Dungeon of Dragon Knight - Test, Rollenspiel, PC

Dungeon of Dragon Knight
12.07.2019, Jens Bischoff

Test: Dungeon of Dragon Knight

Dungeon-Crawler alter Schule

Mit Dungeon of Dragon Knight will HexGameStudio die Tradition klassischer Dungeon-Crawler wie Dungeon Master, Black Crypt oder Eye of the Beholder wieder aufleben lassen. Wie gut ihnen das gelungen ist, klärt der Test.

Nachdem das eigene Heimatdorf von Orks geplündert und niedergebrannt wurde, fliehen vier Überlebende in einen nahen Wald, wo sie nach langen Strapazen auf eine Frau treffen, die sie einlädt, sich in ihrer Hütte auszuruhen.

Heldenwahl: Man kann zwischen vorgefertigten oder selbst kreierten Charakteren wählen.
Doch als sie eintreten finden sie keinen Schlafplatz für die Nacht, sondern den Eingang zu einer Höhle, in deren Tiefen ein Drachenritter die Tore zur Hölle öffnen will, was das Ende der Welt bedeuten würde. Und so steigen die vier trotz ihrer Erschöpfung tapfer hinab in ein altes Labyrinth voller Gefahren und Monster.

Vom Regen in die Traufe

Zuvor kann man sich allerdings entscheiden, ob man lieber mit vier vorgefertigten oder vier selbst erstellten Helden die Welt retten möchte. Der integrierte Charaktereditor lässt einem die Wahl zwischen vier Rassen (Mensch, Zwerg, Elf, Drachenblut) und fünf Klassen (Krieger, Waldläufer, Magier, Kleriker, Kriegsherr). Zudem kann man Name, Gesinnung und Porträtbild wählen sowie über die anfänglichen Charakterwerte und -fähigkeiten mitbestimmen.

Auch später kann man bei jedem Stufenaufstieg einen Charakterwert wie Stärke, Konstitution, Geschick, Intelligenz, Weisheit oder Charisma sowie einen Fähigkeitsbereich seiner Wahl verbessern und so trotz überschaubarer Möglichkeiten individuelle Helden formen.

Die schrittbasierten Kämpfe gegen die durchaus ansehnlichen Gegner finden in Echtzeit statt.
Werden bestimmte Stufen eines Fähigkeitsbereichs gemeistert, erhält man neben generellen Verbesserungen des Bereichs auch Zugang zu neuen Angriffsformen, Zaubern oder Spezialtalenten.

Die Kämpfe gegen mutierte Ratten, Insekten, Untote und andere Kreaturen sind klassisch gestrickt und finden in Echtzeit statt, während man Schritt für Schritt durch die unterirdischen Gemäuer zieht. Man kann waffenspezifische Angriffe ausführen, die Formation ändern, manuell ausweichen, sich hinter Türen verbarrikadieren oder Gegner in Fallen locken, damit sie von Feuerbällen geröstet, von Stacheln durchbohrt oder von Fallgruben verschluckt werden. Dabei muss man natürlich auch selbst aufpassen, nicht Opfer einer Falle oder eines Hinterhalts zu werden.

Zu den Waffen

Eine gute Beobachtungsgabe kann aber nicht nur böse Überraschungen vermeiden, sondern auch beim Bewältigen von Hindernissen helfen. Und die sind zum Teil wirklich verzwickt. Oft kommt nur wer ganz genau hinschaut, hinhört, deduziert und experimentiert weiter. Der anfangs gewählte und später auch nicht mehr änderbare Schwierigkeitsgrad bestimmt aber lediglich die Stärke der Monster und des Hungers, nicht die der Rätsel, die einem sowohl jede Menge Frust als auch Befriedigung bescheren können. Wer's gern knifflig mag, kommt definitiv auf seine Kosten.

Wenig befriedigend ist hingegen die erzählerische Seite, die von den Entwicklern die meiste Zeit des Spiels völlig vernachlässigt wird.

