, dass die Entwickler nicht nur das schnelle Geld gerochen, sondern dieses wichtige Spiel so ernst genommen haben!

Pro

  • technisch überzeugende Umsetzung überträgt das ursprüngliche Erlebnis verlustfrei auf Switch
  • starke Charakterstudie mit eindringlicher Darstellung innerer und äußerer Dämonen
  • plastische, fantasievolle Kulissen
  • keine Bildschirmtexte, keine Erklärungen jedes Spielelement ergibt sich aus Umgebung, Animationen, Klang und eigenem Entdecken
  • wuchtige, taktisch geprägte Kämpfe
  • überragend gute Gesichtsaufnahmen bzw. -animationen
  • ausgezeichneter Ton und Soundtrack
  • Geheimnisse laden zum Erkunden ein
  • wahlweise automatisches Anpassen des Schwierigkeitsgrads
  • Photo-Modus einschließlich rudimentärer Nachbearbeitung

Kontra

  • viele und lange Erklärungen wirken mitunter wie passives Hörbuch-Konsumieren
  • manche Rätsel dienen zu auffällig dem Strecken der Spielzeit
  • Senua findet aber keine z.B. erzählerisch interessanten Gegenstände zum Aufheben, Begutachten oder Kombinieren für Rätsel

Wertung

Switch

Eindringliche Charakterstudie und spannendes Fantasy-Abenteuer - in technisch überzeugender Form auf Nintendo Switch.

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Kommentare
Dragondeal

Wenn doch nur mehr Spiel im Spiel wäre!

Leider ist es Spielerisch wenig abwechslungsreich und vorhersehbar. Man weiß sofort wenn ein Kampf bevorsteht und die Rätsel sind auch immer die gleichen. Da helfen auch die Tolle Inszenierung und Atmosphäre wenig.
Das Problem ist, je mehr Abwechslung du reinbringst, je mehr spielerische Freiheiten etc, desto weiter entfernst du dich vom Kernthema. Wie willst du jemandem Schmerz erklären, der noch nie welchem empfunden hat, ohne ihn wenigstens ein bisschen zu zwicken? Wie willst du jemanden erleben lassen, dass eine Psychose oftmals der Kampf gegen einen immer gleichen Gegner ist, wenn du den Gegner immer wieder änderst? Ich finde die Balance hier ausgesprochen gut gelungen.

vor 4 Jahren