FAR: Lone Sails - Test, Action-Adventure, XboxOneX, PC, PlayStation4, XboxOne, Switch, PlayStation4Pro, Mac

FAR: Lone Sails
16.04.2019, Benjamin Schmädig

Test: FAR: Lone Sails

Roter Mantel auf Reisen

So viel geschieht gar nicht auf der Reise durch eine menschenleere Welt. FAR: Lone Sails (ab 13,49€ bei GP_logo_black_rgb kaufen) ist ein wunderschönes Abenteuer, das nicht im Pathos erstickt, ein Adventure, das sich nicht in Rätseln verliert. Am ehesten ähnelt es Spielen wie Journey, Inside oder Limbo - es ist auch im Test der Umsetzungen für PlayStation 4 und Xbox One viel zu schnell vorüber. Ist es die Reise trotzdem wert?

Tatsächlich dauert die Reise im Bauch des bulligen, aus Holz und Metall gebauten Walrosses, gerade mal gut zwei Stunden. Wem solche Kurzausflüge, und seien sie noch so gut, nicht zusagen, dem kann ich FAR natürlich nicht empfehlen. Allen anderen kann ich versprechen, dass sie diesen Trip kaum bereuen werden!

Eine kurze Reise ins Ungewisse

Als hätte man ein schweres Boot auf den Kopf gestellt und an zwei Mühlräder aufgehangen. Das metallene Heck hält auf ein kleines Rad gestützt das Trockenschiff im Gleichgewicht. Wie eine Dampf-Lokomotive (!) schnauft das Walross voran, wenn der rote Steuermann den Kessel einschaltet. Für Nachschub sorgen unterwegs gefundene Kisten, Fässer und anderes Treibgut.

Den Anfang macht ein Grab: eine steinerne Schräge mit dem Portrait eines Mannes. Vielleicht der Vater des roten Mantels, der von einer großen Mütze bedeckt das Haus verlässt und sich ans Steuer einer gewaltigen Okomotive stellt.

„Trockenschiff“ und „Treibgut“, weil die Reise dort entlangführt, wo mal der Grund eines großen Gewässers gewesen sein muss. Riesige Wracks überragen den Bug der Okomotive dort um das Dreifache. Solche und andere Bilder beschreiben auf beeindruckende Art eine Welt, die zerstört und verlassen wurde.

Manchmal stößt das Walross an das Tor einer eisernen Mauer. Dann muss der kleine Steuermann sein Schiff verlassen, in einen Fahrstuhl steigen, eine Brücke aktivieren und am anderen Ende das Tor öffnen. Dann wetzt er zurück in den Bauch des Walrosses, hängt ein frisch gefundenes Fass an einem Haken auf, damit es nicht umher poltert, schleppt eine Kiste zu dem

FAR bezaubert auch auf den Konsolen mit starken Bildern und einer emotionalen Geschichte.
Umwandler, der Treibgut zu Treibstoff verarbeitet und lässt den Kessel wieder dampfen.

Kleine Hände, große Wirkung

Später muss er sein Boot ein Stück weit ziehen. Dafür greift er sich den Abschlepphaken, befestigt ihn an einem festen Gegenstand und aktiviert die Winde. Außerdem braucht die Okomotive Pflege: Brennt das Segel, läuft er mit einem Löschschlauch an Deck. Ist der Umwandler defekt, bringt er ein Werkzeug dorthin.

Der rote Mantel, er... man arrangiert sich mit dem ungewöhnlichen Zuhause. Jeden Handgriff, selbst die Bremse, führt man selbst aus. Und man genießt die Augenblicke, in denen der bullige Gefährte mit Wind im Rücken ganz von alleine in einen bildschönen, menschenleeren Sonnenaufgang rollt. Einer der schönsten Momente in Journey ist das lange Hinabgleiten über den von der Abendsonne goldrot getränkten Sand, zu den traurigsten gehört das Erfrieren des Schals – das ist die Art der Emotionen, von denen die Reise mit dem Walross erzählt, bevor sie zu einem weniger metaphorischen, aber ähnlich gelungenem Ende führt.

Ein Schüler der Besten

Fazit

Inspiriert von Journey, Limbo und anderen Abenteuern besticht FAR: Lone Sails auch auf PlayStation 4 und Xbox One mit bezaubernd leiser Musik und starkem Artdesign – nicht nur oberflächlich, sondern weil es mit ausdrucksvollen Bildern vielsagende Geschichten erzählt. Die fast monochrome Kulisse hinterlässt auch deshalb einen bleibenden Eindruck, weil man nicht nur hindurch spaziert, sondern das lebenswichtige Gefährt von Hand betreibt, es betankt, ausbaut, repariert und Momente genießt, in denen die idyllische Einsamkeit wie ein beseelter Traum vorbeizieht. Nach nicht einmal drei Stunden ist die wundervolle Reise allerdings vorüber und es gibt Momente, in denen wollte ich manche der Schauplätze länger und spielerisch sinnvoller erkunden. Abgesehen davon gehört das Abenteuer des kleinen Mantels an Bord des mächtigen Walrosses aber zu den schönsten, die ich in den letzten Jahren erlebt habe!

Pro

  • lebendige Bildsprache und ausdrucksstarkes Artdesign
  • gefühlvoller, unpathetischer Soundtrack
  • ereignis- und abwechslungsreiche Reise
  • manuelles Betreiben und Instanthalten des großen Vehikels
  • kleine Rätsel lockern die Fahrt auf
  • hält jeden Speicherpunkt dauerhaft einzeln fest

Kontra

  • mit gut zwei Stunden sehr kurzes
  • und spielerisch auch sehr überschaubares Abenteuer

Wertung

PlayStation4

Bildstarke und emotionale Reise durch eine menschenleere Apokalypse.

XboxOne

Bildstarke und emotionale Reise durch eine menschenleere Apokalypse.

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