Zauber werden wie in Dungeon Master durch das richtige Kombinieren von Runen gewirkt.
Auch die englischen Sprecher kommen nur selten zum Einsatz, während die deutsche Lokalisierung alles andere als fehlerfrei ist. Immerhin hat man mit Tetsuya Shibata (Devil May Cry, Resident Evil, Monster Hunter) einen namhaften Komponisten für die musikalische Untermalung verpflichten können, die aber ebenfalls eher im Hintergrund bleibt.

Zu viel Schweigen

An der klassischen Steuerung per Maus und Tastatur gibt’s bis auf Kleinigkeiten beim Item- und Zaubermanagement nicht viel auszusetzen. Das runenbasierte Zaubersystem erinnert an das von Dungeon Master, bietet aber keine Stärkegrade und lediglich zweistufige Kombinationsmöglichkeiten. Eine Controller-Unterstützung gibt’s nicht. Dafür aber eine praktische Automap mit Notizfunktion, sofern man nicht im optional aktivierbaren Oldschool-Modus spielt.

Neben versteckten Schaltern, Hebeln, Bodenplatten, Falltüren, Teleportern und Co. gibt es auch immer wieder die Möglichkeit, seine Auftraggeberin aufzusuchen, um Ausrüstung und Gebrauchsgegenstände zu kaufen, wie Heil- und Manatränke oder Fackeln gegen die Dunkelheit und Nahrungsmittel gegen den Hunger.

Hin und wieder führen lilafarbene Portale in eine Taverne, in der man sich nicht nur mit Fackeln, Tränken und Nahrung, sondern auch mit neuer Ausrüstung eindecken kann.
Verkäufe und Zwischenlagerungen sind ebenfalls möglich. Zudem kann man, wenn gerade keine Gegner in der Nähe sind, überall rasten, um die natürliche Lebens- und Manaregeneration zu beschleunigen.

Ab in die Kneipe

Die grafische Präsentation ist eher unspektakulär. Zwar gibt es durchaus ein paar ansehnliche Monsterdesign und Beleuchtungseffekte, aber insgesamt wirkt die Technik doch recht antiquiert. Zudem gibt es hier und da unschöne Bugs, die einen zum Beispiel bei Stockwerkswechseln in falsche oder gar fehlerhafte Levels führen oder Gegner aus meterdicken Mauern heraus angreifen lassen. Löblich ist wiederum der integrierte Level-Baukasten mit Steam-Workshop-Anbindung, auch wenn der in punkto Bedienkomfort und Zugänglichkeit noch zu wünschen übrig lässt.

Fazit

Dungeon of Dragon Knight weckt tatsächlich Erinnerungen an Rollenspielklassiker wie Dungeon Master und Black Crypt oder jüngere Vertreter wie Legend of Grimrock und Vaporum. Allerdings reicht es trotz vertrauter Parallelen nicht an deren Klasse heran. Den Mangel an eigenen Ideen werden Genreliebhaber vermutlich noch am ehesten verschmerzen. Doch auch erzählerisch werden einfach zu wenige Akzente gesetzt, während die Inszenierung unspektakulär, Technik und Lokalisierung holprig wirken. Auch der integrierte Level-Editor ist nicht gerade ein Beispiel für Bedienkomfort und Zugänglichkeit. Trotzdem wurde ich während meiner Streifzüge durch die mehr als ein Dutzend unterirdischen Labyrinthe ordentlich unterhalten, was vor allem den teils wirklich kniffligen Rätseln und der individuellen Charakterentwicklung zuzuschreiben ist.

Pro

  • knifflige Rätsel
  • individuelle Charakterentwicklung
  • inklusive Level-Editor...

Kontra

  • kaum Story-Elemente
  • durchwachsene Technik und Lokalisierung
  • ...der aber sehr sperrig wirkt

Wertung

PC

Solider Dungeon-Crawler alter Schule mit teils kniffligen Rätseln.

Echtgeldtransaktionen

Wie negativ wirken sich zusätzliche Käufe auf das Spielerlebnis, die Mechanik oder die Wertung aus?

Gar Nicht
Leicht
Mittel
Stark
Extrem
  • Es gibt keine Käufe.
Kommentare
TestABob

Grundsätzlich sind mir die Crawler der Neuzeit zu Rätsel lastig. Ich würde mir mal einen wünschen mit leichten Rätseln und wirklich harten Kämpfen.
Dann wäre "Aeon of Sands" auf hard vielleicht was für Dich.

Also falls Dich 2d nicht abschreckt und Du eine bisschen offenere Welt, ne Story und paar neue Ideen magst. Vorteil wäre hier auch richtiges gridbased walking ohne dieses zeitverzögernde Tile zu Tile gefahre der "modernen" 3D Crawler.

vor 5 Jahren
cosmo76

Bin nach diesen Fakten auch hin- und hergerissen. Ich liebe Dungeon Crawler, und der Preis ist ja schon fast geschenkt auf Steam. Aber genau das habe ich dann auch bei dem Preis gedacht: Na wie gut und wirklich durchdacht ist das Ganze? Imo hat Legend of Grimrock die Messlatte sehr weit oben angelegt und steht für mich immer noch mit Teil 2 an der Spitze, der Neuzeit Dungeon Crawler.

Seit LOG 2 warte ich vergeblich auf den nächsten richtig guten Crawler.
Operencia: The Stolen Sun fand ich persönlich besser als LoG2. Hat hier im Test auch 85% bekommen. Gut die Kämpfe sind rundenbasiert und zu einfach, aber Spaß hat es trotzdem gemacht und kann ich empfehlen. Das Spiel ist auch im MS Game Pass enthalten, kostet also praktisch nur ein Euro, wenn man es in einem Monat durch hat und dann wieder kündigt. Auf Steam kommt es glaube ich erst nächstes Jahr, muss man dann halt selber wissen, ob man Vorbehalte gegen die neuen Abo Modelle hat oder nicht. Oder man kauft es für 25 Euo im Epic Store...
Grundsätzlich sind mir die Crawler der Neuzeit zu Rätsel lastig. Ich würde mir mal einen wünschen mit leichten Rätseln und wirklich harten Kämpfen.

vor 5 Jahren
Solon25

Ich hatte neulich mal "Ruzar - The Live Stone" 5 Std. angespielt. Ist zwar nur mit 1 Charakter, war aber soweit nicht schlecht.

Diesen Dungeon Crawler hab ich auch im Blick. Kostet ja nicht viel. Mal schauen..

vor 5 Jahren
TestABob

Sorry, aber so einem generischen Crawler ne 70 zu geben!?

Selbst der Name ist absolut unkreativ!

Echt ey...und „Aeon of Sands“ straft Ihr so ab. Ich glaubs nicht!

Und ja, ein Stück weit ist auch die Verklärung dabei, Spiele von früher in der Masse als besser einzustufen, gegenüber heutigen Dungeon Crawlern. Bspw. waren die Spiele früher frischer, heute kennst du die Mechaniken.
Dem stimme ich zu. Weswegen ich nicht verstehe das solche immer gleichen Ideenlosen Crawler ne 70% bekommen. Da gibts es bedeutend kreativere neue!

Der Author scheint aber gefangen in seinen Vergleichen mit Black Crypt und Dungeon Master.

vor 5 Jahren
greenelve

aber trotzdem gab es in der alten Zeit irgendwie mehr gute Crawler in kürzerer Zeit (oder verklär ich das jetzt auch schon wieder?).
Kommt drauf an. Heute gibt es auch Dungeon Crawler wie Labyrinth of Refrain: Coven of Dusk oder Ettrian Odyssey. Früher gab es noch die Ishar Trilogie und andere RPGs, die unter Dungeon Crawler fallen. Selbst das erste Elder Scrolls, Arena, war im Spielverlauf ein guter Teil Dungeoncrawler. Allein das ist eine Frage der Perspektive auf das Genre.

Früher waren Entwicklungszeiten geringer und Studios konnten mehr Ableger heraushauen. Und ja, ein Stück weit ist auch die Verklärung dabei, Spiele von früher in der Masse als besser einzustufen, gegenüber heutigen Dungeon Crawlern. Bspw. waren die Spiele früher frischer, heute kennst du die Mechaniken.

vor 5 Jahren